Ort: taubert contemporary bis: 2017-06-17
Künstler: Zum Berlin Gallery Weekend zeigt taubert contemporary zwei Projekte der seit 2012 in Berlin lebenden Chinesischen Künstlerin Jia. Sowohl bei den Fotos der Road Series als auch bei Orientation I: Bicycle Tracks nehmen wir den Blickwinkel der Künstlerin von fahrenden Fahrzeugen aus ein, unter Bedingungen, die die Technik daran scheitern lassen, diese Bewegungen aufzuzeichnen und die die Orte vor dem Wiedererkennen verschleiern. Jede einzelne Arbeit bezieht sich auf eine persönliche Geschichte der Künstlerin. Road Series, 2009 begonnen und fortgeführt, basiert auf der Erkenntnis, dass in Peking – wo die Künstlerin aufgewachsen ist – ehemals traditionelle Wohnviertel zugunsten von Hochhaus-Apartmentblocks zerstört wurden. Lastenfahrräder wichen der plötzlichen Flut an Autos, was unweigerlich auch Veränderungen in den Einstellungen, Sehnsüchten und Persönlichkeiten zur Folge hatte. Selbst Freunde und Künstlerkollegen wurden von Konsumphantasie-Obsessionen beherrscht. Zwei Dinge stachen als die begehrtesten Objekte der Begierde hervor: 1. Autos und 2. „Der Westen“. Die Fotos der Road Series sind in neun westlich orientierten Ländern aus fahrenden Autos heraus aufgenommen worden. Dabei wird die Windschutzscheibe zur Linse, durch die wir diese Gegenden, meist bei wolkigem und nebligem Wetter, sowie die perspektivischen Verzerrungen sehen, die den Stilmitteln der Traditionellen Chinesischen Landschaftsmalerei ähneln. Wenn die Bilder jemals attraktiv erscheinen mögen, lohnt es sich anzumerken, dass keiner je auch nur annähernd ein Gespür dafür entwickeln wird, aus welchem Land sie stammen oder manchmal sogar, ob es Tag oder Nacht ist. Orientation I: Bicycle Tracks rührt von einer Kindheitserinnerung aus einem Jahr her, in dem die Eltern der Künstlerin sie für längere Zeit mit einem Fernseher alleine ließen, während sie selbst Überstunden im Krankenhaus machten. „Zu dieser Zeit“, erinnert sich die Künstlerin, „ besaß fast niemand in Peking ein Auto, so fuhren sogar Prominente mit dem Fahrrad. Als ich meinen Lieblings Fernseh-Moderator an einer Ecke mit seinem Fahrrad anhalten sah, fragte ich meine Mutter, warum er mich nicht erkannt hatte, warum er mich nicht einmal gegrüßt hatte.“ Diese Verschiebung von Subjekt und Objekt in Bild und Zeit ist auch in Bicycle Tracks präsent. Mit dem Ziel, sich mit ihrer neuen Stadt Berlin vertraut zu machen, setzt sich die Künstlerin auf ihren täglichen Fahrradtouren kontinuierlich mit ihren Kindheitsträumen auseinander: den Fahrrädern, den breiten Boulevards, den Plattenbau-Wohnsiedlungen, mit dem „Zuckerbäckerstil“ des Sozialistischen Klassizismus. Die Art der Ausführung verstärkt diese Verschiebung. Jia zeichnet ihr Vorwärtskommen mit Hilfe einer GPS Aufnahme-App auf, die jede Tageswegstrecke in einer anderen Farbe darstellt. Aber was die App wirklich aufzeichnet ist nicht die Route per se, sondern eine Assemblage von Punkten einer gemittelten Distanz zwischen drei GPS Satelliten-positionen. Diese ‚Fiktionalisierung’ des Diagramms wird verknüpft mit der Tatsache, dass die Künstlerin auf ihrem Fahrrad selbst zum Zeichenstift und daher blind für deren Gesamtform ist während sie sie kreiert. So zeichnen Vorder- und Hinterräder eines Fahrrads verschiedene Wege auf, messbar mit einer mathematischen Formel. Daher würde die App, wann immer die Künstlerin eine individuelle Route per Hand zeichnet, sofort eine andere zeichnen. Drew Hammond, 2017 JIA, geboren 1979 in Beijing, China. Sie lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.
Thema: Zum Berlin Gallery Weekend zeigt taubert contemporary zwei Projekte der seit 2012 in Berlin lebenden Chinesischen Künstlerin Jia. Sowohl bei den Fotos der Road Series als auch bei Orientation I: Bicycle Tracks nehmen wir den Blickwinkel der Künstlerin von fahrenden Fahrzeugen aus ein, unter Bedingungen, die die Technik daran scheitern lassen, diese Bewegungen aufzuzeichnen und die die Orte vor dem Wiedererkennen verschleiern. Jede einzelne Arbeit bezieht sich auf eine persönliche Geschichte der Künstlerin. Road Series, 2009 begonnen und fortgeführt, basiert auf der Erkenntnis, dass in Peking – wo die Künstlerin aufgewachsen ist – ehemals traditionelle Wohnviertel zugunsten von Hochhaus-Apartmentblocks zerstört wurden. Lastenfahrräder wichen der plötzlichen Flut an Autos, was unweigerlich auch Veränderungen in den Einstellungen, Sehnsüchten und Persönlichkeiten zur Folge hatte. Selbst Freunde und Künstlerkollegen wurden von Konsumphantasie-Obsessionen beherrscht. Zwei Dinge stachen als die begehrtesten Objekte der Begierde hervor: 1. Autos und 2. „Der Westen“. Die Fotos der Road Series sind in neun westlich orientierten Ländern aus fahrenden Autos heraus aufgenommen worden. Dabei wird die Windschutzscheibe zur Linse, durch die wir diese Gegenden, meist bei wolkigem und nebligem Wetter, sowie die perspektivischen Verzerrungen sehen, die den Stilmitteln der Traditionellen Chinesischen Landschaftsmalerei ähneln. Wenn die Bilder jemals attraktiv erscheinen mögen, lohnt es sich anzumerken, dass keiner je auch nur annähernd ein Gespür dafür entwickeln wird, aus welchem Land sie stammen oder manchmal sogar, ob es Tag oder Nacht ist. Orientation I: Bicycle Tracks rührt von einer Kindheitserinnerung aus einem Jahr her, in dem die Eltern der Künstlerin sie für längere Zeit mit einem Fernseher alleine ließen, während sie selbst Überstunden im Krankenhaus machten. „Zu dieser Zeit“, erinnert sich die Künstlerin, „ besaß fast niemand in Peking ein Auto, so fuhren sogar Prominente mit dem Fahrrad. Als ich meinen Lieblings Fernseh-Moderator an einer Ecke mit seinem Fahrrad anhalten sah, fragte ich meine Mutter, warum er mich nicht erkannt hatte, warum er mich nicht einmal gegrüßt hatte.“ Diese Verschiebung von Subjekt und Objekt in Bild und Zeit ist auch in Bicycle Tracks präsent. Mit dem Ziel, sich mit ihrer neuen Stadt Berlin vertraut zu machen, setzt sich die Künstlerin auf ihren täglichen Fahrradtouren kontinuierlich mit ihren Kindheitsträumen auseinander: den Fahrrädern, den breiten Boulevards, den Plattenbau-Wohnsiedlungen, mit dem „Zuckerbäckerstil“ des Sozialistischen Klassizismus. Die Art der Ausführung verstärkt diese Verschiebung. Jia zeichnet ihr Vorwärtskommen mit Hilfe einer GPS Aufnahme-App auf, die jede Tageswegstrecke in einer anderen Farbe darstellt. Aber was die App wirklich aufzeichnet ist nicht die Route per se, sondern eine Assemblage von Punkten einer gemittelten Distanz zwischen drei GPS Satelliten-positionen. Diese ‚Fiktionalisierung’ des Diagramms wird verknüpft mit der Tatsache, dass die Künstlerin auf ihrem Fahrrad selbst zum Zeichenstift und daher blind für deren Gesamtform ist während sie sie kreiert. So zeichnen Vorder- und Hinterräder eines Fahrrads verschiedene Wege auf, messbar mit einer mathematischen Formel. Daher würde die App, wann immer die Künstlerin eine individuelle Route per Hand zeichnet, sofort eine andere zeichnen. Drew Hammond, 2017 JIA, geboren 1979 in Beijing, China. Sie lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.
