Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2008-10-04
Künstler: Elisabeth Hölzl + Werner Gasser
Thema: Elisabeth Hölzl dokumentiert fotografisch das Ende des legendären Meraner Hotels Bristol. Das vom Schiffsarchitekten Marino Meo geplante Gebäude galt bei seiner pompösen Eröffnung 1954 als Nobelherberge der Superlative und beherbergte illustre Gäste der High Society. Innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren – von 2005 bis zum Abriss 2007 – zeichnete die Künstlerin die letzten Atemzüge dieser monumentalen Wohnmaschine auf. Der sukzessive Prozess der Entkleidung dieses Gebäudes, das Verschwinden seines Mobiliars und der Spuren menschlicher Anwesenheit bilden die Kernthematik der Bilder. Dabei entstand weniger eine nüchterne Dokumentation des Gebäudes als das Tagebuch einer Beziehung, die die Künstlerin zu einem rätselhaften Ort im Zentrum ihrer Stadt aufbaute. Die Kamera streift aus geringer Entfernung über die Oberflächen der Räume und bleibt an Details hängen – Stuhllehnen, Spiegel und samtenen Vorhängen. Kommerzielle Bilder filtern Flecken aus Gesichtern und Risse aus Gebäuden, während diese Fotos ihre mimetische Sinnlichkeit gerade über solche Fehler entfalten. Ihre Annäherung an das Hotel folgt der Logik eines selbstreflexiven ethnografischen Blicks. Ein Ort ohne architektonische Qualität ist Synonym eines wertlosen Objekts, das der ungestraften Zerstörung ausgeliefert ist. Elisabeth Hölzl lädt diese dem Vergessen preisgegebenen Räume symbolisch auf, ihre Patina als besondere atmosphärische Qualität unterstreichend. Werner Gassers Arbeiten sind nicht nur eine faszinierende Erkundung des Alltäglichen, sondern vielmehr eine aufmerksame Untersuchung des Phänomens des Betrachtens selbst. Die Wahrnehmung des Realen überschneidet sich mit dem Blickwinkel des Künstlers, der mittels einer „alchemistischen“ Deutung von Zeichen und Bedeutungen den umliegenden Raum neu aufzeichnet. Das Objektiv als akribisches Analyseinstrument, das jene Elemente wiedergibt, die bei einer ersten Erkundung möglicherweise entgangen sind. Die Details, die von diesem neuen Licht enthüllt werden gewinnen an geheimnisvollen Wert und offenbaren sich als Fragmente des Gelebten. Mit seiner konzeptuell ausgerichteten Fotoserie "horizon" zeigt er - mit sechs Fotoaufnahmen aus dem Flugzeug - die minimalen Lichtveränderungen der aufgehenden Sonne auf, eingetaucht in eine Art "Vakuum-Situation", einen Raum der Leere des blauen Himmels. Hier liegt es am Betrachter selbst, diese subtilen, ja fast unkenntlichen Farb-Nuancen - die Werner Gasser mit "Dissonanzen" umschreibt - wahrzunehmen, die letztendlich die einzelnen Fotoarbeiten dieser Serie unterscheiden.
Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2007-07-25
Künstler: Lina Faller Marcel Mieth Thomas Stüssi Susanne Weck
Thema: Wo sind wir eigentlich? Im Sommer 2007 unternahm die Künstlergruppe FMSW, Lina Faller, Marcel Mieth, Thomas Stüssi und Susanne Weck, alle Absolventen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, eine abenteuerliche Expedition zum geografischen Nullpunkt unserer Erde. Der Schnittpunkt von Greenwich-Meridian und Äquator liegt 600 km südlich von Ghana im Golf von Guinea und ist markiert mit Nichts. In 5000m Tiefe befindet sich seit dem 16.6.2007 ein stabiles Hochvakuum, eingeschlossen in eine Edelstahlkugel. Der geografische Nullpunkt, Referenzpunkt jeglicher kartografischer und satellitentechnischer Orientierung, ist historischen Ursprungs und weist durch seine Lage keinerlei Orientierungshilfe auf. Diese Reise zum Nullpunkt diente dem Einkreisen der Null, der Annäherung eines Phänomens. "Unsere Reise zum Nullpunkt ist eine Expedition zu einem Konstrukt, das mittels der Markierung in einen realen Ort überführt wird." Jetzt überführen FMSW den Nullpunkt, die Null und das Nichts in die Emmanuel Walderdorff Galerie. Im ersten Teil der Ausstellung werden FMSW die „Expedition Gegen Null“ mit Film, Karten und einem Panorama vom Nullpunkt dokumentarisch darstellen. Im zweiten Teil der Ausstellung „Zeroing“ gehen sie von neuem auf Fragen der eigenen Position ein. Wo sind wir eigentlich? Welches Bezugsystem ist vorhanden? Ein umfassender Expeditionsbericht ist im Bulletin der Credit Suisse erschienen, der auf unserer Webseite unter www.walderdorff.net zu lesen ist.
Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2008-06-07
Künstler: Hans Pfrommer
Thema: Mit der erneuten Wiederkehr des Tafelbildes haben sich auch einst überwunden geglaubte Standards der Kunstauffassung und -rezeption wieder eingeschlichen. Man ist in malerische Virtuositäten verliebt, in ansehnliche große Formate, in mehr oder minder epische, pseudoromantisch-poppige Bildinhalte, in den fotorealistischen oder ornamentalen Exzess (am besten beides zusammen) und, nicht zuletzt, in die bunten Farben eines profitablen Markt- und Medienerfolges, der – wohl gerade in Zeiten eines allgegenwärtigen ökonomischen Angsttaumels – die künstlerische Arbeit bewahrheiten und rechtfertigen soll. Die Kunst, so will es scheinen, ist einfach geworden, konsumierbar, absehbar und erliegt als Dienstleistung und Statussymbol nur allzu gern ihrer eigenen Käuflichkeit. Umso wichtiger ist es, in Hans Pfrommer einen Künstler zu entdecken, der - ganz unabhängig von solchen Tendenzen – das Tafelbild als Kategorie und Konvention bestätigt und zugleich parodiert, Betrachtererwartungen bedient und zugleich an der Nase herumführt. Dem malerfürstlichen Ideal der großen Gesten setzt Pfrommer seine durchweg kleinformatigen Gemälde und Zeichnungen entgegen, die doch auf einen Blick nicht erfasst werden können. Schon diesen ersten Blick lenkt der Künstler vom Gemälde auf seine Beschriftung ab, welche hier Bildtitel und literarische Bildunterschrift in einem ist. Diese (behalten wir diesen Begriff:) Bildtitel, teils von beträchtlicher, sich verselbständigender Länge, erweitern das Bild um eine erzählerische Dimension und rücken es gelegentlich sogar in die Nähe des Cartoons oder, vor allem dort, wo sich mehrere Bilder unter einem Titel gruppieren, der Bildgeschichte. Jedoch ist jede einzelne Arbeit, mag sie zunächst noch so lapidar erscheinen, so minutiös, ja raffiniert durchgearbeitet, dass der vorläufige Eindruck einer für den Druck bestimmten Grafik bald dem des in Öl oder Bleistift fein gearbeiteten, wenn auch prunkfeindlichen Kabinettstücks weicht. Gerade in den Bildtiteln und ihrer komplexen Funktion für das Bildverständnis oder, wenn man so will, in der Zwitterform aus mitunter derbem Cartoon und subtilem Miniaturgemälde, liegt denn auch ein weiterer wesentlicher Moment der Pfrommerschen Kunst: der Humor. Die Zeichnung ‚Künstlers Erdenwallen’ beispielsweise zeigt auf einem Stuhl den Künstler selbst, den Kopf in die Hand gelegt, wie er in einer Denkblase von seiner auslaufenden Waschmaschine träumt. Diese lässt die Denkblase in ein Rinnsal überlaufen, das am Boden eine Pfütze bildet – das alles durchaus so komponiert, daß Sinnieren und Pfützebilden einen Kreislauf ergeben. Nicht nur in dieser Arbeit kontrastiert Pfrommer hohen Anspruch mit minderer Unbill und gewinnt - jenseits von bloßem Humorismus - aus der Verbindung von Melancholie und Ironie, Pathos und Satire eine unvergleichliche Komik, welche im Spannungsfeld des Widersprüchlichen und im Angesicht aller möglichen Widrigkeiten, mit denen die Kunst nach ihrem Ende rechnen muss, einen seltenen Grad an Objektivität erreicht. Aus dieser Objektivität heraus formuliert Pfrommer eine geradezu existentialistische Weltschau, in welcher die Götzen der Schönheit und des Nutzens zu peinlichen Sehnsuchtsmomenten einer kollektiven Debilität werden. Doch spielen