Ort: Françoise Heitsch bis: 2016-12-22
Künstler: Dora Economou
Thema: Die griechische Künstlerin Dora Economou erhält ihre zweite Soloausstellung in der Galerie Françoise Heitsch.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2016-10-29
Künstler: Philipp Gufler
Thema: "Im Zentrum von Philipp Guflers Ausstellung steht das Schaffen des niederländischen Performance- Künstlers Ben d’Armagnac (1940-1978), das ihn bereits längere Zeit begleitet. Dessen Arbeiten lieferten Gufler den Ausgangspunkt für seinen Beitrag zur Ausstellung „You Must Make Your Death Public“ (2016) am Amsterdamer De Appel Arts Centre, einer Institution, mit der d’Armagnac in den 1970er-Jahren selbst eng verbunden war. Der Titel „een gebeuren“ – „etwas, das sich ereignet“ – verdankt sich einem Ausdruck, den d’Armagnac vor Aufkommen des Begriffs „Performance“ dafür verwendete. Ausgehend von rudimentärem Dokumentationsmaterial und Gesprächen mit d’Armagnacs Lebensgefährtin Louwrien Wijers hat Gufler d’Armagnacs Performance rekonstruiert. In seiner eigenen Version von „een gebeuren“, die sich lose an dem Ablauf von d’Armagnacs Performance orientiert, erfasst Gufler das Geschehen jedoch mit einer GoPro-Kamera. Statt das langsame Erscheinen einer Person hinter der weißen Oberfläche zu dokumentieren, wie es die Fotografien von 1975 tun, zeigt sein Video den arbeitsamen Prozess des Freilegens und Öffnens aus der Innenperspektive – ein Akt, den Gufler mit der Freilassung der Fliegen am Ende der Performance vollendet, und mit dem er d’Armagnacs Performance fortschreibt. Zugleich macht sein Video deutlich, dass der Glaube an einen Zustand jenseits medialer Erfassung 40 Jahre nach d’Armagnac zur Illusion geworden ist. Wie schon in anderen Videos, zuletzt in „Becoming-Rabe“ (2016), einer Arbeit über die Münchener Performancekünstlerin Rabe Perplexum, leiht Philipp Gufler Ben d’Armagnac für „een gebeeuren“ seinen eigenen Körper. Er nutzt ihn als Medium, um d’Armagnacs Performancebegriff und die inhaltliche Dimension seiner Aktion für die Betrachterinnen wieder ans Licht zu holen – nicht im Sinn einer detailgetreuen Rekonstruktion, sondern als freie Aneignung, in der sich d’Armagnacs und Guflers Positionen gegenübertreten können. Diese Form des Bauchrednertums oder der „indirekten Sprache“, wie Gufler es in dem Video nennt, führt zur Dislokation der eigenen Subjektposition. Seine künstlerische Praxis konfiguriert sich spektral, mit und durch andere Personen und Haltungen. Statt die eigene Position in den Vordergrund zu stellen, wählt er seine Ausdrucksweise in Resonanz mit dem Gegenüber. Und so wird Subjektivität bei Gufler zu „etwas, das sich ereignet“." Patrizia Dander
Ort: Françoise Heitsch bis: 2016-07-16
Künstler: Antje Zeiher
Thema:
Ort: Françoise Heitsch bis: 2016-03-25
Künstler: Andrea Hanak
Thema:
Ort: Françoise Heitsch bis: 2016-01-26
Künstler: Dieter Blum, Jürgen Klauke, Alfons Knogl, Alfred Kurz, Julian Neville, Susanna Schönberg, Anna Virnich, Johannes Wohnseifer
Thema: Eröffnung: Donnerstag, 19. Januar 2017, 19 Uhr Ausstellung: 19. Januar - 26. Januar 2017 Öffnungszeiten Ausstellung: Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr Bar: Di-Sa ab 18 Uhr Der Begriff Chora χώρα gelangte in die inhaltlich bereits fast fertige Ausstellung durch einen guten Freund, der sich zu dieser Zeit unterwegs auf der griechischen Insel Lesbos befand. Jene Insel, die in den Wirren der vergangenen zwei Jahre zu einer abendländischen Aussengrenze, einer politischen und humanitären Frontlinie wurde. Im Grunde waren es zwei Begriffe, die wir am Telefon diskutierten, zwischen München und dem randeuropäischen Sandstrand der griechischen Insel: Chora χώρα und Skala Σκάλα. Beide Bezeichnungen werden, vor allem auf den Inseln, alltags- und umgangssprachlich genutzt seit der Antike. Der griechische Begriff Chora χώρα beschreibt die Hauptsiedlung einer Insel. Der Chora χώρα gegenüber steht die Skala Σκάλα, die zur Siedlung gehörende Bucht, der Hafen, eine Öffnung der die Chora χώρα als geschlossener Ort gegenüber steht, der vor Einflüssen von Aussen zu schützen ist. Die Ausstellung versammelt Werke, die sehr unterschiedlich einer Balance zwischen Öffnung und Abgrenzung, Stabilität und Freizügigkeit nachspüren. Dabei ist sie als sehr persönliche Collage angelegt, einem Gedanken folgend, der eher subjektive Witterung ist als objektive