Ort: Brutto Gusto_fine arts bis: 2017-01-14
Künstler: Morten Lobner Espersen, Guido Geelen, Heidi Kippenberg, Johannes Nagel, Gustavo Perez, Sebastian Scheid, Martin Schlotz, Johanna Schweizer, Willem Speekenbrink, Ben Sleeuwenhoek, Carolein Smit, Barbara Stehr, Robin Winters
Thema: Dieser Tage ist Keramik nicht nur heiß, wenn sie gerade aus dem Brennofen kommt. Brutto Gusto_fine arts verfolgt seit mehr als 25 Jahren tatkräftig das Ziel, aktuelle Keramik und zeitgenössisches Handwerk auszustellen und zu fördern. Wir sind stolz, Künstler der Extraklasse zu repräsentieren, deren erlesene Arbeiten die führende Privatsammlungen und Museen bereichern. „Man muss sagen, nun, da so viele Künstler zur Keramik und zum Glas zurückkehren, dass Brutto Gusto, zuerst in Rotterdam und seit nunmehr fast 10 Jahren in Berlin, dafür wegweisend waren. Viele Insider – und neu Hinzugekommene – wenden sich an Brutto Gusto um mehr über die Vergangenheit und die Gegenwart dieser schwierigen Disziplinen und Materialien herauszufinden. Und Geer Pouls scheut nicht davor zurück, bildende Künstler damit zu beauftragen, mit diesen Techniken zu experimentieren. Nur Handwerk? Nein, Brutto Gusto ist ein Wegbereiter der Künste und demonstriert großes Fachwissen und sicheren Instinkt, wie sie nur wenige von uns besitzen...“ Chris Dercon In K wie Keramik zeigt Brutto Gusto ein Medley von Keramikern, die sich als Bildhauer auf das zeitgenössische Handwerk verlegt haben. Darunter sind einige Pioniere aus den 1970er und 1980er Jahren, wie Heidi Kippenberg und Barbara Stehr, aber auch Gustavo Perez Delgado, Guido Geelen, Martin Schlotz, Johanna Schweizer, Sebastian Scheid, Willem Speekenbrink und Robin Winters, die den Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert geprägt haben. Und schließlich besetzen Carolein Smit, Morten Løbner Espersen und Johannes Nagel die heissesten Positionen in der heute brandaktuellen Keramik.
Ort: Brutto Gusto_fine arts bis: 2015-10-31
Künstler: Morten Lobner Espersen
Thema: Morten Løbner Espersen Mein gesamtes Werk steht in der dänischen Tradition der keramischen Gefäß-Herstellung, eine Geschichte, die mindestens 6000 Jahre zurückreicht. Jede Phase des Prozesses wird von Hand ausgeführt, gewunden, auf dieselbe Weise, die schon die Höhlenmenschen – Männer wie Frauen – angewendet haben. Es macht mir Freude, Teil einer solch unglaublich reichen Tradition zu sein, und es bereitet mir jedes Mal Vergnügen, wenn ich dazu einen Beitrag leiste. Die Formen, die ich mache, sind schon seit Langem einfach und doch mächtig, sodass sie einen Kontrapunkt zur Komplexität der Glasuren bilden. Ich lasse die keramischen Werkstoffe mit der Hitze interagieren, damit Texturen und Oberflächen entstehen, die einzig und allein im keramischen Prozess erzielt werden können. In letzter Zeit habe ich die visuelle und physische Wirkung meiner Keramik auf ziemlich drastische Weise erneuert und verstärkt. Horror vacui, der Titel der Ausstellung bei Brutto Gusto, bezeichnet eine „Scheu vor der Leere“ und wird insbesondere zur Beschreibung der griechischen Vasen ab etwa 1000 v. Chr. verwendet, die den gesamten Krug mit komplexen geometrischen Mustern überziehen. Meine neuen Arbeiten bestehen aus zwei formal auf einander bezogenen Teilen, die eine archetypische Vasenform erkennen lassen, welche reichhaltig von einem dreidimensionalen Ornament umrankt ist, das sich seinerseits aus dem Krug erhebt und zu einer eigenständigen Form wird. Ich verstehe Gefäße als neutrale, aber potente Formen. Sie bilden einmal mehr meinen Ausgangspunkt. Ich habe sublime und heftig glasierte Oberflächen verwendet, um die