Ort: Galerie Ling bis: 2011-09-26
Künstler: Wang Jixin
Thema: Seit 2005 dokumentiert Wang Jixin den Zerfall der Porzellanfabriken der Jiangxi-Provinz. Bereits vor über 60 Jahren stellen die ersten ihren Betrieb ein, und im Rahmen der Modernisierung Chinas werden seit Ende der 1980er Jahre weitere Porzellanfabriken stillgelegt. Wang Jixin widmet sich besonders der Porzellanfabrik von Jingdezhen. Er hat deren Überreste fotografisch und filmisch dokumentiert und mit ehemaligen Arbeitern dieser Fabrik zusammengelebt. Wang Jixin hat sein Atelier von Peking nach Jingdezhen verlegt, damit seine Leinwände den Geist von Jingdezhen atmen können. Er malt keine Ruinenbilder wie die Romantiker, eine Verklärung der Vergangenheit liegt ihm fern. Seine Bilder sind keine Reflexionstafeln, teilweise messen sie drei mal sechs Meter, allein durch ihre Grösse ist der Betrachter nicht nur blosses Gegenüber, sondern eher Teil einer verlorenen Welt. Die zerborstenen Feuermauern der Glutöfen glühen noch immer, sie künden noch immer von ihrer ursprünglichen Funktion. Zwar sind sie nicht mehr heiss, aber durch das zerborstene Dach finden vereinzelte Sonnenstrahlen ihren Weg und lassen uns Mauer- und Porzellanreste erkennen. Dort, wo das Sonnenlicht bis tief ins Innere der Fabrik vorzudringen vermag, wird der Raum lebendig. Staub, Dunst, Lichtreflexe, etwas wie Funkenschlag füllen den Raum. Wang Jixin lässt uns so nicht nur Gegenstände im Raum, sondern den Raum selbst, dessen Atmosphäre sehen. Wir sind Zeuge eines unaufhaltsamen Zerfallsprozesses. Menschenwerk bildet sich in unberührte Natur zurück. Wang Jixin wurde 1966 in der Shandong-Provinz, China, geboren. Er lebt und arbeitet in Jingdezhen und Peking. Er stellte unter anderem in China, den USA und Österreich aus. Dieses Jahr ist er „Artist in Residence“ des Salzburger Kunstvereins. Die Ausstellung „Die verlorene Welt“ ist seine erste Einzelausstellung in Deutschland.
Ort: Galerie Ling bis: 2011-07-07
Künstler: Li Yan
Thema: Erdbeben, Unglücke, Kriege sind die zentralen Themen der Weltpresse. Der Mensch als Opfer, als Gerüttelter, Geschüttelter, Ohnmächtiger, Verletzter, Verlorener kommt nur als eine Art Belegexemplar vor, als Beispiel, an dem das Leiden sich zeigt, nicht als Person./ / Im Peking sitzt ein Mann, der macht sich malend so seine Gedanken über das katastrophische Welttheater. Und da er nicht alle Schauplätze dieses Welttheaters besuchen kann, dienen ihm Reportage-Fotos westlicher Fotojournalisten als Ausgangspunkt seiner malerischen Reflexionen./ / Der Mann heisst Li Yan. Er wurde 1977 in China geboren und seit einigen Jahren kommentiert er malend die Leiden unserer Zivilisation, seien es Kriege, Aufstände, Unglücke oder Katastrophen. Er hat bereits in London, Los Angeles, Peking und Tokio ausgestellt und seine Bilder befinden sich in der Sammlung Saatchi. / / Li Yan macht uns nichts vor, er wirft keine ideologischen Nebelkerzen, er treibt keine Schönfärberei. Seine Bilder erscheinen handlich wie Fotografie (in der Regel 15 x 25 cm), bilden Szenen ab wie Fotografien und fokussieren die Aufmerksamkeit auf einen Schwerpunkt wie Fotografien. Li Yan ordnet seine Bilder in nichtlinearen „Fotostrecken“, die er „Accidents“ nennt, an, wie unter Blitzlichtgewitter leuchten hier Bilder aus verschiedensten katastrophalen Zusammenhängen auf, bleiben im Gedächtnis haften und werden vom Betrachter neu zusammengesetzt./ / Fotos geben Neutralität und Objektivität vor, das tun Li Yans Gemälde nicht. Sie nehmen Stellung. Sie zeigen den Menschen in seiner Verletzlichkeit. Das heisst nicht, dass seine Bilder Mitleid erzeugen, vielmehr machen sie bewusst, und das unterscheidet sie von Fotos, dass der wahre Schmerz nicht der ist, den wir erleiden, sondern der, den wir zufügen. / / / Li Yan wurde 1977 in China geboren und studierte Malerei an der Luxun Academy of Fine Art. Er lebt und arbeitet in Peking. Die Ausstellung „Katastrophisches Welttheater - Ein Chinese malt unser Zeitalter“ ist seine zweite Einzelausstellung in Deutschland.
