Shared Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie Gallery Taik Persons

Datum: 01.07.2017 - 09.09.2017

Künstler: Nelli Palomäki

Veranstalter & Ort:
Galerie Gallery Taik Persons
10969 Berlin
Lindenstr. 34

Gallery Taik Persons ist hoch erfreut, Nelli Palomäki mit ihrer Soloausstellung Shared zu präsentieren. Palomäki, die mit ihrer Fotografie in der Tradition klassischer Schwarz-Weiß-Porträts kontinuierliche Pionierarbeit leistet, ist in der vergangenen Dekade als einer der meist zelebrierten Künstler der Helsinki School und Aalto University School of Arts, Design and Architecture hervorgegangen. Shared erkundet und entziffert das komplexe Thema des Geschwistertums in Form von gewaltigen, dynamischen Manifestationen menschlicher Beziehung und familiärer Bindung. Die einnehmenden Porträts der Serie zeigen Kinder und junge Erwachsene, die in verschiedene Situationen und Konstellationen eingebettet auf andächtig anmutende Weise ihre Identitäten als Geschwister enthüllen; eine miteinander geteilte Identität, die zugleich durch Elemente des Zusammenseins und Auseinanderseins ambig geformt wird. Das Interesse der Künstlerin am Thema des Geschwistertums ist aus persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen im Kontext vergangener Arbeits- und Ausstellungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen erwachsen. Ohne Zweifel hat auch das lebensverändernde Moment selbst Mutter zweier Kinder geworden zu sein eine Auswirkung auf Palomäkis rezente und laufende Arbeiten.

Geschwistertum beschreibt eine leibliche Bindung, in die wir hineingeboren werden. Es ist ein ungewählter Zustand; dem Menschsein inhärent. Als Geschwister sind wir gezwungen, nah zu sein, denselben Namen, dasselbe Erbe zu tragen. Gleichzeitig pflanzt das Geschwistersein in uns das Potenzial ein, den Lauf unseres Lebens durch das Ausdrücken von Differenz mitzubestimmen. Manchmal kann eine einfache Geste der Hand, ein Hochziehen der Augenbraue oder eine leichte Veränderung der Körperhaltung bereits die Wirkkraft besitzen, Dimensionen des Gemeinen und Getrennten, Kommunalen und Individuellen, Resonanten und Dissonanten zu demarkieren. Einmal Freund, einmal Feind; engste Verbündete, stärkste Rivalen – die subtilen Hierarchien der Macht unter Geschwistern verschieben sich ständig. Eine herzliche Umarmung kann innerhalb von Sekunden in ein erhitztes Ringen umschlagen: Dies ist das geteilte Leben von Geschwistern.

Mit ihren Porträts ersucht Palomäki Facetten des gemeinsamen Geschwistertums in dessen gesamter körperlicher, psychologischer und emotionaler Komplexität zu erfassen. Obgleich fast jedes Porträt im Vorhinein sorgfältig geplant und inszeniert ist, wird stets ein Element des Akzidentellen beibehalten, wodurch das Werk mit unvorhergesehenen Resultaten und Enthüllungen animiert wird und ein magisches Eigenleben trägt. Hierbei stellt der Akt des Posierens einen ausschlaggebenden Moment dar, in Palomäkis Worten, „der Moment, in dem ein Mensch sich in ein Bild verwandelt.“ Die Art und Weise, wie die Modelle sich selbst wahrnehmen und präsentieren – als autonome Individuen sowie in direktem Rapport, buchstäblich miteinander umschlungen – bestimmt darüber, welche Geschichten anhand ihrer Porträts erzählt werden, ob beabsichtigt oder nicht: Diese Geschichten reichen von Bekundungen der Solidarität und Wertschätzung sowie fürsorglichen Momenten beidseitigen Einklangs bis zur Umkämpfung von Gleichheit und Anerkennung; von der Durchsetzung von Autorität bis zur Suche nach Emanzipation. Durch das adoleszente Alter der von Palomäki Porträtierten wird der schwellenhafte Charakter ihres Geschwisterdaseins umso stärker vergegenwärtigt: So die düstere Entdeckung von Alterität und Unheimlichkeit in einer scheinbar vertrauten Welt das Ende unserer kindlichen Un- schuld kennzeichnet, spiegeln sich neuartige Gefühle der Entfremdung in unserer veränderten Wahrnehmung des Selbst und Anderen als Schwestern und Brüder gleichsam wider.
Beim Fotografieren ihrer Modelle, deren Großteil für sie anfänglich Fremde sind, ersucht Palomäki ihnen näher zu kommen. Neben dem Aspekt des Lichts ist für sie von größter Bedeutung, dass das resultierende Werk von der Präsenz der porträtierten sowie der porträtierenden Personen durchdrungen werde. Sie wählt ihre Modelle mit Behutsamkeit, denn sie weiß, dass mit jedem Porträt eine einzigartige, bindende Begegnung in Kraft tritt. Der Moment der Intimität, welcher zwischen Denjenigen vor und hinter der Kamera miteinander geteilt wird, kann – und sollte nach Palomäkis Ansicht sogar – eine unbehagliche Qualität besitzen. Er vermag es, gewisse Machtstrukturen nicht nur unter den Modellen, sondern auch zwischen diesen und ihrem Porträtisten hervortreten zu lassen. Sie erklärt: „Jedes einzelne Porträt, welches ich gemacht habe, ist auch ein Foto von mir selbst. [...] [D]ie Intensität des Momentes, der mit dem Modell geteilt wird, kontrolliert das Porträt. [...] Man ist blind und verloren ohne sein eigenes Erscheinungsbild zu sehen, der Andere versucht verzweifelt den perfekten Moment zu erlangen. Die Komplexität des Porträtierens, seine größte Falle, sie liegt letztlich immer in ihren Machtbeziehungen.“ In unserer Begegnung als Betrachter mit den Porträtierten, die uns beharrlich, verletzlich anblicken, sehen wir auch Palomäkis Blick. Wir teilen mir ihr unseren eigenen und werden hierdurch verwandt.

Nelli Palomäki wurde 1981 in Forssa, Finland geboren. Sie lebt und arbeitet in Isnäs / Helsinki.

Ausstellung: 1. Juli – 9. September 2017
Eröffnung: 30. Juni, 18:00 – 21:00 Uhr
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