Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-12-11
Künstler: Florian Rautenberg
Thema: Florian Rautenberg ist ein Konstrukteur von Bilderwelten. Er erschafft fiktive Orte voller Geheimnisse, mal in zweidimensionalen Werken wie Gemälden oder Pastell- und Buntstiftzeichnungen, mal als dreidimensionales Bild in Form einer raumfüllenden Installation. Oft, wie auch in der hier gezeigten Ausstellung mit dem Titel „Sharky Loves the Ships`n Song“, verschmelzen diese beiden Darstellungsformen zu einem bunten Kosmos des Fremdartigen und Abstrakten, in dem sich vertraute Elemente wie visuelle Anker hervortun. Objekte aus Holz, in bunten Farben bemalt, bevölkern den Raum, zusammen mit gerahmten Zeichnungen, die den Blick auf fantastische Landschaften freigeben. In diesen Bildern voller intensiver Farbigkeit teilen sich kaleidoskopartig die Horizonte und spielen mit der Formenfülle von organischen und architektonischen Elementen. Die einzelnen Objekte der Rauminstallation erinnern in ihrer farbenfrohen Form an auf einem Spielplatz vergessenes Kinderspielzeug. Gleichzeitig lassen sich in ihnen auf assoziativer Ebene Ansätze zu Themen wie dem (Überlebens-)Kampf oder kriegerische Auseinandersetzungen erkennen. Wird hier das Ernsthafte zum Spiel erklärt? Oder ist der Raum etwa eine Art verlassener Schauplatz nichtmenschlicher Ereignisse? Im Spannungsfeld der Gegensätze ergeben sich Bilder voller Geheimnisse und Rätsel, die rational schwer zu erfassen sind und dadurch die Notwendigkeit einer anderen, subtileren Art des Verstehens erzeugen. Bewusst lässt der Künstler Undefiniertes und Fremdartigkeit in Form von logischen Lücken als eigenständig gelten. Denn, so der Künstler, „im Speziellen in der Kunst könnte es durchaus sein, dass das Rätsel an sich gleichzeitig schon die Lösung ist.“ Öffnungszeiten während der Ausstellungslaufzeit: immer dienstags und freitags 19-21 Uhr, samstags 15-18 Uhr An den regulären Öffnungstagen ist die Besucher*innenzahl im Raum auf drei Personen begrenzt und Kontaktdaten müssen via Luca-/Corona-App oder Kontaktdatenzettel hinterlassen werden. Nur die Veranstaltungen (Vernissage/Finissage) finden unter Anwendung der 2G-Regel statt: Zugang nur für geimpfte und genesene Personen. Bitte denken Sie an Ihren Nachweis sowie an ein Ausweisdokument. Bild: Florian Rautenberg, Miss Rockets Lucky Day, 2020
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-10-15
Künstler: Sven Scharfenberg, Tim Ehrich
Thema: In der Ausstellung von Sven Scharfenberg und Tim Ehrich treffen zwei Positionen aktueller Malerei aufeinander. Beide haben an der HFBK Hamburg bei Werner Büttner studiert. Obwohl sich die Praxis der beiden Künstler durch ihre jeweils ganz eigene Malweise unterscheidet, so eint sie ihr Interesse an der (vom Menschen gemachten) »Natur« und den artifiziellen Gegenständen, die, sämtlichen Ereignissen zum Trotz, scheinbar alles überdauern zu vermögen. In einer Zeit, in der wir alle auf besondere Weise zurückgeworfen sind/waren auf unsere nähere Umwelt, in der Wörter wie »häusliche Quarantäne« und »Isolation« in unseren Köpfen kreis(t)en und in den täglichen Sprachgebrauch Einzug erhalten haben, fokussiert sich die Aufmerksamkeit vieler Menschen ganz besonders auf das Allgegenwärtige: auf die direkte Umgebung. In welchen Räumen bewegen wir uns und welche Dinge begleiten uns im Alltag? Es ist der sensible und gleichzeitig beinahe melancholische Blick auf den urbanen Raum, der sich in den beiden künstlerischen Positionen von Tim Ehrich und Sven Scharfenberg zeigt. Hier wird deutlich: Wir leben alle in der gleichen Welt und nehmen sie doch unterschiedlich wahr. Öffnungszeiten: jeweils Freitag 19-21 Uhr Samstag 15-18 Uhr Dienstag 19-21 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-09-17
Künstler: Lisa Hoffmann
Thema: Die Arbeiten von Lisa Hoffmann kreisen um die Bilderflut unserer medialen Welt und um Fragen nach der Repräsentation bestimmter politischer wie sozialer Geschehnisse. Wie aktiv ist unsere Wahrnehmung noch, wenn wir Bilder und die dabei transportieren Inhalte betrachten? Wie ist es möglich, den Prozess der Wahrnehmung zu re-aktivieren? Nachdem die Künstlerin seit 2019 verschiedene Teile ihrer Reihe "Atlas der Essenz" in Ausstellungshäusern wie den Deichtorhallen Hamburg präsentiert hat, zeigt sie im nachtspeicher23 neue Werke der Serie, welche die Zeit seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland reflektieren. "Atlas – The Pandemic" beschäftigt sich nicht nur mit der visuellen Wahrnehmung der Pandemie, sondern auch mit parallel stattfindenden Ereignissen. In ihrer recherchebasierten Praxis sammelt Lisa Hoffmann Bilder aus weltweiten Archiven und digitalen Plattformen, um aus diesen mit Methoden des Experimentierens, Arrangierens und Schichtens Gegenentwürfe zu den seit Jahrzehnten etablierten Bildstrategien zu entwerfen. Seit dem Ausbruch der Pandemie 2020 waren die Medien von Berichten über das Virus und seiner Auswirkungen sowie die zugehörigen Bilder geprägt. Parallel stattfindende Ereignisse fanden keine oder nur wenig – und dabei höchst flüchtig – Beachtung. In ihrer Arbeit holt die Künstlerin diese Ereignisse aus ihrer Kurzlebigkeit heraus, konserviert sie und stellt sie im Ausstellungsraum der Corona-Pandemie gegenüber. Die Arbeiten suchen nach einer visuellen »Weltanschauung« in der die Komplexität der Ereignisse zum Ausdruck kommt und gleichzeitig der unvergängliche Stellenwert der Bilder als Zeugen aufrechterhalten wird. Durch das Aufbrechen gegenwärtiger Bildkonzepte unserer medialen Welt, versucht Lisa Hoffmann in dieser Ausstellung die einseitige Wahrnehmung wichtiger Begebenheiten in Frage zu stellen und neuartige Repräsentationsformen auszuprobieren. So sind die Werke in der Ausstellung an eine zweite, virtuelle AR-Ebene gekoppelt, die mit Hilfe einer kostenfreien App sichtbar wird. "Atlas – The Pandemic" wird von NEUSTART Kultur gefördert. Parallel zur Ausstellung entsteht die digitale Arbeit www.atlas-of-the-essence.com, die als Bindeglied zwischen der Präsentation und den einzelnen Werken der umfangreichen Atlas-Werkgruppe funktioniert. Öffnungszeiten: Freitags: 19-21 Uhr, Samstags: 15-18 Uhr, Dienstags: 19-21 Uhr sowie nach Vereinbarung Weitere Infos, u. a. zu unseren Infektionsschutz-Maßnahmen, auf www.nachtspeicher23.hamburg
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-08-20
Künstler: R&STkollektiv: Brigitte Raabe, Michael Stephan, PT
