Katharsis Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie KOMET BERLIN

Datum: 22.02.2008 - 29.03.2008

Künstler: Johannes Tiepelmann

Veranstalter & Ort:
Galerie KOMET BERLIN
10119 Berlin
Brunnenstr. 165

Schicksal, Leid, Grausamkeit, Liebe, Tod,Schrecken und Trauer sind Stoffe der klassischen Tragödie, die als mythische Erhöhung des Lebens die Essenz des Realen in sich trägt. Die Leidenschaften, die sie erregt – das „Mitgefühl“ für die tragischen Helden und die „Furcht“ vor dem dargestellten Grauen – haben bei Aristoteles die Funktion, den Zuschauer von seinen Passionen zu reinigen.//

In den Werken des aktuellen Zyklus „Katharsis“ von Johannes Tiepelmann sind weder Leichen noch blutrünstige Szenen zu sehen, dennoch existieren Verweise auf Aristoteles' Katharsislehre, die sich auf dem gleichnamigen, großformatigen Bild „Katharsis“ am deutlichsten manifestieren. Eine asiatische Frauenfigur
wurde in Profilansicht zentral auf einer blank polierten Bühne platziert und exerziert in kniender Pose eine Kampfbewegung, der sie – die geschlossenen Augen deuten es an – höchste Konzentration entgegenbringt. Ihr
Atem, der sich in einer ausladenden amorphen Rauchform sammelt, sowie ein langes spitzes Horn, das aus ihrer Stirn ragt und weit in die linke Bildhälfte sticht, verleihen dieser Frau und der gesamten Bildatmosphäre eine ausgesprochen dramatische Aura. Hinter der Darstellerin positioniert und halb von ihr verdeckt, betritt eine weitere Figur die Bühne, deren Mimik ebenso uneindeutig wie ihr Handeln bleibt. Schließlich springt die Bildgeschichte auf ein kleinformatiges Pendantbild über, auf dem eine Gestalt, die eine chinesische Maske trägt, die Bühnenszene beobachtet und sich mit Schrecken in den Augen vom Gesehenen abwendet, ohne den Blick davon lösen zu können. Dem Betrachter bleibt lediglich ihre Reaktion als Indiz einer grauenvollen Tat, so dass er sich mit der Visualisierung des aristotelischen Katharsisbegriffs begnügen muss, ohne sich selbst reinigen zu können.//

Der Zyklus, dessen Thema von dem Bild „Second Life“ [eine Abbildung finden Sie auf der Einladungskarte] inspiriert ist,
wirkt durch die verschiedenen Gattungen – Porträt, Genre, Historie – ausgesprochen heterogen, ein Eindruck, der durch die unterschiedlich großen Formate zusätzlich gestützt wird. Doch schafft Johannes Tiepelmann sowohl inhaltlich als auch formal verbindende Elemente, wie etwa das Motiv des Rauchs, das fast allen Bildern der Ausstellung gemein ist und (in direkter Korrespondenz zu Aristoteles) symbolisch für die vom Feuer gereinigte Seele steht. Auch die Streifenstruktur des halb geöffneten oder verschlossenen Vorhangs zieht sich durch die Reihe und tritt entsprechend als dominanter Bildeinschub oder als Bildhintergrund auf.//

In dem großformatigen Diptychon „Männerwirtschaft“ wird der Bruch so frappant, dass das Bild collageartige Züge erhält. Die Interaktion zwischen der von Untermalungen geprägten Struktur und den verschiedenen surrealen Formen ist in diesem Bild, und hier vor allem in der oberen Bildhälfte, sehr intensiv bearbeitet worden. Aber auch auf ikonografischer Ebene lässt der Vorhang auf die Bühne und die Tragödie schließen und spielt somit auf eine Tragik an, die sich hinter den Bildern des Zyklus' verbirgt. Als Verhüllungsinstrument
deutet der Vorhang aber auch auf Erzählmomente hin, die dem Publikum verborgen bleiben: Ein Beispiel wäre
das gemalte Blut, das auf dem noch unvollendeten Bild „.Katharsis“ sichtbar war, aber in der Endversion verschwunden ist. Dergestalt scheint der Titel auf den Werkprozess zu verweisen, den der Künstler zur Reinigung seines eigenen Feuers gebraucht.//


(Text von Sandra Kühn, Januar 2008)
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