Ort: white8 GALLERY bis: 2014-07-05
Künstler: Miye Lee
Thema: MIYE LEE - CRYSTAL DAYS Das neu angebrochene Zeitalter bedeutet auch in der Malerei eine Öffnung und Befreiung von alten Mustern. Die aktuellen Werke der 1970 in Südkorea geborenen Malerin, Miye Lee, verweisen konsequent auf eine Grundhaltung, die positive Energie und eine mögliche Definition von Glück integriert. Diese Haltung ist in der von Vorgaben und Markttrends bestimmten Kunstwelt selten oder wird oftmals fälschlicherweise als oberflächlich interpretiert. Im Gegenzug dazu entsprechen die abstrakten Werke Miye Lees genau den essentiellen Bedürfnissen unserer Zeit nach Leichtigkeit und Schönheit. Sie sind in ihrer Individualität, Offenheit und Unvoreingenommenheit als zeitgemäß und zeitlos zu betrachten. Miye Lees Malerei ist stark von der Natur inspiriert, eine strahlende Bildwelt, die emotionale Aspekte, ästhetische Anziehungskraft, Kraft und zarte Poesie in sich trägt. Die Arbeiten unterliegen keinem Schema. Sie sind Ausdruck einer inneren, emotionalen Freiheit, die sich fließend entwickelt und durch minimale Eingriffe oder Korrekturen intellektuelle Form annimmt. Miye Lees abstrakte, gestische Malerei scheint nur auf den ersten Blick schnell und einfach zu bewältigen. Sie ist mit großen künstlerischen Herausforderungen verbunden und benötigt langjährige Erfahrung mit malerischen Mitteln, Farbeinsatz und -wirkung, mit dem Duktus, den Techniken der Überlagerung und Schichtung des Farbauftrags. Hier werden Akzente gesetzt, dort wird etwas spontan hinzugefügt, weggelassen oder wieder verschleiert, übermalt. Es entsteht ein poetischer malerischer Klang und Rhythmus auf einem offenen Feld der Interpretation, einmal sparsam, einmal dichter gesetzt. Waren auf älteren Arbeiten auf Papier und Leinwand Köpfe, Kreisformen, oft in Kombination mit dynamischen Farbspritzern zu sehen, so haben die neuen Bilder aus der früheren Dichte und Ballung zu neuer Klarheit gefunden. Sensible Malerei mit energetischen Fragmenten durchsetzt wie ein Streifzug an kristallklaren Tagen durch die Natur, eine Reise in das Innere, eine Aufforderung, sich auf fast meditative Weise von mentalem Ballast und aus Verstrickungen zu lösen - eine Öffnung durch Kunst und für die Kunst. Miye Lees Kunst ist einfach, doch stets raffiniert, spielerisch-experimentell, doch bedächtig - eine Spurensetzung zwischen Spannung und Harmonie. Sie inspiriert auf sehr lebendige Weise dazu, Freiräume wiederzuentdecken. Barbara Baum
Ort: white8 GALLERY bis: 2014-05-31
Künstler: Markus Guschelbauer
Thema: Zur Ausstellung „Enclosed Islands“in der white8 GALLERY Die Bäume, der Wald Die Redewendung ist bekannt: „Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.“ Ausnahmsweise ist sie nicht von Goethe, Urheber sind unbekannt. Aber immerhin hat ein Weimarer Klassiker mit der Popularisierung des Diktums zu tun: Christoph Martin Wieland. „Es ist als ob die närrischen Menschen den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen könnten; sie suchen was ihnen vor der Nase liegt, und was sie bloß deswegen nicht finden, weil sie sich in einer Art von Schneckenlinie immer weiter davon entfernen“, liest man in seinem Briefroman „Aristipp“. Nicht die einzige Verwendung der Metapher in Wielands Werk. Was das Sprachbild bedeutet liegt auf der Hand: die Nichtwahrnehmung des Wesentlichen. Offen bleibt aber, ob dieses Wesentliche das Detail ist oder das Ganze. Womit wir bei der Kunst von Markus Guschelbauer sind, die nicht nur, aber unübersehbar von diesem unauflösbaren Verhältnis des Details zum Ganzen und umgekehrt handelt. „Enclosed Islands“ nennt Guschelbauer seine aktuelle Präsentation, die hoch komprimiert die erwähnten komplexen Beziehungen in den Brennpunkt rückt. Der Titel lässt an das Projekt „Surrounded Islands“ denken, das Christo und Jeanne-Claude Anfang der 1980er-Jahre in Florida realisierten. Die beiden schlossen damals elf Miniinseln in der Biscayne Bay mit pinkem Polypropylen ein, machten die Inseln so mehr oder weniger erst sichtbar und verwiesen auf ihren Kontext – die Inseln waren künstlich aufgeschüttet und vor allem als Müllhalden verwendet worden. Die Teile und das Ganze hatten plötzlich wieder etwas miteinander zu tun. Die Realität einer Überflussgesellschaft wurde als ästhetisches Erlebnis wahrnehmbar gemacht. Guschelbauers „Enclosed Islands“ bewegen sich ebenfalls, wie viele seiner bisherigen Arbeiten, im Spannungsfeld von, etwas pathetisch ausgedrückt, Wahrheit und Schönheit. Beides sind, wie man weiß, äußerst schwer zu definierende Begriffe, heikle Begriffe, auch deshalb, weil sie leicht verbogen und missbraucht werden können. Aber, wie Kunst immer wieder zeigt, ist es kein unversöhnliches Begriffspaar. Kunstwerke, die schön sind, können wahr sein. Ästhetik schließt Kritik nicht aus. Auch attraktive Oberflächen können rau sein. Mit den Bildern dieser Ausstellung, „stillen“ und leicht bewegten, führt der Künstler in eine Wirklichkeit, in denen das Absolute der Definitionen „natürlich“ und „künstlich“ in Frage und zur Diskussion gestellt wird. Wie „natürlich“ ist eine Fichtenmonokultur? Wie natürlich ist ein gepflanztes, fachkundig geschnittenes Pfirsichbäumchen? Wie wahr ist die Behauptung, dass Schönheit natürlich „natürlich“ sein muss? Die Raffinesse von Guschelbauers Strategie liegt darin, dass er zeigt, wie wenig zielführend es ist, eine scheinbare Dichotomie – was leicht wäre – vordergründig zu bebildern. Die Stirn zu runzeln, den Zeigefinger zu heben. Vielmehr nutzt er das komplementäre Wesen des vermeintlich Gegensätzlichen und kommt dadurch zu Ergebnissen, bei welchen, um einen Begriff aus der Mengenlehre zu verwenden, die Schnittmenge von Natur und Kunst beachtlich ist. Die Teile sind nicht ohne das Ganze zu haben, das Ganze erhält seinen Sinn erst durch seine Teile. Man könnte also in Umkehrung der eingangs zitierten Weisheit sagen, Markus Guschelbauers Interventionen verhindern, dass man den Baum vor lauter Wald nicht sehen kann. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Struktur von Rinden, die elegante Form von Blättern, die nuancierten Farben, mit welchen Natur (auch noch in ihrer künstlichsten Form) arbeitet. Sie lenken den Blick aber auch auf die Textur von Plastikbahnen, von Kunststofffolien. Ohne diesen ihrerseits die Fähigkeit zu subtilen Nuancierungen, ihr ästhetisches Potenzial abzusprechen. Guschelbauers Programm ist differenziert. Auch wenn Arbeiten „Plastice Nature“ heißen, enthält er sich billigen „Natur gut – Plastik böse“-Parolen. Das Plastik, das er hier einsetzt, schafft zunächst einmal Räume, in welchen Natur isoliert wird. Man kann das natürlich als Angriff des Einen auf das Andere lesen. Man könnte es aber auch als Schutzraum sehen, in dem scheinbar Banalem, in diesem Fall den Stämmen von Fichten, ein großer Auftritt ermöglicht wird. Tatsächlich kann man sagen: Markus Guschelbauer öffnet, gerade indem er „Enclosed Islands“ schafft, Räume begrenzt, im konkreten Fall sogar auf einen einzigen Raum sich beschränkt, beschränken muss, Interpretationsspielräume von großer Offenheit. Man sollte sie nutzen. Die Form der Bewegung in diesen Räumen bleibt jedem selbst überlassen. Die Schneckenlinie, die Wieland, wie wir hörten, mit der Entfernung vom Wesentlichen in Verbindung bringt, scheint mir nicht die schlechteste Route der Annäherung zu sein. Im Gegenteil: Sie ist jedenfalls länger als die Direttissima und bietet größere Möglichkeiten der intensiven Auseinandersetzung mit Wald und Bäumen. Mit den Details und dem Ganzen. Der Auseinandersetzung mit einer Kunst, die beweist, dass eingeschlossene Inseln das Gegenteil von „gated communities“ sind. Walter Titz
Ort: white8 GALLERY bis: 2014-03-22
Künstler: Gisela Erlacher
Thema: Gisela Erlacher assemble „Es tritt bei derlei Mauern und Gemisch das Ähnliche ein wie beim Klang der Glocken: da wirst du in den Schlägen jeden Namen und jedes Wort wiederfinden können, die du dir einbildest“, schrieb Leonardo da Vinci in seinem Traktat über die Malerei. Ähnlich, wenngleich mit etwas geringerem Assoziationsspektrum, verhält es sich beim Betrachten von Bildern aus Gisela Erlachers Fotoserie assemble: denken wir angesichts ihres rätselhaften „Seestücks“ aus Shanghai nicht unwillkürlich an ein großdimensioniertes Land Art-Projekt im Stile Walter De Marias oder bei ihrem Schauraum im Chongqinger Stadtbezirk Yuzhong an Fotozyklen wie Taryn Simons Index of the Hidden and Unfamiliar, Gregor Sailers Closed Cities oder Ernst Logars Non Public Spaces? Auch an Christos und Jeanne-Claudes Verpackungs- und Gebäude-Verhüllungskunst darf gedacht werden, wenn wir zum Beispiel Gisela Erlachers aus unserer Sicht seltsam eingerüstete Hochhäuser aus Shenzhen betrachten. Verglichen mit Leonardos „Mauern und Gemisch“ sind die Sujets der Fotografin indes weitaus konkreter, bilden sie doch topografisch klar festzumachende „Environments“ ab und nicht nur Details ihrer Oberflächen oder Struktur. Auch beruhen die Funde dieser Environments auf dem nach Situationen suchenden Blick der Künstlerin, welche mit bewusst gesetzten künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum oder auch mit musealen Installationen und Assemblagen eine äußerlich-visuelle Verwandtschaft haben. Auf ihrer jüngsten Fotoreise durch China hat Gisela Erlacher, die beruflich aus der Architekturfotografie kommt und „in den letzten Jahren schwungvoll die Kurve vom Gebrauchsbild zur künstlerischen Fotografie genommen hat“ (Wolfgang Koch), ebensolche Situationen gefunden und sie so „eingefangen“, dass sie mit Kunst assoziiert werden können. Letztlich ist unbedingt der künstlerisch geschulte Blick der Fotografin verantwortlich für das, was sie sowohl „findet“ auf ihrer Suche als auch dafür, worauf sie genau den Fokus der Kamera richtet: „Es sind Zwischenzustände, in denen gebaut,aufgeräumt, repariert und improvisiert wird“, sagt die Künstlerin, und: „der Bildausschnitt unterbricht funktionelle Zusammenhänge – so entsteht Platz für das Absurde“. Der Ausschnitt, die Beschneidung an der richtigen Stelle macht dabei nicht nur das Sujet zum Potenzial von Kunst, sondern desgleichen das fotografische Bild zum Kunstwerk. „Nichts in der Kunst darf einem Zufall gleichen, nicht einmal die Bewegung“, sagte schon der Maler und Bildhauer Edgar Degas. Und in diesem Sinne sind die Assoziationen zur Kunst in Gisela Erlachers assembles alles andere als rein zufällig. - Lucas Gehrmann
Ort: white8 GALLERY bis: 2014-12-31
Künstler: Chuck Close, Graham Kuo, Katy Stone
Thema: white8 SHOWROOMS presents works by accomplished international artists Chuck Close, Graham Kuo and Katy Stone until December 2014.