Thema: Seit März 2020 hat sich im Raum des nachtspeicher23 ein Gruppe aus drei Menschen verschanzt. Die Zeit bleibt stehen. Psychische Kräfte wirken auf die Gravitation der Erde. Sie verrücken die Realität und drehen den Raum um 90°: der Boden wird zur Wand und die Wände zu Boden und Decke. Die hier isolierten Lebewesen hinterlassen Spuren in Form von Tagebuchnotizen, Zeichnungen auf Papier. Den dritten Teil der Ausstellungsreihe topic models an Hamburger Off-Szene-Orten bildet die Inszenierung einer Situation nach oder in Folge eines dystopischen Ereignisses. Der Ausstellungsraum als ehemaliger Rückzugsort ist aufgelassen. Reste eines Schutzversuches, einer Flucht sind geblieben. Etwas hat sich verändert, das noch nicht festzumachen ist. Kann man jetzt im dritten, vorerst letzten Teil der topic models-Reihe etwas konstatieren oder resümieren? Kann dieser Zustand der Schwebe, in dem Restansammlungen vergangener Ordnungen wie in einem „zero-panorama“ (R. Smithson) den Blick auf zukünftige Konstellationen schärfen, die „umgekehrten Ruinen“* (sic!) als kulturelles Erbe der Zukunft sichtbar werden lassen? Die Inszenierung im nachtspeicher23 könnte so zu einem topic model, zu einer Urzelle einer zukünftigen Kunst werden. *Nach Gertrude Stein aus ‚Räumeʼ, Zarte Knöpfe, Bibliothek Suhrkamp. Öffnungszeiten: Freitags: 19-21 Uhr, Samstags: 15-18 Uhr, Dienstags: 19-21 Uhr sowie nach Vereinbarung Finissage: 20.08.2021, 19 Uhr Weitere Infos auf: www.nachtspeicher23.hamburg
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-07-17
Künstler: Ottje Bunjes, Anna Hampel, Maren Lisner/Rothholz
Thema: Unter dem Titel „under pressure – pandemic narratives“ stellen Ottje Bunjes, Anna Hampel und Maren Lisner/Rothholz Studien zu den Erlebnissen und (Be-)Deutungen der Covid19-Pandemie von Adressat*innen, Akteur*innen und Student*innen der Sozialen Arbeit vor. Ottje Bunjes und Anna Hampel nutzen künstlerische Ausdrucksformen in ihrer wissenschaftlichen Praxis der Sozialen Arbeit, um die gesellschaftliche Produktion von Ungleichheiten aufzuzeigen und zu hinterfragen. Sie loten in ihrer gemeinsamen Studie transdisziplinäre Formen und Praxen kritischer Öffentlichkeitsarbeit aus und gehen der Frage nach, was der immunologische Imperativ #stayhome im Kontext von Wohnungslosigkeit bedeutet. Für ihre Audio-Dokumentation und begehbare Audio-Installation führten sie Interviews mit Frauen ohne Wohnung, die temporär Unterkunft in einem Container-Wohnprojekt finden. Die pandemischen Erzählungen werden in ein Protokoll andauernder sozialer Figuration überführt. Aus den Fragen nach den Erlebnissen und (Be-)Deutungen während der Covid19-Pandemie ist ein auditives Kaleidoskop entstanden: oszillierend zwischen gegenwärtiger Wohnungslosigkeit und vergangener Obdachlosigkeit, stabiler Lebenswelt und prekärer Lebenslage, widerständiger Autonomie und ohnmächtiger Abhängigkeit, dem Alltag als Krise sowie dem Ausnahmezustand als Normalität. Die öffentliche Dokumentalität der Stimmen und Perspektiven schafft ein Forum und wird als Intervention zur Sichtbarmachung von Machtverhältnissen begriffen. Die zweite Forschungsarbeit der Ausstellung ist von Maren Lisner/Rothholz. Sie zeigt eine filmische Performance-Studie von Leere und Einsamkeit im verlassenen Raum. Es gab das Leben davor und es gibt das Jetzt, das Nicht-in-unsere-Ordnung-Passende. Ein Existieren in einem Zwischenraum-Kontinuum mit ineinander verschwimmenden Grenzen, Routinen und Zeitabläufen. Der neue kulturelle Code lautet Social-Distancing. Aus diesem Jetzt heraus lässt sich Maren Lisner/Rothholz auf einen suchenden dialogischen Prozess mit dem verlassenen Raum ein, der einmal ihren Alltag als Student*in strukturierte. Das Wahrnehmen und das kommunikative Umgehen mit dem entfremdeten Ort sowie die sinnlich-emotionale Erkundung von räumlicher wie auch innerlicher Leere und Einsamkeit stehen im Mittelpunkt ihrer Performance-Studie. Ein Smartphone dient als Kamera und Tonaufzeichnungsgerät. Gefilmt wird ohne Stativ, nur mit einem Selfie-Stick. Als Lichtquelle dient lediglich das vorhandene Licht. Ottje Bunjes wurde 1988 in Leer (Ostfr.) geboren. Seit 2020 Master-Studium der Sozialen Arbeit, HAW Hamburg. Studienschwerpunkte: Politische Philosophie, staatliche Hilfesysteme, Kultur und Ästhetik. Ausstellung: »“53°55’50.7” n 10°01’80.6” e – Verortung bis Unordnung einer Hochschule«, CampusKultur Festival, Hamburg, 2019. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Anna Hampel wurde 1997 in Winsen/L. geboren. Seit 2020 Master-Studium der Sozialen Arbeit an der HAW Hamburg. Studienschwerpunkt: Kultur, Ästhetik, Medien. Mitglied im Verein WIRKunst und Kultur der Elbmarsch seit 2016. Ausstellungen u.a.: »“53°55’50.7” n 10°01’80.6” e – Verortung bis Unordnung einer Hochschule«, CampusKultur Festival, Hamburg, 2019; »Kunst im Schaufenster«, altonale21, Hamburg, 2019. Sie lebt und arbeitet im Umkreis von Hamburg. Maren Lisner/Rothholz wurde 1973 in Hannover geboren. Seit 2020 Master-Studium der Sozialen Arbeit, HAW Hamburg. Studienschwerpunkte: Sozialpsychiatrie, Theorien der Sozialen Arbeit und Haltung in der Sozialen Arbeit. Freiberufliche Tänzerin und Schauspielerin seit 1997 sowie Filmschaffende, überwiegend im Bereich Casting, seit 2005. Sie lebt und arbeitet in Hamburg. Öffnungszeiten: Samstags: 15-21 Uhr Sonntags, montags, mittwochs und donnerstags: 16-19 Uhr Dienstags und freitags : 16-21 Uhr An den letzten beiden Ausstellungstagen sind alle Künstler*innen anwesend. An den Wochenenden wird eine Terminbuchung unter https://nachtspeicher23.hamburg/2021/06/06/under_pressure/ empfohlen.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-06-04
Künstler: Jennifer Oellerich, Wolfgang Block
Thema: Angesichts des Klimawandels und einer Natur, die nicht nur bedroht wird, sondern zunehmend selbst eine Bedrohung darstellt, gehören die Fragen nach der Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung und seiner Integration in die Natur zu den wichtigsten unserer Zeit. Jennifer Oellerich und Wolfgang Block widmen sich diesem Thema auf unterschiedliche Weise und beweisen eindrücklich, wie Kunst und Natur zu Kompliz*innen werden können. Jennifer Oellerich thematisiert mit ihren Objekten, Bildern und Installationen nicht nur unterschiedliche Wetterphänomene, sondern bezieht diese auch in den Prozess der Werkentstehung mit ein. Regentropfen und Schneeflocken werden zu Mitverantwortlichen bei der künstlerischen Arbeit. Über die Beschäftigung mit dem Element Wasser als Ursprung allen Lebens stellt die Künstlerin Fragen nach der eigenen, menschlichen Herkunft sowie den physikalischen Gegebenheiten unserer Welt und untersucht dabei die Grenzen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und künstlerischen Ausdrucksformen. Wolfgang Block lässt dagegen das Licht zum Hauptakteur seiner Werke werden. In seiner Arbeit »Konstruktives Licht« fängt er mithilfe spezieller Platinenkameras das Licht des Außenraums ein und überträgt die dort aufgezeichnete Bewegung in den Innenraum. Die Kameras sind miteinander verbunden, sodass sie die aus unterschiedlichen Perspektiven eingefangenen Lichtstrukturen bündeln und geometrische Formen, Figuren und ganz neue, unvorhersehbare Konstruktionen entstehen lassen. Jennifer Oellerich wurde 1974 in Cuxhaven geboren. Studium u.a. bei Tony Cragg und Florian Slotawa in Berlin und Haifa. Ausstellungen u.a. in Berlin, Hamburg, Hannover und Wien ebenso wie in Israel, Italien, Istanbul, Athen, Mexiko und New York. Publikationen u.a. in Monopol, Tagesspiegel und TAZ sowie Radiointerviews auf Deutschlandradio, Flux-FM und Inforadio Berlin-Brandenburg. Sie wird vertreten von der Galerie KWADRAT in Berlin. Wolfgang Block, geboren 1955, lebt und arbeitet in Hamburg. Ausstellungen u.a. in Hamburg und Freiburg, bspw. "Macht", "Mutter.form", "me at the zoo" und "return codes" im Kunsthaus Hamburg, Kampnagel und Fundbureau. Wichtiger Hinweis: Aufgrund der aktuellen Einschränkungen infolge der Covid-19-Pandemie steht noch nicht fest, inwieweit die Ausstellung nach Anmeldung begehbar sein wird. Informationen dazu sowie ggf. einen Link zur Anmeldung werden wir auf www.nachtspeicher23.hamburg publizieren.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-04-30