Ort: taubert contemporary bis: 2017-04-22
Künstler: Dionisio González
Thema: Central Park is essentially a void. A 4000 x 800-metre void. It was conceived on the basis of an idea of spatiality where density was to be developed, but it is the density of the buildings of Manhattan, in their hyper-developmentalism, that has traced out that rec-reational rectangle for the dispersion of homo faber. That is, the park is a void because it works as a courtyard inside the urban prisonization. Urban planning imprisoned by the circulation of goods and the needs of capital inside the disciplinary city. The city calls for constructive evolution, however much its natural drift may tend towards the informa-tional city, or else it turns into archaeological territory. Within it, the void, the residual and the excess are spaces for opportunity. Leonardo Lippolis tells us how the void is also a space of the possible. How “the absence of a limit suggests a hope of mobility and no-madism, of free time and freedom, where that which is full is organised in accordance with the demands of functionalism”. Landscape architect Frederick Law Olmsted and the architect Calvert Vaux designed Central Park as part of what was called the Greensward Plan in 1857. But to summon up the void, it was necessary to expropriate lands and evict small communities of Afro-Americans and German and Irish immigrants who lived in modest districts of Manhattan such as Seneca or Harsenville. We should ask ourselves why, behind a public project, there is always an initial period of expulsion and devasta-tion. Why the intermediate – in this case small communities - or the primary or the geo-logical are not operated on as bases for creation. Not only to negotiate them, but to incorporate them as models of identity into the course of that design. Based on 4 visions of Central Park: Walter Benjamin, Robert Smithson, J. D. Salinger and Lady Gaga, the idea of the refuge is proposed as a monument and aerial extension of the park by way of a dialectical resource. The photographic series “Thinking Central Park” presents small constructive “actions” in the park that operate as cabins or huts which, as Bachelard pointed out, constituted centred solitude. The series “Dialectical Landscape”, in black and white, seeks a radical conception of the urban landscape. In turn, it is a trib-ute to Smithson, who had a passion for orthophotographs and aerial views from where one contemplates the movements of the earth and the transformation of territory. Dionisio González was born in 1965 in Gijón, Spain. He lives and works in Seville, Spain. www.taubertcontemporary.com
Ort: taubert contemporary bis: 2016-12-23
Künstler: Manuel Franke
Thema: Es gibt nicht viele Künstler, in deren Werk sich scheinbar Gegensätzliches so selbst-verständlich verbindet wie bei Manuel Franke. Das autonome Bild und die raum- und ortsbezogene Installation, das Weiche und Harte, das Leichte und Schwere, Dichte und Transparenz schließen sich bei Franke nicht aus, sondern sind stets in ein sorg-fältig ausbalanciertes Spannungsverhältnis gesetzt. So erscheint das raumgreifende weiße Objekt aus Trapezprofilblech, das vom Aus-stellungsraum in den Bürobereich der Galerie führt, einerseits fast als ein Bestand-teil der Architektur selbst. Als gewöhnliches Industriefassadenmaterial zwängt es sich durch einen Mauerschlitz und fächert sich dann weiträumig auf. Andererseits erweckt das Objekt trotz seiner massiven physischen Präsenz und Festigkeit den Eindruck einer spontanen, weit ausholenden Geste und hat eine stark bildhafte Wirkung, die auch durch die zur Straße offene Fensterfront erfahrbar wird. Franke entlockt den von ihm eingesetzten Stoffen ungeahnte Wirkungen, nutzt aber auch ihre spezifischen Eigenschaften vor allem im Schaffensprozess „material-gerecht“ aus. So dient ihm die Weichheit und Formbarkeit des Gipses, die unmittel-bare Spur malerischer Gesten aufzunehmen, die dann in der Verhärtung dauerhaft festgehalten werden, so dass reliefartige Wandobjekte entstehen. Was hart und fest ist, kann wiederum flüssig und fluid wirken. Die Farbe, die Manuel Franke auf rechteckige Glasplatten von kleinerem und mittlerem Bildformat auf- und teilweise wieder abträgt, erinnert häufig an einen Wasserfluss, und wo sie sich zu flächigen Schwaden ausdehnt oder in einzelne Partikeln aufzulösen scheint, könnte man an kosmisches Geschehen oder an eine Vergrößerung im mikroskopi-schen Bereich denken. Insbesondere besteht eine Nähe zu geologischen Strukturen, etwa zu den vielfälti-gen, von der Natur selbst geschaffenen Bildern, die beim Schnitt durch bestimmte Steinarten hervortreten. Der optisch besonders reiche Achatstein dient denn auch als Titel für Manuel Frankes Aufsehen erregende Gestaltung der gesamten im Früh-jahr 2016 eröffneten U-Bahn-Station Graf-Adolf-Platz auf der neuen Wehrhahn-Linie in Düsseldorf. Ludwig Seyfarth, November 2016. Manuel Franke wurde 1964 in Bonn, Deutschland, geboren. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland.
Ort: taubert contemporary bis: 2016-10-29
Künstler: Beat Zoderer
Thema: taubert contemporary freut sich neue Arbeiten des Schweizer Künstlers Beat Zoderer zur Berlin Art Week 2016 im Rahmen seiner Ausstellung ‚Mit allen Ecken und Kanten’ zu zeigen. Sie wurde parallel konzipiert zu der am folgenden Sonntag (18.9.2016) öffnenden Ausstellung ‚Nagelfluh’ im Mies van der Rohe Haus, Berlin. Wie bei ‚Zwickel’ und in seiner Ausstellung ‚Fold & Dip and other incidents’ bei bartha contemporary London befasst sich Zoderer in ‚Mit allen Ecken und Kanten’ mit unterschiedlichsten Materialien den Themen Raumausdehnung, Positivund Negativraum sowohl in 2 wie auch 3D. Ausgehend vom Spiel mit der Primzahl 5 und dem klassischen Fünfeck, bereitet Zoderer mit seinen ‚Fold & Dip’ Arbeiten das transparente Experimentierfeld für alle weiteren Formen. Die zarten, aber dennoch kraftvollen farbigen Linien der Dips entfalten eine ins Objekthafte zielende Kraft, die sich zunehmend raumgreifend manifestiert. Hiervon ausgehend hat Beat Zoderer eine neue Werkgruppe tatsächlich raumgreifender Bildobjekte entwickelt, die genauso gut als Wandskulpturen zu bezeichnen wären. Die aus leichtem Sperrholz höchst komplex gefertigten ‚Ungleichseitigen Pentagramme’ stellen inhaltlich wie formal den grössten Sprung zu einer erweiterten Formensprache Zoderers dar. Sie ziehen den Betrachter unmittelbar an. Zwei einzelne, massive ‚Penta Steine’ aus poliertem, schwarzem Granit zeigen reduzierte Rauminterpretationen als Positiv und Negativ. Verschobene, bunte ‚Pentas’ aus Papier skizzieren ebenfalls die schrägen, immer wieder gedrehten Pentagramme aus Holz, die von der Wand aus Kontakt mit dem Raum aufnehmen. Die für Zoderer so typische Vielfalt von versteckten und unerwarteten Farben, Formen, Materialien und Bedeutungen gipfelt in einer säulenhaften Skulptur, dem ‚9-stöckigen Dodekaeder’ als direktem Gegenüber. Praktisch jedwedes räumliches Vorstellungsvermögen sprengend, bildet diese Skulptur auf einer formalen Ebene die Synthese der anderen Formenspiele in der Ausstellung – mit allen Ecken und Kanten. Beat Zoderer wurde 1955 in Zürich, Schweiz, geboren. Er lebt und arbeitet in Wettingen, Schweiz und Genua, Italien. Parallele Ausstellung in Berlin: ‚Nagelfluh’, Mies-van-der-Rohe Haus. Eröffnung: 18.9.2016.
Ort: taubert contemporary bis: 2016-07-30
Künstler: Markus Weggenmann
Thema: Die Galerie taubert contemporary freut sich, am 29. April 2016 eine Einzelausstellung von Markus Weggenmann mit dem Titel Double Orange vs. Poly Green in ihren Räumen zu eröffnen. Der Zürcher Künstler Markus Weggenmann erlangte gegen Ende der 80er Jahre erste Bekannt-heit mit seinen Streifenbildern. Die konzeptuelle Beschränkung auf dieses Motiv erlaubte ihm mit reduzierten Mitteln verschiedene Aspekte der Farbe in ihrer Intensität und Ausdehnung zu untersuchen. Gebrochen wurden diese Vorgaben durch die meditative Qualität der immer glei-chen Malgeste, den persönlichen Duktus des Pinselstrichs, die subjektive Farbwahl und den eher antagonistischen Gebrauch von selbstgemischten Leimfarben, deren Pigmente ihre Wir-kung sich besonders intensiv entfalten. Etwa seit dem Jahr 2000 lässt Markus Weggenmann seine Bilder aus Autolack fertigen. Auch inhaltlich wendet er sich einem neuen Formenrepertoire zu, das mit den minimalistischen An-fängen radikal bricht: Es entstehen dichte, semi-narrative Bilder aus weichen organischen Moti-ven und kräftigen Farben, in denen er Reduktion und Konzept durch Poesie und Sinnlichkeit ersetzt. Die angedeutete Bezugnahme zu einer außerbildlichen Wirklichkeit, das Kokettieren mit Inhaltlichkeit konterkariert die vordergründige Referenzlosigkeit seines bisherigen künstleri-schen Werks. In der aktuellen Ausstellung bei taubert contemporary zeigt Weggenmann seine jüngste Werk-reihe. Auf der Suche nach mehr Individualität entwickelt er aus dem Spannungsfeld von Intuition und Kontrolle heraus kraftvolle Bildfindungen. Thematisch führen die Gemälde auf verschiede-nen Leinwandformaten das biomorphe Vokabular der Lackarbeiten fort, verzichten aber wieder auf jegliche Annäherung zu einer Inhaltlichkeit. Raum artikuliert der Künstler allein durch die Farbe. In diesem Sinne reinterpretiert er den von Karl-Georg Pfahler 1971 formulierten Grundsatz: „Farbe ist Eigenwert, Farbe ist Qualität, Farbe hat ihre Begrenzung in sich, durch sich, durch andere Farben, Farbe schafft Raum, Farbe ist Form und Raum.“ Die außergewöhnliche Strahlkraft der Leimfarbe erweitert diese Interaktion um eine warme sinnliche Komponente. Der bislang folgenreichste Schritt von Markus Weggenmann ist jedoch, seine Rückkehr zur Male-rei mit Leimfarbe. Da der Künstler seine im Malprozess getroffene Entscheidungen nun direkt umsetzen kann, wirken die neuen Gemälde spontaner, offener. Zugleich rückt das Thema Bewe-gung in den Vordergrund, das seine Bilder seit jeher subtil durchdringt. Ob es der Akt des Malens ist, ob es die flottierenden Formen auf der Leinwand sind, oder ob es die Ausdehnung der leuch-tenden Farbe in den Raum des Betrachters ist, ständig bleibt sie spürbar präsent. Im Büro der Galerie ist während der Ausstellung ein großformatiges Streifenbild aus Lack von einer Vierergruppe aus dem Jahr 2000 zu sehen. Ihre makellosen Oberflächen schreiben sich perfekt in den minimalistischen Formenkanon ein, lassen sie distanziert und technoid wirken. Präzise horizontale Linien akzentuieren das langgestreckte Querformat des Bildes und hebt die Signalwirkung der Streifen hervor. Wie eine Zäsur markiert diese kleine abgeschlossene Reihe den Übergang von Weggenmanns frühen geometrisch-reduzierten zur aktuellen atmosphärisch-biomorphen Malerei. Es fällt nicht leicht, Markus Weggenmanns Kunst eindeutig einzuordnen. Sie kann weder der geometrischen Abstraktion noch dem Biomorphismus zugerechnet werden. Er spielt vielmehr mit diesen Kategorisierungen, nutzt und verwirft sie wieder. Eine Konstante gibt es jedoch in seiner Malerei: Die Farbe. Von seinen Anfängen bis heute versteht der Künstler sie nicht als pla-ne Oberfläche, sondern als aufgeladene reaktive Substanz, die als „atmosphärische Raumfarbe“ den Betrachter umgibt. Markus Weggenmann wurde 1953 in Singen/Hohentwiel, Deutschland, geboren. Er lebt und arbeitet in Zürich, Schweiz.