Ort: white8 GALLERY bis: 2014-01-11
Künstler: Margit Nobis
Thema: Margit Nobis ORIENTALISMANIA Imagerie Arabesque Bereits als Wortspiel „ornamental“ angelegt – ein potenzieller Ismus, gekoppelt mit dem Orient, als Talisman getarnt und ausgewiesen als Manie oder östliches (Ei)Land …, gibt eng verschlungene Rätsel auf –, zieht sich die Orientalismania von Margit Nobis wie ein arabischer Teppich über die Schaufenster der Galerie white8 bis hinein in den Ausstellungsraum und verwandelt dessen üblicherweise minimalistisches White-cube-Ambiente in das eines Palastkabinetts aus Tausendundeiner Nacht. Hier nämlich werden Bilder gezeigt, welche die in das außen befindliche Ornament integrierten Embleme wieder aufnehmen bzw. deren inhaltliche Grundlage beleuchten. „Insofern kann man das Konzept der Ausstellung als ‚Erzählung der Scheherazade‘ begreifen: 1001 Bilder ziehen den Betrachter in den ‚Bann des Orient(alismu)s‘“, sagt Margit Nobis. Als „Orientalismus“ wird in der Kunst- und Kulturgeschichte jener verklärende eurozentrische Blick des 18. und 19. Jahrhunderts auf die – exotisch-sinnlich dargestellte – islamische Welt bezeichnet, der z.B. in der Malerei der „Orientalisten“ wie Eugène Delacroix, A. D. Ingres oder Gustav Bauernfeind seinen Höhepunkt fand. Wie indes ist der heutige westliche Blick auf den „Orient“ konnotiert? Die nach „9/11“ von George W. Bush & Co. quer durch Asien gezogene „Achse des Bösen“ hat das alte romantisierende Klischee vom Orient in ein neues, von Emblemen des Terrors und der Angst gepflastertes (Medien-)Bild verwandelt. Und länger schon ist Aladins Wunderlampe in den Besitz mächtiger Ölscheichs gelangt, die mit ihrer Hilfe die Barrel-Preise in schwindelnde Höhen treiben … Margit Nobis spricht diesen „Turn“ unseres Orient-Bildes in ihren arabesken Bild-Erzählungen nicht explizit an, sehr wohl aber behandelt sie konzeptuell die Frage nach dem Verhältnis von „Dichtung und Wahrheit“ bildsprachlicher Formulierungen. So wie schon in einigen ihrer früheren, größere Wandpartien rapportartig überziehenden Arbeiten, kombiniert sie auch hier (Wand-)Ornamente mit diese überlagernden Bildern, was eine von der Künstlerin wie folgt beschriebene Ambivalenz entstehen lässt: „In der Verbindung mit einem großflächigen, auf Motivwiederholung angelegten Sujet, kann das beigeordnete Bild einen noch intimeren Raum erzeugen, setzt es doch das ‚Ganze‘, das unendliche Ornament, inwendig fort. Selbst der Bilderrahmen begrenzt nur das Medium, nicht aber den Rapport. Indem das Bild das darstellt, was sein gegenwärtiger Hintergrund ist, ist es eigenwillig ‚hyper-real‘ und überpräsent – und gleichzeitig nur Tarnung: ein selbstbezogenes Trompe-l‘oeil, das neben dem zaubrisch-illusionistischen Aspekt auch immer wieder auf visuell amüsante Weise die Frage nach einer Kausalkette von ‚Schein und Sein‘ anregt.“ Die „arabeske Imagerie“, die uns Margit Nobis in ihren Arbeiten darbietet, vermag darüber hinaus auch der landläufigen Verwechslung von Ornament und Dekor anschaulich vorzubeugen. In seiner Grundbedeutung im Altgriechischen nämlich bedeutet Ornament so viel wie „Ordnung, Gefüge der Welt; außerdem im erweiterten Sinn auch die Ausstattung der Welt mit Lebewesen.“ (Günter Irmscher) Und dem sich ins Bild- bzw. Zeichensprachliche niedergeschlagenen Ornament kam in der Antike überdies eine ausgezeichnete Stellung zu, „weil das Ornament aus dem Nutzzusammenhang der Lebenserhaltung herausgelöst ist, gleichwohl aber den Lebensabläufen – sie unterbrechend – spielerisch folgt. Seine Nähe und Distanz zum Leben eröffnet einen eigenen ästhetischen Spielraum, der nicht der Selbsterhaltung durch Handlung, sondern dem Selbstgefühl einen Ort gibt. Die erkennende Selbstbegegnung im genussvollen Anschauen …“ (Günter Oesterle) Während Letzteres vom Publikum der Galerie white8 vollzogen werden wird, fertigt der Fotograf Paul Schneggenburger an einem Novembertag während der Vienna Art Week innerhalb und außerhalb der Galerie jeweils ein „Publikumsfoto“. Die Belichtungszeit dieser Aufnahmen ist so lange wie die Dauer des Publikumsbesuches – also bis zu einigen Stunden. Schemenhaft nurmehr erscheinen die Besucher auf den dann belichteten Bildern, die im Anschluss an Margit Nobis’ Orientalismania im wieder weißen Cube des Galerierums zu sehen sein werden – und ihre eigene Geschichte erzählen über das Verhältnis von Statik und Bewegung, über die Veränderung auch von inneren Bildern, wenn neue und andere Bilder es zu überlagern beginnen … Lucas Gehrmann
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-12-31
Künstler: Seontae Hwang
Thema: white8 SHOWROOMS currently presents works by Korean artist Seontae Hwang.