mächtigen Formen wie auch die Arabeske zu betonen. Die Technik, Glasuren schichtweise übereinander zu legen, ist für mich das wirksamste Instrument in dem Bemühen, komplexe Oberflächen zustande zu bringen. Sie sind reich an Nuancen und jenen keramischen Farben, die ich bevorzuge – auch äußerst matte Glasuren können mitunter in Kombination mit anderen unentbehrlich sein. Häufig brenne ich meine Arbeiten mehrfach, da die Stücke nur selten bereits nach dem ersten Glasurbrand das gewünschte Ergebnis zeigen. Eine erneute Glasur fügt dem Gefäß eine neue Schicht hinzu. Das hat jedoch seine Grenzen, die ich allerdings immer wieder überschreite, was zur vollständigen Zerstörung des Stück führen kann, da die Glasur sich buchstäblich durch den Ton frisst. Nur die Stärksten überleben.
Ort: Brutto Gusto_fine arts bis: 2015-10-31
Künstler: Morten Løbner Espersen
Thema: Die sieben Todsünden Morten Løbner Espersen Die Todsünde, die Morten Løbner Espersen am häufigsten begeht, in der er schwelgt, ist die der Völlerei, nämlich im Sinn der Maßlosigkeit. Denn sein Ansatz zur Keramik ist ganz und gar barock. Was ich damit meine, kann ich am besten erklären, indem ich sein Werk anhand von unterschiedlichen „Genres“ beschreibe, die er für sich entwickelt hat, um so seine barocke Praxis der Töpferkunst auszuloten. Zunächst fertigt er nüchterne Gefäße, minimalistische Behälter, die jedoch nur der Träger der exzessiven Glasuren sind. Er baut so die Haut seines Gefäßes mit multiplen Schichten auf, häufig in überschwänglichen Farben. Die vielen Schichten der Glasuren verlaufen auf dem sie tragenden Gefäß, sie verrinnen und lassen Falten, Blasen, Hügel und Löcher entstehen. Sie hinterlassen Spuren wie die Nacktschnecken. Manche Glasuren sind nahezu transparent, wenn sie sich über andere Glasuren ausbreiten, während andere dickflüssig sind und Licht und Farbe der von ihnen bedeckten Schichten absorbieren. Doch immer sind die Glasuren eindeutig materiell und schwer. Wir können sehen, wie sie sich über den Träger bewegen und ihn mit ihren Spuren überziehen. Im zweiten Genre, dem sogenannten Horror vacui, zoomt er an die Haut heran: Die Glasuren, die bislang minimalistische Gefäße bedeckten, sind nicht mehr bloß eine Haut, die sich über ihren Träger spannt. Mit mikroskopischem Blick konzentriert sich Morten Løbner Espersen auf die Haut seiner Glasuren und macht diese Haut zur Form seines Gefäßes. Die Glasuren weigern sich, noch länger nur die Hülle eines Gefäßes zu sein: Sie machen sich an dem Gefäß zu schaffen und werden zu seiner Form. Diese barocke Transformation lässt sich am ehesten mit dem Blick eines Betrachters vergleichen, der die Falten eines Vorhangs entlang gleitet. Der Blick bleibt nicht stehen, er bewegt sich und besitzt keinen Fluchtpunkt. Subjekt und Objekt des Blicks verheddern sich vollends. In dieser endlosen Transformation spielen Proportion und Maßstab eine grundlegende Rolle. Der Blick ins Mikroskopische wird gegen den Blick ins Makroskopische getauscht. Befindet sich der Betrachter im Innern einer Falte, so ist sein Blickfeld ein völlig anderes, als wenn er diese Falte verlässt. Das dritte Genre ist das Ergebnis eines noch weitergehenden Heranzoomens auf das grundlegendste materielle Bestandteil der Glasur: der Tropfenverlauf. Nur als Tropfenverlauf zeigt die Glasur ihre Materialität aufs Eindeutigste. Nur dann ist sie schwer. Doch der Tropfenverlauf wird auf ein Podest gehoben: Er wird umgekehrt; er steht anstatt zu hängen und sieht wie ein Pilz aus, könnte man sagen. Glasur ist zur Form befördert. Obgleich es noch Glasur gibt, die die Form des Trägers bedeckt, so ist es nunmehr die Materialität der Glasur in ihrer grundlegendsten Existenz, als Tropfenverlauf, die dem Träger Gestalt verleiht. Der Behälter ist von ihr verschlungen worden. Ernst van Alphen, Amsterdam, July 2015
