Ort: Loris - Galerie für zeitgenössische Kunst bis: 2008-11-15
Künstler: Ruth Hommelsheim Sergio Zevallos
Thema: Für ihre gemeinsame Ausstellung bei Loris haben Ruth Hommelsheim und Sergio Zevallos prozessorientierte und raumbezogene Fotoinstallationen geschaffen, die in ihrer Verschiedenheit derart miteinander in Dialog treten, dass der performative Ansatz beider als zentrales künstlerisches Moment aufscheint. Ruth Hommelsheim knüpft in ihrem neuen Projekt inhaltlich an ihre Werkgruppe „Bewahrungen“ von 2007 an. Ausgehend von Fotografien aus dem Familienfundus untersucht sie Haltung, Ausdruck und Geste der abgebildeten Personen, indem sie diese aus den vorhandenen Fotografien und damit aus ihrem sozialen Kontext extrahiert. Als Solisten ihrer selbst erlangen die freigestellten Figuren einen performativen Charakter. Dies nimmt Hommelsheim zum Anlass, sie von denselben, nunmehr Jahrzehnte älteren Personen nachstellen zu lassen. Anschließend werden sie mit Witz, Ernst und Ironie in einem Bildraum zueinander positioniert. Im Zusammenspiel von Freistellen und Reenactment richtet sich der Fokus erneut auf das Individuum und seine Körperhaltung. Verdoppelte Singularität wird zum performativen Ereignis, das, indem sie den vergangenen Kontext zum Verschwinden bringt, neue Beziehungsfelder jenseits der Zeit ermöglicht. In bestechender Klarheit beginnt ein Tanz zwischen den Figuren. Sergio Zevallos’ Arbeit ist ein permanentes Organisieren und Desorganisieren von Bildmaterialen und -inhalten. Im Medium der Fotografie und der Sprache beginnt er eine Spurensuche an der Oberfläche der Dinge und Körper an der Grenze zwischen Fiktion und Realität. Für seine aktuelle Serie inszeniert Zevallos emotionale Momente, die er reduziert auf wenige Filmstills* präsentiert. Auf der visuellen Ebene sucht er rhythmische Zusammenhänge und setzt sie in eine Folge wie die Schritte eines choreographierten Tanzes. Leichte, fast unscheinbare Bewegungen und Gesichtsausdrücke wiederholen sich mit subtilen Änderungen, um plötzlich durch extreme Gestik unterbrochen zu werden. Während einige der Bilder durch die scharf festgehaltenen Augenblicke einen fast ikonenhaften Charakter bekommen, lösen andere sich in abstrakte und surreale Spuren von Bewegung auf. Das was die Darsteller repräsentieren bleibt instabil. In der Verzerrung der Gestik - die nur als technische Wiedergabe existiert - droht jede Zeit ins karikaturhafte zu kippen. Sergio Zevallos’ Bildsequenzen sind Mikrodramen, die Gefühlsmonotonie zeigen - gerade in dem Moment wo das Unlogische einbricht. Hommelsheims und Zevallos’ Fotoinstallationen eint das Moment der Bewegung in ihren die Grenzen auslotenden Choreografien von Figuren.
Ort: Loris - Galerie für zeitgenössische Kunst bis: 2008-05-10
Künstler: Ellen Bornkessel
Thema: Wir freuen uns Ihnen mit „play“ die erste Einzelausstellung von Ellen Bornkessel in der Galerie Loris zu präsentieren. Mit ihrer neuen Arbeit, die zusammen mit dem Videoloop „Rock you“ gezeigt wird, vertieft Ellen Bornkessel ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem uns umgebenden öffentlichen Raum und den möglichen Arten und Weisen für das Individuum ihm zu begegnen. Die aus fünf großformatigen Bildern bestehende Fotoarbeit verbindet die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion. Die wie Filmstills anmutenden Bilder greifen reale vorgefundene Orte, Situationen und Personen auf. Doch nutzt Ellen Bornkessel die Technik der Inszenierung, wodurch die ursprüngliche Szene verdichtet und in ihrem Kontext verschoben wird. Sie lässt die Personen wie vor einem Bühnenhintergrund agieren, vor dem sich ein Geschehen abspielt, was zunächst eindeutig erscheint, sich jedoch letztendlich einer klaren formalen Entschlüsselung entzieht. Die bei diversen Freizeitaktivitäten gezeigten Jugendlichen bleiben in ihrer Persönlichkeit im Verborgenen. In den teils geheimnisvoll wirkenden Nachtaufnahmen entsteht ein konzentrierter Bildraum, in dem widersprüchliche Elemente harmonisch nebeneinander stehen. Diesen Ansatz führt Ellen Bornkessel mit dem Video „Rock You“ zusammen. Hier ändert sie die Geste hin zum aktiven Eingriff in die vorgefundene Kulisse. Vor einem Sozialbau mit teilweise zugemauerten Fenstern inszeniert sie, einer dadaistischen Groteske ähnlich, mehrere Akteure, die gleichzeitig auf absurde Weise, den stagnierenden Ort mit überbordendem Leben füllen. Ellen Bornkessels Inszenierung bezieht bewusst kalkulierte Fehler und zufällige Ereignisse mit ein. Die gewollte Offenheit der Szene gibt der Arbeit eine improvisatorische Richtung ähnlich einer spontanen Straßenperformance, deren Verlauf nicht völlig planbar ist. Die Arbeiten von Ellen Bornkessel widmen sich häufig widrigen, absurden Orten und Umständen, deren Kälte, Funktionalität und Anonymität wichtige Aspekte gesellschaftlichen Zusammenlebens ausgrenzen. Sie deuten jedoch auch auf die menschliche Fähigkeit und den Willen, innerhalb dieser Umgebungen trotzdem Freiräume zu schaffen und Momente des Glücks zu finden.