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-10-31
Künstler: Fabio Zolly
Thema: Fabio Zolly – Rivista Der Titel der Werkschau von Fabio Zolly – Rivista (ital. für Zeitschrift, übersetzbar auch mit Rückschau) – spielt mit der Spannung zwischen einer Retrospektive auf ein abgeschlossenes OEuvre und einer Anspielung auf das schnelllebige Medium der Zeitschrift. Zu fragen ist dabei, ob diese Spannung von Dauer und Flüchtigkeit nicht auch einen Wesenszug von Zollys Werk ausmacht. An dessen Anfängen steht ein Blick in den Himmel: Zolly malt auf Reisen flüchtige Wolkenformationen (in der Flüchtigkeit vergleichbar mit seinen Videoaufnahmen von Flugzeugschatten). Dem gegenüber findet sich ein radikaler Perspektivwechsel von oben nach unten: der Künstler fertigt in Städten Frottagen von Kanaldeckeln an – eine Art Anti-Vedute. Die Technik der Frottage dient dabei nicht der Anregung von Imagination, sondern besitzt dokumentarischen Charakter. Gleichwohl bleibt der soziale Raum zwischen Himmel und Straße, die Stadt und ihre BewohnerInnen selber, noch ausgespart. Eine Auseinandersetzung mit diesem urbanen Soziotop findet sich in Videoaufnahmen von Menschen auf einer U-Bahn-Rolltreppe, die augenscheinlich im Kreis fahren, oder auf Röntgenbildern von Reisekoffern. Die Kanaldeckelabriebe lösen sich von ihren vormaligen Bildträgern und werden auf Arbeiterjacken aufgedruckt – dies wirft ein Licht auf den performativen Charakter von Zollys Arbeiten voraus, die um Fragen der Identität und Autorschaft kreisen. Eine prägnante Formulierung dieser Frage stellt der Schriftzug bzw. das Zeichen Copyright (das den runden Kanaldeckeln ähnelt) dar, den/das der Künstler seit 1998 in Verbindung mit seinem Namen verwendet. Zolly erhebt damit urheberrechtlichen Anspruch auf alles, was mit diesem Schriftzug/Zeichen markiert wird – eine Form der Aneignungskunst. Je nach Kontext der Platzierung gewinnt diese Markierung eine andere Semantik: sie findet sich zwischen Straßenmüll, auf Gewand (wie T-Shirts und Signalwesten), aber auch wie ein Tattoo auf Menschenhaut. Mit dem Zusatz „DO NOT CROSS“ ist sie auf Absperrbändern im öffentlichen Raum zu lesen, schließlich tritt sie in Zollys Serie der Mugshots (was soviel wie Verbrecher- oder Polizeifoto heißt) in Gestalt eines anonymisierenden Augenbalkens auf. Interessant ist dabei ein paradoxes Moment, in dem Zollys Künstlerpersönlichkeit ebenso aufgeladen wie konterkariert und hinterfragt wird. Die Flüchtigkeit des Copyright-Stempels, seine Spannung zu anonymisierten Individuen sowie die Willkür und einschränkende Wirkung seines Auftretens stellen die künstlerische Autorschaft eher in Frage, als sie sie festigen. Auf die Spitze getrieben wird dieses Moment in neueren Reisefotos von Zolly, auf denen er sich mit einem Copyright-Schild, das zusätzlich seine bloße Anwesenheit zur Kunst erklärt, das eigene Gesicht verdeckt. - Gabriel Hubmann * Gabriel Hubmann hat in Wien Kunstgeschichte und Philosophie studiert und ist zurzeit als freier Autor tätig. Er hat mehrere Aufsätze zu moderner und zeitgenössischer Kunst publiziert und ist Träger des Ernst-Gombrich- Nachwuchspreises 2012.
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-08-31
Künstler: Georg Eger, Dragan Zdravkovic
Thema: S u m m e r P r e s e n t a t i o n in the white8 During the summer months, a new installation by Austrian artist Georg Eger exploring issues of fractured identity as well as Korean artist Miye Lee's new acrylic self portrait will be on display. The white8 SHOWROOMS/Villach present acclaimed Serbian artist Dragan Zdravkovic with his successful show "Neon Lights". opening July 11, 2013 duration Aug 31, 2013
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-07-06
Künstler: Georg Eger, Seontae Hwang, Miye Lee, Catarina Lira Pereira, Elizabeth Peyton, Bartosz Sikorski, Fabio Zolly
Thema: Portraits – On the Road to… Das Porträt ist eine geschichtlich höchst aufgeladene Gattung – im Rahmen der Ausstellung ist der Begriff aber weniger im engeren Sinn einer mimetischen Darstellung individueller Personen zu verstehen, die das Gesicht fokussiert. Vielmehr geht es um eine Hervorhebung individueller Erlebnisse und Situationen der sieben KünstlerInnen, die aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen und viel auf Reisen sind. Das Ziel ist dabei bewusst offen gelassen (On the Road to…). Georg Eger zeigt sich in neueren Arbeiten selbst aus ungewöhnlichen Perspektiven: In strichlierten Zeichnungen (etwa in einer Aufsicht auf einer Wendeltreppe) oder als Umriss mit Acryl auf eine Müllsackfolie gemalt – ein zeitgenössisches städtisches Vanitas-Motiv. Wiederkehrende Sujets der Werke von Seontae Hwang sind scharf konturierte menschenverlassene Innenräume oder unscharfe Szenerien, in denen der Mensch stark zurückgenommen wird. Eine Annäherung des Belebten und Unbelebten ist die Folge. Miye Lee hat anlässlich der Ausstellung erstmals ein Selbstporträt hergestellt. In ihren zeichnerisch-präzisen Kinderporträts sind die Farben und Gestaltungselemente stark reduziert – oftmals schwebt nur der isolierte Kopf im sonst unbestimmten Bildraum. Catarina Lira Pereira stellt in ihren Acrylbildern Momente ihres Lebens dar, mit denen sie eine besondere emotionale Bindung unterhält. Die Darstellungen werden allerdings von länglichen Elementen überlagert oder richtiggehend zerfurcht, was eine Reflexion über das Verblassen von Erinnerung anregen kann. Die Künstlerin Elizabeth Peyton ist bekannt für ihre kleinformatigen Porträts in verschiedenen Techniken. In ihnen zeigt sie entweder nahe Bekannte oder berühmte Persönlichkeiten, wobei oftmals stilisierte Bilder aus Glamour- und Hochglanzmagazinen als Vorlagen dienen. Bartosz Sikorskis Selbstporträts haben ihren Ursprung in Hotelzimmern – immer wenn der Künstler auf Reisen ist, benutzt er das in diesen Zimmern bereitliegende Hotelpapier, um schnell ein Porträt von sich zu zeichnen. Ausgestellt sind aber nicht die Originale, sondern vergrößerte und nachgezeichnete Versionen, in denen Sikorski zum Selbstfälscher wird. Fabio Zolly präsentiert sich selbst auf Reisefotos mit einem Copyright-Schild vor seinem Gesicht, auf dem er zusätzlich seine bloße Anwesenheit zur Kunst erklärt – eine paradoxe Situation: Zolly lädt sich als urhebende Künstlerpersönlichkeit auf und anonymisiert sich gleichzeitig, indem er mit dem Schild sein Gesicht verdeckt. - Gabriel Hubmann *Gabriel Hubmann hat in Wien Kunstgeschichte und Philosophie studiert und ist zur Zeit als freier Autor tätig. Er hat mehrere Aufsätze zu moderner und zeitgenössischer Kunst publiziert und ist Träger des Ernst-Gombrich-Nachwuchspreises 2012.
