Ort: Kunstraum München bis: 2019-03-24
Künstler: Philipp Messner
Thema: Unter dem Titel „Darkness loves to hide“ zeigt der Kunstraum München im Februar und März eine Auswahl von Magnet-Arbeiten des Bildhauers Philipp Messner. Diese verhandeln nicht nur den Wandel des Individualitätsbegriffs zu Beginn des digitalen Zeitalters (Stichwort: Kontrolle), die menschgemachte Veränderung seiner Umwelt (Stichwort: Anthropozän) oder die Brüchigkeit politischer Systeme (Stichwort: Populismus), sondern sind auch als formale Gebilde hoch aufgeladen, transitorisch und fluide, monochrom und morphologisch, dunkel und semimatt, absorbierend und amorph, pelzig und rau.
Ort: Kunstraum München bis: 2019-02-10
Künstler: Mathias R. Zausinger Manuela Unverdorben Annemarie Thiede Valerie Tevere Hemant Sreekumar Sasker Scheerder Tom Roe Angel Nevarez Lorenz Mayr Mareike Maage Tetsuo Kogawa Galen Joseph-Hunter free103point9 u.a.
Thema:
Ort: Kunstraum München bis: 2018-08-04
Künstler: Peter Maffeis, Martina Riecher, Farkhondeh Shahroudi
Thema: Zwischen Juli und August 2018 findet in München EN PLEIN AIR statt, eine dreiteilige Performance-Reihe im öffentlichen Raum. Die Performances werden im naturnahen Stadtraum und in Parkanlagen inszeniert. Für die Realisierung dieses Projekts wurden drei internationale Künstler*innen eingeladen: Peter Maffeis (Italien), Martina Riecher (Deutschland) und Farkhondeh Shahroudi (Iran). Im Zentrum ihrer performativen Arbeiten steht die Interaktion mit den Passantinnen und Passanten, die zur Teilnahme und Interaktion aufgefordert werden. Dem Publikum die Möglichkeit zu geben, in das Geschehen einzugreifen und es aktiv mitgestalten zu können, ist ein grundlegendes Element ihrer Performance-Praxis. In den Arbeiten werden aktuelle gesellschaftliche Thematiken reflektiert. Die Fragen, mit denen sich die Künstler*innen und Publikum beschäftigen, handeln und von Freiheit und Einschränkung, von Spiel und Restriktion. Allen Arbeiten liegt eine zentrale Frage zugrunde: Wo liegt die Grenze zwischen Utopie und Wirklichkeit im heutigen Europa?
Ort: Kunstraum München bis: 2018-05-06
Künstler: Hlynur Hallsson
Thema: Der isländische Konzeptkünstler Hlynur Hallsson sprüht dreisprachig seine scheinbar einfachen Botschaften für ein besseres gesellschaftliches Miteinander oder Kommentare zum örtlichen Umfeld an alle Wände des Kunstraums. Seit 2002 sind über 20 dieser Textprojekte in Dänemark, Deutschland, Island, Japan, Kroatien, Schweden und den USA realisiert worden. Geschrieben wird in seiner isländischen Muttersprache, englisch als der beherrschenden Verkehrssprache und der Sprache am Ausstellungsort. Die Hyperautentizität der Versalien, ihr farblicher Dreiklang und ihre raumbezogene Anordnung gepaart mit Gespür für semantische Besonderheiten und Absurditäten, dürfen als aktueller Beitrag konkreter Poesie gelesen werden, deren tragische Erkenntnisse humorvoll gestützt werden.
Ort: Kunstraum München bis: 2017-10-15
Künstler: TImm Ulrichs
Thema: Timm Ulrichs’ (*1940) vielgestaltiger und international rezipierter Ansatz bewegt sich in den Bereichen Neo-Dada, Konzeptkunst, Body-Art, Grafik und Installation/Environment. Sein umfangreiches Œuvre ließ Peter Weibel (ZKM) sagen, Ulrichs sei „einer der größten und prototypischsten Künstler des 20. Jahrhunderts“. Man darf ohne Übertreibung feststellen, dass die kunsthistorische Würdigung seines äußerst umfangreichen Werkes bereits eingesetzt hat und sich zeigt, wie viele seiner Arbeiten Einfluss auf andere Künstler hatten und haben. Seine Arbeiten sind immer auch an die Person Timm Ulrichs gebunden, nennt er sich doch selbst seit Ende der 1950 Jahre „Totalkünstler“. Für sein Projekt „Vorsicht, Glas!“ im Kunstraum München realisiert, modifiziert und reinszeniert Timm Ulrichs u. a. zwei akustische Arbeiten, die sich diesem zerbrechlichen Werkstoff audiovisuell widmen. Der Künstler sagt, er habe keine spezifische Affinität zum Werkstoff und Material Glas, vielmehr habe jedes Material spezifische Eigenschaften, die sein Interesse wecken. Glas wohne das Paradoxon inne, dass es uns im Alltag ständig begegnet als Fenster, Gefäß, Scheibe (zum Schutz für Kunstwerke), sich aber stofflich versucht, rar zu machen, unsichtbar sein will. Ein Stoff ohne Eigenschaften, der selbst nicht in Erscheinung treten will, gleichzeitig undurchlässig und transparent und trotz relativer Weichheit fest in der Erscheinung. Der Kurator der Ausstellung Alexander Steig führt am 15. Oktober 2017 um 15 Uhr ein Künstlergespräch mit Timm Ulrichs
Ort: Kunstraum München bis: 2017-03-15
Künstler: David Adjaye, Kossi Aguessy, Karo Akpokiere, Kader Attia, Nora al-Badri & Jan Nikolai Nelles, Black Coffee, Paolo Cascone, Cladlight, Sonya Clark, Matali Crasset & Bulawayo Home Industries, Cucula, Cheick Diallo, Dokter and Misses, Formafantasma, Front & the Siyazama Project, Fundibots, Eric van Hove, Yinka Ilori, Jean Katambayi Mukendi, Wanuri Kahiu, Markus Kayser, Lumkani, Abu Bakarr Mansaray, Haldane Martin, Michael MacGarry, Ernst May, Emo de Medeiros, Vincent Michéa, Laduma Ngxokolo, Palash Singh for STEP/The New Basket Workshop, Simone Post, Rethaka, Studio Sikoki, Kër Thiossane, Fatimah Tuggar, Obiora Udechukwu, Marjorie Wallace for Mutapo Pottery, Jules Wokam.