Künstler: Nir Alon, Peter Boué, Alexander Rischer
Thema: Nir Alon, Peter Boué und Alexander Rischer präsentieren in dieser Schaufensterausstellung nicht ihre eigentlichen Werke im Ausstellungsraum des nachtspeicher23, sondern lassen sie auf andere Weise zum Gegenstand ihrer gemeinsamen künstlerischen Auseinandersetzung werden. Die andauernde Pandemie macht nicht nur den Besuch der Galerie unmöglich, sondern hat auch ihr zuvor geplantes kooperatives Ausstellungsprojekt vereitelt – Werke, auch neu entstandene, wollten sich hier nicht auf ihre digitale Oberfläche reduziert präsentiert wissen. Die drei Künstler zeigen stattdessen eine ausschließlich mit Begriffen operierende Installation. Diese bezieht sich nun vollkommen ohne Abbild auf spezifische Weise auf das Werk der drei Künstler und verfährt dabei auf konkrete wie assoziative Weise. In diesem von ihnen für die Ausstellung kooperativ entwickelten Vorgehen ist eine gegenseitige Überschneidung und Ergänzung der inhaltlichen Bezüge impliziert. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen in Folge der Covid19-Pandemie ist die Ausstellung nicht begehbar. Die Präsentation im Ausstellungsraum findet ihre digitale Erweiterung auf unserer Website sowie auf Facebook und Instagram. Jeden Tag wird ein Bild hochgeladen. https://nachtspeicher23.hamburg/2021/04/01/grauschleier-vorform-loslassen/ https://www.facebook.com/nachtspeicher23 https://www.instagram.com/nachtspeicher23
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-03-26
Künstler: Veronika Burger, Sam Gora, Hadas Emma Kedar
Thema: In den letzten Monaten der Pandemie waren wir alle in ganz besonderer Weise auf uns selbst zurückgeworfen. Fragen nach der eigenen Zukunft wurden größer, Unsicherheiten wuchsen, Menschen mussten zuhause bleiben: für die einen Segen, für die anderen Fluch. So oft wie selten zuvor wurden wir in Video-Calls zu Beobachter*innen unserer Selbst beim Sprechen. All jene Erfahrungen und Beobachtungen bewogen die drei Künstler*innen der kommenden Ausstellung im nachtspeicher23 dazu, von ihrer ursprünglich geplanten Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichtsschreibung im Allgemeinen abzurücken und sich stattdessen in der Schaufenster- und Onlineausstellung Inner Reflections Orten des Privaten zu widmen. In ihrer raumfüllenden Installation verwendet Sam Gora alte, geschwärzte Fenster als Bildträger und macht sich ihre Eigenschaft als Schwelle zwischen innen und außen / privat und öffentlich zunutze. Schaut man durch das Schaufenster der Galerie, so ergeben freigekratzte Spuren auf den hintereinander hängenden Fensterscheiben als Gesamtansicht den Umriss eines großen Küchenmessers. Getaucht in kaltweißes Licht, wird es als ‚Arbeitsutensil‘ des weiblich konnotierten Raums ‚Küche‘ zum Symbol für die Gewalt, die in diesen privaten Räumen vonstattengehen kann – ein Verweis auf die seit Beginn des Lockdowns zunehmenden Fälle von Häuslicher Gewalt. Weniger explizit beschäftigt sich Hadas Emma Kedar in ihrer Videoarbeit mit der Macht der Konfrontation mit dem Persönlichen. Ihr künstlerisches Forschungsprojekt Recorded Identities: Experience of reflective recording (2017) agiert an der Schnittstelle zwischen digitalen Medien, Kunst, Psychologie und Film und führt den Zuschauer*innen das selbstreflexive Potenzial von Videoaufnahmen der eigenen Person vor Augen. Im Rahmen eines Workshops 2017 an der Universität Aalborg, Dänemark, wurden einzelne Teilnehmer*innen eingeladen, vor einer Videokamera über sich selbst zu sprechen. Das Set schuf eine so intime Umgebung für die Protagonist*innen, dass sie auf bewegende Weise Mut zur Selbstreflexion vor laufender Kamera fassten. Während eines der präsentierten Videos einen dokumentarischen Überblick über den Prozess des Workshops gibt, zeigen weitere Kurzvideos einzelne persönliche Begegnungen der Protagonist*innen mit sich selbst vor der Kamera. Veronika Burger hingegen gibt uns auf ganz andere Weise Einblicke in ihre eigene Privatsphäre. In der Videoarbeit songs of fortune (2015) beleuchtet sie ihre eigene Identität als Künstlerin und nimmt die Zuschauer*innen mit auf die Reise zu Wahrsagerinnen, die ihr die künstlerische und finanzielle Zukunft vorhersagen sollen. In musikalischer, opernhafter Form wiedergegeben, dreht sich der Text aus dem Off um die Sprache immaterieller und affektiver Arbeit sowie um die Optimierung der eigenen Arbeitskraft im prekären Feld der Kunst und Kultur. Die Kontrastierung von Einzelstimme und Chor verstärkt die Inszenierung des Textes und erzeugt dort Körperlichkeit, wo keine Körper zu sehen sind. Wichtiger Hinweis: Aufgrund der aktuellen Einschränkungen in Folge der Covid19-Pandemie, findet diese Ausstellung ausschließlich als Schaufensterausstellung mit der Installation von Sam Gora statt. Einzelne Videoarbeiten von Veronika Burger und Hadas Emma Kedar werden online präsentiert und können während der Ausstellungslaufzeit über die Website des nachtspeicher23 aufgerufen werden: www.nachtspeicher23.hamburg Online Artist Talk mit Videostreaming Freitag, den 19.03.2021, um 19 Uhr Den Link zur Veranstaltung erhalten Sie nach Voranmeldung unter info@nachtspeicher23.hamburg Gemeinsam mit den Künstler*innen schauen wir uns ihre Arbeiten der Ausstellung an und gehen der Frage nach, inwieweit der Blick auf und in die privaten Sphären bereichernd für die Künste im allgemeinen, aber auch für die Künstler*innen selbst sein kann. Genderpolitische Fragestellungen werden dabei genauso eine Rolle spielen, wie der Blick auf Künstler*innenschaft in Corona-Zeiten und weitere spannende Themen. Falls Sie uns bereits im Vorhinein Fragen an die Künstler*innen zukommen lassen möchten, können Sie dies in einer E-Mail an info@nachtspeicher23.hamburg mit dem Betreff „Artist Talk“ tun. Hadas Emma Kedar wurde 1985 in Israel geboren. Videokünstlerin, Lehrerin für Video und Schnitt, derzeit Doktorandin im Bereich Gesundheits- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg. Frühere Filmkritikerin und TV Moderatorin. Studium BfA Kunst und BA ed. Kunstpädagogik in Israel; MA Media Arts Cultures in Österreich, Dänemark und Polen. Awards & Selections u.a.: Official Selection The Thomann In(ter)vention, GRRL HAUS CINEMA, Berlin, sowie Kraljevski Filmski Festival, Kraljevo, Serbien 2018. Sie lebt und arbeitet in Hamburg. Veronika Burger wurde 1981 in Wien geboren. Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste und Mediengestaltung an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sie arbeitet als freischaffende Bildende Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin, Lektorin, Lehrende und als Kulturarbeiterin in verschiedenen Kollektiven. Ausstellungen/Preise/Stipendien u.a.: Förderungspreis für Bildende Kunst, Wien; Theodor Körner Preis für Bildende Kunst, 2019; Artist in Resident an der School of Arts in Chicago, USA, 2019. Sie lebt und arbeitet in Wien. Sam Gora wurde 1987 in Rendsburg geboren. Lehramtsstudium der Bildenden Kunst und Englisch, sowie Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. Leiterin der Kunstwerkstatt »Farbfabrique« des Vereins Gängeviertel e.V.. Ausstellungen u.a.: »Art creates Water«, Millerntor Gallery # 7, Hamburg, 2017; Yerevan Urban Art Festival, Armenien, 2018; »House-Hold-My-Body«, mom art space, Hamburg, 2019. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2021-01-31
Künstler: Kawabe, Naho
Thema: Um der Verbreitung von Covid-19 entgegenzutreten, hat sich das Team vom nachtspeicher23 dazu entschlossen, die Türen im Januar 2021 geschlossen zu halten und das „Artist In Quarantine – Programm“ in diesem Monat noch einmal mit Naho Kawabe weiterzuführen. Das im ersten Shutdown entstandene Projekt lässt den Ausstellungsraum zum temporären Arbeitsplatz für Künstler*innen werden und lädt durch das große Schaufenster dazu ein, von außen am Arbeitsprozess teilzuhaben oder unterschiedliche Kunstwerke zu entdecken. Die Hamburger Künstlerin Naho Kawabe lebt als gebürtige Japanerin seit vielen Jahren zwischen zwei Kulturen. So verwundert es nicht, dass sich ihr künstlerisches Arbeiten unter anderem mit dem Transitorischen und Flüchtigen, mit Wandel und Veränderungen auseinandersetzt. In ihren feinen, fast zarten und raumgreifenden Installationen arbeitet sie z.B. mit Kohlestaub, Licht oder Glas. Die poetische Formensprache dieser Arbeiten lässt zwar konkrete Elemente zu, bleibt aber in der Aussage so offen, dass sie berührt und zum Nachdenken anregt. Eine besondere Qualität, die in der aktuellen Lage einen sehr schönen Einstieg in das Jahr 2021 bietet. Einblicke zu Kawabes Arbeitsprozess dokumentieren wir im Januar ganz besonders über unsere Social-Media Accounts. Und wer einmal durch die Lindenstraße spaziert, ist herzlich eingeladen, einen Blick durch das große Schaufenster zu werfen! Bild: Naho Kawabe, Blooming Black 3, 2019
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2020-11-13
Künstler: Antje Feger, Benjamin Stumpf
Thema: CAPTURED SUN Antje Feger und Benjamin F. Stumpf In ihren recherchebasierten Installationen und Interventionen beziehen sich Antje Feger und Benjamin F. Stumpf zumeist auf spezifische Kontexte und Orte. Ausgehend von Spuren, Erzählungen und Einschreibungen entspinnen sich Untersuchungen, Dokumentationen und Sammlungen, die als Materialfundus für ihre künstlerischen Arbeiten dienen. Zentral ist hierbei die Übersetzung des Rechercheprozesses in installative Inszenierungen und Arrangements, die bewusst mit szenischen und objektästhetischen Mitteln arbeiten. Bei ihrer im nachtspeicher23 errichteten Installation „298.000 km / s“ bezieht sich das Duo auf historische Licht- und Reflexions-Experimente, im Speziellen auf den Versuchsaufbau der Drehspiegelmethode, die Jean Bernard Léon Foucault zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit in den Jahren 1850/51 durchführte. Mit dem foucaultschen Experiment gelang es, eine bis dahin in der Vorstellung abstrakte Naturkonstante phänomenologisch darzustellen und diese in der Gesellschaft glaubhaft zu kommunizieren. In Fegers und Stumpfs raumgreifendem Kunstwerk wird die historische Tragweite dieses Experiments künstlerisch neu verknüpft und in Bezug zur Gegenwart gesetzt. Antje Feger und Benjamin F. Stumpf studierten Freie Kunst an der Muthesius-Kunsthoschule in Kiel und im Independent Study Program an der Maumaus in Lissabon. Heute leben und arbeiten sie in Hamburg und Trittau.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2020-09-18
Künstler: AIN, Gabriele Walter, Theodor Yemenis
Thema: Drei Künstler*innen – drei verschiedene Positionen – vier verschiedene Medien. Mit den Mitteln der Collage, der Plastik, der Fotografie und des Videos setzt sich diese Ausstellung mit dem Thema Raum auseinander. Dieser wird dabei sowohl auf seine immanenten sozialen Konstellationen als auch auf seine Grenzen bzw. Durchlässe hin untersucht. Die Hamburger Künstlerin AIN erstellt komplexe Collagen in Mixed Media-Technik. Dabei bezieht sie ihr Arbeitsmaterial unter anderem aus Vintage-Magazinen. Vorgefertigte Formen zerlegt sie in Fragmente, um diese anschließend zu kaleidoskopartigen Strukturen neu zu arrangieren. Dabei erzeugt sie Räume und Tiefen, welche die Betrachtenden ihre visuelle Wahrnehmung reflektieren lassen. Gabriele Walter beschäftigt sich mit den unsichtbaren und unfassbaren Informations-Räumen des Internets. Die Künstlerin entwickelt in ihren transluzenten Acrylglas-Arbeiten hybride Räume, indem sie analoge und digitale Techniken mixt und mit Licht ein Zusammenspiel der materiellen mit der virtuellen Realität kreiert. Dr. Theodor Yemenis widmet sich dagegen ganz realen Räumen, die in seinen Fotografien und Videos jedoch eine Ästhetik des Unwirklichen entfalten. Für sein Projekt „CHORA“ sucht er verlassene, teilweise verfallene Gebäude auf, die er filmt, fotografiert und bearbeitet und somit in eine andere Dimension überführt.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2020-03-06
Künstler: Katja Windau, Julia Ring