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-05-25
Künstler: Dragan Zdravkovic
Thema: Dragan Zdravković: Hibernation Mode Ein in den Ruhezustand („hibernation mode“) versetzter Rechner ist von der Energiezufuhr vollständig abgetrennt. Erst beim Einschalten des Rechners wird das zuvor auf der Festplatte gespeicherte Abbild des Arbeitsspeichers wieder in diesen geladen, sodass an gleicher Stelle weitergearbeitet werden kann. Der 1969 in Belgrad geborene Maler, Performance-Künstler, Bühnenbildner und Akademie-Professor Dragan Zdravkovic sieht sich selbst seit einiger Zeit in einen Zustand dieser Art versetzt: mehrere Jahre nach der Demokratisierung Serbiens (2000) wurde ihm klar, dass sich das Tempo und die Intensität der damals erwarteten (politisch-sozialen …) Änderungen „auf nahezu Null“ reduziert haben. Und während er bis dahin wertvolle Lebensjahre in aussichtslose Ideen und Wünsche investiert habe, sei ihm zugleich der viel wesentlichere Blick auf die eigene innere Welt abhanden gekommen. Seither versucht Zdravković Orte und Situationen zu „portraitieren“, die abseits aller hyperenergetischen Ströme und Tempi liegen – „places of melodic silence and eternal play“. Die Bestandteile seiner „Portraits“ findet er dabei durchwegs in seinem nahen Umfeld, in den Massenmedien ebenso wie in der Welt der Werbung – Dinge, die ihm wichtig sind, weil sie den Gemeinplatz der Wahrnehmung repräsentieren. Mittels geringfügiger Veränderungen und ungewohnter Zusammenstellungen nimmt er diesen Dingen ihre ursprünglichen Bedeutungen und Funktionen, transformiert sie in „non-objects”, um sie „essentially space and time of the mental picture, spiritual and innermost self“ werden zu lassen. Zdravković bedient sich neben einer der Montage verwandten Technik letztlich der (fotorealistischen) Malerei, um seine „Portraits“ auszuformulieren. „Selbst wenn alle seine Gegenstände der ikonischen Sprache der Massenmedien angehören, die Zdravković auf die Leinwand zwingt, wobei er sich dem Stil der jüngsten Generation der Leipziger Schule annähert, ist ihm bewusst, dass auch das sterilste und schematischste fotografische Vorbild auf der Oberfläche einer Leinwand zu atmen beginnt.“ (Lj. Gligorijevic) Die Galerie white8 hat auf der Art.Fair in Köln im November 2012, zwischen 2006 und 2012 entstandene Arbeiten (Öl und Acryl/Leinwand) von Dragan Zdravković gezeigt und bringt im März 13 die erste Solo-Schau dieses international anerkannten Künstlers nach Wien. - Lucas Gehrmann ::: Lj.Gligorijevic: About Dragan Zdravcovic In his first paintings of the new cycle Zdravkovic provided an answer, without the implied fear of technical requirements, to the possibilities of using the photograph of an object and collage freedom imported from the advertising practice according to pop art practice. He was taking over the objects from mass media, but, eventually altered them towards the identity annihilation, thus making these objects unknown in popular culture, although he never abolished their existence in this culture: he converted them into objects pertaining to near future. It is sufficient for him to embrace the glass of water, agitated by a pill, and a hair dryer, located above the glass, and then to stretch it out into the shape of a new object, and then to transfer all his technical perfection into the pill, glass, water…thus moving all these elements and the whole scene into the world of cold fantasy. It may be asserted, taking into consideration a series of previous paintings, that weak-will of water, represented technical perfection, radiance of objects have all served for achieving the dream of surpassing the collage procedure, dream of creating the fluid language. This may be accompanied by the previous attempt to avoid the already provoked discontinuity of space of totality by means of different calibres of masked decorative patterns. In this way, conditions have been made for the objects in later paintings to be at arm`s length, but they also participate in space “leakage”… also it is possible to exist on the border between the interior and still nature, that is landscape and interior. Although he approaches portraying the world as the object of “metaphysical” De Chirico-esque provenance, Zdravkovic does not permit the impenetrability of the borders of that world, but he also does not leave them fully open in the manner of pop art. Namely, he selects, with an emphasis, the motives whose painting interpretation will overcome the stopping of time characteristic of the De Chiricoesque painting. And, no matter how much the object takes over from the advertising lexis he develops them into space, taking into account their origin, changes them, and transforms them into anonymous perfections not requiring an enigma, or establishing an enigma of the first step with them… - Lj. Gligorijevic is a professor at the University of Arts in Belgrade.
