Wie Sotheby
Das Auktionshaus Sothebys und eBay, starten einen erneuten Versuch den Kunstmarkt im Internet gemeinsam zu erobern. Das Ziel sind Liveauktionen. Wie diese realisiert werden sollen und welche Rolle dabei Invaluable.com spielt erfahren sie im folgenden Beitrag.

Kunsthandel & Kunstauktionen - liegt im Onlinegeschäft die Zukunft?

Kunst und Antiquitäten ist schon lange kein reines Offline-Geschäft mehr. Die verschiedensten Online-Aktivitäten der letzten Jahre haben gezeigt, dass nun auch im Kunstmarkt online Geld verdient werden kann. Die in dieser Woche bekannt gegebene Partnerschaft zwischen dem Auktionshaus Sotheby's und eBay ist das jüngste Beispiel. Und obwohl sich beide Unternehmen mit dem Versuch Kunst online zu verkaufen, schon ordentlich verbrannt und Geld verloren haben, starten sie einen neuen Versuch.

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Im Dezember letzten Jahres meldete Artinfo24, das es Anzeichen für einen Einstieg von eBay in den Online-Kunstmarkt gibt. Grund war die Beratungstätigkeit von Josh Baer, Herausgeber des Kunstmarkt-Newsletters "Bär Faxt" und John Maeda (Präsident der Rhode Island School of Design). Und dann ist da noch Invaluable.com (früher Artfakt.com). Bis 2009 war eBay noch Partner des Unternehmens, stieg dann aber aus. Im Mai 2014 meldeten beide Unternehmen eine erneute Zusammenarbeit. Und so könnte Invaluable.com, bzw. deren Technologie der Schlüssel für die Zusammenarbeit von Sotheby's und eBay werden. Denn im Zuge der Umfirmierung von Artfakt.com zu Invaluable.com hat sich das Unternehmen rund 34 Mio. Dollar gesichert. Dieses Kapital soll zur Expandierung und für den raschen Ausbau seiner Liveauktions-Software genutzt werden.

Sotheby's eBay Kooperation
Ingografik zur Kooperation zwischen Sotheby's und eBay, Quelle: ebayinc.com 2014

Die Gründe + Erwartungen der Sotheby's / eBay Partnerschaft

Für beide Unternehmen wird es darum gehen nicht die Fehler ihres Engagements zum Ende 1990er bzw. Anfang der 2000er Jahre zu wiederholen. Sotheby's stellte für sein damaliges Online-Experiment rund 200 neue Mitarbeiter ein. Das Projekt scheiterte kläglich. Nach Unternehmensangaben machte man zwischen 1999 und 2003 fast 150 Millionen Dollar Verlust. 1999 kaufte eBay das in San Francisco ansässige Auktionshaus Butterfield für 260 Millionen Dollar. Auch dieses Investment fruchtete nicht und man gab das Unternehmen wenig später an das Londoner Auktionshaus Bonhams zu einem wesentlich geringeren Preis wieder ab.

Sotheby's steht unter Druck. Der ewige Konkurrent Christie's scheint nach Umsätzen gesehen, langsam zu enteilen. Dann ist da noch Hedgefonds-Milliardär Daniel S.Loeb, der mittlerweile selbst und zwei weiteren Vertrauten im Vorstand von Sotheby's sitzt. Sein Aktienanteil wird auf rund 15 Prozent geschätzt. Im Zuge seines Einstiegs übte Daniel S.Loeb massiven Druck auf den bisherigen Vorstand auf und kritisierte das Unternehmen u.a. dafür den Onlinetrend komplett verschlafen zu haben. Die neue Onliestrategie von Sotheby's könnte also auch durch Hedgefonds-Manager initiiert worden sein.

Ziel ist das mittlere Preissegment
Die Partnerschaft von Sotheby's und eBay wird sich wohl vorerst auf das mittlere Preissegment von $ 5.000 bis $ 100.000 konzentrieren. Den meisten Umsatz machte das Auktionshaus bisher allerdings im Bereich von $ 50.000 bis $ 5.000.000. Ob und wie viele Käufer in diesen Preisregionen für Onlineauktionen geworben werden können, bleibt erst einmal abzuwarten. Immerhin verkaufte Sotheby's im April eine Ausgabe von "The Birds of America" (John James Audubon) für 3,5 Millionen US-Dollar. Und dies bei einer Online-Liveauktion.