Betrachtung. Ergänzt wird die Präsentation der Werke durch eine von Künstlern entworfene Aquavit-Bar im Untergeschoss der Galerie. Die Bar ist als Installation inhaltlicher Teil der Ausstellung. Auch der Aquavit, als wichtigstes Getränk der Bar, trägt, in der Tradition seiner Reifung während einer Schiffsreise im Holzfass von Norwegen nach Australien und zurück, die Thematik der gesamten Ausstellung in sich. Der Begriff Chora χώρα gelangte in die inhaltlich bereits fast fertige Ausstellung durch einen guten Freund, der sich zu dieser Zeit unterwegs auf der griechischen Insel Lesbos befand. Jene Insel, die in den Wirren der vergangenen zwei Jahre zu einer abendländischen Aussengrenze, einer politischen und humanitären Frontlinie wurde. Im Grunde waren es zwei Begriffe, die wir am Telefon diskutierten, zwischen München und dem randeuropäischen Sandstrand der griechischen Insel: Chora χώρα und Skala Σκάλα. Beide Bezeichnungen werden, vor allem auf den Inseln, alltags- und umgangssprachlich genutzt seit der Antike. Der griechische Begriff Chora χώρα beschreibt die Hauptsiedlung einer Insel. Der Chora χώρα gegenüber steht die Skala Σκάλα, die zur Siedlung gehörende Bucht, der Hafen, eine Öffnung der die Chora χώρα als geschlossener Ort gegenüber steht, der vor Einflüssen von Aussen zu schützen ist. Die Ausstellung versammelt Werke, die sehr unterschiedlich einer Balance zwischen Öffnung und Abgrenzung, Stabilität und Freizügigkeit nachspüren. Dabei ist sie als sehr persönliche Collage angelegt, einem Gedanken folgend, der eher subjektive Witterung ist als objektive Betrachtung. Ergänzt wird die Präsentation der Werke durch eine von Künstlern entworfene Aquavit-Bar im Untergeschoss der Galerie. Die Bar ist als Installation inhaltlicher Teil der Ausstellung. Auch der Aquavit, als wichtigstes Getränk der Bar, trägt, in der Tradition seiner Reifung während einer Schiffsreise im Holzfass von Norwegen nach Australien und zurück, die Thematik der gesamten Ausstellung in sich.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2015-06-25
Künstler: Christina Calbari
Thema: Françoise Heitsch zeigt in der Ausstellung „Suspended“ von Christina Calbari (* 1975) Zeichnungen, die um das Thema unserer dunklen und nicht verarbeiteten Kindheit kreisen. Die Bilder behandeln existentielle Themen, in denen Calbari mit einer scheinbaren Naivität versucht, das Trauma, die Angst, den Druck und den Zwang aufzulösen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2015-04-30
Künstler: Christopher Cozier
Thema: Françoise Heitsch freut sich Gas Men, Christopher Coziers erste Einzelausstellung in ihrer Galerie, präsentieren zu dürfen. Gezeigt werden eine Videoinstallation mit begleitenden Zeichnungen. Die Arbeit erforscht die aktuelle ökologische und sozialpolitische Problematik, die durch kommerzielle Expansion und politischen Opportunismus, repräsentiert wird. Gas Men wirft mit sehr einfachen und dennoch visuell direkten Mitteln Fragen auf, welche die Rolle Trinidads als Ölwirtschaft betreffen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2015-03-14
Künstler: Aliki Palaska
Thema: Gezeigt werden drei unterschiedliche Werkgruppen, broken identities, breathing space und Papierarbeiten. Neu zusammengesetzte Porzellanfiguren, Abdrücke von realen Bäuchen und Scherenschnitte: allen Werken ist ein roter Faden inhärent. So nah am Leben wie möglich, le passage du temps, die Zeit wie sie uns langsam an den Kragen geht, behutsam erzählt von Aliki Palaska. Wir und die Welt brechen langsam auseinander, manchmal gelingt es eine Stelle zu flicken, vielleicht durch ein tiefes Durchatmen. Ja, so wünscht sie es uns die Griechin Aliki Palaska. Den Verfall durch die Verwandlung aufzuhalten.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2014-12-20
Künstler: NIKOS ARVANITIS, STEPHAN DILLEMUTH, ANJA KIRSCHNER, KAROLIN MEUNIER, ZAFOS XAGORARIS
Thema: Die Gruppenausstellung in der Galerie Francoise Heitsch zeigt die Positionen von fünf Künstlerinnen und Künstlern aus Griechenland und Deutschland. Mittels Zeichnung, Audio, Text, Video und Performance werden private wie öffentliche Räume auf deren kulturelle, historische und politische Narrative hin untersucht – und gestört.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2014-10-31
Künstler: Eleni Mylonas