Ort: Galerie Ling bis: 2011-05-06
Künstler: Duan Yafeng
Thema: „Künstler, die für sich in Anspruch nehmen, dass ihr künstlerisches Wirken von der Natur, dem Leben, der Realität, der Erde oder dem Himmel kommt, als Spiegel der Seele oder Widerspiegelung der Verhältnisse oder Werkzeuge des Universums, die Natur-in-der-Abstraktion-Bilder ausbrüten, sind subjektiv wie objektiv Schurken oder Bauern.“ (Ad Reinhardt) ##Demnach wäre die gesamte chinesische Tuschmalerei, die ganz wesentlich auf der Subjektivität des Künstlers aufbaut, Bauern-oder Schurkenmalerei. ##Kunst ist nichts als Kunst und verweist nur auf sich selbst, so die Aussage vieler abstrakter Künstler. Kunst referiert auf nichts, sie ist also bedeutungslos. Warum, so fragt sich, sind diese Menschen noch Künstler und überlassen die Kunstproduktion nicht Maschinen? ##Duan Yafeng, Tochter eines Meisters der chinesischen Tuschemalerei und selbst in Tuschemalerei ausgebildet, ist die Natur Spiegel der Seele. Ihre malerischen Werkzeuge sind nicht bloss Pinsel, Leinwand und Farbe, nein, der Stoff, aus dem sie schöpft, ist das Geistige. ##Das Sinnfällige, das in die Sinne fällt, das Gegebene, das passiv Aufgenommene sind nicht der Ausgangspunkt ihrer bildnerischen Untersuchungen. Das Sinnfällige, welches eine Kamera aufnehmen kann, ist nur äussere Form ohne innere Gestaltung. ##Für Duan Yafeng ist künstlerische Gestaltung ein Vehikel, sich der Wirklichkeit anzunähern, sie zu untersuchen. Wirklich ist, was wirkt. Auf Ihrer Leinwand sehen wir die Ergebnisse Ihrer Wirklichkeitserforschung, “geschrieben” in der Sprache der jahrtausendealten Tuschemalerei. Wir “lesen” dort vom Räumlichen aller Erfahrung. Gemeint ist nicht die Einsteinsche vierdimensionale Raumzeit, sondern der mindestens sechsdimensionale Raum unserer Sinne und der Freiheitsgrade unseres Geistes. Diesen vieldimensionalen Raum “wirft” Duan Yafeng so geschickt in die sie umgebende Natur, dass sich ihre Bilder als Widerspiegelung des Geworfenen in der Natur sehen lassen. ##Ihre Bilder gehören also nicht zur “freien” Malerei, sie illustrieren nicht sich selbst, sind nicht beliebig abstrakt, sondern Spuren der Geworfenheit des Menschen.
