E-E WEIGHT. SLEEP. Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie Egbert Baqué Contemporary

Datum: 04.06.2016 - 30.07.2016

Künstler: (E-E) Evgenij Kozlov

Veranstalter & Ort:
Galerie Egbert Baqué Contemporary
10719 Berlin
Fasanenstraße 37

(E-E) Evgenij Kozlov
E-E WEIGHT. SLEEP.

4. Juni – 30. Juli 2016
1.



Der Zyklus E-E WEIGHT. SLEEP. , gesprochen Yeh Yeh Weight. Sleep. – im russischen Original E-E ВЕС. СОН. (yeh yeh ves. son.), zu Deutsch E-E Gewicht. Schlaf. – besteht aus zwei Teilen, die jeweils eine doppelte Wahrnehmung zum Ausdruck bringen. Sie unterscheiden sich in Material, Ausführung und Konzept. In den Grafiken des ersten, 2009 begonnenen Teils notiert (E-E) Evgenij Kozlov täglich zweierlei Realitäten seines menschlichen Erlebens. Dies hat er auf einem kleinen Zettel festgehalten:

„Наличие цифр в рисунках „сон“ и „вес“ является скрупулезным фиксированием физического состояния моего тела.“: „Die Anwesenheit der Ziffern auf den Zeichnungen Schlaf und Gewicht hält akribisch den physischen Zustand meines Körpers fest.“

Auf diese Weise erhält Kozlov zwei substantielle Messgrößen seiner menschlichen Existenz. In Bezug auf das Tagesbewusstsein ist es der Zustand in der Materie oder
die Schwere, gemessen durch das Gewicht (WEIGHT) – zwischen 74,0 und 78,8 kg.
In Bezug auf das Nachtbewusstsein ist es die Uhrzeit, zu der der Schlaf eintritt, das heißt, der Augenblick, wenn der Zustand außerhalb der Materie beginnt (SLEEP), zwischen 23.00 und 9.00 Uhr morgens. Damit erfährt er etwas über sein fluktuierendes Selbst, was ihm ohne diese Aufzeichnungen entginge: Er objektiviert sich gewissermaßen.

Diese Papierarbeiten, überwiegend im DIN-A4-Format, sind darüber hinaus mit Zeichnungen versehen und zum Teil collagiert. Derzeit sind es circa 100 Blätter.

Der zweite Teil des Zyklus’ entsteht seit 2015 und besteht bislang aus 32 Einzelgemälden und zwei Triptychen. Es handelt sich um Malereien auf Leinwand, überwiegend im Format 70 x 50 cm. In diesen doppelseitigen Gemälden liegt die Dualität nicht im Wechsel von Tagesbewusstsein und Nachtbewusstsein, sondern im Wechselspiel von vorne/hinten,
außen/innen, Hauptansicht und Gegenansicht.

Die figurativ-abstrakten Motive wurden zunächst auf die Rückseite der Leinwand gemalt, von wo aus sie sich spiegelbildlich auf der Vorderseite abbilden. Man kann hier die Metaphern Gegenraum und Raum verwenden: Der dem Auge nicht zur Verfügung stehende Gegenraum, die Rückseite, projiziert sich in den sichtbaren Raum hinein, in die Vorderseite. Dort werden die Motive fortgebildet und erzeugen einen neuen Rauminhalt. Auf der Rückseite zeigen sich die Motive zeichenhafter, elementarer, auf der Vorderseite komplexer, lyrischer. Eine gleichzeitige Wahrnehmung von Gegenraum und Raum ist hypothetisch möglich – indem man gedanklich das Bild um seine Längsachse rotieren lässt.

Die beiden Teile des Zyklus sind in einem jeweils eigenen Stil ausgeführt. Gemeinsam
ist ihnen Kozlovs unverwechselbar elegante und sichere Linienführung, sein Gespür für Farben und Kontraste und der feine Humor. Die Lebendigkeit des Ausdrucks – nicht nur
der Figuren, sondern auch der abstrakten Elemente wie Linien, Kreise, Ziffern – führt den Zyklus über den konzeptionellen Ansatz hinaus.