Thema: Katja Windau und Julia Ring arbeiten mit den Medien Skulptur, Installation und Performance. Katjas Windaus Arbeiten brechen Phänomene des Mainstreams auf. Sie beschäftigen sich mit menschlichem Verhalten in Bezug auf Machtverhältnisse oder Rollenspiele. In Ihren Performances wird die Künstlerin mit Hilfe von Masken und symbolischen Accessoires selbst zur Akteurin. Ausgehend von Julia Rings früherer Arbeit am Theater sind Texte oft der Ausgangspunkt ihrer Projekte, wobei nicht Sprache und Narration dominieren, sondern die einzelnen theatralischen Elemente (Raum, Licht, Ton, Körper) gleichberechtigt auf einer Ebene existieren. In den gemeinsamen Projekten verschmelzen die Künstlerinnen ihre Arbeitsweisen. Ideen werden nebeneinander gestellt oder überlagern sich collagenhaft, so dass neue Zusammenhänge entstehen. Als Quelle ihrer Installation «Der Apparat» dient das Stück Der Balkon von Jean Genet. «Genets Balkon kreist um ein philosophisches Grundthema, um das Verhältnis von Sein und Schein, Realität und Rolle, Bild und Spiegelbild und stellt in diesem Gegenüber die Frage nach dem (…) Essentiellen menschlicher Existenz.» (Fritz Stavenhagen, Schauspieler und Regisseur) Die Künstlerinnen überführen das Thema in eine durch Technophilie und Fake geprägte Gegenwart. Die Ausstellung spielt durch einen bühnenhaften Aufbau wie z.B. Samtvorhang, Lichteffekte und an Kulissen erinnernde Objekte mit ihrer Referenz zum Theater. Sie entführt die Besucher*innen in einen abgeschiedenen Raum und wirft sie so auf sich selbst zurück. Im Dunkeln einer phallisch geformten Kabine lauschen sie Geräuschen und Stimmen, die einerseits bekannt, andererseits fremd oder gar unheimlich erscheinen.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2020-02-07
Künstler: Elisa Manig, Marshal Arts
Thema: Das Leben im Urbanen Raum ist Quelle der Arbeiten von Elisa Manig und Marshal Arts. Auch wenn sich die beiden Künstler erst durch die gemeinsame Ausstellung im nachtspeicher23 kennenlernten, wurden schnell Gemeinsamkeiten sichtbar. Digitalisiert, anonymisiert und auf engem Raum entstehen Reibungen, aber auch neue Perspektiven. Marshal Arts möchte die Absurditäten des Alltags aufzeigen und sie in den Kontext des urbanen Raumes stellen. Dazu verwendet er meist Elemente aus Pop Art, aber auch Ausschnitte aus dem asiatischen Raum. In diesem Jahr wird Marshal Arts sich weiter auf Entwicklungen im urbanen Raum konzentrieren, Dystopien und Wandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Dazu soll eine Reihe von Werken entstehen, die insbesondere das Leben in Großstädten in den nächsten Jahrzehnten umschreibt. Die strukturellen Eigenschaften westlicher Städte sind auch Ausgangspunkt der Arbeiten von Elisa Manig. Ihre Installationen thematisieren das menschliche Sicherheitsbedürfnis und das Verlangen nach Halt. Die oft einfach erscheinenden Arbeiten spielen mit Dimensionen und regen zum Nachdenken über die Selbstverständlichkeiten unserer Umgebung an. Alle Arbeiten fokussieren den Blick des Betrachters auf konkrete Objekte und Raumfragen; sie eröffnen aber zugleich auch den Blick auf unser Umfeld. Der Betrachter wird aufgefordert, über vertraute Umgebungen und Erscheinungen nachzudenken. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Ambivalenz des Gefühls gegenüber den Konstruktionen und Gegenständen unserer Umgebung, die Geborgenheit und Halt versprechen.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2020-01-10
Künstler: Elisa Manig, Marshal Arts, Katja Windau, Julia Ring, Wolfgang Block, Jennifer Oellerich, Jonathan Esperester, Matthew Partridge, Ingrid Rodewald, Nir Alon, Peter Boué, Alexander Rischer, Veronika Burger, Samantha Gora, Hadas Emma Kedar, Si-Ying Fung, Julia Knabbe, AIN, Gabriele Walter, Theodor Yemenis, Antje Feger, Benjamin Stumpf
Thema: Als große Konjunktion bezeichnet man das Zusammentreffen von Jupiter und Saturn. Alle zwanzig Jahre kommt es zu einer scheinbaren Berührung der beiden Planeten. Sie treffen sich am Himmel und stehen wochenlang nahe beisammen. Astronomisch gesehen erzeugen Konjunktionen zwischen den Planeten, Fixsternen und dem Mond interessante, besondere Anblicke und Formen. 2020 ist ein solches Jahr! Daher wollen wir unser Ausstellungsprogramm den Gruppenkonstellationen widmen und den großen Konjunktionen künstlerischer Positionen Raum geben. In insgesamt 10 Ausstellungen kommen 33 Künstler*innen zusammen, deren Werke sich in den Ausstellungen zueinander in Beziehung setzten werden. Dabei gehen die jeweiligen Ausstellungen inhaltlich wie ästhetisch in unterschiedlichste Richtungen, sodass sich mindestens 10 spannende Perspektiven auf Themen ergeben, die vom Mikroskopischen, über das alltäglich Weltliche, das Fantastische oder Utopische bis hin ins Kosmische reichen. In der Preview geben alle Künstler*innen, die am Ausstellungsprogramm 2020 beteiligt sind, mit einem Ihrer Werke einen Einblick in Ihre Arbeitsweise und das was im nächsten Jahr so passieren könnte. Die Besucher*innen können in dieser Ausstellung also schon mal einen Eindruck davon bekommen, was sie bei uns 2020 alles so erwartet.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-11-24
Künstler: Sara Wahl
Thema: In meinem Langzeitprojekt mit dem Titel Ghostwritersbefasse ich mich mit den Imitationen indexikalischer Spuren körperlicher Arbeit und gelebter Zeit in Mode und Design. Das darin enthaltene Moment der Aneignung und performativer Re-Inszenierung von (Arbeiter)Klasse wird durch meine Recherchen in einem historischen Rahmen kontextualisiert. Im begleitenden Bildarchiv sammle ich Fotografien und Werbegrafiken, die diesbezügliche Zusammenhänge ab dem Beginn der industriellen Baumwollproduktion dokumentieren. Damals werden durch den Sklaven- und Baumwollhandel globale Handelsrouten etabliert und im Zuge dessen in Europa und Nordamerika Kapital akkumuliert. Während sich in der Folge diese Regionen auf die kapital- und ressourcenintensive Entwicklung von Technologien spezialisieren können, wird arbeitsintensive Massenproduktion seit der Kolonialzeit in ärmere Weltregionen ausgegliedert. Die zunehmende Distanz Jugendlicher in den Industrienationen gegenüber körperlicher Arbeit ermöglicht ab den 50er Jahren erst das modische Potential von Arbeitskleidung. Ursprünglich für den Bergbau entwickelt, wird die Jeans damals zum Mittel der Abgrenzung und Rebellion gegen ältere Generationen. Die spezielle Eigenschaft des Jeansstoffs, bei dem einzelne Fasern nur an- und nicht durchgefärbt werden, je nach Gebrauch charakteristische Abnutzungsspuren abzubilden, erweist sich als verkaufsfördernd. Bis heute werden laut Werbung Jeans dadurch zu einem individuellen Produkt, das vom Leben/ von Aktivitäten ihrer Besitzer_innen erzählt. In Folge kommt es allgemein zur Integration von Löchern in Massenmode, ursprünglich ein Zeichen von Rebellion in Subkultur. Die Abnutzungsspurenlooks werden als worn, used, ripped, distressed und destroyed verkauft. Letztlich bleiben diese aber durch erkennbare Komposition und Details als gewollt erkennbar und heben sich so explizit von möglicher Alternativlosigkeit durch Armut oder Arbeitsmigration ab: ein exemplarisch hegemonialer Akt der Distinktion. Meine Arbeit befasst sich insbesondere damit, dass bei bereits abgenutzt vorproduzierter Ware jedoch gerade nicht Aktivität des Tragenden abgebildet wird, sondern genaugenommen die Arbeit der Anderen, der outgesourcten Arbeiterklasse (Ghostwriters). Mit readymade-artigen Objekten, performativen Installationen und Videoarbeiten transformiere ich diese Aneignungs- und Imitationsprozesse zu Befragungen des kollektiven Unbewussten