Ort: Galerie Ling bis: 2011-02-10
Künstler: Wang Chu
Thema: +-- Die Wiederkunst der chinesischen Malerei aus den Trümmern Postmoderner Bildproduktion*// Zerstückeln, zerreißen, verzerren, verwischen, verschieben, verwackeln, pixeln, facettieren, kristallisieren, verdunkeln, übermalen, überbelichten, doublieren, mit dieser Pinselmethode sucht Wang Chu der Bewusstseinslage des von gesellschaftlichen Antagonismen bedrängten Menschen beizukommen.// Wang Chu thematisiert die Wiederkehr des Immergleichen: die Sanduhr des Lebens wird immer und immer wieder umgedreht, es bleibt derselbe Sand, nur dass er in myriadenfacher Neuvermischung niederrieselt und das immerselbe Sonnenlicht in verschiedenfarbige die Buntheit des Lebens vorgaukelnde Facetten aufbricht.// Durch Wang Chus Stundenglas rieselt die westliche Postmoderne und schlägt sich auf seiner Leinwand als Ölgemälde nieder. Was zunächst wie eine Décollage aussieht, erweist sich bei genauerem Hinsehen als raffinierte im Betrachter vielerlei Assoziationen auslösende Pinselkunst, die sich allerdings nie zu einer geschlossenen Geschichte schließen. Es ist die Absicht des Künstlers, die Geschichte(n) des Menschen als grundsätzlich offen aber zeitlich begrenzt aufzuweisen.// Welchen Sinn hat also diese keine schlüssige Geschichte erzählende bewusstseinskritische Auflösung der Lebensbedingungen des Menschen? Wang Chus Spiel mit den bildlichen Versatzstücken der Moderne ist das Vorspiel zu einer Wiederbelebung der chinesischen Tuschemalerei. Er verschmelzt seine in der Auseinandersetzung mit der westlichen Darstellungsweise gewonnenen Erfahrungen mit seiner Ausbildung in klassischer chinesischer Tuschemalerei. Aus dem Schmelztiegel der beiden Mal-Kulturen amalgamiert er einen bisher nicht gesehenen Tusche-Pinselstrich, der es ihm erlaubt, die oben erwähnte Offenheit der menschlichen Geschichte(n) zu einem Abschluss zu bringen./ Wang Chus Tuschebilder bilden Augenblicke der Ewigkeit ab, es sind diejenigen Augenblicke, in denen die Sanduhr zum Stillstand kommt, die Augenblicke, in denen der obere Sanduhrkolben leergelaufen ist, das Stundenglas gedreht wird, um erneut die Zeit verrieseln zu lassen.// Im Gegensatz zu den Ölbildern zeigen die Tuschebilder den Menschen nicht als Zerrissenen, Ziellosen, sondern als Lichtgestalt, als Hoffnungsträger, der den Weg aus dem von ihm selbst angerichteten Chaos weist./
Ort: Galerie Ling bis: 2010-11-25
Künstler: Wolfgang Stiller
Thema: In seiner von ihm Aspects of life genannten Werkreihe kleinformatiger Bilder greift der Künstler Wolfgang Stiller auf die Tradition der Emblematik der Renaissance des 16. und 17. Jahrhunderts zurück. Während diese sich der spätmittelalterlichen phantastischen Allegorik bediente, nutzt Stiller die Allegorien und Symbole der Jetztzeit.// Das klassische Emblem ist immer dreiteilig. Es besteht zunächst aus einem Lemma, das ist ein in lateinischer oder griechischer Sprache abgefasstes allgemeines Motto oder ein Lehrsatz, dann aus dem Icon, das ist eine bildliche Darstellung. Lemma und Icon stehen in einem rätselhaften Bezug zueinander, den ein Epigramm, das ist der dritte Bestandteil des klassischen Emblems, zu lösen sucht.// Im Jahr 1638 erschien die Emblemsammlung Hieroglyphikes of the Life of Man von Francis Quarles (1592-1644), die Aspekte des menschlichen Lebens in vielfältigen Facetten beleuchtet, ganz wie das Werk Wolfgang Stillers. Stiller malt allerdings nicht in ein Buch, er malt auf Farbmusterkarten. Diese Karten sind mit der Bezeichnung der Farbe, die die Karte zeigt, beschriftet. Diese Beschriftung ist das Lemma. Auf einigen Karten ist das Lemma übermalt oder es befindet sich auf der Rückseite der Karte. Alle Karten sind gelocht, sie waren ursprünglich dazu bestimmt auf der Hängeregistraturstange eines Farbarchivs zu hängen. Die Stillerschen Embleme bilden also ein Archiv der Aspekte des Lebens. Ganz im Sinne der Emblematiker könnte dieses Archiv so betitelt sein:// Hypnerotomachia Wolfi ubi humana omnia nil nisi somnium esse ostendit atque obiter plura sane quam digna satu commemorat.// Wolfs Erzählung vom Kampf zwischen Hypnos und Eros, worin er zeigt, dass alles Menschliche nichts als ein Traum ist, aber doch mehreres darunter als recht wissenswürdig in Erinnerung bringt.// Die Quelle der Stillerschen Icons liegt im Alltagsleben des Künstlers, sie sind bildliche Notizen, geboren aus Tageträumereien, in denen man bekanntlich die tiefsten Einsichten und besten Einfälle hat. Sie lassen sich lesen als Beschreibungen des Kampfes zwischen Traum und Eros, dem Urquell von Kunst und Wissenschaft. Die Anschaulichkeit der Stillerschen Icons macht es dem Betrachter nicht allzu schwer, das treffende Epigramm, also den dritten Bestandteil, hinzuzudichten und so das emblematische Rätsel auf eine seine eigene Lebensgeschichte einbeziehende Weise zu lösen.