E-E WEIGHT. SLEEP. beginnt mit technischen Notationen zur menschlichen Existenz und führt zur Schaffung subtiler Harmonien. Die Entwicklung und Beherrschung einer anspruchsvollen Technik ist dafür die Voraussetzung. Beide Teile des Zyklus werden fortgeführt und sind nicht auf ein Ende angelegt.
(E-E) Evgenij Kozlov

geb. 1955 in Leningrad (St. Petersburg), Russland, war in den 1980er Jahren aktives Mitglied der Leningrader Avantgarde-Gruppe Новые художники (Die Neuen Künstler); internationale Ausstellungen folgten ab 1988. Seit Beginn der 1990er Jahre lebt der Künstler in Berlin, wo er in seinem Atelier Russkoee Polee / Das Russische Feld (1994 – 2008) gemeinsam mit Hannelore Fobo auch Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen durchführte.

Sein umfangreiches Werk umfasst eine Anzahl großer Zyklen wie Miniaturen im Paradies von 1995: Die sechzehn Gemälde im Format von 5 x 2 m wurden nach ihrer Fertigstellung an der Berliner Siegessäule an Fahnenmasten gehisst ausgestellt.
Häufig erstrecken sich Kozlovs Zyklen über einen längeren Zeitraum (Century XX, Teil 1, 1982 – 2008, und Teil 2, 2008 – 2016). Seine Beobachtungen zu künstlerischen Prozessen der Gegenwart formulierte er 2009 zu einer Theorie der CHAOSE Art; das E ist dabei ein Rückgriff auf die von ihm seit 2005 verwendete Signatur E-E, gesprochen Yeh-Yeh.

In der von Maurizio Cattelan, Massimiliano Gioni und Ali Subotnick herausgegebenen Publikation Charley 05 (Deste Foundation for Contemporary Art, 2007) wurde er für die Galerie der Obsessionen in die Liste der hundert „großen, für sich stehenden Meister“ (“great solitary masters”) aufgenommen.

In den vergangenen Jahren beteiligte sich (E-E) Evgenij Kozlov unter anderem an Ausstellungen im New Museum, New York (Ostalgia, 2011), im Moscow Museum of Modern Art (The New Are Here!, 2012), auf der Biennale von Venedig (The Encyclopedic Palace, 2013) und im Multimedia Art Museum, Moskau (Zero Object, 2014). Ende 2016 folgt Notes from the Underground im Muzeum Sztuki, Lodz.


Die Kuratorin Hannelore Fobo studierte an der FU Berlin Sprachwissenschaften, Politik und Lateinamerikanistik und im Aufbaustudium Osteuropawissenschaft. Ende der 1980er Jahre begann sie mit der Organisation von Kunstausstellungen. Seit ihrer Bekanntschaft mit Evgenij Kozlov im Jahre 1990 kuratiert sie sein Werk. 2003 gab sie Das Leningrader Album (Konkursbuch Verlag, Tübingen) heraus, eine Sammlung von Kozlovs frühen erotischen Zeichnungen. Sie ist Mitglied der AICA (International Association of Art Critics).
Als Autorin widmet sie sich kunstphilosophischen Themen. Titel ihrer Essays sind unter anderem Bild und Abbild oder Schiller. Idee, Ideal und Schein. Für die nächste Zeit plant sie die Herausgabe weiterer Zyklen Kozlovs, zunächst E-E Fairy Tale und Century XX.

Zur Ausstellung, die parallel zur 9. Berlin Biennale läuft und am 4. Juni 2016 eröffnet wird, erscheint bei EGBERT BAQUÉ CONTEMPORARY, Berlin, (E-E) Evgenij Kozlov, E-E WEIGHT. SLEEP., ein 192-seitiges Buch mit mehr als 130 Abbildungen, herausgegeben und mit einem Text (Deutsch/Englisch) von Hannelore Fobo.


EGBERT BAQUÉ CONTEMPORARY
office@berlin-contemporary-art.com
www.berlin-contemporary-art.com
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E-E WEIGHT. SLEEP.

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E-E WEIGHT. SLEEP.

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