Ort: taubert contemporary bis: 2016-02-27
Künstler: Jan van der Ploeg
Thema: taubert contemporary zeigt mit BALLROOM die zweite Einzelausstellung des niederländischen Künstlers Jan van der Ploeg in der Galerie. Van der Ploeg ist vor allem bekannt für seine Wandmalereien in Museen, öffentlichen Einrichtungen und Privaträumen. Diese sind immer ausgesprochen groß und folgen den architektonischen Funktionen des jeweiligen Ortes. Gestaltet werden sie mit minimalistischen grafischen Formen, kräftigen Streifen oder überwältigenden Mustern in lebendigen bis sogar fluoreszierenden Farben oder in reinem Schwarz und Weiß. In BALLROOM zeigt van der Ploeg zwei Wandgemälde, eine Posterwand im Eingangsbereich sowie neue Gemälde auf Leinwand. Besonders Letztere vermitteln dem Betrachter ein tieferes Verständnis von van der Ploegs ständiger Erforschung von Farbe und Form. Van der Ploeg mag es mit einer organisierten und wieder erkennbar grafischen visuellen Sprache zu arbeiten, die er im Laufe seiner Karriere sorgfältig entwickelt hat. Seit 1997 arbeitet er mit einer Basisform, die in vielen seiner Gemälde auftaucht und wie ein Anker inmitten des unendlichen Potentials von Formen und Gestalten funktioniert. Diese Form, die er metaphorisch “Grip” betitelt hat, ist ein Rechteck mit abgerundeten Ecken, welches in seinen neuesten Bildern wiederum nur leicht variiert worden ist. Ein anderes wiederkehrendes Element ist der Gebrauch von Mustern, die durch die Wiederholung von geometrischen Formen entstehen. Es sind diese Methoden und Beschränkungen, die van der Ploeg auszeichnen; in der selbst gewählten Begrenzung offenbart sich das Können. Van der Ploegs Gemälde beziehen sich immer auf die zeichnerischen Vorarbeiten, die allen seinen Werken vorangehen. Dies ist ein sorgfältiger Planungs- und Konstruktionsprozess, der vor dem eigentlichen Malen stattfindet. Ein Werk zu komponieren ist wie flache Bausteine oder grafische Formen zu mischen und mit einer unendlichen Palette von Farbtönen und Farben zu experimentieren. Dies sind die Grenzen innerhalb derer sich van der Ploeg mit völliger Freiheit und großem Spaß am Kreieren bewegt und die gerade hierdurch immer wieder überraschende, aber ausgewogene Kompositionen generieren. Jan van der Ploeg, geboren1959 in Amsterdam, Niederlande. Er lebt und arbeitet in Amsterdam, Niederlande.
Ort: taubert contemporary bis: 2016-01-09
Künstler: Nanna Hänninen
Thema: taubert contemporary präsentiert mit der Ausstellung Now is now neue Arbeiten der finnischen Künstlerin Nanna Hänninen. Die gezeigten Photographien stammen aus der titelgebenden Werkreihe Now is now, die von besonderer, persönlicher Bedeutung für die Künstlerin ist. Ausgangspunkt für diese Werkgruppe Hänninens ist das Interesse an alltäglichen Emotionen und Erfahrungen, die, obwohl jeder Mensch auf seine Art und Weise einzigartig ist, von allen erlebt und geteilt werden können. Bestimmte psychologische Muster – was wir tun oder wie wir reagieren – verbinden die Menschen miteinander und generieren eine emotionale Gemeinschaft. Auf diese Weise kann ein zunächst selbst erfahrenes, privates Gefühl oder Geschehen eine universellere Bedeutung erlangen. Die Photographien zeigen ausgesprochen reduzierte Stillleben aus zerknüllten Papieren, die – teils mit Texten versehen - aus Hänninens Arbeitsbüchern der vergangenen Jahre stammen, in denen die Künstlerin mit vielen persönlichen Herausforderungen konfrontiert war. Die Werkgruppe handelt von Ängsten, existentiellen Bedrohungen und dem Überleben im Dschungel der Gefühle. Dies gilt nicht nur für die Künstlerin und Ihre Erfahrungen sondern ebenso für uns, die Betrachter Ihrer Werke. Die Serie erforscht die Wichtigkeit der Gegenwart sowie Zeit an sich und deren Relativität. Die Vergangenheit ist nur eine Erinnerung und die Zukunft ist eine Konstruktion des Verstands und zwischen diesen Beiden ist das Hier und Jetzt, das einzige Zeitmoment, auf das wir direkten Einfluss haben. Ihre ästhetisch präzise durchgearbeiteten Werke selbst sind zart und von allen überflüssigen Requisiten und Effekten befreit, die dabei vorherrschende Farbe ist Weiß, womit Hänninen formal einen Bogen zu ihren früheren Werken aus dem Jahr 2000 schlägt. Es entsteht eine minimalistische Ästhetik, die dem Betrachter einen ungemein großen assoziativen Raum öffnet und mit seinen eigenen Erinnerungen und Erfahrungen konfrontiert. Nanna Hänninen, geboren 1973 in Rovaniemi, Finnland, hat ihre Ausbildung von 1998 bis 2002 an der finnischen Fotoschule „TaiK“ (Hochschule für Kunst und Gestaltung) absolviert und wird der Helsinki Photo School zugerechnet. Sie lebt und arbeitet in Kuopio, Finnland.
Ort: taubert contemporary bis: 2015-11-07
Künstler: Joachim Grommek
Thema: Die erste Soloshow von Joachim Grommek bei taubert contemporary zeigt Arbeiten auf Spanplatte und Aluminium, darunter eine neue Werkreihe, die hier erstmalig präsentiert wird. Zu sehen sind auf den ungewöhnlichen Bildgründen Klebestreifen, fragmentierte Negativformen aus farbiger Klebefolie sowie die Oberflächen der eher kunstfernen Materialien selbst. Entgegen dem ersten Eindruck handelt es sich allerdings nicht um Collagen, sondern um Malerei: Auf die weißgrundierten Spanplatten malt Joachim Grommek Abschnitte, die exakt wie die unbehandelte Oberflächenstruktur der Faserverbundpressung aussehen. Das Phänomen der Oberfläche wird somit buchstäblich und metaphorisch untersucht: in ihrer konkreten, materiellen Eigenschaften sowie als Sinnbild für Mechanismen und Beschränkungen menschlicher Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse. Traditionellerweise dient die malerische Imitation von bestimmten Materialoberflächen dazu, die Illusion eines höherwertigen Baustoffes wie Marmor oder Granit zu kreieren. Joachim Grommek hingegen malt Spanplattenoberflächen auf Spanplatte, Klebestreifen in unterschiedlichen Stadien des Vergilbens sowie abstrakte Kompositionen, scheinbar aus sich überlappenden Abschnittresten von Klebefolien. Preisgünstiges, Banales und Abfall entpuppen sich dabei auf den zweiten, eventuell auch erst dritten oder vierten Blick als Ergebnis höchster handwerklicher malerischer Präzision und Raffinesse. Der manuelle Herstellungsprozess ist dabei niemals sichtbar, wodurch sich die Frage nach dem „Wie?“ der Malerei umso dringlicher stellt. Der Täuschungseffekt stellt sich in der Betrachtung der Werke wieder und wieder aufs Neue ein, das Wissen um die Täuschung nimmt ihr paradoxerweise nicht die Wirksamkeit. Der Trompe-l’OEuil-Effekt als perfekte Illusion lässt die Gemälde als Dinge erscheinen, macht sie mit ihnen verwechselbar. Da jedes Ding im gesellschaftlichen Kontext nicht bloßes Objekt, sondern immer zugleich Ware ist, stellt sich die Frage nach dem Wert, der sich im Falle des Kunstwerkes als symbolischer behaupten muss, um real zu werden. Insofern verweisen die lapidar und humorvoll erscheinenden Gemälde auf das alte und immer neue Problem einer zeitgenössischen Definition von Kunst. Annika Wienert, 2015.