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-11-08
Künstler: Marc Soisson
Thema: Marc Soisson konzentriert sich in seiner alchemistischen Praxis auf das köcheln von Materialien in der Tradition der minimalistischen Reduktion. Eine Kunst der Transformation als Schnittstelle im aktiven Prozess der Lebenskette. Basierend auf der Praxis des Zeichnens, der Holzkohle, aber auch anderer Materialien wie Mineralien, organischer Materie oder gefundener Elemente, erweitert er die Abstraktion auf die Konkretisierung eines Prozesses, der die Zyklen des Daseins abdeckt. Im kollektiven Unterbewusstsein wird das Thema der Marine mit dem Gefühl der Romantik in Verbindung gebracht ... Bereits im Vokabular des Künstlers präsent, kehren die Imperien der Meere und der Kampf gegen die Elemente für diese Ausstellung als zeitloses Leitmotiv zurück. Die Rückkehr der Seeungeheuer (Leviathan) oder das Motiv des Malstrom (Moskenstraumen), Naturphänomene als zeitgenössische Metaphern, in denen wir die Position der Schiffe, die den Elementen ausgeliefert sind, einnehmen, in einer Welt die letztendlich doch nicht so einfach beherrschbar ist. Motive wie die Windrose, der Sturmvogel (der fliegende Holländer), die Seekarten oder der Wald aus Masten unterstützen dieses Gefühl als Omen. Durch die Leichtigkeit der Ausführung verstärkt oszillieren sie zwischen Realität und Fiktion. Ein Leitmotiv, das mit dem lexikalischen Feld der Materialien, dem Schwarz der Kohle, der Weltuntergangsmaschine doomsday machine, das Thema in eine zeitgenössischen Romantik der 4. Generation auf dem Pulverfass einbettet. „no need to worry“* Kein Grund zur Sorge, enthält eine Reihe von Kontrasten und Paradoxen, die, wie bei William Blake, von Unschuld im Gegensatz zu „the evil and corruption“, dem Bösen und der Korruption, sprechen. To see a world in a grain of sand, eine Welt in einem Sandkorn zu sehen, entlehnt einem Gedicht von Blake * für einen der Titel in der Ausstellung, oder UNIVERSAL (ironisch nach den gleichnamigen Produktionsstudios benannt), eine Arbeit, die das Paradoxon zwischen persönlichem Gefühl im Angesicht des Globalen und des Politischen aufgreift, so als fügten sich die individuellen Stimmen zu einer Kollektiven, Universellen. Der Betrachter findet seinen Platz in diesem Raum, der zwischen Globalisierung und Nostalgie einer Traumwelt schwebt ... Status-Quo zwischen einer endlichen, globalisierten Welt und dem unendlichen Makrokosmos der Sensibilität; dass wir in einer zeit großer Unruhe leben verschiebt unsere Fragen in einen vorübergehenden Kreislauf. Virginie Mossé, Berlin, Oktober 2019. *der Titel der Ausstellung „No need to worry“, ist dem zentralen Triptychon entnommen und zitiert aus J.K.Rowling „no need to worry, what´s comin´will come and we will meet it when it does“... *Fragment aus „Augures of innocence“ from a notebook „the pickting manuscript“ 1803.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-10-25
Künstler: Helge Emmaneel, Simone Fezer, Bianca Müllner, Hanna Woll
Thema: Organisch gewachsen tritt die Ausstellung dieser Künstler in Erscheinung und verhandelt Themen der Nachhaltigkeit, der Wahrnehmung und des Konstruiertseins. Simone Fezer baut aus Fundstücken, recycelten Geschichten, Bildern und anderen Materialien sogenannte »Verhausungen«. Aus offenen Stahlstrukturen, Glasflächen und transparentem Gewebe entstehen fragile Gebilde, die an menschliche Organe und unsere biologischen Wurzeln erinnern, gleichzeitig in ihrer Materialität aber ebenso auf die architektonischen Strukturen unseres Alltags verweisen. Die Fragilität aber auch die Ambivalenz von Zerbrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit der menschlichen Existenz sowie die inneren Beweggründe, die unsere Entscheidungen prägen sind Themen, die Fezer interessieren. Ebenso fragil und natürlich gewachsen wirken die Plastiken von Hanna Woll. Ihre Figuren erinnern an bizarre Fetische, die ihr Erscheinungsbild über einen langen Gebrauch entwickelt haben. Jedoch ist das genaue Gegenteil der Fall. In der Installation "without size" setzt sich Hanna Woll selbst in ihre Arbeit hinein. Gescannt und mittels 3D-Drucker in PLA auf eine Größe von 10cm geschrumpft, sitzt sie, selbst eine Skulptur über den Kopf gestülpt, inmitten ihrer sonst lebensgroßen Skulpturen, mit denen sie ebenso verfuhr. Ihrer ursprünglichen Größe, Materialität und Zusammenhänge beraubt, bleibt ihnen die bare Form. Die PLA-Skulpturen werden in der Installation von hängenden Glasobjekten, den "Momenteinheiten", kontrastiert. Diese lenken die Aufmerksamkeit der Betrachterinnen mittels ihrer starken Materialpräsenz auf den Augenblick. Im Gegensatz zu ihren PLA Nachbarn sind sie bei über 1000 Grad in konzentrierten Momenten in traditioneller Technik vor dem Ofen entstanden. Die Arbeiten von Helge Emmaneel & Bianca Müllner knüpfen an die Thematik des Dazwischen-Seins an. Zwei Stoffe, die sich entlang ihrer Außenflächen berühren, sich aber nicht vermischen, bilden Phasengrenzen. Unterschiedliche Stofflichkeiten schmiegen sich aneinander. Phasengrenzen finden sich in den Diskontinuitäten der Erde oder den Grenzflächen des menschlichen Körpers. Wolken bilden die Haut der Erde. Haut eine äußere und innere Oberfläche des Menschen. Damit arbeiten die beiden Künstler*innen Helge Emmaneel und Bianca Müllner. Ein Untersuchen äußerer und innerer Oberflächen, ein Herantasten an einen vermeintlich kompakten Körper, eine Annäherung an durchlässige Vorgänge, Streifzüge entlang innenliegender Oberflächen. Die Gesamtheit der Phasen, die einen Körper von außen beschreiben, ist unscharf in ihrer Begrenzung und vom verwendeten Sinn des Betrachters abhängig. Die Körperoberfläche - the body surface area - und die Idee von einer Austauschbarkeit des Körpers verbinden sich in der Welt des Internets. Screenshots zeigen den Irrglauben dieser Form von Unsterblichkeit. Unsere Vergänglichkeit konserviert sich in der Malerei von Bianca Müllner. Sie reibt sich an der Absurdität, dass wir unserem Verfall zuwiderlaufen. Die Luft die wir atmen, die Welt, die uns nährt, braucht die Wolken. Ein Wolkenschloss ist das Hervorbringen des kreativen Geists. In der Summe unsere Kultur. Der Blick in den Himmel ist die Reflexion unserer flüchtigen Existenz. Das zeigt Helge Emmaneel in der Addition von Malerei, Zeichnung und Photographie.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-09-27
Künstler: Anna Lila May, Andrea van Reimersdahl, Paul Wesenberg