Ort: Galerie Ling bis: 2010-10-03
Künstler: Wu Ming, Wang Chu, Zhang Hui, Fu Rao
Thema: Die Galerie Ling legt ihr Hauptaugenmerk auf chinesische Künstler, die sowohl in China als auch in Deutschland Kunst studiert haben. Dabei nimmt sie den Faden, der in der Weimarer Republik zwischen China und Deutschland geknüpft wurde, und der durch das Dritte Reich zerschnitten wurde, wieder auf. In den 20er und 30er Jahren lebten in Berlin chinesische Künstler wie Xu Beihong und Lin Fengmian, die nach ihrer Rückkehr nach China die chinesische Kunst revolutionierten, indem sie westliche Bildinhalte mit chinesischer Pinselführung kombinierten bzw. durch westliche Farbmetaphorik die chinesische Ikonographie bereicherten. #Seit der Wiederöffnung in den 80er Jahren sieht sich China multikulturellen, vor allem westlichen Einflüssen ausgesetzt, mit denen das Land bis heute zurechtzukommen sucht. Im Bereich der Kunst ist bis heute eine wirkliche Vermittlung zwischen China und dem Westen nur selten gelungen, meist stehen chinesische und westliche Kunstauffassung beziehungslos nebeneinander. #Seit den 90er Jahren suchen immer mehr chinesische Künstler die direkte Konfrontation mit der westlichen Kunst, indem sie im Westen Kunst studieren. Besonders interessant sind dabei jene Künstler, die ihr chinesisches Kunsterbe nicht über Bord werfen, sondern mit chinesischer Methode bilderschaffend die westliche terra incognita durchqueren. Sie nehmen damit die in den 30er Jahren unterbrochene Tradition des chinesisch-westlichen Kulturaustausches wieder auf und werden die chinesische, aber auch die westliche Kunst zu bisher unbekannten Ufern führen. #Die in unserer Ausstellung gezeigten Künstler stellen sich bewusst dem ihnen abverlangten Akkommodations-Assimilationsprozess und gelangen dadurch zu neuen und eigenständigen künstlerischen Resultaten. #Zhang Hui (Berlin) kommt von der klassischen chinesischen Tuschemalerei und Kalligraphie. Neben reinen Bewegungsstudien in Tusche, malt sie mittel- und großformatige Ölbilder, die Impulse der klassischen Tuschemalerei aufnehmen. Mit fein aufeinander abgestimmten Farben erzeugt sie tiefgründige Seelenlandschaften, die nur scheinbar etwas abbilden. Anders als im Informel oder Tachismus geht es in diesen Bildern nicht nur um die Unmittelbarkeit des Ausdrucks, vielmehr gelingt es Zhang Huis Pinselführung, östlichen und westlichen Bildaufbau auf einer Leinwand zu verschmelzen. Sie ist eine der wenigen chinesischen KünstlerInnen, die die westliche Farbmetaphorik souverän in den Dienst ihres künstlerischen Konzeptes stellt. #Fu Rao (Dresden) malt mit Bitumen, der ältesten Ölfarbe der Welt, seine geheimnisvollen braunen Bilder, in denen die Grenzen zwischen Gegenstand, Pflanze und Mensch verschwimmen. Seine Bilder wirken lebendig wie natürliche Gewächse. Sie sind im Entstehen und tragen doch bereits Spuren des Verfalls in sich. #Wang Chu (Dresden) kombiniert in freier Malweise scheinbar alle Abbildungsmodi der westlichen und chinesischen Kunst. Auf seinen Bildern paaren sich abbildende mit nichtabbildenden Teilen, abstrakte Strukturen mit konkreten Farbfeldern. Formen lösen sich auf und verschmelzen. Es sind Bilder, die sich vor den Augen des Betrachters zu einem Ganzen aufbauen und einen Moment später wieder in Teile zerfallen, gemalte Collagen, die sich selbst decollagieren. #Wu Ming (Berlin) steht auf den Schultern der alten chinesischen Meister. In der Ausstellung zeigt sie uns ihre Bild-Serien „Soul of Nature“ und „Polymorph“. „Soul of Nature“ sind intime kleinformatige Ölbilder auf Papier, die die Natur als Prozess abbilden, sie sehen aus wie durch einen Naturprozess erzeugt. In diesen Bildern herrscht nicht die für chinesische Altmeisterbilder so typische Ruhe, sondern eine gewisse westlich geprägte Rast- und Ruhelosigkeit. „Polymorph“ sind sich scharf vom Grund abhebende Öl auf Papier Gemälde. Sie zeigen polymorphe zuvor nie gesehene Strukturen, deren jede ihren ganz eigenen Charakter hat. Im Laufe der Zeit schließt man Freundschaft mit ihnen und hält sie wie ein liebgewordenes Haustier.