Thema: Eleni Mylonas ist eine griechische Künstlerin, die bereits in der Gruppenausstellung SYNTHESIS in unserer Galerie zu sehen war. Mit "The Town crier" hat sie nun ihre erste Einzelausstellung in München. Die gezeigten Arbeiten von Mylonas sind von den unkonventionellen und improvisierten Kopfbedeckungen inspiriert, die die Demonstranten während des arabischen Frühlings auf dem Tahir Platz in Kairo trugen. Fasziniert von den kuriosen Helmen und Hüten die sie im Internet sah, entwarf Mylonas ihre eigenen Kopfbedeckungen, die sie in Skizzen festhielt und später zu Leinwandmalereien ausarbeitete. Mylonas erklärt sich solidarisch mit den Demonstranten, indem sie sich selbst die Kreationen aufsetzt und sich anschließend in Selbstportraits inszeniert. Der aktuelle Zeitbezug der Werke machen ihre Bilder zu einem aussagekräftigen, politischen Statement.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2014-05-22
Künstler: Philipp Gufler
Thema:
Ort: Françoise Heitsch bis: 2013-12-21
Künstler: Elias Kafouros
Thema: Nach einiger Zeit in der Wildnis, zeichnend, malend und insbesondere gestaltend, hat sich Kafouros einer kritisch genauen Prüfung unterzogen und sich diesmal, in einer karikierenden Pop Gestalt wieder gefunden. Obgleich seine Werke starke Züge der Meditation und Selbstdisziplin beinhalten, müsste man sie der Kategorie Pop zuordnen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2013-10-23
Künstler: Lina Bebi, Panos Charalambous, Panos Famelis, Eva Marathaki, Maro Michalakakos, Eleni Mylonas, Aliki Palaska, Nikos Papadopoulos, Poka-Yio, Valinia Svoronou, Yiannis Theodoropoulos, Athanasia Vidali, Myrto Xanthopoulou, Ioanna Ximeri, Klaus vom Bruch
Thema: In der Ausstellung Synthesis präsentiert die griechische Kuratorin Christina Petrinou vierzehn griechische Künstler, die ihre Arbeiten teilweise im Bezug auf die Tapete von Klaus vom Bruch gestalten, und dabei die Frage des Malerischen untersuchen. In dieser Bild-im-Bild-Ausstellung wird eine bourgoise Zeit evoziert, die den White Cube überwindet. Dadurch entsteht in den Räumen der Galerie Francoise Heitsch eine Kulisse, die das spielerische Kräftemessen der Künstler aushalten muss, umso mehr da die Räume durch die Präsenz der Tapete von Klaus vom Bruch geprägt sind.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2013-05-16
Künstler: Klaus vom Bruch
Thema: Pressetext Tapeten werden schon seit einigen Jahrhunderten in Räumen auf Wände geklebt. Sie waren Ersatz für einen Mangel an Reisemöglichkeit. Sie sollten vor allem die Interieurs der Bourgeoisie repräsentativ und reizvoll gestalten. Flauberts Madame Bovary umgab sich mit teuren Tapeten und Stoffen, um der Enge ihrer Umgebung zu entfliehen. Überhaupt je reicher der Hausherr, desto üppiger und ausgefallener wurden die Wände. Teure Stoffe mit Goldverzierung wurden ausgelegt, der Ton wurde natürlich von Königen und Prinzen angegeben. Die zwei Weltkriege fegten diesen Wand- und Tapetenkult hinweg. Ab sofort mussten die Wände so weiß, so makellos wie unser Gewissen sein. Unsere Gedanken, unsere Blicke sollten wenn, dann nur auf der Kunst haften bleiben, nichts sollte uns vom Ernst und Verantwortung des Lebens ablenken. Ab und an wagten sich Künstler an das Medium Tapete. So geschah es auch, dass Klaus vom Bruch dem Reiz, den uns umhüllende Intensität einer Tapete unterlag, die er ursprünglich nur für sich, für die Ironisierung seiner eigenen vier Wände entworfen hatte. In dieser Arbeit verbindet er politische und private Gedanken durch rhythmisierte Kontrastierung disparater Topoi und Bilder. Ähnlich wie in seinen frühen Videocollagen geht er von verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Motiven aus. Die RAF-Tapete, die Sade-Tapete und andere erfüllen alle Aspekte einer fröhlichen Ausschmückung und erscheinen im sarkastischen Spiel der Bildwechsel von RAF- Steckbriefen und einer japanischen Übersetzung von de Sades Justine, die zu Klebebildern mit Rosen und Schlafmohn dekonstruiert werden. So unterhält er uns abwechselnd ,indem er Obsession und Beruhigung gegeneinander ausspielt. Er lässt uns teilnehmen an einer Sehnsucht, die so wieder neu populär wird. Der diskrete Charme der Bourgeoisie wird stachelig und scharf vorgeführt.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2013-03-20
Künstler: Ergül Cengiz