Ort: Loris - Galerie für zeitgenössische Kunst bis: 2008-02-16
Künstler: Sabine Schründer
Thema:
Ort: Loris - Galerie für zeitgenössische Kunst bis: 2007-12-21
Künstler: Jens Luestraeten
Thema: „Fifteen minutes of fame“ zeigt Video- und Fotoarbeiten, die Jens Lüstraeten während seines dreimonatigen DAAD Stipendiums im Sommer 2007 in Las Vegas produziert hat. Ausschnitte davon waren bereits in der dort gemeinsam mit David Sanchez Burr realisierten Ausstellung „Four easy pieces“ zu sehen. In Anlehnung an die Event- und Partykultur der Kasinostadt filmt Jens Lüstraeten eine Eisskulptur, die jedoch kein glamouröses Motiv darstellt, sondern aus sieben 60 cm hohen Buchstaben das Wort „shelter“ (Schutz/Obdach) bildet. Platziert auf einem der unzähligen Parkplätze, der am schnellsten wachsenden Stadt der USA, werden sie der extremen Mittagssonne der Sommermonate ausgesetzt. In dem Echtzeitvideo schmelzen und bersten die Buchstaben über einen Zeitraum von 60 min. unter der Sonneneinstrahlung, bis sprichwörtlich nichts mehr übrig ist. In der symbolischen Zerstörung des „shelter“ spielt Lüstraeten gleichsam auf die Vielschichtigkeit des englischen Begriffs an, der auch stellvertretend für das amerikanische Sicherheitsbedürfnis steht. In ironischer Weise deutet Jens Lüstraeten Andy Warhols Zitat „fifteen minutes of fame“ um und fügt ihm den Zusatz „and an occasional breeze“ hinzu. Statt einem Menschen seine fünfzehn Minuten Ruhm zuzugestehen, widmet sich die Arbeit der Pflanzenwelt. Fünfzehn in Nevada nicht heimische Pflanzen wurden in urbanem Gefüge jeweils eine Minute lang nachts unter künstlichem, bühnenhaft wirkendem Licht gefilmt. In dem Video wird das Profane und Nebensächliche auf poetische Weise ins Zentrum gerückt. Die Pflanzen bekommen ihren eigenen Auftritt im „Rampenlicht“ und wiegen sich manchmal leise im Wind. Das verbindende Element bildet die Arbeit „John’s Tale“. Bilder von langsamen Fahrten auf dem Highway, vorbeiziehenden Trucks und Kakteen werden verbunden mit der vermeintlichen Lebensgeschichte eines alten Mannes und seinen Einsichten in das Land Amerika. Zunehmend wird die Geschichte unglaubwürdig, Zweifel an den einzelnen Fakten schleichen sich ein. Im Verlauf der Arbeit treten jedoch die Fragen nach der Authentizität von Erzähler und Geschichte in den Hintergrund, denn: „Be it as it may, it’s a real good story.“ Jens Lüstraeten entwickelt seine Arbeiten aus der intensiven Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen sowie den strukturellen Eigenheiten und Funktionsweisen der Orte, denen er sich widmet. Seine häufig sehr reduzierten Videoarbeiten verbinden persönliche Erfahrungen mit den Ergebnissen des vorangegangen Dokumentationsprozesses. Die so entstehenden Rauminstallationen beschreiben die gewählten Phänomene und machen sie gleichzeitig spürbar.
Ort: Loris - Galerie für zeitgenössische Kunst bis: 2007-11-03
Künstler: Ellen Bornkessel, Ruth Hommelsheim, Werner Huthmac
Thema: Wir freuen uns Ihnen die zweite Loris Gruppenausstellung „Die beste aller möglichen Welten“ vom 8. September bis zum 3. November 2007 anzukündigen. Die Künstler Ellen Bornkessel, Ruth Hommelsheim, Werner Huthmacher, Bettina Lockemann, Ulrike Ludwig, Jens Lüstraeten, Sabine Schründer und Sergio Zevallos präsentieren Foto- und Videoarbeiten, die sich mit dem Begriff einer idealen oder idealisierten Welt auseinandersetzen. Die Idylle ist heute kein Anachronismus aus dem Antiquitätenkabinett der Literatur, der bildenden Kunst und der Philosophie mehr. Sie ist vielmehr ein wichtiger Aspekt der Gegenwart; ist Utopie und dient gleichzeitig als Projektionsfläche für Sehnsüchte verschiedenster Art. Das urbane Umfeld erhält eine immer stärkere negative Aufladung: Die Masse garantiert nicht mehr Schutz, sie wird zur Bedrohung. Anonymität ist nicht mehr Freiheit, sondern Einsamkeit und Misstrauen. Die Schnelligkeit wird zur Hektik, zum Stress, die Moderne wird zum Lärm, zur Luftverschmutzung, zur Gefahr. Die Vorstellung von Natur ist eng mit der der Idylle verbunden und stellt keine romantisch aufgeladenen Fluchträume mehr zur Verfügung. Die Fragmentierung des Raums führt zur Suche nach neuen Sicherheiten. So entstehen auch im Stadtraum neue Nischen für unsere Sehnsüchte. An den Vorstellungen von landschaftlichen Idealen ist wiederum die nostalgische Reminiszenz an das Vergangene zu erkennen. Die beste aller möglichen Welten erscheint als Grenzbereich zwischen Illusion und ‚gebrochener’ Idylle. Hier sind die Arbeiten der Loriskünstler zu verorten.