Wim Botha / Solo-Show Auktion Berlin

Auktion Galerie Galerie Jette Rudolph

Datum: 28.11.2008 - 10.01.2009

Künstler: Wim Botha

Veranstalter & Ort:
Galerie Galerie Jette Rudolph
10117 Berlin
Zimmerstraße 90/91

english version below#

„Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass jedes Sichtbare aus dem Berührbaren geschnitzt ist, dass jedes taktile Sein gewissermaßen der Sichtbarkeit zugedacht ist (…)“. „Als würde der Akt des Sehens stets in der taktilen Erkundung einer von uns aufgerichteten Fläche enden (…)“. „Wir müssen die Augen schließen, um zu sehen (…)“
(aus: Was wir sehen blickt uns an. Die Metapsychologie des Bildes; George Didi-Hubermann, Finkverlag, München 1999)#

Nach unserer erfolgreichen Präsentation der Installation „Vanitas Toilette“ auf dem diesjährigen Art Forum Berlin freuen wir uns, den südafrikanischen Künstler +Wim Botha* (geb. 1974 in Pretoria, lebt & arbeitet in Cape Town) mit seiner ersten Soloshow in Berlin in der Galerie Jette Rudolph präsentieren zu dürfen.#

Die Bildsprache seiner zwei- und dreidimensionalen Objekte fügt sich in eine Welt aus Referenzen und Symbolen und kreiert ein narratives architektonisches Konzept, das sich aus naturalistischen Zeichnungen und großformatigen Linolschnitten, sowie raumgreifenden Skulptur- Ensembles speist. Die einzelnen Elemente sind in gegenübergestellten Positionen in einen mit subjektiven und objektiven Assoziationen durchzogenen Raum installiert. Geist und Natur korrelieren mit dem ästhetischen Ideal und menschlichen Fehlbarkeiten.#

Bothas Berliner Ausstellung visualisiert das Grundmotiv des Spiels zwischen These- Antithese formal in den Farben Schwarz und Weiß. Typisch für Bothas Installationen sind ist die Abhängung der einzelnen Objekte mittels Stahlseilen von der Raumdecke, sodass vermutete Deutungen oft ihre Bodenhaftung, respektive Zuordnung verlieren.
Formal arbeitet Botha in den einzelnen Arbeiten mit Rückgriffen auf die Architektur und das Mobiliar südafrikanischer Wohnhäuser und calvinistisch geprägter Kirchenräume: unter Verwendung schwebender Säulen aus schwarzem Holz durchsetzt von Spiegelflächen, einer sargähnlichen Wanne, Bilderrahmen mit Goldkanten, naturalistischer Studien von Skeletttierköpfen, sowie dem Weiss und partiellen Kardinalsrot der aus Bibeln geschnittenen Büsten.
Durch das Zusammenfügen heraldischer und ikongraphischer Symbole, sowie Tierfabeln und Stereotypen von Menschen, wird ähnlich wie in der Addition der Raumkoordinaten x, y und z die Installation zu einer epischen Erzählung, einer Frage nach Macht, Religion, Ideologie und Vergänglichkeit als szenographischer Spiegel der Gesellschaft- inmitten die Rolle des Individuums.#

Beispielsweise scheint sich ein Ensemble bestehend aus einer figurativen Büste und vier Tierzeichnungen dem Gesang eines kanonischen Lieds zu widmen, adressiert und erwidert durch den Menschen, indem sich alle mit weit aufgerissenen Mündern präsentieren.
Im Einzelnen findet sich hierin das Motiv der Schlange: in der Christliche Sprache verkörpert sie den Teufel, wiederum in der Asiatischen Mythologie die Weisheit, während die Zulus (ein Südafrikanischer ethnischer Stamm) sie als Verkörperung der Ahnen interpretieren und in ihren rituellen Schlangentänzen den Gehorsam der Frau gegenüber dem Mann zum Ausdruck bringen. Sie ist ein magisches Tier, dass während der Regenzeit nicht getötet werden darf, Hunger und Untergang des Stammes wären die Folgen- es ist ein archaisches Symbol für die männliche Sexualität.
Jenseits dieser inhaltlichen Bedeutung bindet Botha seine Zeichnungen an ein architektonisches Konzep, welches auf einen Organismus im Allgemeinen hinweist. Der Mensch in seiner Selbstwahrnehmung, autonom und im Glauben die letzte Instanz zu Gott oder zu einem göttlichen Wesen zu sein, führt in die Erschütterung seiner Selbstbestimmung mit der Frage nach seiner Vergänglichkeit.#