Thema: Im Zentrum der Ausstellung Flow of Forms/Forms of Flow stehen Gestaltung und Designpraxen in Afrika. Formfindungen (Forms) werden als Resultate eines wechselseitigen Austausches zwischen Afrika und Europa, aber auch zwischen alltäglichen und älteren gestalterischen Grundlagen (Flows) betrachtet. Damit schließt die Ausstellung an den Global Turn in den Kunst- und Designwissenschaften an: Designgeschichten global zu verorten bedeutet einerseits von Gestaltung als einer überall anzutreffenden Praxis auszugehen, andererseits verbindet sich damit auch eine kritische Haltung gegenüber dem eurozentristischen Blick, der oftmals bis heute von simplen Dichotomien von traditionell – modern, handwerklich – industriell, formell – informell geprägt ist. Anstelle einer einseitig (westlich) geschriebenen Designgeschichte entstehen somit vielfältige Designgeschichten.
Ort: Kunstraum München bis: 2016-11-27
Künstler: Arturo Hernández Alcázar
Thema: Die Ausstellung Falling Remains im Kunstraum München zeigt die aktuelle Arbeit des mexikanischen Künstlers Arturo Hernández Alcázar. In seiner Ausstellung erforscht der Künstler die Natur von Kollaps, Kollision und Transformation, die durch die bestehenden Krisen im ökonomischen, sozialen und politischen System bedingt sind. Nach Alcázar wohnt allem, das mit der Idee eines Fortschritts verbunden ist, von der architektonischen Form bis zum einfachen Alltagsobjekt, Instabilität, Zerstörung und Transformation inne. Die Verwendung von Material mit Spuren von Erosion, Explosion, Pulverisierung, Zerstörung, Fragmentierung, Schmelzung und Demontage ist fundamentales Merkmal seines Schaffens. Alcázars Arbeit ist eine ständige Suche nach den Hinterlassenschaften von wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten. Seine Arbeiten bestehen daher aus von ihm gefundenen oder gesammelten Objekten, die er an verschiedenen Orten, in anderen Kontexten und Situationen wiederverwendet wie: zurückgelassenes Werkzeug entlassener Arbeiter; Fotografien zusammengebrochener Konstruktionen; Archive unleserlicher Zeitungen; geschmolzenes recyceltes Metall. Durch ständig neue Kombinationen, Hinzufügungen oder Wegnahmen des Materials, erhalten die Installationen immer wieder eine neue Gestalt. Seine unbeständigen, unfertigen und temporären Skulpturen, Sammlungen und Soundinstallationen bilden eine kritische Stellungsnahme zu gegenwärtigen und vergangenen Verhältnissen. In München wird eine neue, ortsspezifische Arbeit entwickelt werden sowie ein Künstlerbuch in Kooperation mit Antena Ediciones speziell zu dieser Ausstellung herausgebracht.
Ort: Kunstraum München bis: 2016-10-09
Künstler: Anna Witt und Mykola Ridnyi
Thema: Die Ausstellung „Hang zum Konflikt“ im Kunstraum stellt zwei künstlerische Positionen gegenüber, die aus unterschiedlichen Perspektiven alternative Erzählformen zur gängigen Geschichtsschreibung entwerfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Werte ebenso wie das Konfliktpotential einer demokratischen Gesellschaftsordnung. Für „Hang zum Konflikt“ lud die in Wien lebende Künstlerin Anna Witt den ukrainischen Künstler Mykola Ridnyi ein, einige seiner Filme den ihren gegenüberzustellen, um so einen unmittelbaren künstlerischen Dialog zu evozieren. Für beide spielt die Auseinandersetzung mit Gewalt eine wichtige Rolle, insbesondere in einem soziopolitischen Kontext. Während Witt sich dem Thema über die Metaebene der medialen Wahrnehmung von Konflikten nähert, beschäftigen sich Ridnyis Arbeiten oftmals mit direkten Erfahrungen von Gewalt.
Ort: Kunstraum München bis: 2016-07-24
Künstler: Carmen Dobre
Thema: Carmen Dobre-Hametner (*1978 in Bolintin-Vale, Rumänien) ist im Kunstraum München mit ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland zu sehen. Die Künstlerin zeigt ihre Arbeit Consuming History in vervollständigter Form. Erstmals waren Auszüge der fotografischen Serie 2015 während der 56. Biennale di Venezia in der Neuen Galerie des Rumänischen Kulturinstituts am Campo Santo zu sehen. Insgesamt 24 Fotografien in Leuchtkästen evozieren ein kinematographisches Panorama, das auf den ersten Blick eine Geschichte oder vielmehr Geschichte aus vergangener Zeit erzählt. Bei der genaueren Betrachtung erfahren die Bilder, die im winterlichen Litauen entstanden sind, und Männer und Frauen in sowjetischen Uniformen sowie scheinbar Gefangene eines Lagers zeigen, einen Bruch. Zu stark scheint die uniformierte Ärztin geschminkt, zu theatral ihr Auftreten. Der Betrachter gerät in ein merkwürdiges Zwischenstadium zwischen Realität und Fiktion. Das Projekt dokumentiert eine partizipative Show, die in einem ehemaligen sowjetischen Bunker in der Nähe von Vilnius, Litauen stattfindet, wo ein Team von Schauspielern für Einheimische und ausländische Touristen das traumatische Leben während der kommunistischen Diktatur inszeniert. Die Besucher sollen dabei in einzelnen Stationen eine Propaganda-Sitzung, ein KGB-Verhör, eine rudimentäre medizinische Untersuchung, die Abnahme von Fingerabdrücken und Ansätze einer militärischen Ausbildung erleben, und können dann in einem kommunistischen Geschäft einkaufen und eine typische kommunistische Mahlzeit zu sich nehmen. Die Erlebnisshow verbindet aggressive Momente mit humoristischen Szenen, um dem Nervenkitzel ein Unterhaltungsmoment entgegenzusetzen. Die Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Schrecken der sowjetischen Vergangenheit werden unter dem Versuch Geschichte in konsumfreundliche Happen zu verpacken, begraben. Im Survival Drama (so der Name der Show) wird Geschichte zur touristischen Attraktion. Eine zentrale Frage von Carmen Dobre-Hametners Werk ist die Ambiguität von Realität und ihre fiktionale Dimension. Sie greift Begebenheiten aus der wirklichen Welt auf und hält sie in ihren Fotografien auf eine solche Art fest, dass der Betrachter mit ihnen als Fiktion konfrontiert wird. Es drängt sich in diesem Fall eine Infragestellung von Geschichtsschreibung auf und zugleich wird eine gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit deren Umgang in Form einer Freizeitunterhaltung angestoßen. Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth.
Ort: Kunstraum München bis: 2016-06-19
Künstler: Jens Kabisch
Thema: Brauchen egalitäre Gemeinschaften Bilder? Ersinnt die Bergpredigt – als Vision einer dieser Gemeinschaften radikaler Gleichheit und Freiheit – ein ›Inkarnat‹ des politischen Körpers? Und wie können wir eine Ästhetik des Miteinanders denken? Das Projekt von Jens Kabisch stellt Fragen nach der politischen und ethischen Dimension des Bildes und des Bildlosen.