Ort: Brutto Gusto_fine arts bis: 2012-06-30
Künstler: Frank Bruggeman
Thema: Frank Bruggeman’s work evinces a great fascination with nature, and especially with plant materials. These materials, of which he has assembled a large and growing archive, is the basis for research and experiments which result in installations, so-called ‘flowerpieces’ and ‘plantscapes’ and designs for interiors and the public realm. In Bruggeman’s eyes, the garden is the ultimate work of art: ‘Everything comes together there, even more so than in an installation’. In his plantscapes and flowerpieces, he draws a parallel with the creation of a garden. The way things are arranged and the determination to govern nature are the same; only the scale and the experience of nature are different. Bruggeman sees the landscape, the garden and the bouquet more or less as synonyms, but in different scales: the garden is a condensed landscape, and a bouquet is a concentration of a garden. In the landscape, garden and bouquet, there is a dialogue between nature and culture. A level of organisation is at the basis of design, in which Bruggeman seeks a precarious balance. He wants to – must – govern nature, but at the same time he wants the plants and flowers to achieve their optimal, perfect form. He wishes the control to be as invisible as possible and therefore prefers to work with wild variants, which for him are a metaphor for freedom. Floor Wildschut 2011
Ort: Brutto Gusto_fine arts bis: 2012-03-30
Künstler: Morten Løbner Espersen
Thema: All my work pays its debts to the Danish ceramic tradition of vessel making. A history that goes at least 6000 years back. All is hand built, coiled, exactly like the cave - men or - women did. I enjoy being part of such an amazingly rich history, and I take pleasure in for every new piece that may contribute to this. My forms have for a long time been simple but powerful shapes, as a counterpoint to the complexity of the glazes. I let the ceramic materials and the heat work together to create textures and surfaces that are only possible to obtain via the ceramic process. Recently I have renewed and strengthened my ceramics visual and physical impact rather drastically. Horror Vacui, which will be on show in Brutto Gusto, (fear of empty space) is used in particular to describe the Greek pots from about 1000 BC with their intricate geometric decorations that covers the entire jar. These new work consist of two form related parts, which are recognizable as an archetypical vase shape, that is abundantly entwined with a three dimensional ornament, which rises from the jar and becomes a form in its own right. I read vessels as neutral, but potent forms, and they have once again been my starting point. I have used sublime and violently glazed surfaces, to underline the powerful forms and the arabesque. The technique of superimposing glazes (adding layer upon layer) is my most powerful tool to achieve complex surfaces - rich in nuances and my preferred ceramic colours; even very dull glazes can become essential in combination with others. I often re-fire my work, as the pieces very rarely come out with the desired result after the first glaze fire. Re-glazing pieces adds yet more layers, though there is a limit, but often I pass this and that may lead to the complete destruction of the piece, the glaze literally eating its way through the clay. Only the strongest survive.