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-03-09
Künstler: Bartosz Sikorski
Thema: CONTROL FLIGHT Fortunate Coincidence or Control in Contemporary Art Bartosz Sikorski bemüht sich um den Aufbau in seinem bildnerischen Schaffen, indem er mit Installationen, Bildern auf Leinwand und Videowork das Thema Kontrolle dem Zufälligen in der Kunst gegenüberstellt. Die Objekte aus Holz, im Verbund oder einzeln, werden mit Akryl und Ölfarbe bemalt, die Kanten bewußt roh belassen. Die einzelnen Elemente erinnern an Tiere oder Flugzeuge, sie berühren oder überlappen sich, wobei sich die Farben durch ihre Transparenz neu mischen. Daneben existieren auch rein abstrakte Formen, die ebenso wie die Wandelemente als Requisiten für das Video "Control Flight" fungieren. Sie tauchen auf und bewegen sich wie Flugkörper über reale Szenen, scheinbar ungeordnet .Sie wandern als Parabel für den "Lebensbaum" in der Heiligen Schrift, der Tora, über den Bildschirm. Die begleitende Komposition für Kontrabass, Pianino und Schlagzeug ist digital bearbeitet, und soll als Musikvideo das bildnerische Werk gleichwertig ergänzen. Dabei zeigen sich die musikalischen Wurzeln, von denen der Künstler geprägt ist. Es entsteht eine Interaktion zwischen dem Film, den Objekten und dem Betrachter, der sich dazwischen bewegt. Die unbehandelten Ränder der Objekte mit den Farbspuren weisen in ihrer Bedeutungsvielfalt auf die Denkungsart des Künstlers hin, für den das Leben ein Spiel ist, ohne feste Konturen. - white8 GALLERY
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-12-29
Künstler: Travagli, Patrizio
Thema: Der Florentiner Licht- und Medienkünstler Patrizio Travagli (*1972) geht den Dingen und Erscheinungen, die wir landläufig als wahrhaftig, objektiv und selbstverständlich erachten, auf die Spur. Ausgestattet mit philosophischem und naturwissenschaftlichem Rüstzeug unternimmt er seine künstlerischen „Gedankenexperimente“, wie er seine konzeptuellen und zugleich sinnlich wahrnehmbaren Projekte bezeichnet. Indem er etwa, wie in der Videoarbeit „Doppelgänger“ (1. Fassung 2007) seine hoch perfektionierte Kamera an unspektakuläre Alltagsgegenstände wie kochende Spaghetti, ein läutendes Mobiltelefon oder ein bekritzeltes Blatt Papier bis zu 500facher Vergrößerung heranzoomen lässt, sodass jede visuelle (und akustische) Identifizierbarkeit der Objekte unmöglich wird. Stattdessen nehmen wir farblich und formal abstrakte Sensationen wahr, neue, sonst ungesehene Bilder von „Wirklichkeit“. Grenzen, Ränder und sonstige markante Elemente verschwimmen, lösen sich auf, geraten in Bewegung, lassen Raum und Zeit koordinatenfrei fluktuieren. Dahinter steckt eine Philosophie, die der Frage nach dem Verhältnis zwischen so genannter Objektivität und Subjektivität nachgeht – was wahr und was falsch ist, was subjektiv oder objektiv gegeben, was Wirklichkeit und was deren Konstruktion ist. Sind die Dinge „tatsächlich“ so, wie wir sie wahrnehmen, oder ist deren Erscheinungsform – ihr Sein – nicht vielmehr abhängig von der Position bzw. Perspektive ihrer Betrachter und ihrer Interpretationen? Laut (Heisenbergs) Unschärferelation verhalten sich bewegte (mikrophysikalische) Elemente bei ihrer Beobachtung von außen anders, als sie berechnet wurden. Womit gesagt werden könnte, dass alle „Wirklichkeit“ nicht mehr ist als ein momentanes Resultat von Relationen der Dinge untereinander – ein temporäres Erscheinungsbild, das sich permanent wandelt, und für dessen Sein es weder Anfang noch Ende gibt, sondern ständige Permutation. „Travagli nimmt Fragestellungen auf, die die Philosophie ebenso beschäftigen wie die Physik. Aber er illustriert diese Fragestellungen nicht, sondern formt sie um, lässt sie zu Bildern werden, zu Bildspielen, zu eindrücklichen Erfahrungen. Eine von diesen Erfahrungen ist die des Sokrates: ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß.‘ Beim alten Sokrates war das der Beginn der Erkenntnis. Eva meinte, dafür einen Apfel essen zu müssen. Travagli bietet uns andere Möglichkeiten.“ (www.madonnafust.ch) - Lucas Gehrmann
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-10-27
Künstler: Georg Eger
Thema: Die Identität des modernen Menschen im urbanen Lebensraum beschäftigt den in Wien lebenden Künstler Georg Eger. Die white8 GALLERY zeigt in der diesjährigen Ausstellung des Künstlers seine neuen Werke, in denen er die bei der letzten Schau in der Galerie (ANONYMUS IDENTITY Part I, 15. Sept. – 20. Nov. 2011) aufgegriffenen Gedanken weiterentwickelt. Bei Georg Eger ist der Mensch eine Gestalt ohne Körper und Volumen. Er ist wie ein Schatten oder eine Silhouette, in denen der Mensch zugleich anwesend und abwesend ist. Schwarze Lücken in anthropomorpher Form durchreißen die mehrfarbige Umgebung der Stadtarchitektur auf den Gemälden des Künstlers. Trotz der fotorealistischen Darstellungsweise entzieht Georg Eger jedoch der Stadt genauso wie dem Menschen ihre Identität. Er verzerrt Gebäude, krümmt sie wie in einem konvexen Spiegel oder kombiniert Architekturelemente moderner und alter Stadt auf eine provokative Weise. Damit wird das Raumgefühl zerstört und die Stadt verwandelt sich in eine seelenlose Umgebung. Dabei hat die einsame schwarze Menschengestalt entweder gar keine Interaktion mit dieser Umgebung oder zeigt sich erdrückt von einer schweren Last der Nichtigkeit und Leblosigkeit. Ohne Zweifel verarbeitet Georg Eger in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem urbanen Lebensraum seine eigenen Erfahrungen als Bewohner Wiens, das als Inbegriff einer Stadt gilt. Dabei zeigt er unmissverständlich, dass die Anonymität der Stadt nicht nur aus der modernen oder industriellen Architektur, sondern ebenso aus der historischen Prachtarchitektur resultieren kann. Die Stadt wird zu einem seelenlosen Monstrum, welches dem Menschen seine Identität raubt. Raffiniert gelingt es dem Künstler, in seinen Gemälden den Verlust der Identität als physisch und seelisch schmerzvolle Erfahrung für den Betrachter spürbar zu machen. Die white8 GALLERY bietet mit der neuen Ausstellung Georg Egers sowohl dem Künstler als auch den Galeriebesuchern eine Möglichkeit, über Ursprung und Konsequenzen der städtischen Anonymität nachzudenken und nach ihrer Bewältigung zu suchen. Ksenija Tschetschik