Thema: Bei ihrer dritten Einzelausstellung in der Galerie Francoise Heitsch zeigt Ergül Cengiz eine Auswahl von Arbeiten, deren Oberfläche durch das Ausschneiden der Konturen der jeweils abgebildeten Gegenstände vielfach durchbrochen ist. Was im gegenwärtigen Kunstjargon auch gerne anglisierend als „cutout“ bezeichnet wird nimmt in den Arbeiten von Ergül Cengiz Formen an, die manchmal an Scherenschnitte, aber auch an Spitzstoffe oder Metallgitter erinnern. Der Schnitt als Grenzlinie des Abgebildeten ist folglich auch namensgebend für die gegenwärtige Ausstellung. Der Schnitt in die Oberfläche ist der wohl radikalste Schritt zur Herbeiführung einer räumlichen Tiefe im Bild, gleichzeitig bedeutet er aber auch die endgültige Abkehr von der Vorstellung des Bildes als Projektionsfläche für illusionistische Räumlichkeit. Das Bild erscheint nicht mehr als ein durch sein Format begrenztes Fenster, weil die durchbrochene Oberfläche den dahinter befindlichen Raum erfahrbar macht und es in die Objekthaftigkeit überführt. Das Anliegen, das in den Arbeiten von Ergül Cengiz formuliert wird, ist jedoch nicht einfach nur formalistischer Natur, sondern hat seinen Ursprung in einer autobiografisch begründeten Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Bildauffassungen der zwei Kulturen, in denen sich Ergül Cengiz als Deutschtürkin heimisch fühlt. Im Zuge dieser Auseinandersetzung kristallisierten sich eine Reihe emblematischer Motive heraus, die entweder stellvertretend für die abstrakt-flächige Bildauffassung des islamischen Kulturkreises, oder aber für die illusionistische Tradition der europäischen Malerei stehen und in den Bildern der Künstlerin immer wieder neu kombiniert werden. So wird die abstrakte Flächigkeit ihrer Ornamentbilder immer wieder gestört, etwa indem räumliche Tiefe durch perspektivische Verzerrung des Ornaments angedeutet oder das Ornament durch Zitate aus Stilllebenmalereien, der illusionistische Plastizität rudimentär erhalten bleibt, durchbrochen wird. In diesem Sinne sind die neuen Objektbilder von Ergül Cengiz mit ihren durchbrochenen Oberflächen der nächste logische Schritt, der sich aus dem Spiel mit Bildraum und Bildfläche ergibt, indem dieses auf die Präsenz des Bildes als Objekt im Raum erweitert wird. Moritz Altmann
Ort: Françoise Heitsch bis: 2013-02-05
Künstler: Andreas Savva
Thema: Das Erfassen von politischen Phänomenen und Ereignissen ist ein zentrales Thema im Werk des zypriotischen Künstlers Andreas Savva (1970). In seiner neuesten Installation bei Françoise Heitsch befasst er sich mit der aktuellen Lage in der europäischen Polit-Szene, angeregt durch die Situation um Griechenland. Mit den für ihn typischen Materialien wie Seile und alltägliche Gebrauchsgegenstände verarbeitet er die Zusammenhänge und die gegenseitige Einwirkungen zwischen den Staaten in der europäischen Union. Der angespannte Schwebezustand, in dem sich gegenwärtig die europäische Politik befindet, dominiert auch Savvas Arbeit – 12 Stühle, stellvertretend für die einzelnen Sterne der Europaflagge, werden in ein raumgreifendes Geflecht aus gespannten Seilen eingefasst. Die Sitzmöbel, deren ursprüngliche Funktion Standfestigkeit und Ruhe suggeriert, werden zweckentfremdet, schweben in Ungewissheit, gefangen in einer gefährlichen Lage wie im Spinnennetz. Und genau so mühselig und arbeitsaufwendig, wie die Spinne ihr Netz aufbaut, ist das Aufstellen dieses Werks für den Künstler. Der handwerkliche Akt des Webens und Bindens, der genaue Berechnungen und Messungen erfordert, versinnbildlicht nicht nur den bisherigen Weg der Gemeinschaft, sondern auch die Anforderungen an der Politik bei der Suche nach einer Lösung. Das Konstrukt ist zugleich ein System, in dem jedes Element seinen funktionellen Platz hat und zum Erhalt des gesamten Mechanismus beiträgt. Ergänzend wird eine weitere installative Arbeit Savvas präsentiert, bei der purpurrote Samtschleifen in einem Stahlrahmen gebunden werden. Hier führt uns der Künstler die Dualität materieller Dinge vor Augen. Der Samt als edler, glanzvoller Stoff ist wunderschön, jedoch nur von Vorne. Seine Rückseite ist karg und unscheinbar gewöhnlich. Mit seinen metaphorischen Parabeln hält Andreas Savva Wahrheiten fest, die im Leben nicht selten hinter dem Glanz einer konstruierten Oberfläche zu schwinden beginnen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2012-10-27
Künstler: Lila Polenaki