Ort: taubert contemporary bis: 2015-08-01
Künstler: Markus Linnenbrink
Thema: Die Farben kommen aus der Tiefe des Bildes Eine der großen Geschichten der modernen Malerei erzählt von der Befreiung der Farbe, Ihrer Loslösung vom dargestellten Gegenstand und der Entfaltung ihrer eigenen Materialität. Einen Höhepunkt erlebte diese Geschichte Mitte des 20. Jahrhunderts. Damals mischten in Europa Jean Dubuffet, Jean Fautrier oder Emil Schumacher die Farbe mit Sand, Gips und anderen kompakten Stoffen; in den USA ließen Jackson Pollock oder Morris Louis die Farbe auf die Leinwand tropfen oder an ihr herablaufen. Markus Linnenbrink gewinnt der Farbe als Material auch im heutigen digitalen Zeitalter noch ganz neue Facetten ab. Mit der bunten Leuchtkraft seiner Bilder steht der gebürtige Dortmunder, der seit Jahren in New York lebt, der amerikanischen Tradition näher. Sein Vorgehen jedoch folgt eher den Materialexperimenten der Europäer. Was der Künstler auf verschiedene Bildträger, vornehmlich Holz, aufträgt, ist nämlich keine Öl- oder Acrylfarbe. Es handelt sich um spezielle Pigmente, die er in Epoxidharz oder Wachs einrührt und damit eine mehr oder weniger flüssige Substanz erzeugt, die sich geraden Bahnen oder amorphen Feldern über die Bildfläche verteilt. Dabei entlockt Linnenbrink der Farbe als Materie und Material eine schillernde Vielfalt einzelner Farben, die er durch verschiedene Anmischungen erzielen kann. Doch damit nicht genug. Die zu einer festen, mehrere Zentimeter dicken Substanz erhärtete Farbmaterie wird in geradezu bildhauerischer Manier weiter bearbeitet. Mit einer von ihm selbst geführten oder digital gesteuerten Fräse bohrt der Künstler vertikal oder diagonal geführte parallele gerade Furchen in die schon vorhandenen Farbschichten hinein, so dass weitere überraschende Farb- und Formkonstellationen hervortreten. So wird das traditionelle Tafelbild bei Linnenbrink zum Relief, wenn nicht gar zur raumgreifenden Skulptur. Hingegen tritt seine Malerei ganz auf in die Fläche zurück, wenn er direkt im Raum beziehungsweise auf der Wand arbeitet. Der Eingangsbereich der Galerie wird von einem schwarzweißen, mehr oder weniger transparent aufgetragenen Bild eingenommen, von dem der Künstler selbst sagt, es wirke wie eine Schwarzweißfotografie seiner Malerei. Die fotografische Abbildung eines Gemäldes ließ ja zunächst immer die Farbe aus. Doch auch ein Farbfoto bringt das Oberflächenprofil eines Gemäldes gleichsam zum Verschwinden, kann es höchstens durch geschickte Beleuchtung erahnen lassen. Mittlerweile gibt es computergesteuerte Reproduktionen, bei denen auch die Feinstrukturen der Farbmaterie abgetastet und als Profil wiedergegeben werden können. Markus Linnenbrink weiß um solche heutigen Möglichkeiten der Bildreproduktion. Seine auch technisch innovative Erneuerung der Malerei reagiert bewusst auf die Herausforderungen des fortgeschrittenen digitalen Zeitalters und schlägt sie gleichsam noch einmal mit analogen Mitteln. Linnenbrinks Bilder liefern uns optische und physische Sensationen, die auch die beste digitale Abbildung nur erahnen lässt. Am Ende zählt das Erlebnis vor Ort und damit die so oft fälschlicherweise totgesagte Aura des Originals. Ludwig Seyfarth, April 2015. Markus Linnenbrink, geboren 1961 in Dortmund, Deutschland. Er lebt und arbeitet in Brooklyn, New York, USA.
Ort: taubert contemporary bis: 2015-04-25
Künstler: Sylvan Lionni
Thema: taubert contemporary freut sich mit „SWEET’N LOW“ die erste Einzelausstellung von Sylvan Lionni in Deutschland präsentieren zu können. Sylvan Lionni betrachtet für seine Arbeit die Abstraktion als unmögliche Lösung, da ihm, wie er behauptet, die rationale Entscheidung zu jeder Variationsmöglichkeit nicht zusteht. Dabei spielt für ihn die generelle Erhabenheit der Malerei eine entscheidende Rolle, die gleichzeitig heute durch ihre formale Freiheit gekennzeichnet ist, da Tropf-, Schabe- oder Drucktechniken nicht mehr erklärt werden müssen. Auch ist die Malerei längst aus ihrem rechteckigen Keilrahmen befreit. Seine vordergründige Lösung ist eine gegenständliche Malerei. Bei einigen Bildern könnte der Gegenstand beinahe als Readymade betrachtet werden. Bei anderen Arbeiten bleibt die Vorlage durch die Wahl des gewählten Ausschnitts verborgen. Sein vermeintlich rationaler Weg ist keinesfalls objektiv. Allein die Verfremdung durch die Zweckentbindung des Gegenstands ist zutiefst subjektiv. Seine stets präzise umgesetzten Bilder könnten sich in der Tradition der Popart als Inszenierung der Konsumkultur oder wegen ihrer minimalistischen Erscheinungsform als bewusstes Zitat aus der jüngeren Kunstgeschichte interpretieren lassen. Vielleicht gilt dies alles, aber das Arbeitsresultat ist zugleich völlig befreit, denn es gelingt ihm eine abstrakte Loslösung. So wandeln sich seine Bilder zu Meditationstafeln. Der Maler Lionni arbeitet die wichtige Frage nach Gegenständlichkeit oder Abstraktion heraus. Doch eine Antwort soll der Betrachter nicht erhalten, vielmehr lediglich die Anleitung zur Reflexion. In der Ausstellung werden Werke aus den aktuellen Serien der Ruler Paintings, der Dust Paintings und der Cake Boxes gezeigt. Die Ruler Paintings sind besonders exemplarisch für das gesamte bisherige Schaffen des Künstlers. Es handelt sich dabei nicht um eine einfache Fortsetzung der Geometrischen Abstraktion. Vielmehr zitiert Sylvan Lionni ganz bewusst die Kunstgeschichte und benutzt vermeintliche Objets trouvés zur Bildkomposition. Die Dust Paintings zeigen Berührungen von Fingern oder ganzen Händen, Hinterlassenschaften wie beispielsweise Schlieren oder Kratzer. Lionnis grundlegende Motivation dahinter lässt sich als eine konzeptionell geplante Form des Abstrakten Expressionismus bezeichnen. Einige Cake Boxes nennt der Künstler Totem und verdeutlicht damit sogleich, worum es ihm geht. Der Name steht für das Symbol im Sinne einer profanen Metapher oder eines geheiligten Sinnbildes. Profan sind die Vorlagen für diese Werkgruppe tatsächlich, doch das Auge wird über die monochrome Farbe durch Kanten und Schnitte geführt. Schatten variieren die Fläche. Der Wunsch nach haptischem Erleben wollen ersetzt die Metapher. Ascan Iredi, März 2015. Sylvan Lionni, geboren 1973 in Chuckfield, Großbritannien. Er lebt und arbeitet in Eugene, Oregon, USA. Anlässlich zur Ausstellung erscheint ein Katalog (ISBN 978-3-00-048963-1).
Ort: taubert contemporary bis: 2015-03-07
Künstler: Lars Arrhenius, Geissler&Sann, Gail Hastings, Markus Linnenbrink, Mutter&Genth, Jan van der Ploeg, Markus Weggenmann, Beat Zoderer
Thema:
Ort: taubert contemporary bis: 2014-01-10
Künstler: Adrian Esparza
Thema: taubert contemporary zeigt mit der Austellung Mid-Century Cultural Content neue Arbeiten des amerikanischen Künstlers Adrian Esparza. Esparza bedient sich bei der Gestaltung seiner Arbeiten, für die er die Fäden von aufgetrennten mexikanischen Decken bzw. Sarapes benutzt, einer Vielzahl kultureller und kunsthistorischer Referenzen. So wurde er unter anderem von den Künstlern des Minimalismus um 1960 inspiriert, die in ihren Werken den visuellen Ausdruck auf seine wesentlichen Elemente reduziert haben. Sie schufen vielfach Arbeiten, die auf gitterartigen Konstruktionen basierten und einfache, geometrische Formen nutzten. Oft wurden diese Bilder mit ihren hellen Farben und den zerklüfteten Formen vor einem imaginären Horizont mit minimalistischen Versionen von westlichen Landschaftsgemälden verglichen. Esparza jedoch führt in seinen Arbeiten den Vorgang der Dekonstruktion von essentiellen Elementen der Malerei einige Schritte weiter. Hierzu verbindet Esparza seine eigene mexikanisch-amerikanische Herkunft und die minimalistische Praxis auf neue Art und Weise. Mit dem Sarape als Ausgangspunkt der stereotypen Darstellung der mexikanischen Kultur gelingt ihm die Transformation in ein Werk, das die kunsthistorische und kulturelle Tradition sowohl herausfordert als auch spiegelt. Mit Mid-Century Cultural Content erweitert der Künstler seine Inspirationsquellen um direkte Bezüge auf die Architektur um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die flachen Ebenen und Zwischenetagen dieser Bauten sowie deren Auseinandersetzung mit der Umgebung beeinflussen Esparza, obgleich sein Werk immer schon architektonische Elemente beinhaltete. Die von den Fäden gebildeten Linien in seinen Wandarbeiten umreißen sowohl Volumen als auch Form. Überhöhte Ein- und Zweipunkt Perspektiven schaffen Strukturen, die einen illusionistischen Raum suggerieren, während isometrische Methoden des Gestaltens die konzeptuellen Strukturen in seinen Arbeiten prägen. Mit dieser Faszination für den geometrischem Idealismus sowie dem Verweisen auf klare, leere und futuristische Räume dringt Esparza in die Welt der modernen Architektur um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein. Seine Arbeiten lassen jedoch keine dezidierte Struktur oder einen spezifischen Architekten jener Zeit erkennen. In den letzten Jahren haben Esparzas Werke durch die Verwendung von hölzernen Grundelementen und einer wachsenden Räumlichkeit eine offensichtlichere architektonische Qualität angenommen. Die Arbeiten beginnen weniger an westliche Landschaften zu erinnern und mehr wie futuristische, urbane Panoramen auszusehen, die häufig frei nach Postkarten von Städten entstanden sind, die Esparza auf seinen Reisen gesammelt hat. Diese Bilder ergänzt er durch die Google-Suche nach modernen architektonischen Strukturen aus aller Welt. Der Künstler vergleicht diese Methoden mit Formen der Migration im 21. Jhd., bei der sowohl der Erfolg als auch das Versagen der Moderne zunehmend von einer globalen Öffentlichkeit in der realen wie auch virtuellen Welt erlebt wird. Verfasst von Kerry Doyle, Oktober 2014.