Ort: Kunstraum München bis: 2016-05-01
Künstler: Monika Kapfer/ Cora Piantoni
Thema: Monika Kapfer wurde 1970 geboren. Sie lebt und arbeitet in München. Cora Piantoni wurde 1975 geboren. Sie lebt und arbeitet in München und Zürich. Beide verbindet, dass sie in München in den 1990ern an der Akademie der Bildenden Künste studiert haben und dass für sie in dieser Zeit der Kunstraum München ein wichtiger Impulsgeber sowie Ort des Austausches war. Sie haben nun auf der Grundlage von Nachforschungen im Archiv des Kunstraums und persönlichen Erinnerungen eigene Arbeiten entwickelt, die um die Ausstellungen, die Kurator/innen, aber auch die Räume des Kunstraums kreisen. Beide Künstlerinnen verfolgen keinen streng dokumentarischen oder archivalischen Zugang, sondern eröffnen in installativen Arbeiten vielmehr assoziative Bezüge, um die besondere Bedeutung des Ortes und die spezifische Stimmung des Kunstbetriebes im München der 1990er Jahre zu reflektieren. So greifen Monika Kapfers installative Interventionen minimal in den Raum ein, während Cora Piantoni im Rückgriff auf dokumentarisches Material neue narrative Zusammenhänge schafft. Gemeinsam ist ihnen ein konzeptueller und zugleich intuitiver Ansatz, der Kunst als eingebunden in soziale Prozesse begreift und diese mit formal-ästhetischen Mitteln anschaulich macht. Ihre künstlerische Praxis erweist sich damit selbst als nicht unwesentlich durch die 1990er Jahre geprägt, so wie möglicherweise auch das aktuelle Selbstverständnis des Kunstraums aus dieser Zeit herrührt. Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser prägenden Funktion für eine Generation von Künstler/innen und Kurator/innen um die Vierzig/Fünfzig, die den aktuellen Kunstbetrieb mittlerweile selbst dominieren, ist die aktuell zu beobachtende Beschäftigung mit den 1990ern auch als Selbstbefragung dieser Generation über ihre eigenen Grundlagen zu bewerten. So blickt unter anderem das mumok in Wien in der Schau to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer. Künstlerische Praktiken um 1990 auf diesen Zeitraum zurück. Sowohl die Ästhetiken als auch die Inhalte dieser Zeit werden dort mit dem Abstand von 20 Jahren reflektiert. Dazu stellt Ariane Müller in ihrer Rezension der Ausstellung für Texte zur Kunst fest, Arbeiten seien damals vor allem „als Material“ verstanden worden, was sich nicht zuletzt in der Aufhebung der „Trennung in Kunstwerke, Paraphernalia und Dokumentation“ im Ausstellungsdisplay äußerte. Die Kunst habe sich zudem, so Müller, „in eine utopische Diskussion begeben, von der sie nicht wollte – und das ist auch ein Unterschied zu den anderen Avantgarden des 20. Jahrhunderts –, dass sie aus der Kunst herausführte.“ An die Leseecken- und Sitzsackzästhetik der 1990er Jahre, die oft auch das Didaktische nicht scheute, knüpfen auch Kapfer und Piantoni in ihrer Ausstellung – teils nicht ganz ironiefrei – an. Schon der Ausstellungstitel „Abriss. Wir haben viel erlebt“ bezieht sich sowohl auf eigene Erfahrungen und Eindrücke, als auch auf die mitunter durchaus turbulente Geschichte des Raumes und seiner Betreiber/innen. Im „wir“ blitzt aber auch die damals nahezu obligatorische partizipative Konzeption von Ausstellungen auf, bei denen immer die gesamte Gesellschaft adressiert werden sollte. Die Zeitungsaufsteller von Cora Piantoni, die statementhaft Einblicke in die Kommunikation des Kunstraums bieten, greifen diesen Anspruch, sich mittels einer diskursiven Display-Ästhetik an eine idealtypisch verstandene Gesamtöffentlichkeit richten zu wollen, erneut auf. „Abriss“ ist zum einen zeitlich zu verstehen, sowie auch räumlich-architektonisch: 1990, 1997, 2002 und 2008 musste der 1973 gegründete Kunstraum umziehen, und auch die sich immer wieder ändernde Zusammensetzung des Vorstands spiegelt den andauernden Transformationsprozess eines Kunstvereins im Wandel wider. Monika Kapfer erweist diesem permanenten Übergang Reverenz, indem sie in ihren Arbeiten bewusst eine Ästhetik von Baustelle oder – auf den Kunstbetrieb bezogen – von Um-, Auf- und Abbau herstellt. Das Projekt schließt sich an die bereits seit einigen Jahren intensiv betriebene interne Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kunstraums an. Den 1990er Jahren wurde in diesem Rahmen bislang jedoch nur wenig Aufmerksamkeit zuteil, wenngleich diese Jahre eine spannende Umbruchszeit, nicht nur für die Kunst und den Kunstbegriff im Allgemeinen, sondern auch für die Organisation des Kunstraums, bedeuteten. So wurde 1995 der bis dahin amtierende Vorstand abgewählt, neue, loftartige Räume in der Goethestraße bezogen und auch das Ausstellungsprogramm stärker auf gesellschaftlich relevante Thematiken ausgerichtet. Kuratiert von Daniela Stöppel
Ort: Kunstraum München bis: 2016-03-06
Künstler: Fari Shams
Thema: Wir freuen uns, die erste Einzelausstellung von Fari Shams (1976) in München präsentieren zu können. Die Künstlerin lebt in Düsseldorf und London und hat in London, Chicago und Düsseldorf studiert. In Zeiten zunehmender Unübersichtlichkeit beschäftigt sich Fari Shams mit Strategien der Ordnung und des Zugriffs auf die (Bild-)Welt. Auswahlkriterien und Sinnstiftung werden als ein in höchstem Maße selektiver, gestalterischer Prozess entlarvt. Im Zentrum ihres Schaffens steht die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Repräsentationen von Natur und Geschichte, dabei werden Verbindungen zwischen verschiedenen Disziplinen, zwischen Wissenschaft und Kunst hergestellt. Die Künstlerin interessiert sich für grundlegende Systeme der Wissensordnung und -präsentation. Ihre Arbeiten sind von der Auffassung geleitet, dass der Erkenntniswert von hierarchischen Systematisierungs- und Klassifikationssystemen – wie sie ebenso in den Sprach- und Naturwissenschaften wie auch im Umgang mit Artefakten und Kunstgegenständen verwendet werden – vor allem Aussagen über ihren eigenen ideologischen Gehalt zulassen, weniger aber über den