Neben den o. a. installativen Ensembles beherrschen zwei monumentale gerahmte Linolschnitte das Entree der Galerie. Zwei Figurendarstellungen zeigen die freigelegte skelettierte Übersetzung kunsthistorischer Gemäldevorlagen. Eine davon zeigt “Saturn” verwandt mit Uranus, der in der Personifizierung der griechisch- mythologischen Himmelsgötter der Christlichen Trinität gleichgesetzt wird. So ist auch Janus, der Gott der Türen, der Ein- und Ausgänge, Geburt und Tod, wie auch in der Verkörperung der Jahreszeiten doppelgesichtig nach vorn und rückwärts gewand, emblematisch dargestellt. In Tizians „Allegorie der Weisheit“ ist er als dreigesichtige Darstellung der Menschenalter personifiziert („ex praeterito, praesens prudenter agit, ni futura actione deturpet“- „Aus der Vergangenheit heraus handelt das Gegenwärtige klug, damit es das Zukünftige nicht beeinträchtige“). Diese Verknüpfung evoziert die älteste Frage der Menschheit nach dem Tod und dem Leiden der Menschen an sich, die bis heute ein offenes Ende hat, aber mit der Sehnsucht Grenzen überschreiten zu können, verbunden ist.#

Der Organismus der Installation kreiert ein Bild einer Welt, die sich durch haptische Wahrnehmungen von Farben, Linien, Flächen, auch den Materialien Papier, Glas, Holz und Wasser, ebenso wie durch die visuelle Sprache historischer und zeitgenössischer Quellen generiert und eine individuelle Reflektion basierend auf Methodik und Allegorie nach sich zieht.#
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english version#

„We must adapt to the idea, that each visible is carved from the tangible one, to a certain extent that each tactile is earmarked to the visibility (…) “ - „As if the act of seeing would always end in the tactile investigation by an imaginative founded plane by ourselves (…). We must close our eyes, in order to see (…). “
(free translation from: Was wir sehen blickt uns an. Die Metapsychologie des Bildes; George Didi-Hubermann, Finkverlag, München 1999)#

For his first solo show in Berlin we are proud to present the South African artist +Wim Botha* (b. in 1974 Pretoria based in Cape Town) after his successful appearance with the installation "Vanitas Toilette" at the Art Forum Berlin in 2008.#

The visual language of Botha´ s two- and three- dimensional objects assembles a world of references and symbols into a narrative, architectural concept, fed by sophisticated drawings and large-scale prints, mirrored and sculptural ensembles.
They are installed likewise opposing positions into an encompassing space of subjectivism and objectivism, spirit and nature, the correlation of the aesthetic ideal and human fallibilities.#

The exhibition space is coloured, also metaphorically, in black and white– could be seen as references to the underlying motif of duality, of ambiguity and contradictions- thesis and antithesis.
By typical ceiling suspensions of Botha´ s objects via steel cables the provoked meanings lose ostansible their traction combined with their respective assignments.
Meanwhile formal recourses to the South African architecture and furnishing, also Calvinist coined church interior are made; hovering pillars made from black coloured wood are partially mirrored, a coffin-like bathtub, frames with golden edges, naturalistic drawings of animal skull studies, the paper busts carved from bibles representing the black, white and cardinals red. Like the coordinates of the space the whole installation becomes an epic narration by adding x plus y plus z: iconic and heraldic symbols, animal fables and depictions of stereotypic men, even the matter of the works deals with the question of power, religion, ideology and caducity as well as a scene-graphic mirror of societies and communities and the role of the individuals in-between.#

Botha´ s drawings are arranged to show human characteristics, all-in they give us some hints about the ambiguities in their different cultural using- they sing a canonical sinister music piece, addressed and answered by one of the busts, presented with wide open mouths.
E.g. the python as a symbol for the Evil in Christian language, but also as the symbol for lore in Asian mythology; the Zulus (a South African ethno group) believes in the python as an ancestor, and even in ritual dances lay the depiction of man and woman, the obedience of woman to the man. It is a magical animal and killing a python during the rainy season would result to the end of nourishment and the end of the clan - it is the archaic symbol for men´ s sexuality.
The drawings are bounded in-between the architectural frame, which acts on this suggestion of a whole organism. The question of men and their self-perception, to be autonomic, believing to be the final instance to God, to the Divine leads into the agitation of self-determination by the question of caducity.#

By the artist´ s large-scale prints, e.g. "Saturn" close to the ancient god Uranus, the depiction of the mythological subject of the deities of the sky as well as the Christian symbolism of the trinity is suggested. The passage of time is also emblematised by the ancient god Janus, he is the god of the doors, entry and exit, birth and death, seasons of the year, double faced to look back- and forward, there lays another ambiguity. Titian used this type of depiction in his image "allegory of the prudence" about the three ages of men ("ex praeterito, praesens prudenter agit, ni futura actione deturpet"- “the present acts prudent of the knowledge of past, to avoid derogation in future”). By using this connection the old demand about death and the passion of the men is evoked, as the eldest mystery of the world until now with an open end, it deals with the deepest fears and wishes and the desire to extravagate.#

The organism of the installation creates a face of a world; by using the haptic sense colours, lines, planes, also the materials –paper, glass, wood and water– as well as the visual image language of historical and contemporary resources the work gains an individual apperception based on methodology and allegory.
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