Thema: Lila Polenaki spielt in ihren Arbeiten des Öfteren mit stofflichen Materialitätetn, die ihre Malerei zu Collagen formieren. Die Künstlerin integriert die Stofflichkeit aus ihrem Fundus, beladen mit einer ganz eigenen und geheimnisvollen Emotionalität, als ob man den Stoff zu lange versteckt hielt und er nun der Verborgenheit entfliehen kann. Plötzlich entlädt er seine gesamte Farbigkeit, Verletzlichkeit und sein Geheimnis - stellvertretend für das Weibliche, als wären Stoff und Weiblichkeit unzertrennlich verbunden. In einer explosionsartigen Entladung fliegen die Fetzen auf der Leinwand und manchmal bleibt nur ein Gesicht übrig, welches man aus einer Teilabstraktion heraus erahnt. Eine Erinnerung, die uns wie im Traum zurückgegeben wird, um sie im nächsten Moment wieder an die Abstraktion zu verlieren. Sinnlich furios und bewegt sind diese Bilder und sie erschüttern uns durch ihre sonderbare Kraft, die sie aus diesem Spiel zwischen Gegenständlichem und Ungegenständlichem gewinnen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2012-07-22
Künstler: Shirin Damerji
Thema: In ihrer aktuellen Ausstellung zeigt Shirin Damerji Arbeiten, die aus einem Treffen der Künstlerin mit jungen Irakerinnen während ihres Urlaubs 2005 in Jordanien hervorgingen. „Girls from Ghazalija“ ist eine Geschichte, die aus dem Zusammenspiel zwischen der Welt des Offensichtlichen auf der einen und der Welt des Verborgenen auf der anderen Seite entstand. Anfangs sieht man den Protagonistinnen beim allabendlichen Zurechtmachen zu. Eine scheinbar gewöhnliche Situation, wie sie sich in gleicher Weise an vielen Orten auf der Welt abspielt. Die dabei entstandenen Fotos durften jedoch auf Geheiß der Frauen nicht öffentlich gezeigt werden: ein Bilderverbot, aus dem die Künstlerin schöpfte, wodurch das erste Kapitel der Ausstellung entstand. Damerji übersetzt die Fotovorlagen in großformatige Graphitzeichnungen, die eine neue Einheit formen und zugleich auf ihre fotografischen Wurzeln verweist. Die Werke entstanden aus den Fotos, ohne diese zu kopieren, aber auch ohne die fotografische Herkunft zu verstecken, der Entstehungsprozess kommt eher einer Genesis als einer bloßen Replikation gleich. Eine Umwandlung, die das Bildmotiv ins Abstrakte führt. Gesten und Blicke, die aus der universellen Ausgangssituation heraus entstehen und auf dem Foto locker und gelassen wirken, verschieben sich und erstarren in der Zeichnung, schwenken um und werden ernst. Das zweite Ausstellungskapitel bildet ein Video, das die jungen Frauen später am Abend beim Flanieren auf der Promenade zeigt. Hier wird ein gewisser dokumentarischer Ansatz deutlich, der dem Thema und dem Aufbau der Ausstellung zugrunde liegt. Die Mädchen aus Ghazalija, einem vornehmen Bagdader Stadtviertel, das zum Schauplatz des Irakkriegs wurde, machen Urlaub, nehmen eine Auszeit vom Alltag. Doch unter der Oberfläche unbeschwerter Lässigkeit ist die Allgegenwart des Krieges deutlich spürbar. Die Unsicherheit, die Angst und die Gefahr sind stets präsent in Gedanken und Gesprächen. Die einzelnen Ausstellungsabschnitte sind durch die chronologische Linearität der Erzählung verbunden und stehen aufgrund ihrer formalen Unterschiede gleichzeitig in einer kontroversen Relation zueinander. Dieser Kontrast hebt das Spannungsfeld hervor, in dem sich die Arbeiten bewegen. Somit setzen Damerjis Werke an dem Konfliktpunkt zwischen dem alltäglichen Ereignis und seiner tieferen emotionalen Bedeutung an, also dort, wo die verschiedenen Wirklichkeitsebenen aufeinander prallen.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2012-05-26
Künstler: Misheck Masamvu (Zimbabwe)
Thema: Eine Ausstellung der Galerie Francoise Heitsch und von Kulturallmende g UG - zwei Ausstellungsorte: Amalienstraße 19 und 81, München
Ort: Françoise Heitsch bis: 2012-04-14
Künstler: Ali Taptik, Suat Ögüt, Volkan Aslan