jeweiligen tatsächlichen Bildgegenstand. Im Kunstraum zeigt Fari Shams einen Bildatlas aus Daten eines globalen Archivs, der mit Bildern heterogenen Ursprungs sowie unterschiedlichen Präsentationsformen (Tischpräsentation, Wandinstallation oder Projektion) arbeitet. Als Grundlage für die Bildauswahl und -anordnung dient der Künstlerin eine Vorlesung des amerikanischen Historikers John Merriman über Peter den Großen, die sie verschiedenen Klassifizierungssystemen unterzieht. Das vorgefundene Bildmaterial entstammt privaten und öffentlichen Bildquellen, so dem TIME Magazine oder den Online-Archiven der Library of Congress und der New York Public Library. Neben einfachen, neutralen Strukturen wie Schlagwort oder alphabetische Ordnung der Bildunterschriften wendet Fari Shams auch komplexe und kulturell determinierte Systeme der Klassifizierung an. Indem die Künstlerin mit diesen unterschiedlichen Herangehensweisen des Klassifizierens arbeitet und diese auf die vorgefundene Bildwelt anwendet, zeigt sie die subjektive Natur eines jeglichen Klassifizierungssystems auf, das zu jedem Zeitpunkt von den Entscheidungen seines Autors abhängt. Der Betrachter vermag inmitten der Bilderflut eine eigene Position herauszubilden, aber auch hinter der unendlich scheinenden Lesart einen Anhaltspunkt zu erkennen, der unweigerlich auf die Klassifizierung als System, als Apparat zurück führt. Dabei wird ein künstlerischer Ansatz sichtbar, der fotografische Praxis als kulturelles, politisches, ästhetisches und soziales Phänomen begreift und das gesellschaftliche und ästhetische Umfeld der Bilder in den Blick nimmt. Zugleich bietet die Beschäftigung mit unterschiedlichen Ordnungssystemen auch die Möglichkeit, sich der fortwährenden Obsession anzunähern, Fakten und Bedeutungen zu erfassen. Durch die Verwurzelung in einer konzeptuellen Tradition untergräbt Fari Shams die Lesarten der klassischen Fotografie. Die Künstlerin zeigt nicht nur die Bedingungen von Präsentation und Repräsentation, von Manipulation, Täuschung und visuellen Schlüsseln, sondern setzt sich auch mit den Apparaten der fotografischen Produktion, Auswahlkriterien und Bildmotiv-Inszenierungen auseinander.
Ort: Kunstraum München bis: 2015-12-20
Künstler: Sonja Allgaier, Anton Bošnjak, Robert Crotla, Sophia Eham, Beate Engl, Delio Gennai, Lukasz Jaworski, Jens Kabisch, Alexander Laner, Stefan Lenhart, Manege8, Fumie Ogura, Jonas von Ostrowski, Martina Riescher, Clea Stracke & Verena Seibt, Alexander Steig, Lorenz Straßl, Patrik Thomas, Julien Viala, Mitra Wakil Martin Wöhrl
Thema:
Ort: Kunstraum München bis: 2015-11-29
Künstler: Agnes Jänsch
Thema: Die in München lebende Künstlerin Agnes Jänsch (*1980) wird mit ihrem ambitionierten Projekt "The film inside your head" den gesamten Ausstellungsraum des Kunstraums in einen begehbaren Film verwandeln. Die raumgreifende Videoinstallation erzählt in sieben Film-/Audiosequenzen von einer jungen Frau, die in ein Dorf kommt, sich dort niederlässt und eine Weile lebt, um anschließend aus nicht eindeutig geklärten Gründen wieder zu verschwinden. Die Hauptperson nimmt nicht nur wegen ihrer Herkunft eine Außenseiterstellung im Gefüge der Dorfgemeinschaft ein. Sie passt sich den Erwartungen und sozialen Normen nicht an, sondern scheint ganz ihrem eigenen Koordinatensystem zu folgen. Sie wirkt mal selbstbewusst, mal somnambul, mal verunsichert, aber immer in gewisser Weise fremd und exzentrisch. Die einzelnen Sequenzen ergeben in der Zusammenschau ein kaleidoskopartiges Persönlichkeitsbild der Hauptfigur, die sich in keine Kategorie einordnen lässt, sondern ihre Autonomie behauptet. Wenn die Hauptperson schlussendlich das Dorf verlässt, bleibt offen, ob dies aus eigenem Willen oder aufgrund sozialen Drucks geschieht. Je nachdem wie der Betrachter die einzelnen modularen Elemente der Geschichte interpretiert, kommt er zu dem Schluss, dass die Bewohner des Dorfes der jungen Frau nichts Gutes wollen und sie letztendlich aus dem Dorf vertreiben. Oder er gewinnt den Eindruck, die junge Frau spielt mit ihren Mitmenschen. Eine Geschichte voller Anspielungen und Doppeldeutigkeiten. In ihrer Form der raumgreifenden Installation, wie sie Agnes Jänsch in ihrem Projekt realisiert, ist ihre Arbeit in der Tradition des Expanded Cinema der 60er und 70er Jahre zu verorten. Künstler wie Nam June Paik lösten den Film aus seiner Präsentation in der Einkanal-Version und schafften damit die Erweiterung in den Raum. Dabei musste sich das Expanded Cinema nicht nur neuen Fragen zu Narrationsstrategien bzw. deren Auflösung zugunsten einer Selbstreflexivität des Mediums stellen, sondern leistete auch einen fundamentalen Beitrag zum Einzug der Medien- und Filmkunst in den Kanon der Bildenden Kunst. Während allerdings das Expanded Cinema narrative und dramaturgische Spuren zu tilgen versuchte, verfolgt Jänsch eine gegenteilige Strategie. Der Betrachter soll, intuitiv geleitet, eine Narration non-linear erleben können. Verteilt auf den gesamten Raum, ohne vorgegebene Reihenfolge, wird das „Kino“ hier individualisiert. Der Betrachter kann die Narration so als eine räumliche Erfahrung erleben, sich durch die Geschichte bewegen und wird dadurch selbst zum Teil der Installation. Bei der Umsetzung ihrer filmischen Werke arbeitet Agnes Jänsch mit einem professionellen Filmteam und erlangte so unlängst nicht nur im Bereich der Bildenden Kunst Aufmerksamkeit. Anfang des Jahres war sie Preisträgerin des Stuttgarter Filmwinter. Für die Realisierung des Projekts "The film inside your head" erhielt sie das Projektstipendium für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München. Die Ausstellung wird gefördert durch die Landeshauptstadt München, das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, durch Fortis Green Film & Medien, durch die Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung und durch Spenden. Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth.
