Ort: Galerie ZeitZone bis: 2009-09-13
Künstler: Sebastian Bieniek
Thema: +Der Bär ist los! */ # Mit anderen Worten; Sebastian Bieniek, der berliner Maler, Performance- und Aktionskünstler, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor und der Entdecker des Wiercher Syndroms meldet sich nach fast achtjähriger Ausstellungsabstinenz zurück. Man darf gespannt sein, wie er diesmal sein vielfältiges Schaffen präsentieren wird. # Der Bär ist los, so lautet der Titel der Ausstellung in der Galerie ZeitZone in der Adalbertstr. 82, die am 25 September eröffnet wird. # Gezeigt werden Gemälde, deren Hauptfigur -wie es der Titel schon sagt- ein Bär ist. # Ein Bär, der zwei Begleiter hat. Einen Mann mittleren Alters, -so könnte man schätzen- der scheinbar -wie sich vom Titel eines der Bilder herleiten lässt- dem Bären die Welt erklärt, somit vielleicht der Mentor oder auch der Vater ist und einen schwarzen Unbekannten, dessen aussehen manchmal ganz einfach an einen schwarzen Fleck erinnert, dann wieder an eine Burka und manchmal an einen Ungeheuer. # Nicht selten verhelfen die Titel der Gemälde sie zu erschließen. # Liest man sie, driftet der Kontext des gemalten oft in eine andere, neue Dimension. # Auf einmal werden die Bilder doppelbödig, was manchmal mit einer Überraschung einhergeht, weil etwas -auf den ersten Blick- völlig banales sich durch den Titel als politisch herausstellt, ein anderes Mal malt der Titel ein Lächeln auf die Lippen des Zuschauers, und wieder ein anderes Mal erfüllt es ihn einfach nur mit Wärme. # Ein schnell, wie zufällig, gemalter kleiner Bär sieht zum Beispiel auf einem der Bilder, zu Jenem schwarzen Fleck hoch, welches -mit ein bisschen Phantasie- eine schwarze Decke sein könnte, unter der sich jemand oder etwas verbirgt. Das Bild heißt: "Bist du mein Papi?". / Ein anderes Bild stellt den kleinen entschlossen aussehenden Bären im Vordergrund, hinter dem der Schwarze Fleck -diesmal wie eine Burka aussehend- hinterher tapst. Das Bild heißt: "Der Bär und ein einheimischer Experte wollen jetzt in Afghanistan aufräumen". Wieder auf einem anderen Bild sind zwei zerstrittene kleine Bären zwischen einer übergroßen Schaufel und dem Mentor auf einem Kinderspielplatz zu sehen. Dieses Bild heißt: "Die Schaufel gehört allen, oder der erste Versuch einer kommunistischen Infiltration der Bären." Auf einem anderen Bild küsst der Bär denselben hängenden Mann. Das Bild heißt: "Der Bär, der den Mann küsst, der vor ihm sterben wird". # Wie man es auch nimmt, man spürt förmlich einen Sog in die Vielschichtigkeit der Bilder. Eine Vielschichtigkeit, die daher rührt, dass Sebastian Bieniek sich nicht virtuos durch das Metier der Malerei zu bewegen versteht, sondern auch, dass Begriffe wie "Der Weg des Helden", Dramaturgie, Ende und Anfang nicht nur bloße Wörter, sondern ganz selbstverständlich Werkzeuge für ihn sind, mit denen er den gewillten Zuschauer auf eine Reise mitnehmen kann, die sich vielleicht mehr als man es erwarten würde lohnt. # Sebastian Bieniek's Schaffen schein ein typisches berliner Phänomen zu sein. Eine Akkumulation der Künste und künstlerischer Ausdrucksweisen, die wohl kaum an einem anderen Ort der Gegenwart als in Berlin denkbar ist und die wohl ein Ausdruck der Zeit in der wir leben ist. Aus diesem Grund ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass kaum jemand so sehr den Neuen, weil aufkeimenden Zeitgeist der berliner Kunst repräsentiert wie er. Wer also daran teilhaben möchte, der muss unbedingt die Ausstellung besuchen, denn es fehlt nicht viel, und man wird kaum an diesem Ausnahmekünstler vorbei gehen können, der schon im Jahr 1999 und im Alter von 24 Jahren im Jahresrückblick von "Die Welt" auf die berliner Kunst, mühelos mit seinen immer wieder grenzüberschreitenden Arbeiten, Grössen wie Georg Baselitz trotzen konnte. Nunmehr stellt sich aber nicht mehr diese Frage, sondern die: wie lange die etablierte Kunstwelt ihm noch trotzen kann? Eine Welt die nach Jahrzehnten unpersönlicher und nur insofern aussagekräftiger Kunst, als dass diese lediglich die Inhalte widerspiegelt, die ohnehin auf den Titelseiten zu lesen sind, frische Luft bitte nötig hätte. # Und warum sollte es nicht Bieniek sein, der nach einem siebenjährigen Abstecher in die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, der ältesten und bekanntesten deutschen Schmiede für persönliches und politisches Kino in die Kunstszene zurück kehrt? # Hermann Siekwart