Thema: Die drei türkischen Künstler Ali Taptk (1983, Istanbul), Suat Öğüt (1985, Diyarbakir) und Volkan Aslan (1982, Ankara) setzen sich in ihren Arbeiten mit dem universalen Menschen und seinem spezifischen Umfeld auseinander. Witnessing Negotiation Stability als Konzept der Ausstellung beschreibt das Verständnis der Fotografien von Ali Taptk, der mixed media Arbeiten von Suat Ögut und der Zeichnungen von Volkan Aslan. In dieser Zusammenarbeit konnte man die drei jungen Künstler das letzte Mal in München 2010 in der Gruppenausstellung Cityscale in der Lothringer 13 München sehen. Dieses künstlerische Austauschprojekt zwischen Istanbul und München, u. a. kuratiert von Francoise Heitsch, war offizieller Beginn der fortlaufenden Kooperation zwischen den Ausstellungsteilnehmern aus Istanbul und der Galerie Françoise Heitsch. Ali Taptk täuscht in seinen Fotografien einen Hang zur Dramatik vor, die auf dem zweiten Blick einer schürfenden Tristesse weicht und sich durch Komponenten wie Lichtführung, Farbigkeit, Thematik und scheinbarer willenloser Inszenierung durch das gesamte Werk Ali Taptks zieht. Seine Bildwerke werden diese traurige Ohnmacht nicht los – Stille, Offenbarung und Direktheit – seien es Stadtaufnahmen, Objekte oder die Menschen, die uns zum Zeugen des nüchternen Blickes des Fotografen werden lassen. In der Ausstellung konfrontiert uns Ali Taptk mit der Ehrlichkeit. Jedes Bild beschäftigt sich mit einem nackten Menschen, mit der Wahrheit des Menschen, die der Künstler nicht ins rechte Licht zu rücken versucht: Weder Beschönigungen, noch Verschönerungen, keine Eitelkeiten haben hier Platz, weder die des Fotografen, noch die des Porträtierten. Wir werden zwar nicht zu Voyeuren, dennoch weiß man von dem Gefühl des „Unbeobachtetseins“, das die Hauptperson beschleicht haben muss. Die Ästhetik ist vorhanden, jedoch nicht die des vermeintlichen Ideals, sondern die der Natürlichkeit, eine Ästhetik der menschlichen Geheimnisse, die Ali Taptk ohne zu bedrängen zu entblößen vermag. Diese Entblößung von tief Verborgenem des jeweiligen Individuums verlangte einen Dialog zwischen Künstler und Porträtiertem. Sind doch Wahrheiten entstanden, die die Hauptperson teils nicht öffentlich machen wollte. Den Weg vom intimen Blick Ali Taptks im fotografischen Zwiegespräch bis hin zum fremden Gegenüber in einer Ausstellung dokumentiert der Künstler erstmals als wichtigen Bestandteil seiner Arbeit. Suat Öğüt beschäftigt sich überwiegend mit dem Menschen in der Großstadt, mit dem Menschen in einem System, das System seiner Heimat. In seinen mixed media Arbeiten bewegt sich das Individuum in seiner alltäglichen, dynamischen Situation – im Straßenverkehr, als Fußgänger, zwischen Geboten und Verhaltensregeln, in einer Welt aus Metaphern. Das Chaos steht der Ordnung gegenüber, einer Ordnung, die durch Regeln, Kapitalismus, Justiz und gar Unterdrückung fiktiven Bestand hat und nach Außen nur das Beste für einen jeden möchte. In seiner Zeichnung „Hello to nationalism“ parodiert der Künstler den Machtverlust des Militärs in seinem Land. Der salutierende Offizier wird auf einem Moped chauffiert, ohne jegliche repräsentative Erhöhung seiner Person bzw. seines Standes. Suat Öğüt interessieren die Veränderungen und die langsamen oder rasanten Bewegungen, die daraus entstehen. Er verinnerlicht sich den Moment der Neuerung, der ihn in seinen Arbeiten inspiriert. Wie ein aufmerksamer Zuschauer beobachtet er die Bühne der wandelnden Strukturen und stellt dabei gerne das Vorher und Nachher gegenüber. In seiner Zeichnung „Competition“ spielt er genau mit dieser Simultanität der Varianten: Von vorne betrachtet werden Demonstranten friedlich von einem Polizeiwagen ins Ziel eskortiert. Von der Rückseite gesehen beleuchtet die Szene jedoch eine altbekannte Situation – Demonstranten werden von einem Polizeiauto verfolgt und in Schach gehalten. Der Künstler kritisiert bzw. offenbart Situationen, die zwar banal zu sein scheinen, dennoch bedacht und überdacht werden sollten. Wie alles funktioniert, alles einen bestimmten Zweck erfüllt, wie die Menschen funktionieren, gehorchen und Regeln befolgen, die auf sie und das gewisse Lebensziel abgestimmt sind und dennoch traut sich Suat Öğüt die Frage zu stellen, ob Sinn und Zweck gerechtfertigt und legitimiert werden können. In seinen kleinformatigen Zeichnungen spielt Volkan Aslan unter dem Begriff der Beständigkeit mit der Thematik des Raumes und dem Individuum in ihm. In der Abstraktion des Raumes finden sich hier und da gesichtslose Personen wieder, die sich als fotomontierte Silhouetten an dem undefinierbaren Ort versuchen zurecht zu finden und dabei völlig unbeholfen ihren willkürlichen Platz einnehmen. Es sind die Umrisse ihrer Konturen, abgezeichnet von fotografierten Persönlichkeiten, die plötzlich in den Zeichnungen namenlos und anonym platziert sind – es könnte ein jeder sein, vielfach wiederhol- und kopierbar.