Ort: Kunstraum München bis: 2015-10-29
Künstler: Matze Görig und Franka Kaßner
Thema: Matze Görig und Franka Kaßner stellen im Kunstraum ihre neuesten Arbeiten vor: Matze Görig zeigt in der oberen Etage seinen Film durch Hain und Aue und Franka Kaßner unten ihre Installation Sie weint trocken. An seinem Animationsfilm durch Hain und Aue (28 min.) hat Matze Görig seit 2012 gearbeitet. Seine digital-analoge Konstruktion setzt sich aus hunderten Fotos und Videos zusammen. Zu dem Thema hat der Künstler sich unter anderem von Hieronymus Boschs Triptychon „Der Garten der Lüste“ und Johannes Brahms’ Duett „Die Meere“ inspirieren lassen. Der Film erzählt Geschichten und Legenden, die eine eigene Welt zwischen Leben und Tod erschaffen. Franka Kaßner hat einen Raum entworfen, in dem sie „Mutter Beimlein“ (Text: Bertolt Brecht, Musik: Hanns Eisler) singt. Das groteske Motiv – die Protagonistin ist trotz eines Holzbeins munter und selbstbewußt und unterhält die Familie als Prostituierte – setzt Franka Kaßner mit gebrochener Stimme und bandagiertem Körper in Szene. Sie konterkariert die körperliche Beeinträchtigung von „Mutter Beimlein“ bzw. ihre eigene Verletzung mit der Haltung einer heroischen Frauenfigur. In ihrer Installation Sie weint trocken wird die Performance als Video (2 min.) gezeigt.
Ort: Kunstraum München bis: 2015-05-31
Künstler: Babi Badalov
Thema: Beginn 17 Uhr
Ort: Kunstraum München bis: 2015-05-31
Künstler: Babi Badalov
Thema: Babi Badalov (geboren 1959 in Aserbaidschan) beschäftigt sich mit visueller Poesie, die er “Migrant Poetry” oder “Actuality Poetry” nennt. Seit 2008 lebt er als Flüchting in Paris. Sein Leben und seine Freiheit werden täglich durch seinen politischen Status eingeschränkt und sein Alltag ist durch die Auseinandersetzung mit starken kulturellen Unterschieden geprägt. Dabei stellt Sprache für Badalov eines der größten kulturellen Hindernisse für den Prozess der Integration dar. In seinen Arbeiten wird der Betrachter mit der Sprachbarriere konfrontiert, die sowohl zu Sprachverwirrungen als auch zu kulturellen Identitätskonflikten führen kann. Er experimentiert mit Worten und Schriften, mischt Sprachen und Mentalitäten westlicher und östlicher Kulturen. Seine Kombination von kyrillischen, lateinischen, persischen und russischen Buchstaben mit verschiedenen Sprachen schafft unerwartete Verbindungen und freie Assoziationen sowie Wortspiele mit ironischen politischen Kommentaren. Für den Kunstraum München wird Badalov hauptsächlich mit Collagen arbeiten: Verschiedene von ihm entworfene Schriftarten, orientalische Ornamente und Dichtungen werden mit unterschiedlichsten gedruckten Materialien wie Fotos, Postkarten oder Werbebroschüren kombiniert. Diese sammelt er als eine Art Tagebuch seit Jahren täglich auf den Straßen der von Immigranten bewohnten Viertel in Paris. Aus der Verarbeitung dieses Materials entstehen die narrativen Collagen seiner "Migrant Poetry"/"Actuality Poetry”, die neue Realitäten in Europa porträtieren und beleuchten; Realitäten, die oft, vor allem in reichen Städten wie München, unterdrückt werden: Immigration, Multikulturalismus und Konflikte aufgrund einer wachsenden muslimischen Bevölkerung. Jüngste Ereignisse wie z.B. die Anschläge in Paris und Kopenhagen oder der Aufstieg von "Pegida" (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in Deutschland unterstreichen die Aktualität seines Unterfangens. kuratiert von Emily Barsi
Ort: Kunstraum München bis: 2015-04-10
Künstler: Bertold Reiss
Thema: Berthold Reiss schreitet durch das Deutsche Generalkonsulat in Istanbul, eine Tasche umgehängt und ein Bierglas in der Hand, flankiert von einer Riege Kellner, die den Ankommenden Getränke reichen und auf dem Foto wirken, als würden sie dem Künstler Spalier stehen. Unweigerlich ist man an Propheten der Kunst und die Selbstinszenierung eines Künstlers erinnert. In der Ausstellung mit dem Titel "PROTOKOL" zeigt Berthold Reiss Arbeiten, die während seines Aufenthalts 2014 an der Tarabya Kulturakademie in İstanbul entstanden sind. Der türkische Begriff PROTOKOL ist namensgebend für die Schau und weist auf einen offiziellen Charakter. Ein Protokoll kann wie im Alltag die Aufzeichnung eines Treffens oder einer Sitzung sein. Es kann aber auch - wie in der Diplomatie - im Voraus festlegen, was bei einem solchen Anlass zu tun und zu lassen ist. Der Titel PROTOKOL im Sinne von Niederschrift bzw. Vorschrift ist daher, trotz seines bürokratischen oder förmlichen Klangs, ambivalent. Er kann eine Rückschau meinen, aber auch eine Vorausschau. Die Ausstellung PROTOKOL fragt nach der Funktion von Kunst in Institutionen außerhalb des Kunstbetriebs. Die verdichtete Form, die diese Funktion annehmen kann, wird in der Tradition oft positiv, in der Moderne dagegen meist negativ als Staatskunst bezeichnet. Dem doppelten Sinn des Titels entsprechend dokumentiert und inszeniert Berthold Reiß im Kunstraum seine Arbeit in Istanbul aus dem vergangenen Jahr. 25. März, 19 Uhr Lecture Performance um 20 Uhr
Ort: Kunstraum München bis: 2015-03-14
Künstler: Manuela Rzytki, Anna McCarthy