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-09-30
Künstler: Chuck Close
Thema: Ausstellungsort: white8 SHOWROOMS Widmanngasse 8 9500 Villach Austria Öffnungszeiten währed des Sommers täglich 10-12 Uhr Es gibt Menschen, die sich fragen, ob das, was ich tue, von meinem Computer beeinflusst ist und ob die Darstellungsweise dazu beiträgt, mein Werk als zeitgenössisch zu betrachten. Ich hasse Technik definitiv und bin Computer-Analphabet …* Chuck Close, einer der wichtigsten Vertreter des Fotorealismus – sein großformatiges Schwarz-Weiß-Gemälde Big Nude von 1967 ist ein Gründungswerk dieser Bewegung, die 1972 auf der dOCUMENTA 5 ihren internationalen Durchbruch feierte – lotet zwar gerne die Grenzen nicht nur malerischer, sondern auch foto- und reprografischer Techniken aus, doch produziert er keines seiner Bilder rein digital oder fotomechanisch. Ausgehend von einer fotografischen Vorlage (Polaroid) gelang Chuck Close zunächst mittels einer Rasterung die Übertragung dieses Bildes in die Malerei. Sein präziser, bis ins kleinste Detail seiner Portraits vordringender Malstil imitiert seither meisterhaft die Fotografie – womit Chuck Close zugleich Unschärfeeffekte und andere Eigenheiten der Kamerakunst zu Stilmitteln der Malerei erhob. Die Fotografie war damit ihrem Unterfangen, als Kunstgattung anerkannt zu werden, einen Schritt näher gekommen, und zugleich behauptete sich die traditionelle Malerei nach wie vor an der Spitze der Künste. Das eigentliche Thema seiner Bilder (vorwiegend Portraits) ist weniger die Imitation des Mediums Fotografie als die Nachvollziehbarkeit der Malerei durch die Rastertechnik, viel mehr geht es Chuck Close um die Technik und den Prozess des Sehens. Ausgehend von Druckrasterpunkten entwickelte er zusätzlich eine Darstellungsform von Wirklichkeit, die das noch immer aus ausreichender Entfernung fotorealistische Bildnis mosaikartig in farbige Ringe und konzentrische Kreisformen auflöst (vgl. dazu in der Ausstellung der white8 SHOWROOMS Holzschnitt: Self Portrait, 2004). Berühmt wurde auch seine „fingerprint“-Technik, mittels der er aus einander überlagernden Fingerabdrücken Potraits fertigt, die aus der Entfernung fotorealistisch wirken. Neben der Malerei schuf Chuck Close auch wegweisende Druckgrafiken, in die er unter anderem die „fingerprint“-Technik übertrug (vgl. dazu in der Ausstellung der white8 SHOWROOMS: Phil/Fingerprint, 2009). Seine Drucke sind noch arbeits- und zeitintensiver als seine großformatigen Malereien. Während Close für Letztere mehrere Monate benötigt, dauert die Fertigstellung eines Drucks von der Konzeption bis zur Edition (in Zusammenarbeit mit experimentierfreudigen Druckermeistern) oft zwei Jahre und mehr. Mittels der Druckgrafik erarbeitet Close als ein „Künstler, der Probleme sucht“, Lösungen zu immer wieder neuen ästhetischen Fragestellungen. Jedes Mal, wenn er eine Druckgrafik beginnt, ist nicht nur die Herstellungsweise eine andere, sondern auch ihr visuelles Erlebnis. Die Interpretationen seiner eigenen Ikonografie führen nicht zu Ähnlichkeiten zwischen den Arbeiten, sondern zu Unterschieden – als wäre jedes Bild ein Neuanfang oder ein frischer künstlerischer Eindruck. Close recycelt Bilder. Wieder und wieder nimmt er ein Sujet auf. Wir werden vertraut mit Phil (Glass), Keith (Hollingworth), Leslie (Close), Alex (Katz) und natürlich dem Gesicht des Künstlers selbst. Doch spielt die Vertrautheit mit den Porträtierten in vielerlei Hinsicht keine Rolle. Abgesehen von der üblichen Ähnlichkeit des Porträts mit dem Porträtierten faszinieren seine Drucke durch die Sichtbarmachung ihrer Machart. Die Lithografie Phil/Fingerprint, die Zellstoffpapierdrucke Phil III und Phil Sitbite beruhen alle auf demselben Foto, doch mit jedem versuchten Bild Phils zerstreut Close die Gewissheit, ein endgültiges Abbild erreichen zu können.** Chuck Close wurde 1940 in Monroe/Washington geboren, studierte Malerei an der University of Washington in Seattle, der Yale University School of Art and Architecture in New Haven und 1967 als Stipendiat an der Akademie der bildenden Künste Wien. Danach übersiedelte er nach New York. Seiner ersten Einzelausstellung 1970 folgten über 200 internationale Werkschauen und 800 Ausstellungsbeteiligungen, darunter dOCUMENTA 5 (1972) und dOCUMENTA 7 (1977). 1990 wurde ihm der 6th Annual Infinity Award of Art des International Centre of Photography verliehen, 1993 erhielt er die Ehrendoktorwürde. 2008 und 2010 zeigte Dagmar Aichholzer in Einzelpräsentationen Werke des Künstlers in der white8 GALLERY in Wien. Lucas Gehrmann * Chuck Close, aus: Kerstin Stremmel, Realismus, Köln: Taschen Verlag 2005. ** Terrie Sultan, „Introduction. Chuck Close Prints“, in: Chuck Close Prints—Process and Collaboration, Princeton University Press, Princeton, Blaffer Gallery, The Art Museum of the University of Houston, Houston 2003, S. 15 (übers. von Lucas Gehrmann).