Für eBay wird es darum gehen endlich im Luxusgüter-Bereich Fuß zu fassen. Nach eigenen Aussagen verkauft das Unternehmen bereits jetzt schon jeden Tag rund 3500 Objekte mit je einem Wert von über 5000 Dollar. Wie viele davon aber dem Luxusgüter-Segment zugerechnet werden können, bleibt unklar. Für Sotheby's dürften die zusätzlichen rund 145 Millionen Nutzer (weltweit) von eBay interessant sein. Andrew Gully, Kommunikationsverantwortlicher von Sotheby’s gibt sich da schon sehr optimistisch:
"Wenn nur ein Prozent der Käufer auf eBay unsere Auktionen sehen, sind das 1,45 Millionen mehr Leute."

Wann startet die Sotheby's / eBay Kooperation offiziell?

Ab dem Herbst 2014, spätestens aber Anfang 2015 soll die gemeinsame Plattform starten. Dass die Sotheby's Live-Auktionen nicht wie die herkömmlichen eBay-Anzeigen aussehen werden, dürfte klar sein. Die Lots und das Angebot soll mit Videos, großen Bildern und einem Magazin angereichert werden. eBay dürfte für jedes versteigerte Lot eine Kommissionsgebühr von Sotheby's erhalten. Wie hoch diese sein wird, ist bisher nicht bekannt.

Der Online-Kunstmarkt im Überblick

Sotheby's Onlinestrategie scheint zwingend notwendig zu sein. Denn nicht nur die etablierten Auktionshäuser wie Christie's oder Phillips gehören zur Online-Konkurrenz, sondern auch reine Onlineangebote wie Paddle8, Auctionata, Artnet, Artprice, Artsy, Artspace, Amazon-Art oder 1stdibs.com gehören zur neuen Konkurrenz. Viele der genannten Unternehmen wurden in jüngerer Vergangenheit immer wieder mit neuen Finanzierungsrunden in Millionenhöhe ausgestattet. Im Bereich Live-Auktionen könnte Auctionata ein ernst zunehmender Rivale werden. Die in Berlin ansässige Firma sammelte im April weitere 21,5 Millionen Euro ein. Auctionata konnte mittlerweile 75.000 Kunden aus über 100 Ländern ansprechen. Der Umsatz lag 2013 bei rund 12 Millionen Euro. Mit den 17 Live-Auktionen im Internet, die im ersten Quartal 2014 bereits durchgeführt wurden, konnte ein Nettoumsatz von EUR 4,6 Mio. erzielt werden.

Online Art Trade Report 2014
Infografik zum Online Art Trade Report 2014. Die Kunstmarktstudie zum Online-Kunsthandel als PDF heruntergeladen werden (siehe unten Links zum Thema). Grafik: "Art Trade Report 2014" Hiscox & ArtTactic, Auszüge durch Artinfo24 zusammengestellt

Wie groß ist der Online-Kunstmarkt?
Kunst kaufen im Internet scheint immer beliebter zu werden. Zum Umsatzvolumen gibt es unterschiedliche Angaben, aber einen einheitlichen Trend. Und dieser zeigt nach oben. Im letzten TEFAF-Report von 2013 wird der weltweite Umsatz von Kunst und Antiquitäten der online erzielt wird auf rund 2,5 Prozent des Gesamtumsatzvolumens geschätzt. Man spricht von rund 2,5 Milliarden Dollar. Laut TEFAF-Report könnte der Online-Marktanteil um 25 Prozent jährlich steigen. Ähnliche Zahlen gibt es auch im "Online Art Trade Report 2014" zu lesen, einer Studie des Versicherungsexperten Hiscox und dem Kunstmarkt-Analyseunternehmen ArtTactic. Im Jahr 2013 soll der Anteil an online verkaufter Kunst und Antiquitäten bei rund 1,57 Milliarden Dollar gelegen haben. Für das 2018 prognostiziert die Studie einen Marktanteil von 3,76 Milliarden Dollar.

In den kommenden Monaten und Jahren wird es zu einem Expansions- und Verdrängungskampf der verschiedenen Marktteilnehmer kommen. Ein künftiger Global Player im Online-Kunstmarkt ist z. Zt. noch nicht auszumachen. Ob die Sotheby's / eBay Kooperation die richtige Strategie ist, bleibt abzuwarten. Marktplatzmodelle, die in anderen Branchen hervorragend funktionieren, sind nicht 1:1 auf den Kunstmarkt übertragbar.
Links und Quellen zum Thema:
- A Warhol With Your Moose Head? Sotheby’s Teams With EBay (nytimes.com)
- Invaluable.com: Was steckt hinter Ebays Deal mit Sotheby’s? (excitingcommerce.de)
- Sotheby’s geht mit Ebay - Adieu Noblesse, willkommen Massenpublikum (faz.net)

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