Thema: Musikerin Manuela Rzytki und Künstlerin Anna McCarthy entwerfen zusammen ein Raumkonzept zu Rzytkis jugoslawischer Familien- und Musik-Tradition. Hintergrund ist die Geschichte ihrer donauschwäbischen Vorfahren – einer Mischkultur, die seit Jahrhunderten, insbesondere seit dem 1. Weltkrieg, Siedlungspolitik, Migration, Grenzverschiebungen, Krieg und Flucht ausgesetzt war. Geschichte und Geschichten leben fort in der Gegenwart. Die Großfamilie bildete für Rzytki einen sozialisierenden Raum, der Erfahrungen, Erzählungen von Leid, Krieg und Glück und insbesondere auch Liedgut an die Nachkommen tradierte. Die Geister einer Vergangenheit wie der europäischen kehren wieder. Geräusche, Bilder, Musik, Möbel, Klang, Objekte. Eine musikalische Séance im Geisterhaus; die Familie wird zum Hirngespinst; das verwobene Sinngeflecht verdichtet sich symbolisch in singenden Küchentischen und erzählenden Tapeten. Musique d’ameublement. Dieses auratische System von formalen Schichten und inhaltlichen Referenzen spitzt sich an drei Abenden performativ zu. Als wollten die Geister der Vergangenheit durch Live-Musik rituell beschworen, gebannt oder erlöst werden… Im Laufe des Produktionsprozesses entsteht Tonmaterial, das im Herbst auf Vinyl erscheinen wird. Der Kunstraum bietet eine Edition dieser 7“-Single an. Mitwirkende: Manuela Rzytki ist Musikerin, Sängerin und Produzentin. Sie ist Gründerin der Band Parasyte Woman und bekannt durch ihre Mitwirkung in den Musikprojekten G.Rag und die Landlergschwister (auch Zusammenarbeit mit Schlachthofbronx), Kamerakino, Salewski und diversen Theaterproduktionen am Residenztheater, den Münchner Kammerspielen und dem Volkstheater. Künstlerin Anna McCarthy ist Absolventin der Akademie der Bildenden Künste München und der Glasgow School of Art und arbeitet multidisziplinär: Sie ist Bassistin und Sängerin der Münchner Band Damenkapelle, inszeniert Theaterstücke (Ich dachte man darf alles, Maximiliansforum 2010), stellt regelmäßig im In- und Ausland aus, zuletzt NA-EN-DE-NA–EN-DE-NA-WIDA (Schaustelle Pinakothek der Moderne 2013), How to Start a Revolution: The Musical (Haus der Kunst 2013) und Heute Nachmittag Als Wir Noch An Was Glaubten, 1914/2014: Der Große Krieg, Erinnerungen an Europa. Außerdem veranstaltet McCarthy Lese- und Konzertreihen u.a. No Country for Odd Poets im Kunstverein München. Außerdem zu Gast: Tobias Laemmert (Protein, Parasyte Woman) Thomas Wühr (Tom Wu, Das Weiße Pferd) Maximilian Bräunlich (Joe Masi, Das Weiße Pferd)
Ort: Kunstraum München bis: 2015-02-15
Künstler: Hansjoerg Dobliar
Thema: (1)Als im Jahr 2234 die Argonauten die Sonne erreichen und der Stahlpanzer ihres Raumschiffs in das gleißende Weiß des Strahlenkranzes eintaucht, verschmelzen Mensch, Maschine und Sternenmagma zu quecksilbrigem Gold, das sich spritzend mit der brodelnden Sonne vereint. Zu Tropfen zerstoben verdampft das Schiff im erlöschenden Licht – die Sonne verblasst: Besiegt und tödlich getroffen versinkt ihr endlich errungenes goldenes Vlies in ewiger Dunkelheit. (2)Der sonnenhafte Kraftmensch entsteigt ihrer Asche – das 20. Jahrhundert beginnt. (3)Technologischer Fortschritt und Abstraktion ziehen als neue Fixsterne am Himmel auf. Ihre elektrischen Funken dringen in alle köhlernen Poren der Weltsubstanz, Stromstöße wirbeln die Elementarteilchen zu flimmernden Staubwolken auf, Elektroschocks durchzucken die lebendigen Seelen. (4)Die Materie funkt, die Mentalhülle schwingt. Und das Sägemehl leuchtet wie Sonnenfunken. Schöne schreckliche Moderne. Schöne schreckliche Geschwister: Technik und Abstraktion. (1) In seinem Text „Die Argonauten“ beschreibt Andrej Belyj 1904 mit der Metapher der Argonautenfahrt den Aufbruch des Menschen zur Sonne als Aufbruch in ein neues geistiges Zeitalter. „Das goldende Vlies“ war eine symbolistische Zeitschrift und Künstlervereinigung, die von 1906 bis 1909 in Petersburg bestand. Ihr gehörte unter anderem Aleksandr Blok an. (2)Die Oper „Sieg über die Sonne“ wurde 1913 in Sankt Petersburg uraufgeführt. Das Libretto stammt von Alexej Krutschenych, die Musik von Michail Matjuschin und die Kostüme sowie das Bühnenbild von Kasimir Malewitsch. 1923 hat El Lissitzky eine gleichnamige Mappe mit Druckgrafiken realisiert. Das Stück handelt davon, wie der Mensch die Sonne besiegt und vom Himmel auf die Erde holt. (3)Zur Verbindung zwischen technologischen Neuerungen und Abstraktion sowie zwischen Okkultismus und Avantgarde vgl. gleichnamigen Ausstellungskatalog, hrsg. 1998 von Veit Loers. Zur Elektroschocktherapie vgl. u.a. Antonin Artaud. (4)Die Textstellen beziehen sich auf den Roman „Die weiße Taube“ von Andrej Belyj, der 1905 in Petersburg erschienen ist. Die Sekte der „Tauben“ erwartet darin inmitten der gesellschaftlichen Umwälzungen Russlands die Geburt eines neuen Erlösers. Hansjoerg Dobliar (geb. 1970 in Ulm) greift in seinen Ölbildern, Zeichnungen und Übermalungen vielfach Bildmotive der klassischen Moderne und des Expressionismus auf und überführt diese in seinen meist großformatigen Bildern in Öl auf Leinwand in eine opulente, zugleich ironisch-trashige Bildsprache. Die Auswahl der im Kunstraum gezeigten Arbeiten konzentriert sich weniger auf die klassischen Leinwand-Bilder Dobliars, sondern auf eine Reihe von Übermalungen und Zeichnungen sowie Prints, die auf „armen“ Materialien wie Verpackungskartons, Malunterlagen, Plakatabrissen etc. ausgeführt sind. Die Ausstellung widmet sich damit den eher beiläufig während des Malprozesses entstandenen Nebenprodukten, auf denen Dobliar mit wenigen, sparsam eingesetzten malerischen Eingriffen agiert. Die maltechnisch bewusst eher unterinvestierten und farblich gedämpften Bilder korrespondieren mit inhaltlichen Bezügen zu technologischem Fortschritt und thematisieren so die grundlegend ambivalente Spannung zwischen Technik und Abstraktion, wie sie für die Kunst nach 1900 charakteristisch ist. In ihrer Reduktion und Fragilität lassen die Arbeiten eine Ästhetik des Flüchtigen und Lapidaren für die Gegenwart produktiv werden, die die allgemeinen Fragen nach dem Verhältnis zwischen Schönheit und Schrecken der Moderne, zwischen Romantik und Kritik, zwischen Emphase und malerischer Distanz, erneut aufwirft. Zur Finissage der Ausstellung werden ein Künstlerbuch von Hansjoerg Dobliar und der Essay-Band „Über Matjuschins Wurzel“ von Daniela Stöppel im Vist Vunk Verlag erscheinen.