komischerweise in diese Bilder auch Momente stillen Glücks und zarter Idylle. Im Humor steckt eben immer auch eine befreiende, konstruktive Kraft und Lachen bedeutet immer auch Denken. Der Esprit, mit dem diese Bilder sowohl den Anachronismus ihres Genres als auch die absurde Tristesse ihrer Sujets reflektieren, bewahrt sie stets vor den giftigen Fahrwassern des Zynismus oder den schnell nacherzähltenPointen des Witzes oder Klamauks. Zusammen mit der beinahe plastischen Qualität der Malerei auf Holztafeln, der Zeichnung auf Buchdeckel, nimmt das immer wieder räumlichen, konkreten Charakter an. In diesem Sinn überrascht es nicht, dass Pfrommer neben seiner malerischen Tätigkeit auch überaus amüsante Objekte in Ton aus dem Ärmel zaubert, und in Performances und Auftritten, anlässlich dieser Ausstellung auch erstmals in einem Kurzfilm, sein Publikum bestens zu unterhalten weiß.
Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2007-04-11
Künstler: Matthias Beckmann
Thema: Die Zeichnung hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Gerade der zu den opulenten multimedialen Inszenierungen des zeitgenössischen Kunstbetriebs kontrastierende Purismus des Mediums mag zu dieser Wiederentdeckung beigetragen haben. Tatsächlich gehört eine gewisse formale Askese zu den Grundbedingungen der Zeichnung. Eine Zeichnung konturiert Objekte durch Linien. Als Grenzmarkierungen zwischen Innen und Außen definieren diese den gezeichneten Gegenstand in seiner flächigen Ausdehnung und codieren als Umriss die spezifische Semantik seiner Form. Der Berliner Künstler Matthias Beckmann ist in diesem Sinne ein Meister der Askese, obwohl die von ihm gezeichneten Gegenstände und Interieurs oft hoch komplex in ihrer Anlage sind. Seit Jahren gilt sein zeichnerisches Interesse öffentlichen Räumen. Museen, Kirchen, der Bundestag oder die MoMA-Ausstellung in Berlin werden zu Schauplätzen seiner zeichnerischen Analysen vor Ort, in denen die Artefakte der Hochkultur – Exponate in Museen und Ausstellungen, Kircheninterieurs, Skulpturen – gleichbedeutend neben dem alltäglichen Geschehen stehen, das diese öffentlichen Räume prägt. So wird der Betrachter der Zeichnungsserien Beckmanns neben Zitaten aus der europäischen Kunstgeschichte konfrontiert mit gelangweilten Museumsaufsichten in schlecht sitzenden Hosen, mit Besuchern in Warteschlangen ebenso wie mit allerlei technischem Gerät - Steckdosen, Putzeimern, Luftbefeuchtern, Beschilderungen, Kabeln und Absperrvorrichtungen. Aus dieser im Wortsinn Gleich-Gültigkeit gegenüber den gesellschaftlichen Grenzziehungen zwischen „High“ und „Low“ erklärt sich auch der Titel „Aura und Alltag“, unter dem die zweite Ausstellung von Matthias Beckmann in den Räumen der Emmanuel Walderdorff Galerie stattfindet. Die Ausstellung gibt einen Überblick über Beckmanns künstlerische Produktion der letzten Jahre und zeigt Arbeiten aus verschiedenen Serien und Werkgruppen. Zum einen werden Zeichnungen aus den Serien „transparent - Zeichnungen aus dem deutschen Bundestag“ (2004) „Abguss-Sammlung Antiker Plastik Berlin“ (2004/2005) sowie aus der Serie „Das MoMA in Berlin“ (2004) präsentiert. Hinzu kommen Radierungen und Leporellos. 