Ort: MEINBLAU Projektraum bis: 2016-07-09
Künstler: Gerhard Kromschröder
Thema: Das Emsland in den 60ern: Bilder vom friedvollen Alltag der Menschen und von Landschaften voll stoischer Ruhe und herber Schönheit. Direkt daneben Fotos von Menschen in höchster Not, inmitten von Zerstörung und aufrüttelnder Gewalt: Bagdad während des ersten Irak-Krieges. Die einen Fotos sind in schlichtem Schwarz-Weiß, die anderen in praller Farbe. Diese beiden so unterschiedlichen Serien von Journalist und Fotograf Gerhard Kromschröder werden jetzt in der Berliner Fotogalerie Silber & Salz gezeigt. 25 Jahre nach Ausbruch des ersten Irak-Krieges entschloss sich Galerist Chris Schmid, die Fotos aus Bagdad ganz bewusst zusammen mit den Bildern vom Emsland zu präsentieren. Eine idyllisch anmutende Welt aus der Frühzeit der Bundesrepublik steht damit abrupt neben dem Brandherd unserer Zeit. Tiefer Frieden steht neben totalem Krieg. In der extremen Gegensätzlichkeit der gleichzeitig präsentierten Fotografien sieht Schmid keinen Widerspruch: „In beiden Fällen war einer ganz nah dran, hat genau hingesehen, das Besondere der jeweiligen Situation intuitiv erkannt und uns im Foto überliefert.“ Die Aufnahmen sind zeitlos: Kromschröders Bilder aus dem Bombenkrieg in Bagdad vor 25 Jahren sind aktuellen Fernsehaufnahmen verblüffend ähnlich, ob aus Aleppo, Kobane, Kabul oder Mossul. „Wir leben in einem trügerischen Frieden“, ergänzt Kromschröder, „im Nahen Osten herrscht permanent Krieg, und es gibt tausend gute Gründe, aus seiner Heimat zu fliehen.“ „Emsland Schwarz-Weiß – Bilder einer norddeutschen Landschaft aus den 60er Jahren“ Gerhard Kromschröder, 74, begann seine journalistische Laufbahn 1963 als Lokalredakteur im Emsland, einem kargen niedersächsischen Landstrich an der holländischen Grenze. Mit wachem Blick hat er dabei mit der Kamera jene Motive festgehalten, die nun als Handabzug von den alten Original-Negativen die Wände schmücken: die Dichte der Wälder, die Ruhe der Gewässer, den Gleichmut der Menschen. „Bilder aus Bagdad“ Nach seiner Zeit an der Ems war Kromschröder stellvertretender Chefredakteur der Satire-Zeitschrift „Pardon“ in Frankfurt, dem Vorläufer von „Titanic“. Und schließlich Reporter beim „Stern“, zuletzt als dessen Nahost-Korrespondent in Kairo. Dabei gelang es ihm, 1991 - als einzigem deutschem Printjournalisten - ins bombardierte Bagdad zu gelangen. In der irakischen Hauptstadt dokumentierte er die verheerenden Folgen der US-Angriffe für die Zivilbevölkerung und die Verzweiflung der verängstigten Bewohner angesichts der permanenten tödlichen Bedrohung aus der Luft. An der Zensur vorbei konnte er die Aufnahmen außer Landes schmuggeln. Die exklusiven, aufrüttelnden Fotos erschienen im „Stern“ und anderen Blättern rund um den Globus. Die Fotogalerie Silber & Salz befindet sich seit Anfang 2015 in einem ausrangierten Überseecontainer auf dem Holzmarktgelände direkt an der Holzmarktstraße. Unter dem Namen Holzmarkt wird das Gelände an der Spree zum Platz für urbane Kreativität ausgebaut – Kunst und Kultur sind dabei integrale Bestandteile des Konzeptes der Holzmarkt-Genossenschaft.