Thema: Was zählt noch in unserer schnelllebigen Zeit? Worauf kommt es wirklich an? In der Ausstellung „What matters“ treffen drei künstlerische Positionen aufeinander, die diese Fragen jeweils unterschiedlich beantworten. Für den Berliner Maler Paul Wesenberg ist die Natur das entscheidende Thema. Diese präsentiert sich in seinen Werken jedoch nicht auf der Leinwand, sondern darunter und regt so zum Nachdenken über das komplexe Verhältnis zwischen Natur und Kunst an. Anna Lila May aus Dresden hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Bewusstlosigkeit entgegenzuarbeiten. Um die Rezipient*innen zum sinnlichen Schauen zurückzuführen, beschäftigt sie sich multimedial mit der inneren Erfahrungswelt. Auch die Installationen der Berlinerin Andrea van Reimersdahl untersuchen die menschliche Wahrnehmung. Indem sie räumlich arrangierte Textilien wie eine Membran durch das Blickfeld der Betrachtenden zieht, verwischt sie die Grenzen zwischen Fläche, Raum und Körper. Der Fokus ihrer jüngsten Arbeiten – die „Leuchtkästen“ – liegt auf der Überlagerung von Kontrasten, womit sie auf die sich zuspitzende Polarisierung innerhalb der Gesellschaft anspielen möchte.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-09-06
Künstler: Kyunghee Han, Sophie Schmidt
Thema: Transformation und Weiterentwicklung von Daseinszuständen beschreiben die Arbeitsprozesse von Sophie Schmitt und Han Kyunghee. Während Sophie Schmitt in Installationen, Performances, Zeichnungen und Texten »Körperweitungen« erschafft, die den Menschen weiterentwickeln, lässt Han Kyunghee uns neue Identitäten basteln. Sophie Schmitt verwandelt sich selbst aktiv in andere Lebensformen, indem sie Prothesen erarbeitet, die es ihr möglich machen Identitäten aufzulösen und somit eine neue Welthaltung einzunehmen. Körperweitung ist für sie die ständige Interaktion mit anderen Körpern, in der sich diese transformieren, über ihre Grenze hinausgehen und zu einem neuen gemeinsamen Körper werden. Dieser besteht für eine gewisse Zeit und löst sich dann wieder auf, indem er neue Bindungen und Interaktionen eingeht. Han Kyunghees Forschungsgegenstände sind biologisch andersartige, aber visuell ähnliche Dinge. Er stellt aus Papier uns bekannte und alltägliche Produkte wie z.B. Kartoffeln und Bananen her, die optisch an Augen und Hände erinnern und verpackt diese wie Waren aus dem Supermarkt. Durch die kommerzielle Darstellung und die Aufmachung wird den Betrachter*innen suggeriert, sie könnten sich ihre Identität einfach kaufen und einverleiben. Durch ausgelegte Bastelbögen können die Besucher*innen die Objekte tatsächlich auch selbst zu Hause anfertigen und sich so ihre Wunschidentität kreieren.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-08-23
Künstler: Leonie Diehl,Sven Wagenbach, Jana Osterhus
Thema: Die Ausstellung Unterm Wellenhimmel zeigt Arbeiten der Künstler Leonie Diehl & Sven Wagenbach, beide sind Staatlich geprüfte Gestalter für Blumenkunst sowie das Werk der Malerin Jana Osterhus. Getrocknete, längliche Blätter der Strelitzia nicolai (Paradiesvogelblume) sind hängend im Raum angeordnet. Diese spezielle, gedrehte Form entsteht beim Trockenvorgang der sonst geraden Blätter und interpretiert die Bewegung eines Fisches bzw. eines ganzen Schwarmes. Das komplexe Schwarmverhalten der Fische im Wasser war Vorbild und Inspirationsquelle der Installation und passt sich thematisch der Unterwasserwelt von Jana Osterhus an. Dynamisch und schnell durchbricht die Installation den Raum und bindet den Betrachter ein; umschwimmt ihn nahezu. Leonie Diehl & Sven Wagenbach Das Weltmeer - unendliche Tiefen... neue Welten, unbekannte Lebensformen, fremde Zivilisationen. Viele Kubikliter von der Erdoberfläche entfernt dringen wir in Lebensräume vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Mythologische Wesen. Seit Jahrtausenden schwimmen sie durchs kollektive Unterbewusstsein. Überall. Ihr Dasein prägt die Welt, wie sie durch die Welt geprägt sind. Sie machen die Kulturen der Erde reicher, geheimnisvoller, magischer. Die Eroberer sind zahlreich, unbeugsam. Ihr Zerstörungspotential beträchtlich. Sie kennen kein Mitleid und keine Angst. Sie wirken harmlos. Ihre Gesichter lächeln, sie schaukeln auf den Wellen, treiben im Wind und mit dem Strom. Woher kommen sie? Welche Ziele haben sie? Sind sie lebende Tote längst vergangener Zivilisationen, oder sind sie ihre Abfallprodukte? Wer oder was steht hinter ihnen? Sie lassen sich nicht aufhalten. Darum fordern sie Entscheidungen - von jedem: Akzeptanz oder Ablehnung? Assimilation oder Aggression? Wandel oder Widerstand?“ Jana Osterhus schuf diesen Gemälde-Zyklus, bestehend aus 18 großformatigen Acryl-Gemälden, im Jahr 2018. Die Plastik-Pest in den Meeren der Welt rückte in das öffentliche Bewusstsein; beginnend in der industriellen Produktion scheint Plastik sein Endlager in den Meeren zu finden, wo es das Leben vernichtet, das gegen diese Flut wehrlos anmutet. Jana Osterhus übersetzt diesen Kampf in ihre mythenreiche und bildhafte Sprache. In Verbindung mit der Dreidimensionalität der Installation von Leonie Diehl und Sven Wagenbach erhält der Ausstellungsraum die Anmutung einer Unterseeischen Landschaft. Jana Osterhus
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-07-07
Künstler: Tom Korn, Ingo Müller
Thema: In der dritten Sonderausstellung des Jahres kommen zwei sehr unterschiedliche Künstler zusammen, die sich jedoch – im Rahmen des Hamburger Architektursommers – mit einer gemeinsamen Thematik befassen. Tom Korn interpretiert in seinen Arbeiten avantgardistische Betonbauten im früheren Jugoslawien, Feriensiedlungen an der Schwarzmeerküste, Kaufhausfassaden der ehemaligen DDR oder brutalistische öffentliche Gebäude. In dem Projekt »Platten und Blomen« beschäftigt er sich mit der Hamburger Architektur der Nachkriegsmoderne. Velourteppiche zeigen Hamburger Bauten, die durch florale Elemente »verunsachlicht« werden. Funktionale Beton- und Glas-Riesen werden mit floralen Elementen in der Gesamtinstallation mit Postkarten, Briefen, Fotos und Zeichnungen ihrer Struktur entzogen. Der schier unendlich wirkenden Auswahl an Motiven, Materialien und Techniken begegnet Korn mit einem spielerischen Arbeitsprozess, in dem er neugierig stets nach neuen Schnittmengen und Verquickungen sucht. Ingo Müller dagegen beschäftigt sich in seinen Zeichnungen mit den Gegebenheiten, die er an einem Ort vorfindet. Ausgangspunkt seiner Arbeiten sind dabei ebenfalls bereits vorhandene Motive, die er auf seinen Streifzügen durch Hamburg fotografisch festhält. In der zeichnerischen Transformation findet dann eine Fokussierung auf bestimmte Aspekte des Ortes statt, sodass Stadtansichten entstehen, die perspektivisch so gewählt und auf dem Blatt so geklärt & aufgeräumt sind, dass sich aus der Ansicht eine Art Leitmotiv herausschält. Müller überträgt auf diese Weise zwei elementare Gestaltungsmerkmale seiner abstrakten Malerei in seine scheinbar akkuraten Zeichnungen: Zum einen die konsequent geometrische Aufteilung des Bildraumes und zum anderen die Möglichkeit Flächen im Bild wieder entfernen oder umstellen zu können. Beide Künstler interpretieren in ihrer individuellen Art das Hamburger Stadtbild und ermöglichen den Besucherinnen so alt Bekanntes aus neuen Perspektiven zu betrachten.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-06-28