Ort: taubert contemporary bis: 2014-07-26
Künstler: Beat Zoderer
Thema: PRESSEMITTEILUNG Beat Zoderer ¬– Spickel 3. Mai – 26. Juli 2014 taubert contemporary freut sich zum Berlin Gallery Weekend 2014 in der Ausstellung "Spickel" neue Arbeiten Beat Zoderers zu präsentieren. Bereits der Titel der Ausstellung verweist auf die Schweizer Herkunft Zoderers, ist "Spickel" doch nur im Schweizerdeutschen ein Begriff - als keilförmiger Einsatz. Das deutsche Synonym "Zwickel" weist noch ein Vielfaches von Bedeutungen auf: Von der Bezeichnung für ein 2-Euro-Stück, über eine bestimmte Speise und das Dreieck als Bild in einem Wappen bis hin zum keilförmigen Teil des Großhirns in dem das Sehzentrum liegt reicht die Bedeutungsvielfalt des Begriffs. Die Beat Zoderers neuen Arbeiten am nächsten kommende Bedeutung ist an sich ein Oxymoron -der Zwickel als "Kugelzweieck". Doch diese scheinbar widersprüchlichen Begriffe beschreiben genau das Hauptmotiv von Zoderers Arbeiten - quasi als künstlerische Deutung der sphärischen Geometrie. Sind es dort Punkte die von zwei Großkreisen begrenzt werden (plastisches Beispiel ist die Weltkugel auf der die Meridiane mit ihren Endpunkten Nord- und Südpol eine gebogene Fläche einschließen) so spielt Zoderer mit der Zweidimensionalität des Kreises und der Dreidimensionalität der Kugel und schafft in den verschiedenen Überlagerungen völlig neue Farb- und Formgestaltungen. Zoderer gewinnt diesen hinlänglich bekannten geometrischen Formen in seinen titelgebenden Papierarbeiten neue Aspekte ab, indem er sich der Methode der Segmentierung bedient. Durch Setzung verschiedener, dreieckiger und farbiger "Spickel" geht er diesen geometrischen Körpern auf den Grund - und schafft neue Formen der Segmentierung. Die Wiederholung eines Motivs in unterschiedlicher Ausprägung und gestalterischer Auseinandersetzung findet sich schon früh in Zoderers Oeuvre und erhält hier eine neue Qualität. Auch die Heftklammern, die sichtbar die einzelnen Segmente in Form bringen, werden bewusst vom Künstler als gestaltendes Element eingesetzt. Erstmals werden in unserer Ausstellung unter dem Titel „¾ Kreisexzenter" Glasarbeiten von Zoderer gezeigt, die aus mehreren, sich überlagernden Kreissegmenten aus emaillierten Gläsern bestehen. Die durch die Überlagerung der unterschiedlich eingefärbten Gläser entstehende substraktive Farbmischung gewährt Einblicke in den Kreis und seine Unterteilungen. Das Objekt selbst schwebt vor der Wand und verführt durch seine vollständig unbekannte Haptik dazu berührt zu werden. Man könnte von einer „opaken Transparenz“ sprechen, die den Betrachter im gleichen Moment sowohl anzieht als auch auf Distanz hält. Hier setzt Zoderer also den Bedeutungen des Spickels noch eine mehr hinzu - und bleibt im Bild der scheinbaren Widersprüchlichkeiten. Neben weiteren mehrteiligen Wandarbeiten werden auch eine 5-teilige Skulpturengruppe sowie eine einzelne größere Skulptur gezeigt, die jeweils aus Beton gegossen wurden. Hier ist der Aufbau der Arbeiten nur schwer zu entschlüsseln, da das Thema Kugel so vielgestaltig von innen heraus aufgelöst und immer wieder neu zusammen gefügt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass der Betrachter den Eindruck gewinnt, als sei die jeweilige Kugel aus vielen weiteren, kleineren Kugeln und deren Teilen zusammengesetzt. Einmal mehr eine künstlerische Darstellung einer in Form gegossenen Segmentierung, die an Zellstrukturen erinnert . Zoderer instrumentalisiert die Dekonstruktion für die Konstruktion neuer Bildideen - auch hieran kann man seine Werke immer wieder identifizieren. Beat Zoderer, geboren 1955 in Zürich, Schweiz. Er lebt und arbeitet in Wettingen, Schweiz und Genua, Italien.
Ort: taubert contemporary bis: 2014-04-26
Künstler: Gerhard Taubert
Thema: DAYLIGHTS Part 1: GERHARD TAUBERT solo 15. März – 26. April 2014 taubert contemporary freut sich sehr erstmals Werke von Gerhard Taubert auszustellen und hiermit eine Spurensuche in eigener Sache zu initiieren. Nur wenige Sammler und Freunde der Galerie kennen das Werk von Gerhard Taubert, das mich, Thomas Taubert, von klein auf nachhaltig geprägt hat, ohne dass ich mir viele Jahre hierüber auch nur im Mindesten bewusst gewesen wäre. Ein kontinuierlicher Fluss von Bildern fand wöchentlich den Weg vom Atelier in die Wohnung und wurde dort zur Begutachtung gehängt. Die Welt also mit den Augen meines Vaters wahrzunehmen war für mich ein zutiefst normaler und selbstverständlicher Vorgang. Diese Welt wurde immer sehr distanziert und eher unterkühlt dargestellt, in aller Regel auf wesentliche Merkmale reduziert und hierdurch abstrahiert. Eben dieser Abstraktionsprozess hatte entscheidenden Einfluss auf meine Wahrnehmung der Kunst meiner und jüngerer Generationen, ganz unabhängig vom jeweiligen Genre. Die Passion von Gerhard Taubert galt schon früh der Landschaft in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen, angefangen bei dem unmittelbaren Umfeld des Düsseldorfer Ateliers und sich dann kontinuierlich erweiternd. Regelmäßige Urlaubsreisen führten in verschiedene europäische Länder, insbesondere Spanien und dann noch nachhaltiger nach Südfrankreich. Diese Reisen wurden immer mit dem Auto gemacht, es wurde oft in der Natur skizziert, später fotografiert. Der Weg war das Ziel und lieferte die Motive für viele Werke. Die weitaus meisten Bilder sind jedoch in der Provence entstanden, wo meine Eltern viele Jahre gelebt haben. Das eigentliche Interesse von Gerhard Taubert galt der Komposition und der Farbe. Die Farbe war immer Ausdruck der jeweiligen Stimmung in der Natur in Abhängigkeit von Jahres- und Tageszeit. Hierher rührt auch der Titel der 2-teiligen Ausstellung, DAYLIGHTS. Im 2. Teil der Ausstellung werden wir in diesem Sommer einzelne Arbeiten meines Vaters Bildern von Künstlern aus dem Programm der Galerie gegenüberstellen und hiermit die oben beschriebene persönliche Prägung veranschaulichen. Die Entwicklung der Acrylfarbe und die damit verbundene Möglichkeit soeben auf die Leinwand Gebrachtes wieder überarbeiten zu können – und nicht wie bei Öl Tage bis Wochen warten zu müssen – war für Taubert ein unverhofftes Geschenk: wenige Striche auf der mit Gaze bezogenen Leinwand wurden als Grundkomposition angelegt, die eigentliche Ausarbeitung der Komposition fand dann aber mit der Acrylfarbe auf der Leinwand statt und konnte immer wieder verändert werden. Diese Anlage der Kompositionen der Landschaften lässt oft eine „normale“ räumliche Gliederung vermissen, vielmehr werden die Bilder von der Gegenüberstellung und Verschachtelung von Flächen dominiert. Gerade diese besondere Sicht auf die Welt macht aber einen Taubert aus, man wird sie immer wieder erkennen. So fokussiert die Solo Show mit seinen Werken auf diese wesentlichen Merkmale und zeigt vorrangig stark abstrahierte Landschaften in wenigen prägnanten Werken. Wir haben bewusst darauf verzichtet eine Art Überblick der verschiedenen Schaffensperioden zu geben. Dies ist zuletzt im Rahmen einer sehr viel größeren Ausstellung noch zu Lebzeiten von Gerhard Taubert in Kornelimünster bei Aachen geleistet worden. Gerhard Taubert ist 2012 im Alter von 84 Jahren in Düsseldorf verstorben.
Ort: taubert contemporary bis: 2014-01-11
Künstler: Jan van der Ploeg
Thema: PRESSEMITTEILUNG Jan van der Ploeg - MWMW 16. November 2013 – 11. Januar 2014 Die Galerie Taubert Contemporary freut sich, am 15. November 2013 die erste Einzelausstellung von Jan van der Ploeg mit dem Titel MWMW in ihren Räumen zu eröffnen. Der Amsterdamer Künstler zählt zu den einflussreichsten Vertretern der zeitgenössischen geometrischen Abstraktion in Holland. Farbe, Form und Linie sind die prägenden Elemente von Jan van der Ploegs künstlerischer Arbeit. Die Bandbreite an Variationen, die er mit diesen Parametern entwickelt, ist immer wieder überraschend. Van der Ploegs Farbpalette konfrontiert Nichtfarben wie Schwarz und Weiß mit kräftigen Tönen wie Pink, Violett oder Orange. Damit stellt er sich zwar in die holländische Tradition des de Stijl, reinterpretiert sie jedoch innovativ, indem er seine Malerei mittels minimalistischer Gestaltungsmittel wie Repetition, Serialität und Flächigkeit skulptural redefiniert. Konsequent hat Jan van der Ploeg in den letzten Jahren den Raum zwischen Kunst und Alltag erforscht. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Medium der Wandmalerei, das für ihn beide Pole perfekt verbindet. Die minimalistische Setzung von „place and presence“ erfüllt sich ideal in der Art, wie der Künstler mit der vorgefundenen Architektur und ihrer Funktion umgeht. Davon zeugen unzählige Auftragsarbeiten, die er weltweit für bedeutende Museen und öffentliche Institutionen realisiert hat. Aus dieser besonderen Erfahrung schöpft auch die monumentale Intervention im Eingangsbereich der Galerie. Sie verschmilzt gekonnt das Zusammenwirken von Funktionalität, Architektur und künstlerischer Intervention in einer Wandmalerei, die die Bedeutung des Orts als Galerieentrée betont und zugleich ihren autonomen Anspruch als Kunst wahrt. Im Ausstellungsraum beeindruckt die Wandmalerei MWMW durch ihre positive Energie. Nach den pillenförmigen Grips und den wellenförmigen Waves wendet sich Jan van der Ploeg seit 2011 einem zunehmend grafisch angelegten Formenrepertoire zu. In MWMW sind die typografischen Zeichen M und W als entgegengesetzte bzw. sich spiegelnde grafische Module eingesetzt. Die beiden Lettern werden auf ihre formalen Möglichkeiten reduziert, um sie im Gegenzug als grafisches Pattern umso intensiver hervorzuheben. Die daraus resultierende Spannung zwischen der gleichförmigen Wellenbewegung und den kontrastierenden Farben Weiß und Pink setzt eine Kraft frei, die den Raum pulsieren lässt. MWMW wird durch eine Reihe ausgewählter kleinerer Leinwände in ähnlichen Formaten ergänzt. In dynamischer Reihung spiegeln diese „Displays“, was die Qualität der Malerei Jan van der Ploeg so sehr auszeichnet: Es ist die schier unerschöpfliche Kreativität, mit der es dem Künstler gelingt, das Formenrepertoire der geometrischen Abstraktion immer wieder zu erneuern. Von Friederike Nymphius, November 2013. Jan van der Ploeg, geboren 1959 in Amsterdam, Niederlande. Er lebt und arbeitet in Amsterdam, Niederlande.