2007 hat sich Matthias Beckmann nach einer längeren Pause wieder der Technik der Radierung zugewendet . Ebenso wie in den Zeichnungen arbeitet der Künstler auch hier direkt vor Ort und findet seine Motive im Berliner Bodemuseum, in der Nationalgalerie oder im Alten Museum in Berlin. Sein Verfahren ist ungewöhnlich, weil er unmittelbar vor Ort in die auf eine Kupferplatte aufgetragene Lackschicht ritzt und damit auf Vorzeichnung und korrigierende Nachbearbeitung verzichtet. Die daraus resultierende Spontaneität und Frische ist den kantigen und zum Teil fahrigen Lineaturen der Graphiken eingeschrieben und verleiht den Blättern eine nervös-flirrende Intensität. Die gezeigten Leporellos sind in der Berliner Gemäldegalerie („Handreichungen“, 2004), im Museum für zeitgenössische Kunst S.M.A.K. in Gent (2007) sowie beim Aktzeichnen („Aktsalon“, 2006) entstanden. Sie akzentuieren eine filmische Herangehensweise, die Beckmanns Zeichnungen insgesamt zugrunde liegt. Dazu gehören fragmentarische Bildausschnitte, Auf- und Untersichten, Anschnitte ebenso wie das Zoomen zwischen Totale und Detail und die an Stills aus Kamerafahrten erinnernde Auswahl von Bildsequenzen. In den Leporellos werden diese unterschiedlichen Perspektiven in einer quasi-filmischen Abfolge präsentiert. Das Leporello funktioniert als Filmstrip, in dessen zeitlicher Abfolge sich das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven sukzessive, von Blatt zu Blatt entfaltet. – Oder auch nicht, denn das Gezeigte bleibt fragmentarisch. Der eigentliche Film entsteht im Kopf des Betrachters.
Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2007-10-01
Künstler: Matthias Beckmann, Svätopluk Mikyta, Hans Pfrommer, Christoph Preussmann, Julia Schrader, Attila Szücs, Thomas Thiede
Thema:
Ort: Emmanuel Walderdorff Galerie bis: 2007-11-03
Künstler: Christoph Preussmann
Thema: "Es gibt keine Grenzen der differentiellen Verweisung einer Spur auf die andere. Und diese Verweise bleiben nie stehen." Jacques Derrida Die Emmanuel Walderdorff Galerie eröffnet ihre neuen Räume in der Jülicherstr. 27, 50674 Köln am Freitag, den 14. September 2007 mit neuen Zeichnungen von Christoph Preussmann. Christoph Preussmann ist 2005 von Köln nach Sydney (Australien) gezogen, wo er seitdem lebt und arbeitet. Er wird am Eröffnungsabend jedoch anwesend sein. Preussmanns neue Arbeiten bewegen sich nach wie vor zwischen den Medien Zeichnung, Malerei und Fotografie. Selbst bei genauer Betrachtung ist seine verwendete Technik nicht wirklich verifizierbar und lässt den Betrachter daher im Ungewissen, obwohl die Motive sich im Gegenständlichen bewegen. Betrachten wir sein Gesamtwerk tauchen immer wieder ähnliche Motive auf: Landschaften, Portraits, Körperteile und menschliche Figuren. Abgeleitet von vorgefundenen Bildern lässt Preussmann durch seinen langsamen Arbeitsprozess mit dem Farbstift völlig neue Bildtypen entstehen. Das dargestellte Bild gewinnt seine Eigenständigkeit jedoch nicht nur durch diesen transformellen Prozess, sondern auch durch bewusst eingesetzte Chiffrierungen. Lichtbrechungen, Verformungen und Veränderungen von Farben, die im Ausgangsmaterial bezeichnend sind führen zu ganz neuen eigenständigen „differentiellen Verweisungen“ wie im Titel der Ausstellung beschrieben. „Differentielle Verweisung“ ist für Christoph Preussmann eine Suche im Vorhandenen oder um mit Derrida zu sprechen so ist es eine Art "Spurensuche" ein Spiel im Kontext dessen "was schon da ist" sei es Text oder Bild.