Ort: Kunstraum München bis: 2014-11-30
Künstler: Gesine Grundmann, Michael Klöfkorn, Björn Kuhligk, Rolf Poellet
Thema: Ausgangspunkt für die Ausstellung ist das Interesse an der Gegenüberstellung von Bildender Kunst und Text. Dabei geht es um mehr als die rein visuellen Qualitäten von Schrift im Bild oder der Entstehung von Bildern im Kopf durch Texte. Ausgewählt wurden vielmehr künstlerische Positionen, die mit textuellen Strukturen arbeiten. Der Versuch, mit Serialität im weitesten Sinn komplexe Ausdrucksformen zu entwickeln, verbindet die Arbeiten von Michael Klöfkorn, Björn Kuhligk und Rolf Poellet. Als „statische“ Differenz sind die Arbeiten von Gesine Grundmann zu sehen. Den Serien steht hier das Einzelne in seiner reinen Materialität, im Grunde als möglicher Kristallisationspunkt, gegenüber. Die Zusammenstellung der Arbeiten kann zum einen den Übergang von Bild zu Text (Poellet) -Text zu Bild (Kuhligk) zeigen und gleichzeitig eine mögliche Mitte in der Position von Klöfkorn finden. In seinen Animationen, die das Verhältnis von Bild und Material ausloten, kann beides und zwar gleichzeitig stattfinden: Bild und Text. In der bildhauerischen Arbeit von Grundmann wird der Inhalt des Textes zugunsten einer reinen Materialität aufgegeben. Die Geschwindigkeit der Serien läuft auf die Statik des Einzelstücks auf. Das entstehende Gefüge der Positionen schafft einen Raum, in dem die Begriffe Text und Bild in gegenseitigen Referenznahmen erzeugt werden. Die Grenzen zwischen den Begriffen werden zu Gunsten einer übergeordneten Struktur verschoben, die näher an tragfähige Selbstbefragungsstrategien heranreicht. Kunst verharrt hier nicht nur einem Aggregatzustand, sondern entfaltet sich über Gattungs- und Genregrenzen hinweg. Der Zusammenhang, in dem die verschiedenen Ausdrucksformen stehen, ist als osmotisch zu verstehen, seine Durchlässigkeit führt zu gegenseitigen Inspirationsrückkopplungen. Es sollen neue Räume eröffnet werden, auch und gerade auf die grundsätzlichen Fragen hin: Warum Text und Kunst? Schrift und Bild? Und was hat das mit Malerei oder Objekten zu tun?“
Ort: Kunstraum München bis: 2014-10-26
Künstler: Bernhard Schreiner
Thema: Unter Stichworten wie Sonische Kunst (Sonic Art) oder Transmission Art entwickeln seit einigen Jahren bildende Künstlerinnen und Künstler ein erneuerten Verständnis des Akustischen in der bildenden Kunst. Einige nehmen dabei bewusst Bezug auf frühe Überlegungen des amerikanisch-australischen Kunsttheoretikers Douglas Kahn („Anmaßung der Musik“). Andere erspüren ein Fehl-Lesen und Miss-Sehen ihres Schaffens auf Grund einer musikalischen Umklammerung und suchen deshalb nach Möglichkeiten der ästhetischen Befreiung. Dies ist unser Ausgangspunkt zur Ausrichtung der ersten Einzelausstellung in München des Frankfurter Künstlers Bernhard Schreiner (*1971 in Mödling bei Wien). Schreiner ist einem breiteren Kunstpublikum vor allem durch seine gemeinsame Arbeit mit Thomas Bayrle bekannt, zum Beispiel zur documenta13 in Kassel, oder zuletzt durch seine Sound-Installation „The Encryption Garden“ im Frankfurter Städel Museum in Zusammenarbeit mit Alan B. Richmond. Die Ausstellung im Münchner Kunstraum will nicht den kollaborativen Aspekt seines Werkes, sondern Bernhard Schreiners Überlegungen zum Akustischen in den Vordergrund stellen. An Hand Schreiners sonischer, raumfüllender Arbeitsweise soll die grundsätzlichere Frage diskutiert werden: Was macht die bildende Kunst mit dem Hören, und warum verträgt sich das nicht mit der Musik? Neben einer Auswahl an Papierarbeiten und Plastiken im Parterre der Ausstellung zeigt Bernhard Schreiner im Obergeschoss eine eigens für den Kunstraum realisierte neue Arbeit: „Power Supply“ (Netzanschluss). Unterschiedliche Volt und Ampere-Stärken handelsüblicher Netzteile in Kombination mit unterschiedlichen Typen von Lautsprechern erzeugen immer andere Ergebnisse. Flächige, knisternde, rhythmisch klickende Tonstrukturen erinnern an das Klangvokabular zeitgenössischer elektro-akustischer Musik, ohne jedoch deren konservative Logik von Komposition oder Instrument zu übernehmen.