Ort: taubert contemporary bis: 2013-11-09
Künstler: Alain Delorme
Thema: Photographs of a Man - altered Skyscape… Raphaële Bertho, September 2013. Ein Rauschen in der Ferne, Luftbewegungen: ein Schwarm bildet sich und erhebt sich in die Lüfte, zeichnet elegante Arabesken in einen Himmel voller schimmernder Lichtreflexe. Die Bilder von Alain Delorme faszinieren zunächst durch den Zauber der flüchtigen Schönheit eines Vogelschwarms, einer Murmuration … Dieser anfängliche Zauber weicht jedoch schnell, wenn der Betrachter genau hinschaut und die geschickte Täuschung bemerkt. Dann nämlich entdeckt er, was wirklich hinter den anmutigen Vogelschwärmen, den mal aquatischen, mal kalligrafischen Formen steckt: Tausende Plastiktüten, vom Künstler mit größter Sorgfalt angeordnet, deren Vielzahl den Horizont zu ersticken droht. Diese Arbeit siedelt sich an der Schnittstelle verschiedener visueller Kulturen und künstlerischer, in erster Linie aber filmischer Vermächtnisse an: Murmuration scheint wie die unwahrscheinliche Verschmelzung des Blicks auf die Plastiktüte, die in American Beauty (1999) fast schon hypnotisch umher wirbelt, und des großen Klassikers von Hitchcock aus dem Jahr 1963, Die Vögel. Beide spielen mit der Umkehrung des Blickwinkels: Der Meister der Angst baut seine Handlung auf die unerklärliche Aggressivität eigentlich harmloser Tiere auf, während die vom Amateurfilmer eingefangene Szene die Schönheit und Zartheit eines eigentlich plumpen Gegenstands zu enthüllen scheint. Allgemeiner betrachtet und ungeachtet der Tatsache, dass diese Bilder mithilfe digitaler Werkzeuge entstanden sind, knüpft der verfolgte Ansatz, die Anordnung der Installation, im weiteren Sinne an die Werke der Land Art an, die sich direkt in Naturräume einfügen, um besser die Frage nach der Fragilität ihrer Zukunft stellen zu können. Und wie schon in den früheren Arbeiten von Alain Delorme findet sich in den Bildern schließlich auch die den Nouveaux Réalistes so wichtige Akkumulation wieder, die mithilfe des Absurden die Auswüchse der modernen Gesellschaft hervorhebt. Durch die Wahl eines so gewöhnlichen wie universellen Artefakts nimmt die Kritik diesmal globale Züge an. Der Kontext der Bilder wird nur angedeutet, ohne ausdrückliche geografische Verortung. Die stolzen Umrisse unserer Industriegesellschaften, Fabrikschornsteine und Hochspannungsleitungen heben sich in einem Schattenspiel von einem Himmel ab, der in ein Dämmerlicht getaucht ist, das das Ende eines Zeitalters anzukündigen scheint. Denn es ist eine wahrhaft globale Bedrohung, die von der Plastiktüte ausgeht: Sie flutet das Umland von Städten, liegt in der Natur verstreut, pflastert den Meeresboden und besiedelt die Wüsten. Durch das visuelle Täuschungsmanöver verzichtet Alain Delorme auf eine direkte Botschaft und zieht den langsamen Erkenntnisprozess vor. Er fügt, setzt und stellt die Elemente einer ebenso fiktionalen wie wahrscheinlichen Realität zu einem Bild zusammen, das unsere Sonnenuntergänge von morgen projiziert. Wenn man die Augen gen Himmel richtet, könnte man hier den Titel der berühmten Fotoausstellung der New Topographics aus dem Jahr 1975 Photographs of a Man-Altered Landscape, die den Weg für die Beschäftigung mit der Frage nach der Zukunft der Industriegesellschaft ebnete, wieder aufnehmen und abwandeln und von einem Man-Altered “Sky“scape sprechen. Oder: Wenn der Künstler unsere Träume verschmutzt… Alain Delorme geboren 1979 in Paris, Frankreich, er lebt und arbeitet in Paris, Frankreich.
Ort: taubert contemporary bis: 2013-07-20
Künstler: Heike Mutter & Ulrich Genth
Thema: taubert contemporary präsentiert mit »Fixateurs externes« die erste, umfangreiche Einzelausstellung von Heike Mutter und Ulrich Genth in den Galerieräumen. Die zehnjährige Zusammenarbeit der beiden Künstler kennzeichnet eine intensive Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum, wobei ihre künstlerische Praxis so unterschiedliche Medien wie Installation, Skulptur, Fotografie und Mixed Media umspannt. Mit dem fein geschärften Instrumentarium ihres strikt konzeptuellen Ansatzes sezieren sie die Kon- und Subtexte eines Ortes, ehe sie die Art des Eingriffs festlegen. Erst dann formulieren sie ihre subtilen Setzungen oder aber raumgreifenden Installationen. Die Verschiebung der Perspektive auf die uns umgebenden Systeme ist ein Schlüssel zu ihrem Werk. Unter dem sprechenden Titel »Fixateurs externes« erwartet den Besucher eine zunächst konstruktivistisch anmutende Licht¬installation, bestehend aus zwei kontrapostisch arrangierten Elementen: Nach Art eines Warendisplays sind jeweils acht bzw. neun Neonröhren – einmal in Kaltweiß und einmal in Rosarot – an einer Aluminiumkonstruktion aufgehängt und tauchen den Ausstellungsraum in ein diffuses Licht, das den Betrachter zwischen Anziehung und Abstoßung oszillieren lässt. Hat einen die verheissungsvoll-harmlose Schönheit des Candy Pink-Lichts, das im glänzenden Metall der Halterung einen perfekten Hintergrund findet, erst einmal angelockt, sitzt der Schock über die sich im integrierten Spiegelelement abzeichnenden Makel des eigenen Gesichts und damit über den Anschlag auf die Eitelkeit umso tiefer. Ein Paradoxon unserer modernen Welt offenbart sich hier: Wird die tadellose Qualität von Fleisch in der Warenpräsentation üblicherweise mittels Candy Pink -Lichts in Szene gesetzt, weil es Rottöne verstärkt und somit Frische und Fettfreiheit suggeriert, erzielt es angewendet auf den menschlichen Körper die gegenteilige Wirkung, indem es Hautunreinheiten hervorstechen, den Teint aber fahl und teigig erscheinen lässt. Nicht umsonst ist das Candy Pink -Licht ein gern genutztes, weil effektives Mittel, um Jugendliche von öffentlichen Plätzen zu vertreiben. In der ortsspezifischen Installation von Mutter/Genth sind die Neonröhren an eine Haltestruktur montiert, die eine freie Nachbildung der aus der Medizin bekannten Fixateurs externes darstellt: eine Konstruktion aus Metallstützen, die von außen aufgesetzt Halt nach innen bewirken und derart Brüche heilen sollen. Transformiert in den Ausstellungsraum helfen die Kunstglieder hingegen eher mit, Wunden aufzureißen denn zu kurieren. In »Fixateurs externes« fixieren sie den Blick auf die sozial unbemerkt wirkenden Ein- und Ausschlussmechanismen. Darauf verweist auch das Spiegelobjekt in der Ecke. Wo es gilt, den rechten Winkel des öffentlichen Raums vermittels von Stahlplatten vor dem sich unerwünscht dort sammelnden Dreck wie auch vor den dort gern praktizierten schmutzigen Handlungen zu schützen, wird den Künstlern der Spiegel zur Waffe gegen die Codes von Reinheit und Optimierung. Oder ein Stück Taubenabwehr¬gitter, das als neuwertig schimmerndes, in der Vertikalen präsentiertes Ready-made den ambivalenten Zauber metallischer Cleanness entfaltet. Gepaart mit einem Bondage-Kettchen für den kleinsten der eitlen Vögel bleibt die ironische Hintertür jedoch offen. Mit ihren Kompositionen aus gefertigten und vorgefundenen Elementen entgrenzen Mutter/Genth die Dinge, berauben sie ihres ursprünglichen Funk¬tionszusammenhangs und verschaffen ihnen eine subversive Doppeldeutigkeit, um so ihre eigentliche Funktion im Feld der sie umgebenden Strukturen und Regularien offenzulegen. Dabei bedienen sich die Künstler einer kühlen Ästhetik, die bewusst das sexy Formenvokabular des modernen Kunstbetriebs zitiert, letztlich aber in der Affirmation auf eine Persiflage desselben abzielt. Für den Betrachter, der sich auf diese feinsinnige Strategie der ästhetischen Umdeutung einlässt, liefert die Ausstellung vor allem eine erfrischende optische Korrektur. Heike Mutter, geboren 1969 in München und Ulrich Genth, geboren 1971 in Tübingen, leben und arbeiten in Hamburg.