Künstler: Kristian Askelund, André HOOD1, Inga Kruse
Thema: Was wie eine wissenschaftliche Gleichung erscheint, stellt tatsächlich eine treffende Formel für das Zusammentreffen der drei künstlerischen Positionen in der Juni-Ausstellung des nachtspeicher23 dar: Destillat+x. Die drei künstlerischen Ausgangspunkte, die sich um die Themen Dekonstruktion, Verfremdung und Abstraktion drehen, bilden die Essenzen, oder eben Destillate der Ausstellung. André HOOD1 extrahiert Formen aus dem urbanen Raum und löst sie in schwarzen Flächen auf. Schwarz auf Schwarz lassen sich die geometrischen Formen nur noch durch die unterschiedliche Materialität und die daraus resultierende Wechselwirkung von Lichtreflexion und Schatten erkennen. Die Sehgewohnheiten der Betrachter*innen sollen durch die schwierige Wahrnehmbarkeit der Formen unterbrochen und herausgefordert werden. Die Künstlerin Inga Kruse beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Gefüge, in dem wir uns bewegen und handeln. In großformatigen Cut-Out-Malereien und Installationen geht sie der Durchlässigkeit und Veränderlichkeit des gesellschaftlichen Regelwerks nach und lotet so vermeintlich festgefahrene soziale Zustände aus. Als Analogie dient dabei die Natur, deren Formen dekonstruiert, aufgelöst oder verfremdet werden. Zur völligen Auflösung von Form und Material kommt es in den Werken von Kristian Askelund. Durch das Verwenden von Chemikalien kommt es auf den Bildträgern zu chemischen Reaktionen, die abstrakte Materialwolken auf dem Bildträger entstehen lassen. Die Bilder erwecken den Eindruck, es könne sich um Luftaufnahmen von Wüsten, Seen oder sogar dem Kosmos handeln. Auch hier werden Sehgewohnheiten der Betrachter*innen auf die Probe gestellt. Die Variable x steht für die Beweglichkeit und Wandelbarkeit der Destillate und impliziert die kontinuierliche Forschung der Künstler*innen am jeweiligen Thema – und hält womöglich neue Wirkungen und Assoziationen durch das Zusammenspiel der „Destillate“ im Ausstellungsraum bereit.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-06-07
Künstler: Fahed Halabi, Sven Scharfenberg
Thema: In ihrer gemeinsamen Ausstellung “Liminality” beschäftigen sich Fahed Halabi und Sven Scharfenberg auf verschiedenen Wegen mit dem Konzept der Liminalität. Der vom Ethnologen Victor Turner geprägte Begriff bezeichnet im ursprünglichen Sinn Schwellenzustände in Ritualen, bei denen sich Individuen oder Gruppen für einen begrenzten Zeitraum außerhalb bestehender Sozialordnungen in einem Übergang zwischen Jugend und Erwachsensein befinden. In seiner weiteren Geschichte wurde der von Turner mit „betwixt and between“ beschriebene Zustand auf allerlei andere uneindeutige Zustände übertragen. Fahed Halabi befasst sich in seiner aktuellen Serie mit solche Schwellenzuständen, die entstehen, wenn die klassischerweise mit religiösen Schriften und poetischen Texten assoziierte arabische Kalligrafie in Kontrast zu trivialen Inhalten von umgangssprachlich geschriebenen WhatsApp-Verläufen zusammentrifft. Seine Gemälde zeigen dabei Zustände zwischen heilig und alltäglich, hell und dunkel, klar und unklar, lesbar und nicht lesbar. Sven Scharfenberg hingegen verwendet das Konzept,um Orte des Wandels und Übergangs zu beschreiben, die im Alltag zwar häufig präsent sind, jedoch meist unbeachtet bleiben. Seine Darstellungen von Brachland,Schwertransporten und eingerissenen Wänden changieren dabei zwischen klassischer Ölmalerei und Street Art,fein gemalten Details und grober Malweise, realen und fiktiven Elementen.
Ort: nachtspeicher23 e.V. bis: 2019-05-24
Künstler: Christine Aulbach, Arvild J. Baud, Iris Minich, Bela Brillowska, Mariola Brillowska, Rudi Burr, Veronika Gabel, Dirk Meinzer, Anna Möller
Thema: Anlässlich des ART OFF Hamburg Wochenendes präsentiert der Verein nachtspeicher23 eine vielseitige Ausstellung mit Stadtteilbezug zu St. Georg. 2018 hat sich der nachtspeicher23 e.V. gemeinsam mit 20 weiteren Off-Orten der Stadt Hamburg zur Initiative ART OFF Hamburg - Initiative freie Kunstorte Hamburg zusammengeschlossen. Anliegen der Initiative ist es mehr Sichtbarkeit für die freien Kunstorte der Stadt Hamburg zu erzeugen und Besuchern die Vielfalt der OFF Galerien in Hamburg zu präsentieren. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen werden die teilnehmenden Galerien parallel geöffnet haben und sich und ihr Programm vorstellen. Den Besuchern soll so noch einmal gezeigt werden welches große Spektrum der bildenden Kunst Hamburg bietet. St. Georg ist für uns ein bunter und lebhafter Stadtteil, in dem sich Menschen jeden Alters und jeder Herkunft begegnen können. Der nachtspeicher23 ist ein Raum, der barrierefrei und kostenlos ein Kunstangebot geschaffen hat, welches allen Interessierten offensteht und dadurch stets einen Beitrag zum kulturellen Geschehen im Viertel leistet. Text von Mariola Brillowska: »Die Ausstellung „Linden. Strasse. Berg“ ist die erste Gruppenausstellung im nachtspeicher23, die ausschließlich Künstler*innen aus St. Georg in St. Georg zeigt. Sie präsentieren Zeichnungen, Malerei, Collagen, Skulpturen, Videos und Performances im „nachtspeicher23 e.V.“, ansässig in Sankt Georg seit mehr als zehn Jahren. Die Galerie ist eine „Art Space Oase“ in einem Stadtteil, wo sich sonst eher weniger kommerzielle Galerien noch Kunstorte der Off-Szene ansiedeln. Kaum ein anderer Ort in Hamburg steht für Viele so sehr für Prostitution und Drogen, für Armut und Gewalt. Ein Stadtbild geprägt von Multikulturalismus, Maklerbüros, Frisören, Bäckern, Sexshops und Gemüseläden. Künstler*innen wird das Leben dort nicht leicht gemacht. Sie werden von diesem Stadtteil mit zu hohen Mieten ferngehalten, gentrifiziert, abgewiesen. Obwohl sich dort das Schauspielhaus befindet, die Galerie der Gegenwart, die Kunsthalle, das Kunsthaus, der Kunstverein, das Museum für Kunst und Gewerbe und die Kunsthochschule sowie das Appartement der HAW für Visuelle Kommunikation, Mode, und Design zu Fuß erreichbar sind, zählt das Viertel nicht wie Sankt Pauli, Schanze oder Altona zu Hamburgs Künstlerquartieren. Stattdessen erzählen Touristenführer mit Vorliebe, dass der Rocker Udo Lindenberg im Hotel Atlantik Likörelle pinselt. Die Stadtteilbesichtigungen gehen am Art Space „nachtspeicher23“ vorbei. Doch in diesem vom Kunstbetrieb und der Politik ignorierten Viertel leben und arbeiten tatsächlich Künstler*innen. Die Ausstellung „Linden. Strasse. Berg“ möchte diesen Fakt den Besuchern und Interessierten präsentieren und auf das große kreative Spektrum in St. Georg aufmerksam machen.«