Ort: Galerie Ling bis: 2010-07-23
Künstler: Fu Rao
Thema: Fu Rao, der chinesische Maler aus Dresden, zeigt in seinen fast monochrom gehaltenen mit breitem Strich angelegten und doch fein ziselierten Bildern die Tiefenschicht unseres Alltags. Er erzeugt erdige Mischwesen, halb Tier halb Mensch, die mit Alltagsdingen wie Tisch, Haus oder Geschirr verschmelzen. Alles scheint belebt, doch zugleich vom bevorstehenden Verfall bedroht. „Staub bist du, und Staub wirst du wieder werden.“ #“Mahlzeit”, “Schwäbische Alb”, “Veteranenspiel” oder “Treibhaus”, so lauten die lapidaren Titel der Gemälde des 1978 in Peking geborenen Fu Rao, der in Peking und Dresden Malerei studiert hat. #Gelbbraun bis Schwarz, dunkelziegelrot über pflaumenrot zu braunviolett ist die Farbpalette seiner Bilder. Fu Rao malt mit Bitumen, einem schwarzbraunen öligen natürlich vorkommenden Material, das beim Zerfall organischer Stoffe entsteht. Schon in prähistorischer Zeit wurde Bitumen für die Dekoration von Gebäuden, Gefäßen und der menschlichen Haut benutzt. In Mesopotamien wurde Bitumen mit dem Gott Asakku identifiziert. Asakku ruft bei Menschen Fieberwahn hervor. Der altbabylonische Medizinmann brachte an der Haustür von Fieberkranken ein mit Bitumen gemaltes Zeichen an, um so auf die Gegenwart von Asakku hinzuweisen. #Fu Rao malt mit dieser mythologisch aufgeladenen “ältesten Ölfarbe” der Welt seine tiefgründigen Chimären. Jede Zeit hat ihre Chimären. Ursprünglich waren Chimären aus Tier oder Menschenteilen zusammengesetzte Mischwesen, wie z.B. der Basilisk mit dem Oberkörper eines Hahns und dem Unterkörper einer Schlange, der Greif, mit Löwenkörper und Adlerkopf oder der Zentaur mit menschlichem Oberkörper und Pferdeunterleib. Solche Mischwesen sind Mittler zwischen den Welten, sie sind Truggebilde, die sich zwischen den Welten bewegen. #Fu Raos Bilder rufen Erinnerungen an solche Mischwesen wach. Sie sind Trug- oder Traumbilder, über denen Lukrezsche Simulacren schweben. Nach Lukrez (97 v.Chr. - 55 v.Chr.) machen sich Dinge sichtbar, indem sie feine Schichten, d. h. Simulacren, ihrer äußeren Hülle in den Raum aussenden. Treffen solche feinen Ding-Teile auf unsere Sinnesorgane, so hinterlassen sie dort eine Spur, wir nehmen das Ding, das diese Teile aussendet, wahr. Simulacren rekonstruieren ihren Gegenstand nicht, indem sie ihn kopieren, sondern indem sie ihn einsehbar machen. #Fu Rao lässt uns durch das Simulacrum hindurch auf das leise Brodeln unter der Oberfläche der Dinge schauen. Seine Malweise vermag es, uns die Welt als immer zugleich entstehende und vergehende zu vergegenwärtigen. Vertieft man sich in seine Bilder, so durchlebt man eine Nacht, aus der man voller Erinnerungen und Vorahnungen erwacht, ohne zu wissen, wer man selbst ist. Das Licht des Tages, der dieser Nacht folgt, erscheint bedrückender als die Finsternis. Die beste Haltung, Fu Raos Bilder zu betrachten, ist innere Gelassenheit und duldendes Lächeln. #Fu Rao (*1978) wurde in China geboren und studierte Malerei an der Qinghua-Universität Peking und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Er lebt und arbeitet in Dresden. Die Ausstellung Chimären ist die 4. Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland.