Ort: taubert contemporary bis: 2013-06-01
Künstler: Markus Weggenmann
Thema: Markus Weggenmann - Tornadorot 26. April – 1. Juni 2013 Waren in Markus Weggenmanns letzter Berliner Ausstellung grossformatige Stillleben in Form von Lackgemälden zu sehen, so fehlt in der aktuellen bei taubert contemporary die üppige Füllung der Gefässe: Einzig die leeren Schalen sind übrig geblieben, teils plastisch als getöpfertes und mit Autolack überzogenes Objekt, teils ganz flach als digitaler Druck. Der so deutliche Fokus auf ein einziges gegenständliches Motiv in einer Ausstellung ist neu in Weggenmanns Werk. Gleichzeitig schliesst es aber auch einen Kreis seiner Entwicklung: Die Reduktion auf eine einzige simple Form bestimmte nämlich schon seine Malerei der 90iger, als er zehn Jahre lang ausschliesslich bunte horizontale Streifen malte und mit diesen Bildern ganze Räume tapezierte. Diese formale Reduktion diente ihm damals dazu, den Blick ganz auf das ihm Wesentliche von Malerei zu lenken: die Interaktion von Farben. Dies ist nun auch wieder in „Tornadorot“ (die Farbe seines leider gestohlenen Autos, wie auch die einer der hier gezeigten Schalen) der Fall. Die Gefässformen sind ihm nichts Anderes als Hilfsmittel um Farben zu zeigen. Im Gegensatz zu den alten Streifenbildern ist das hier aber noch symbolisch unterstrichen: das Schalenmotiv ist ja nicht nur eine banale Form, sondern weist auch auf eine Funktion hin: das Tragen von Inhalten. Statt mit Obst, Blumen oder Nüssen sind Weggenmanns Schalen mit Farbe „gefüllt“. Sie sind also ihrer Funktion als Trägerobjekte absolut treu geblieben, bleiben aber paradoxerweise gleichzeitig leer von materiellem Inhalt, was die Dominanz des Äusseren, der Oberfläche um so mehr erhöht. Solche Widersprüche bestimmen Weggenmanns Kunst im Allgemeinen und diese Ausstellung im Besonderen ohnehin: die Archaik der grob getöpferten Gefässe gegen die Perfektion und den Glanz ihrer Lackierung, die Handschriftlichkeit der mit dem Pinsel entworfenen Gemälde gegen die technische Kühle ihrer Ausführung als Druck, die überbordend bunte Raumgestaltung gegen die geradezu melancholische Kargheit der Formen, die Fülle symbolischer Deutbarkeiten gegen die immer wieder zelebrierte Bedeutungslosigkeit. Weggenmanns Kunst will nämlich in erster Linie schön sein und nicht gesprächig, doch gerade der Wunsch dieses Anliegen deutlich zu machen, lässt seine Werke unvermeidlicherweise doch von sich selbst sprechen. So viel Mühe sich der Künstler also auch geben mag das Lebendige seines Pinselstrichs durch die externe, professionelle Ausführung der Gemälde in Autolack, Druck, oder Teppichmanufaktur auszulöschen – ganz tot sind sie eben doch nicht zu kriegen und entwickeln allen Zähmungsversuchen zum Trotz immer wieder ein widerspenstiges Eigenleben. Markus Weggenmann geboren 1953 in Singen/Hohentwiel, er lebt und arbeitet in Zürich und in Lumnezia/ Graubünde.
Ort: taubert contemporary bis: 2013-04-20
Künstler: Markus Linnenbrink, Markus Weggenmann, Beat Zoderer, Torben Giehler, Joachim Grommek, Terry Haggerty, Davis Rhodes
Thema: taubert contemporary freut sich mit der Ausstellung 3 +4 black/white eine Gruppenausstellung mit 3 Künstlern der Galerie und 4 eingeladenen Gastkünstlern zu eröffnen. Eine zum Konzept der Galerie konträr scheinende Ausstellung: 7 Künstler zeigen ihre Arbeiten unter dem Titel „black/white“. Alle 7 eint die Malerei als künstlerisches Ausdrucksmittel. Die Bildträger werden jedoch nicht, wie es für diese Künstler meist üblich ist, farbig gestaltet: unterschiedlichste Abstraktionen werden auf eine Schwarz-Weiß-Palette reduziert. Die bunten Farben weichen somit den „unbunten“ Schwarz, Weiß und Grau. Der Farbverlust ist jedoch keineswegs als eine Art „Verzicht“ zu verstehen. Vielmehr zeigt sich diese Palette als eine Ergänzung des jeweiligen Œuvres: Schwarz und Weiß werden hier nicht als „Nicht Farben“ behandelt, sondern als ebenbürtige. Somit werden sie nicht als Gegensätze oder Kontraste zueinander genutzt, sie zeigen sich vielmehr in ihrem Zusammenspiel als harmonische Farben. Schwarz, Weiß und alle Schattierungen von Grau stehen in diesen Arbeiten auch nicht als Ausdruck von hell und dunkel, Licht und Schatten, sondern sind tatsächlich Farbe an sich. Die 3 von taubert contemporary vertretenen Künstler Markus Linnenbrink, Markus Weggenmann und Beat Zoderer bezeichnen wir gemeinhin als „die Maler der Galerie“. Auch wenn alle 3 auf unterschiedlichsten Medien und mit den verschiedensten Materialien arbeiten, ist es doch ein sie verbindendes Grundverständnis, dass der Untergrund, ob Holz bei Linnenbrink, Aluminium bei Weggenmann oder Papier bei Zoderer wie eine Leinwand gehandhabt wird, auf der sich ihre Ideen entfalten. Torben Giehler zeichnen in der Regel futuristisch anmutende Landschaftsbilder aus. Auch die hier gezeigte Arbeit erinnert an Kubismus. Nicht nur die Farbwahl, sondern vor allem die „Zersplitterung“ der Elemente, die in grau, schwarz und weiß-Tönen gehaltenen Flächen ordnet er auch hier in Feldern über- und nebeneinander an. Im Gesamtbild entsteht so eine räumliche Tiefenwirkung. Joachim Grommek verwendet als Träger seiner Arbeiten vorwiegend Aluminium oder Sperrholz. Seine klare Formensprache, die präzise Ausführung der Formen, vor allem aber der charakteristische Farbauftrag - die Farbe erscheint fast wie Klebeband - ähnelt der Präzision der industriell-gefertigt wirkenden Arbeiten Markus Weggenmanns. Auch Terry Haggertys Arbeiten lassen Räumlichkeit entstehen. Die visuelle Wirkung wird verstärkt durch die Deformation des Bildträgers, die in Verdichtung mit dem Gemalten den Arbeiten einen skulpturalen Charakter verleiht. Es bleibt dem Betrachter überlassen zu entscheiden, ob das Gemalte dem Körper des Bildträgers folgt oder dieser dem malerischen Aufbau. Davis Rhodes Arbeit von 2008 ist eine skulpturale Ergänzung zu den vorab beschriebenen Wandarbeiten. Der Künstler hat auch hier ein für ihn typisches Material, Latex, verwendet und auf Schaumboard aufgezogen. Es wirkt als hätte sich eine Leinwand „verselbständigt“, indem sie sich von der Wand gelöst, etwas gekrümmt und dann im Raum aufgestellt hat. Auch er wählt eine klar geometrisch-abstrakte Formensprache, die sich zwischen Color-Field und Hard-Edge-Painting bewegt. Seine Arbeiten wirken oft auch wie Elemente eines „größeren Ganzen“, aus dem sie quasi herausgetrennt worden sind. taubert contemporary is pleased to open the group exhibition ‘3 + 4 black/white’, featuring 3 of our artists and 4 invited guest artists. The exhibition seems to go against the concept of the gallery: 7 artists show their work under the title ‘black/white’. All 7 are united in using painting as their means of artistic expression. However, the works are not, as is customary for these artists, made in colour. The diverse abstractions are limited to a black-and-white palette. Thus, the bright colours soften the ‘colourless’ black, white and grey. The loss of colour should by no means be interpreted as a kind of ‘sacrifice’. Rather, this palette turns out to complement each of the oeuvres: black and white are treated not as ‘non-colours’ but as equal colours. Consequently, they are not used as opposites or contrasts but interact in harmony. Black, white, and all shades of grey manifest themselves not as expressions of light and darkness but as colours in their own right. The 3 artists represented by Taubert Contemporary – Markus Linnenbrink, Markus Weggenmann and Beat Zoderer - are what we call ‘the painters of the gallery’. Although the 3 of them work with different media, the connecting understanding is that the base – whether it is wood for Linnenbrink, aluminum for Weggenmann or paper for Zoderer – is handled like a canvas on which to unfold their ideas. Torben Giehler usually draws seemingly futuristic landscapes. Also the work in this exhibition is reminiscent of cubism. Not only the choice of colours, but especially the ‘fragmentation’ of the elements, the surfaces held in grey, black and white, are arranged above and next to each other. The overall impression is one of spatial depth. Joachim Grommek uses mainly aluminum and plywood. His clear figurative expression and the precise rendering of the forms, but particularly the characteristic application of colours – the colour looks almost like duct tape – evokes the precision in the seemingly industrially produced works of Markus Weggenmanns. Also the works of Terry Haggerty give an impression of spatiality. The visual effect is enhanced through the deformation of the support, which grants the work through condensation with the image a sculptural character. It is up to the observer to decide on whether what is painted follows the support or the support itself determines the painted structure. The work of Davis Rhodes from 2008 is a sculptural supplement to the wall works described earlier. Here too the artist has used a material typical for him, latex, mounted on foam board. It seems as if a canvas has gained independence from the wall, slightly curved and then placed itself in the room. And Rhodes too has chosen a clear geometric-abstract style operating between Colour-Field and Hard-Edge-Painting. His works often seem like elements of a greater whole from which they have become separated.