Ort: Françoise Heitsch bis: 2012-02-04
Künstler: Gülçin Aksoy, Gözde İlkin, Yasemin Nur
Thema:
Ort: Françoise Heitsch bis: 2011-10-29
Künstler: Philipp Gufler, Thomas von Poschinger, Björn Wallbaum
Thema: In der Vereinsamung der Gesellschaft überlebt der Einzelne tagtäglich den Kampf seines Daseins, mit dem Ziel des Sieges seiner Individualität; der Krieger bemüht sich im kämpferischen Spiel um Akzeptanz, Anerkennung und Integrität. Als ein einzelner (Gesellschafts-)Krieger, tapfer und stur, durchforstet er stolz die Grenzen der Machbarkeit und Möglichkeit, auf der Suche nach der Unberührbarkeit der Welt und erkämpft sich im Alleingang die formbare Normalität seiner Selbst. In der Konzeptualisierung begreifen wir die verschleierte Sicht der unausgesprochenen Dinge und die Anschauung der Welt ist plötzlich erfüllt von der Offenkundigkeit des stetig geforderten und furchtlosen Kämpfers in uns. Strammstehend wie ein Krieger zwingt uns die lebensgroße Säule von PHILIPP GUFLER zum Dialog. Magnetisiert von der Anziehungskraft des Irritierenden nähert sich der Betrachter der fiktiven Person, die sein Gegenüber in Größe und Erhabenheit scheinbar zu provozieren versucht. Lichter spiegeln sich darin, die Farben reflektieren, Mattigkeit überzieht die Fronten mit einem Film der Poetisierung. Das Gegenüber antwortet mit einem Spiegelbild, ein Bild, das sich – verwundert über die unebene Fläche mit Abdrücken, Schlieren und Verletzungen der Schicht – dennoch wieder erkennt, sich selbst und den ihn umgebenden Raum. Die Statue erstrahlt friedlich in allen Farben und jegliche Verwunderung des Ausdrucks ihres „Kontrahenten“ über die bunte Reflexion scheint sie in ihrem polemischen und unumgänglichen Zwiegespräch zufrieden zu stellen, ohne dabei eine Antwort zu erwarten. Vielmehr verkündet sie standfest und stolz von den Menschen am „Spiegelrand“ und den gesellschaftlichen Besonderheiten, die sie schillernd und dennoch trüb in den Farben des Regenbogens überträgt, auf die sogenannte „gayprideflag“ anspielend, der sich der Betrachter in Verzückung und gleichzeitiger Zurückhaltung stellt. Der Spiegelsäule „Pride III“ steht ein Tisch gegenüber, auf dem der Künstler eine Sammlung von selektiert persönlichen Reliquien, Siebdrucken, Texten, Ideen und Vorstellungen andächtig dem Betrachter offenbart, gleich einer Verkündigung des Gewissens und Bewusstseins. Die Menschen in den Fotografien von THOMAS VON POSCHINGER empfangen den Betrachter in ihrem alltäglichen Milieu. Gleich einem Zeitzeugen durchlebt er den Moment, dem er wie zufällig und ungestört beiwohnen darf und fühlt sich dabei als willkommenes Mitglied der Gesellschaftsszenerie. Die Protagonisten nehmen den „Bildermacher“ zwar wahr, richten ihr Dasein und Bewusstsein aber ganz auf ihr eigenes Daseinsmoment. Der Schauplatz des Augenblicks ist allen vertraut, doch der Ausschnitt bzw. Beschnitt der Szene, die Darstellung von Zwischenräumen, in denen sich die Helden kurzzeitig aufhalten – teils dem Moment wieder entschwunden, oder im Begriff, den Schauplatz unbewußterweise zu verlassen – erhöht das Erfasste zur Inszenierung und man spielt kurzfristig mit der Mutmaßung, das Ganze gleiche einer theatralischen Inszenierung, in denen die Figuren ihre ihnen zugewiesene Rolle spielen. Thomas von Poschinger schafft in wieder erkennbaren Umfeldern mit vertrauten Menschen eine unideologische Bühne von unbedeutend wirkenden Szenarien, die allerdings bei genauerem Betrachten eine exotische Vielschichtigkeit betonen und die Frage nach (sozialer) Herkunft und (gesellschaftlichem) Ziel thematisieren. In der Collagierung der Gegebenheiten stellt sich BJÖRN WALLBAUM der Polemisierung der Welt und verführt den Betrachter zur Parodie seiner Wesenszüge und Anschauungen. Seine konzeptuellen „Krieger“ wirken in ihrer Stringenz und ordentlichen Erscheinung beinahe ironisch, dennoch spüren wir in ihrer Geradlinigkeit den Hang zur Monumentalität und Stille, wie es nur ein passiver Gedankenkrieger zustande bringen würde. Das zweilagige Stoffdreieck erinnert an einen Wimpel, an einer Kordel hängend, die in ihrer Gleichförmigkeit das Negativ beschreibt bzw. den Wimpel zur Raute vollendet. In Reihung gleichen diese „Krieger“ einer Armee in Position, bereit zum Angriff, ohne den Verlust ihrer Erhabenheit einbüßen zu müssen. Im Untergeschoß vollführen zwei Alltagsgegenstände einen Tanz von Zwischenmenschlichkeiten, deren Symbolträchtigkeit den Betrachter die Offensichtlichkeit der Tatsachen bestaunen lässt. Ein Kühlschrank und eine Matratze umarmen sich, sind aneinander gekettet, spiegeln sich auf ihrem Untergrund, der eine im anderen, kein Tanzpartner kann ohne den anderen, sie begründen und ermöglichen sich gegenseitig und bedeuten in einer Klarheit die einzigen zwei elementaren Notwendigkeiten des Lebens. Thematisch dem gegenüber steht der Einzelkämpfer in „It´s a fucking hard life“, der die Unmöglichkeit akzeptieren muss, die zwei mit Beton gefüllten Aldi-Tüten zu bewegen, geschweige denn sich aus ihrer Schwere zu befreien. Im Alleingang stellt sich der Einzelne der Ironie seines Schicksals, kämpft sich voran, überlebt in einer Umarmung aus humorvoller Gesellschaftlichkeit und gleichzeitiger Hilflosigkeit, sich aus dem kriegerischen Getümmel loszureißen und das Gewicht der Unterwürfigkeit und Klassifizierung plötzlich ermutigt und tapfer stemmen zu können. OPEN ART: 9./10./11. Sept. 2011. Kunstwochenende München. Sa-So: 11.00-18.00 Uhr www.openart.biz
