Ausstellung Galerie Gallery Taik Persons
Gallery Taik Persons ist hocherfreut, Adam Jeppesens jüngste Arbeiten neben einer Auswahl von Werken aus seiner Serie Flatlands Camp Project in der Einzelausstellung mit dem Titel Vaca Muerta [Tote Kuh] zu zeigen.
Vor sieben Jahren begab der Künstler sich auf eine 487 Tage währende, einsame und unerbittliche Reise, die ihn von der Arktis bis zur Antarktis quer durch die Amerikas führte. Die in der Ausstellung gezeigten Werke sind menschenleer und zeigen weite, isolierte und wilde Landschaften – die großen Höhen und der extreme Salzgehalt machen ein Leben dort schlichtweg unmöglich. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf eine Begebenheit auf seiner Reise, an die sich Jeppesen lebhaft erinnert: “Vor Jahren, gegen Ende meiner langen einsamen Reise, fand ich mich plötzlich mitten im Nirgendwo: Kilometerweite Einöde. Das Gefühl von Einsamkeit verschwand und tauchte im gleichen Moment wieder auf als ich auf den Kadaver einer toten Kuh stieß. Sie war dank der Umweltbedingungen vor Ort perfekt konserviert. Allerdings erschien es mir rätselhaft, wie die Kuh sich in eine solch lebensfeindliche Umgebung begeben konnte, in der eigentlich kein Lebewesen überleben kann. Während meiner gesamten weiteren Reise – ganz gleich wo ich war – vergaß ich nie den Anblick dieses Kadavers. Einige Jahre später kehrte ich dorthin zurück und die tote Kuh war immer noch dort.”
Jeppesens Reise endete eigentlich nicht; durch die Postproduktion seiner Arbeiten dauert sie bis heute an: jedes Blatt Papier, jeder Schnitt und deren Zusammenführung durch die Nadeln und die entstehenden Zeichnungen sind stetige weitere Schritte auf seinem Weg.
Laufen, schauen, atmen, schneiden, platzieren, feststecken… Musikalische Noten der ungewöhnlichen und imperfekten Symphonie die Adam Jeppesens Œuvre repräsentiert. Seine Arbeit nimmt verschiedene Stränge in Form und Inhalt an. Betrachten wir seine Bilder etwas näher, fühlen wir uns hinein gezogen; nicht nur in eine Welt Ehrfurcht gebietender Landschaften, sondern auch in eine Welt voller Indizien. Kratzer und Abschürfungen, kleine Haare und Staubpartikel auf den Fotografien evozieren eine Geschichte und damit verbundene Erinnerungen – einen anschaulichen Beweis für Leben, die gelebte Reise. Durch das Akzeptieren dieser Fehler versucht Jeppesen sich von der Perfektion zu lösen, die den klassischen fotografischen Techniken oft anhaftet. Für seine Arbeiten verwendet er im Gegensatz zur klassischen Fotografie eher ungewöhnliche, delikate Materialien wie unter anderem Kopierpapier, Reispapier, Nadeln. Daher stellt sein Vorgehen eine Metamorphose dar; vom fotografischen Bild zu einem skulpturalen Objekt. Die Greifbarkeit, die die Verwendung dieser Materialien begleitet, erhöht die dreidimensionale Wahrnehmung der Arbeiten durch den Betrachter.
In seinen jüngsten Arbeiten baut Jeppesen seine Praxis aus und führt den fotografischen Prozess zu seiner Ursprünglichkeit zurück, indem eine Fotografie in situ, vor Ort, entsteht. Ein fotosensitives Papier wird direkt belichtet und muss damit innerhalb von wenigen Stunden entwickelt werden, was Jeppesen, von der Nacht geschützt, direkt in der schonungslosen Umgebung in der die Bilder entstanden sind macht. Der einzigartige Charakter der Arbeiten entsteht demzufolge durch diesen Prozess und, bedingt durch die widrigen Umstände, eine teilweise verlorene Bildinformation, welche die Unvollkommenheit und die Flüchtigkeit des Moments und der Existenz selbst unterstreicht.
Adam Jeppesen wurde 1978 in Kalunborg geboren. Er lebt und arbeitet in Buenos Aires. 2004 graduierte er von der Fatamorgana, Copenhagen. Jüngste Einzelausstellungen sind unter anderem: X, Galerie Van der Mieden, Brüssel (2014), Scatter, Peter Lav Gallery, Kopenhagen (2014). Gruppenausstellungen umfassen z.B. Fotografisk Center 20 Years – an anniversary exhibition, Fotografisk Center, Copenhagen (2016), The Return of the Real, Niels Borch Jensen Gallery, Berlin (2014). Im Juli 2016 freuen wir uns auf seine Einzelausstellung im C/O Berlin. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen wie Denver Art Museum, The Danish Arts Foundation, The Swedish Arts Foundation und The National Museum of Photography, Copenhagen, sowie in einer großen Zahl internationaler Privatsammlungen.
Bild: Detail of Adam Jeppesen, Incahuasi 1, 2016, 221 x 179 cm, photocopy on acid free paper, needles, framed
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