Ort: taubert contemporary bis: 2013-03-02
Künstler: Dunja Evers
Thema: In der aktuellen Ausstellung stellt die Galerie taubert contemporary die neuen Landschaftsbilder der Künstlerin Dunja Evers vor. El Dorado – das irdische Paradies – das goldene Schlaraffenland. Schon der Titel der Ausstellung weist auf Dunja Evers imaginären Begriff der Landschaftsdarstellung hin. Die Künstlerin bezieht sich in Ihrem neuen Werkzyklus stark auf die traditionelle chinesische Landschaftsmalerei. Das chinesische Landschaftsbild ist nicht Darstellung sondern Neuschöpfung. Es geht nicht um die Reproduktion der Natur sondern vielmehr um den emotionalen Abdruck, welchen die Betrachtung der Natur hinterlässt. Dies gilt ebenso für Evers Bilder. Wie auch in Evers früheren kleinformatigen Landschaftsbildern handelt es sich bei dem „El Dorado-Zyklus“ um Hybride – Zwitter zwischen Film, Fotografie und Malerei. Stand jedoch vormals der fotografische Aspekt der Arbeiten im Vordergrund, wird dieser nun durch den malerischen abgelöst. Die großformatigen Inkjet Prints auf Aquarellpapier werden von Evers mit Tusche überarbeitet. Anders als in Ihren früheren Landschaften wird der Bildträger nicht mehr nur gleichmäßig mit Farbe überzogen. Jetzt nimmt die Künstlerin bewusst malerische Setzungen vor, sie greift nun mit dem Pinsel in das vorhandene Bildgeschehen ein und verwischt so die Grenze zwischen Fotografie und Malerei. Die Bilder erscheinen uns eher als Aquarelle denn als Fotografien. Auch zu Beginn des Prozesses der Bildentstehung verwischt Evers die Grenzen der Gattungen. Sie bearbeitet die aus Filmen generierten Motive am Computer, so dass nur noch Fragmente des ursprünglichen Bildes als Grundlage für das Erschaffen Ihrer Bildwelten dienen. Die bewusst gewählte Künstlichkeit der Farben ihrer Bilder unterstreicht den Aspekt der Neuschöpfung. Sie verstärkt den Eindruck, dass es nicht um die naturgetreue Darstellung von Landschaften geht, sondern, wie in der oben erwähnten chinesischen Malerei, um die Spiegelung des Natureindrucks. Zwei Ihrer Bilder aus dem neuen Werkkomplex lehnen sich besonders stark an die ostasiatische Bildtradition der Rollbilder an. Die Bilder mit dem Titel „El Dorado“ und „Shan Shui“ spielen nicht nur auf den geistigen Raum dieser Tradition an, sondern weisen auch in Format und Bildaufbau auf die waagerechte Rolle (japanisch Makimono, „gerollte Sache“) und senkrechte Rolle (japanisch Kakemono, „Sache die aufgehängt wird“) hin. Beide Bildformate zielen auf Bewegung und Wandel des Blickpunktes des Betrachters und weniger auf die Fixierung eines Bildzentrums. Evers schafft mit Ihren neuen Arbeiten eine eigene Bildwelt, die uns an schon vorhandene Bilder erinnert, sich aber durch Ihre Eigenheit von dem bereits Gesehenen absetzt und sich so einer eindeutigen Kategorisierung entzieht. Dunja Evers lebt und arbeitet in Düsseldorf und Berlin.
Ort: taubert contemporary bis: 2012-09-08
Künstler: Adrian Esparza
Thema: Mit der Ausstellung Transitions stellt ftc. die Arbeiten des amerikanisch-mexikanischen Künstlers Adrian Esparza vor. Die Werke wirken durch ihre Farbigkeit sehr dekorativ, basieren jedoch auf streng konzeptuellen Ideen, deren Ausgangspunkt die Auseinandersetzung mit Form, Transformation, Kultur und Geschichte ist. So stehen die handgefertigten Sarapes, ursprünglich traditionelle mexikanische Decken bzw. Umhänge, wie auch die Stoffe auf denen seine Zeichnungen entstehen für Esparzas kulturelle Wurzeln und gleichzeitig für die Geschichte des Landes seiner Kindheit. Man kann ihn auch als „bikulturellen“ und multilingualen Künstler bezeichnen, da er traditionelle mexikanische Handwerkskunst mit zeitgenössischen künstlerischen Fragestellungen und Auseinandersetzungen vereinbart und in eine künstlerische „Sprache“ übersetzt. Esparzas visuelle Sprache findet ihren Ausdruck sowohl in Gemälden, wie auch in Wandinstallationen, deren Grundlage der Sarape bildet, dessen farbenprächtiges Gewebe in seine Bestandteile zerlegt und an der Wand zu einer Bildinstallation zusammengefügt wird. Diese Transformation vom alltäglichen, handgefertigten Gegenstand in ein Kunstwerk ist auch im übertragenen Sinne zu sehen: Esparza transformiert Medien von einem in’s andere, sogenannte „niedere“ in „hohe“ Kunst und nicht zuletzt Orte und Landschaften. Der Ursprung der in der Galerie gezeigten Installationen sind Postkarten von Orten in Berlin – Orte, meist um die Wende des 19./20. Jahrhunderts, die sich bis heute im Stadtbild fortentwickelt haben oder gar verschwunden sind. Esparza formt aus dem Sarape ein abstraktes Bild dieser Orte nach und spannt es an die Wand der Galerie. So verweisen die bunten Fäden auf Farbgebung/Schattierung in der Abbildung selbst und grundlegende geometrische Formen in den Abbildungen tauchen so auch wieder in der Nachbildung auf. Die eigene Geschichte und kulturelle Verankerung in Form des Sarapes bildet den Ausgangspunkt für eine neue ästhetische Form: Das Alltags-Objekt, bekannt auch als „Mitbringsel“ von Mexiko-Reisenden, erhält einen ästhetischen und konzeptuellen Anspruch als Kunstwerk. Der Künstler selbst bezeichnet die Arbeiten auch als „translations of travel“: der gewebte Faden wird weitergesponnen, nicht nur zu einem neuen Objekt, sondern auch an einem anderen Ort zu einem abstrakten, geometrischen Muster. Adrian Esparza geboren 1970 in El Paso, Texas, USA. Er lebt und arbeitet, nach Studium am California Institute of the Arts bis 1998, wieder in El Paso.
Ort: taubert contemporary bis: 2012-06-16
Künstler: Richard Fauguet
Thema: Richard Fauguet - sans queue ni tête Mit einer Einzelausstellung des Künstlers Richard Fauget präsentiert ftc., Berlin einen neuen Künstler im Programm der Galerie. Fauguets Arbeiten zeichnen sich durch ihre große Vielfalt sowohl in der Materialfindung, vor allem aber durch ihre unterschiedlichsten Thematiken aus. Fauguet versteht es sich gegen Festschreibungen immer wieder auf’s Neue zu wehren und vor allem eben keine „Marke Fauguet“ zu schaffen. Weder die Pop Art, noch Duchamps Readymades, die großen französischen Meister oder auch die Konzeptkunst sind als Referenzen erschöpfend – Fauguet gelingt es immer wieder „ein Schnippchen zu schlagen“ und diesen Zuschreibungen eben nicht zu entsprechen. So ist die unkonventionelle Art des Aneignens und gleichzeitigen Brechens mit diesen Traditionen wohl am ehesten als Ausgangspunkt seiner Werkidee zu erkennen, immer durchdrungen von einem subtilen Humor. Die Ausstellung bei ftc. zeigt eben diese Vielfältigkeit seines Oeuvres: so werden auch hier verschiedene Techniken und Materialien gezeigt, die immer wieder in seiner künstlerischen Laufbahn auftauchen. Fauguet hat den Ausstellungsraum quasi „neu eingerichtet“ – seine installativen Eingriffe in den vorgegebenen Ausstellungsraum ziehen sich durch seine gesamte Laufbahn. Die Holzvertäfelungen sind mit irisierenden Austerschalen bestückt, die Keramik-Skulpturen sind beinahe clowneske Figuren, die Lampen sind aus mehreren einzelnen Lampenteilen zusammengesetzt - als Betrachter schwankt man zwischen Faszination und Unverständnis. So könnte man Fauguets Arbeiten beinahe eine „Schönheit durch Fehlerhaftigkeit“ zuschreiben, indem er aus herkömmlichen, oftmals hässlichen Gegenständen merkwürdig anziehende Objekte fertigt. Eine weitere Referenz, die immer wieder auftaucht ist die Bezugnahme auf Künstler-Kollegen bzw. kunsthistorische Vorbilder. Bei ftc. ist die Silhouette der berühmten Performance des Künstlerpaares Gilbert & George aus einer einfachen Klebefolie gefertigt. Sie stellt sicherlich eine echte Verbeugung vor diesem Künstlerpaar dar, gleichzeitig aber thematisiert sie die Idee der Marke und eben auch die Infragestellung derselben. Die Vermeidung eines bestimmten Stils wird nichtzuletzt auch im Titel der Ausstellung deutlich: die Übersetzung bedeutet in etwa „(hat) weder Hand noch Fuß“. Die Ironie und die Widersprüchlichkeit dieses Ausdrucks in Bezug auf seine Arbeiten ist – im Angesicht der Ausstellung bei ftc. - mehr als offensichtlich. Richard Fauguet, geboren 1963 in Châtre, Frankreich stellt seit Ende der 80er Jahre regelmäßig vor allem in Frankreich aus. Zuletzt gewann er 2010 den Prix Champagne Henriot.