Ort: Françoise Heitsch bis: 2011-07-30
Künstler: Ergül Cengiz, Henrieke Ribbe, Katrin Wolf
Thema: Im Zusammenspiel von transparenter Leichtigkeit und versteckter Raumtiefe wandert der Betrachter in der Rolle des Entdeckers um großformatige, dreilagige Papierarbeiten durch den Raum und erkennt nach und nach die Ganzheit als symbiotischen Einklang dreier eigenständig arbeitender Künstlerinnen, die sich 2004, in Hamburg lebend zu dem Künstlertrio „3 Hamburger Frauen“ vereinten. Zuletzt zeigten Ergül Cengiz (1975), Henrieke Ribbe (1979) und Katrin Wolf (1974) in der Ausstellung „Captain Pamphile“ in den Deichtorhallen Hamburg eine ihrer großformatigen, temporären Wandarbeiten. Bei Françoise Heitsch arbeiten die drei Künstlerinnen mit Papier und Folien, die übereinander gelagert frei von der Decke hängen. Sie zeigen erstmalig keine ephemeren Arbeiten an der Wand. Figuration, Ornamentik und Papierschnitt, drei Schichten, drei Protagonistinnen, die sich immer wieder selbst in ihren Bildern inszenieren. Die Selbstporträts der Künstlerinnen in diesen neuesten Arbeiten sind überraschend leise und entrückt, erfahren sie doch durch die ornamentalen und farbig abstrakten Schichten eine stille Ferne und Entfernung zum Betrachter. Im Vergleich zu ihren inszenierten Selbstporträts im Rollenspiel als Königinnen, Bräute in Weiß, aufreizend angezogene Bardamen, Vamps, Akrobatinnen, oder gar als voll tätowierte „Seeweiber“ zeigen sich die „3 Hamburger Frauen“ bei Françoise Heitsch authentisch und gar nachdenklich. Abb.: 3 Hamburger Frauen, o. T., 2011, Serie, 29,7 x 42,1 cm
Ort: Françoise Heitsch bis: 2011-05-21
Künstler: Siyoung Kim, Julie Ziegler
Thema: +SIYOUNG KIM*##Die Technik der Collage zieht sich durch das gesamte Werk der koreanischen Künstlerin Siyoung Kim (1976, Berlin). Das Zusammenfügen figürlicher Motive aus unterschiedlichsten Quellen dient ihr dazu, das Spektrum menschlicher Eigenschaften und kultureller Strukturen aufzufächern und zu kontrastieren. Der Mensch als kulturelles Wesen und Produkt der medialen Welt, zwischen Fremdbestimmung und Selbstfindung, zivilisatorischem Impetus und animalischen Triebtaten, ist der Gegenstand ihrer Arbeiten. Die Fragilität kultureller Definitionen ist ihre erklärte Aussage, und, dass man durch die Vielschichtigkeit der menschlichen Existenz voneinander lernen kann. Die Collage macht diese Vielschichtigkeit sichtbar und eine Identifizierung des Betrachters mit dem Dargestellten möglich. Noch stärker als in ihren Papierarbeiten ist dies in ihren Videos spürbar, die sie als Erfahrungswege eines Einzelnen durch seine Umwelt inszeniert. Ihre Videos und auch die, teilweise interaktiven, Roboter-Skulpturen sind aus ihrem formalen Hauptwerk heraus entstanden, der dreidimensionalen Fotocollage: Funde aus öffentlichen Printmedien werden in Größe und Form bearbeitet, mit Styropor oder anderen Materialien verstärkt und kombiniert. Durch die räumliche Staffelung der Elemente oder Figurengruppen schafft Siyoung Kim eine dreidimensionale, narrative Szenerie. So entstehen Bildobjekte an der Wand, freie Rauminstallationen oder Zwischenformen, mit und ohne Bildgrund, bisweilen ganz reduziert auf eine Figur.##+JULIA ZIEGLER*##Im Werk der Berliner Künstlerin Julia Ziegler (1963, Frankfurt am Main), das Malerei, Installation, Mixed-Media-Objekte und Zeichnung umfasst, spielt die Zeichnung eine besondere Rolle. Direkt mit Farbe auf der Wand – mit Fäden im Raum – mit der Schreibmaschine auf A4 Papier oder – wie hier – großformatig und mit Schwung – die Präzision der Linie gestaltet den Raum. 2004 zeigte Françoise Heitsch mit der Arbeit „Grammatik“ die Vorläufer der hier vorgestellten Serien. „Chorus“ und „Wolken“, zwei Serien hängen einander gegenüber. Es sind großformatige Filzstiftzeichnungen auf lackiertem Papier. „Chorus“ zeigt Porträts der Mitglieder eines Chores beim Singen. Die überdimensionalen Gesichter setzen sich zusammen aus Schraffuren, die an die vergrößerten Strukturen einer Radierung erinnern. Durch ihre Größe und die dynamische Linienführung wirken sie präsent, durch den gesenkten Blick abwesend zugleich. Aus der Nähe betrachtet lösen sich die Züge auf, um in Muster und Rhythmus überzugehen. Mit Abstand betrachtet entsteht ein Ensemble unterschiedlicher Charaktere. Reduktion und Vereinfachung, abgeleitet aus genauer Beobachtung, mit ein bisschen Erfindung, sind auch Kennzeichen der Wolken-Zeichnungen. In der gleichen Technik wie die Chorus-Bilder gefertigt, spielen auch sie mit der Spannung zwischen nah und fern, Transparenz und Körper, Zustand und Veränderung.