Ort: Kunstraum München bis: 2014-08-03
Künstler: Verschiedene Dozenten
Thema: [Sommer-Akademie] 31. Juli bis 3. August 2014 Implizites Wissen Eröffnung: Donnerstag, 31. Juli 19:00 Uhr im Kunstraum Dauer: 31. Juli bis 3. August 2014 Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils von 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr Mit der Kunstraum-Sommerakademie möchten wir eine neue Sicht auf das Wissen unserer Gesellschaft, dessen Aneignung, Anwendung und Verbreitung erproben. Als öffentliche Institution ist es uns ein Anliegen, Wissen zu teilen; Teilen macht Spaß, und Spaß wiederum befreit und beflügelt das Experiment. Innerhalb der Akademie wollen wir das Forschen und Entstehen von Wissen von seinem Wettbewerbscharakter befreien und ein Umfeld schaffen, in dem nicht Kanon, Hierarchie, Expansion und Leistungsdruck Wissen organisieren und festlegen. Zum Beispiel war das Leitthema der Sommerakademie 2011 „Informelles Forschen“. 2014 bildet den Rahmen der Kr.-Sommer- Akademie das „Implizite Wissen“. In den drei Tagen der Sommer-Akademie werden ausgewählte Aspekte des „Impliziten Wissens“ in jeweils einer Klasse gestaltet. Die Frage nach dem Wissensnarrativ ergänzt das unmodulierte Programm. Jeder Akademietag beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen (vegane Gemüsesuppe) im Kunstraum. Hinzu kommt das Angebot eines en-plein-air-Ausflugs (Sonntag). Teilnahme-Gebühr: 10 € pro Tag – alle drei Tage (Fr/Sa/So): 20 € – für Mitglieder des Kunstraum e.V. kostenfrei – am Sonntag zusätzlich Fahrkarte (Sonne) oder Eintritt (Regen). Die Sommer-Akademie ist eine geschlossene Veranstaltung, mit der Bitte um vorherige Anmeldung (auch kurzfristig oder vor Ort) Akademie-Sprache ist Deutsch, in Diskussionen auch Englisch. Stundenplan: Donnerstag, 31. Juli 2014, 19:00 Uhr: Eröffnung. Begrüßung (Dr. Daniela Stöppel), Einführung (Ralf Homann), Anmeldung, Informationen und erste Gelegenheit sich mit den bereits anwesenden Dozentinnen und Dozenten einzustimmen. Knabberzeug und Getränke. Freitag, 1. August 2014: 13:00 Uhr – Mensa – Gemeinsame Gemüsesuppe 13:30 Uhr – „Vorsprung ist lernbar!“ Doz. Manuela Unverdorben (München) 15:30 Uhr – Cafeteria 16:00 Uhr – „What you don't know that you don't know“ Doz. Florian Wüst (Berlin) 18:00 Uhr – Apéro in der Akademie-Lounge Samstag, 2. August 2014: 13:00 Uhr – Mensa – Gemeinsame Gemüsesuppe 13:30 Uhr – „Soziale Kontrolle und implizites Wissen“ Doz. Sascha Büttner (Wiesbaden) 15:30 Uhr – Cafeteria 16:00 Uhr – „Lazy Karaoke Lieder über das Nichtstun“ Doz. Beate Engl (München) 18:00 Uhr – Apéro in der Akademie-Lounge Sonntag, 3. August 2014: 13:00 Uhr – Mensa – Gemeinsame Gemüsesuppe 13:30 Uhr – „Wandertag, Exkursion oder die Balade vom Wissen“
Ort: Kunstraum München bis: 2014-09-14
Künstler: Richard Tuttle, Agnes Martin, Fred Sandback, Maria Nordman und andere
Thema: one two three Amerikanische Kunst in München. 1960 bis 1980 Eröffnung Zentralinstitut Freitag 11. Juli, 18 Uhr, Katharina-von-Bora-Straße 10 Eröffnung Kunstraum Samstag 12. Juli, 18 Uhr, Holzstraße 10 Laufzeit der Ausstellung: 12. Juli bis 14. September (im August Sommerpause im Kunstraum) (1) Dokumentarische Vitrinen-Ausstellung im Zentralinstitut für Kunstgeschichte (2) Re-Enactments im Kunstraum München (3) Ausstellung mit Fotografien von Albrecht Ohly im Kunstraum München Kuratiert von Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München, geleitet von Daniela Stöppel, in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte und dem Kunstraum München Weitere Termine: – ZI: Forschungskolloquium: 12./13. September 2014 – Kunstraum: Mittwoch, 23. Juli, 19 Uhr (Re-Enactment Fred Sandback) Mittwoch, 3. September, 19 Uhr (Re-Enactment Donald Judd) Mittwoch, 10. September, 19 Uhr (Re-Enactment Agnes Martin) In den 1960er und 1970er Jahren erfährt Münchens Kunstszene wichtige Impulse, die eng mit den gleichzeitigen künstlerischen Entwicklungen in den USA verbunden sind: Die Galerie Friedrich und Dahlem wird 1963 gegründet und zeigt erstmals Werke der Pop Art, Minimal und Land Art in München. In diesem angeregten Klima eröffnen in den Folgejahren weitere Galerien, wie Tanit, Biedermann, art in progress oder Schöttle, die ebenfalls zahlreiche amerikanische Künstler/innen vertreten. 1968 wird die Pop-Art-Sammlung des Wella-Chefs Karl Ströher im Haus der Kunst ausgestellt und löst eine Debatte über die Ankaufspolitik der öffentlichen Museen aus. Der bereits 1965 gegründete Galerie-Verein, vom deutsch-amerikanischen Sammler Walter Bareiss mitinitiiert, versammelt nach amerikanischem Vorbild kaufkräftige Sammler und Mäzene, die den damals wenig progressiven Kurs der Staatsgemäldesammlungen korrigieren sollen und Werke zahlreicher Amerikaner erwerben, die heute aus den Beständen der Pinakothek der Moderne und der Graphischen Sammlung nicht mehr wegzudenken sind. Eine weitere Gruppe Kunstinteressierter gründet das Modern Art Museum, um den Mangel einer fehlenden Kunsthalle auszugleichen. Mit der Sammlung von Gunter Sachs und der Ausstellung „Barock – Minima“ wird auch hier ein Schwerpunkt auf die Kunst der Amerikaner gelegt. Im Neubaugebiet Neuperlach lässt Michael Heizer 1969 einen Krater ausheben. Zur Olympiade 1972 plant Heiner Friedrich mit Walter de Marias Erdkilometer ein weiteres groß angelegtes Land-Art-Projekt, das nicht realisiert wird, obwohl sich die Architekten Behnisch und Partner für die Umsetzung einsetzen. Als Raum für die neue Avantgarde-Kunst wird 1973 der Kunstraum München gegründet und zeigt Ausstellungen mit Richard Tuttle, Agnes Martin, Fred Sandback, Maria Nordman und anderen. 1977 und 1979 finden im Lenbachhaus Performance-Reihen, u.a. mit Laurie Anderson, statt. Hierbei, wie auch im Galerieprogramm von Dany Keller, sind viele amerikanische Künstler und Künstlerinnen zu sehen. In den gleichen Jahren besichtigt Dan Graham die Amalienburg und Douglas Huebler fotografiert Dachau. Warhol besucht München mehrfach, bei Schellmann und Klüser erscheinen 1980 seine Beuys-Portraits. Zahlreiche weitere Editionen, unter anderem von Sandback, La Monte Young oder Lawrence Weiner entstehen in München. Dieser ereignis- wie folgenreichen Zeitspanne in der Kunstgeschichte Münchens hat sich nun ein Projektseminar des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München genähert: Die Protagonisten der 1960er und 1970er wurden befragt, ein Pressespiegel erstellt und ausgewertet, Archive, Sammlungen und Privatpersonen besucht, Provenienzen nachvollzogen, Editionen gesichtet und Einzelwerke analysiert. Die Ergebnisse werden nun in einer topographisch organisierten Vitrinen-Ausstellung im Zentralinstitut präsentiert. In drei Re-Enactments werden außerdem im Kunstraum Installationen und Werke von Fred Sandback, Donald Judd und Agnes Martin wiederaufgeführt, um sie einer Aktualisierung und kritischen Befragung zu unterziehen. Nicht zuletzt wird im Kunstraum mittels einer Fotografie-Ausstellung mit Werken von Albrecht Ohly ein Zeitgenosse gewürdigt, der mit Sensibilität und Einfühlungsvermögen zahlreiche Ausstellungen amerikanischer Künstler/innen im Medium der Fotografie festgehalten hat. www.zikg.eu www.kunstraum-muenchen.de www.kunstgeschichte.uni-muenchen.de