Ort: Galerie Ling bis: 2010-04-18
Künstler: Li Yan
Thema: Der deutsche Zeichner und Maler He Lan (Künstlername) führt uns in die rätselhafte Bilderwelt von Li Yan ein. Es werden u.a. die folgenden Fragen behandelt: · Das Mini-Format als Reflexionstafel · Die freie Malweise und ihr Zusammenhang mit der Bildthematik · Die Zerstückelung der Wirklichkeit in Einzelbilder Der Eintritt ist kostenfrei. Anmeldung erwünscht aber nicht erforderlich unter info@galerie-ling.de
Ort: Galerie Ling bis: 2010-05-21
Künstler: LI Yan
Thema: +Nach London, Los Angeles und Tokyo zeigt Li Yan, der große Außenseiter der Pekinger Kunstszene, seine Werke erstmalig in einer Einzelausstellung in Berlin. Seine Bildserien rekonstruieren Szenen von Gewalt und Krieg aus den Nachrichten und werfen Fragen zu unserer durch die Medien bestimmte Wahrnehmung der Wirklichkeit auf. * #Die Werke von Li Yan wurden bereits in Tokyo, Los Angeles und London ausgestellt und von Saatchi & Saatchi gesammelt. Trotzdem bleibt er ein Unbekannter in der Pekinger Kunstszene. Das liegt wohl an seiner bewussten Abkehr von dem Überdimensionalen und Bombastischen der chinesischen Gegenwartskunst. Stattdessen malt er miniformatige Bilder, die sich als Fragmente einer Erzählung lose und asymmetrisch auf der Wand gruppieren. Dargestellt werden Szenen von Gewalt und Krieg, welche reale Bildausschnitte aus Zeitungen und Fernsehnachrichten zur Vorlage haben. Li Yan übersetzt die Originalfotos in ein abstrakt-geometrisches System von scheinbar flüchtig aufgetragenen Zickzacklinien, Strichen und Farbflecken. Die Gesichtszüge werden dabei verwischt, die Körper verlieren ihre Substanz und erscheinen wie Silhouetten. Die kühle Farbpalette steigert noch das Gefühl des Fremden und Unheimlichen.# Thematisiert sind weniger die Ereignisse an sich, vielmehr unsere durch Medien-Reportagen gefilterte Wahrnehmung der Wirklichkeit: fragmentarisch, flüchtig, stereotypisch. Geschichten werden zu Nachrichten; sie werden nicht erlebt, sondern in unser Bewusstsein projiziert und verkommen durch die scheinbar ewige Wiederkehr zur Banalität. Die Realität wird virtuell, das Festhalten und Fokussieren durch die Kamera rückt die Sujets nur noch in eine ungreifbare Distanz. Diese mediale Entfremdung von Menschen und deren Schicksälen zeigt Li Yan eindringlich in seiner Malerei und lässt zugleich einen verborgenen Kern der Menschlichkeit jenseits ihres Schattendaseins erahnen.
Ort: Galerie Ling bis: 2010-04-01
Künstler: ZHANG Hui
Thema: Am Samstag, dem 13. Februar von 19 bis 21 Uhr feiert die Galerie Ling die Eröffnung ihrer ersten Ausstellung. Gezeigt werden Bilder von ZHANG Hui (Jiangsu/Berlin).# ZHANG Hui studierte an der Chinesischen Kunstakademie in Hangzhou und an der Universität der Kunst Berlin. Jetzt lebt sie als freischaffende Künstlerin in Berlin. In ihrer Malerei reflektiert Zhang die tiefen Eindrücke, welche die traditionelle chinesische Malerei und Kalligraphie in ihr hinterlassen haben. Besonders fasziniert sie die Ausdruckskraft hoch geübter und geistig kontrollierter Führung der Linien. Sie verbindet diese mit dem Bildaufbau europäischer Ölmalerei und gelangt so zu neuen Möglichkeiten bildnerischer Abstraktion. Auf diese Weise entstanden stille, an Landschaften erinnernde Bilder, die eine sehr subjektive und tief empfundene Gefühlswelt widerspiegeln. # Zur Eröffnung sind Sie herzlich eingeladen!