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-07-28
Künstler: Catarina Lira Pereira
Thema: The Artist Statement “In an attempt to immortalize particular moments, to experience again the presence of those I most admire, who inspire or have influenced me, and the places that have moved me, I meticulously recreate images that take me back to that particular ambience of nostalgia. We are what we are, the product of our past, which remains and reveals itself mentally through hazy re-enactments. The sharing of autobiographical content and a private universe, interspersed with discontinued narratives ant rooted in a potent interplay of photography and painting, creates emotional communication with the spectator, who is confronted with a spirit of openness, a familiar and joyous environment. The simulation of frustrated attempts at visualizing images of the past resulted in a malleable game between revelation and concealment, generating ambiguous profundity. In a confrontation between three-dimensional and two-dimensional effects, both genders merge in a simultaneously exuberant, dynamic, and apparently chaotic composition, yet underpinned by a rational layout. I invite you to participate in this complex game by incorporating the illusion of visual memory of particular moments of my life. You will be led through a series of passages and bifurcations oscillating between the whole and detail, which will allow you to mentally finalize the images. The awareness of this pictorial complexity is what eventually becomes the pivotal point of my work process.” Catarina Lira Pereira
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-05-24
Künstler: Melitta Moschik
Thema: In der programmatisch betitelten Ausstellung „Genome Imaging“ in der Galerie white8 beschäftigt sich Melitta Moschik mit der Visualisierung von Genomen, dem menschlichen Erbgut. Dabei greift sie auf bekannte Darstellungsweisen der Genexpressionsanalyse zurück, einer bioinformatischen Methode zur vergleichenden Untersuchung der Aktivität von Genen. Neben den statischen Digitaldrucken auf Dibond Aluminiumverbundplatten veranschaulicht ein LED-Monitor durch sich verändernde Farbmuster auf dynamische Weise den unendlichen Variantenreichtum möglicher Genom-Punktraster. Auseinandersetzungen mit Genomen finden sich schon bei Richard Kriesche; während er 2004 in der Arbeit „Art_Chip“ seinen eigenen genetischen Code visualisierte, löst Moschik, wie die in steter Wandlung begriffenen Muster auf dem LED-Monitor zeigen, die Individualität einzelner Menschen in der Anonymität der Masse auf. „Die Schönheit/Information liegt im Auge des Betrachters/Genetikers“, meint die Künstlerin und verweist damit auf die inhärente Spannung ihrer quadratischen Genom-Darstellungen zwischen der spezifischen, im Bild enthaltenen Aussage für den Wissenschafter und der abstrakt-ästhetischen Qualität für den Galeriebesucher, die erst im Kunstkontext sichtbar in den Vordergrund gerückt wird. Der wissenschaftliche Informationsgehalt von Genexpressionsdaten wird in erster Linie über einen Farbcode transportiert, wobei die Farben Rot und Grün als Extrem-, Gelb als Mittel- und die übrigen Mischfarben als Zwischenwerte zu beurteilen sind. Moschik setzt jedoch die Punktraster nicht ausschließlich in Farbe, sondern auch in schwarz-weiß um, wodurch die Visualisierungen ihrer ursprünglichen Bestimmung gänzlich enthoben und auf ihre Ästhetik reduziert werden. Die gebürtige Kärntnerin spezialisiert sich als gelernte Mathematikerin und Physikerin auf interdisziplinäre Projekte, die Kunst, Wissenschaft und Technik miteinander verbinden. Im Zentrum ihrer Arbeiten stehen dabei oftmals visuelle Codes, die sowohl für die alltägliche Kommunikation als auch im Wissenschaftsbereich von weittragender Bedeutung sind. Die Faszination am biologischen Code der menschlichen DNA liegt in seiner Funktion als „Bauplan“ des Menschen begründet, weshalb dessen Entschlüsselung als Einblick in das Geheimnis unserer Existenz angesehen werden kann. Auf dieser Bedeutungsebene erhalten Moschiks Genom-Visualisierungen eine geradezu metaphysische Qualität. Dabei weist die Künstlerin, deren Arbeiten immer wieder um das „Pattern of Life“, so der Titel einer früheren Arbeit, kreisen, paradoxerweise besonders durch ihre Annäherungen auf die Unmöglichkeit hin, dem menschlichen Lebensmuster habhaft zu werden. Kaspar Mühlemann, 2012
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-03-17
Künstler: Graham Kuo
Thema: This year, the third ZEICHNUNG WIEN 2012 takes place from 15th to 17th March. In this context, the white8 GALLERY presents original drawings by the Australian artist Graham Kuo, titled BLACK AND WHITE. 15-17 Mar 2012 Vernissage 15 Mar 5-9 pm white8 GALLERY Zedlitzgasse 1 1010 Vienna
Ort: white8 GALLERY bis: 2013-09-01
Künstler: Dragan Zdravkovic
Thema: White8 SHOWROOMS currently presents works of the internationally acclaimed artist Dragan Zdravkovic. "Neon Lights" will be open until summer 2013.
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-03-30
Künstler: John Hoyland, Julian Schnabel
Thema: JOHN HOYLAND RA died on the 31 of July 2011 at the age of 76 in London. As a tribute to one of the finest painters of our time the white8 wants to change the running program showing "GARDEN MOON" and other works by the artist. Friendship will survive anyway. John Hoyland GARDEN MOON painting, works on paper and Julian Schnabel MALFI works on paper opening 2 Feb 2012 6-8 pm duration 30 March 2012 white8 GALLERY Zedlitzgasse 1 1010 Wien www.white8.at photo: Julian Schnabel, Malfi (2), 1998
Ort: white8 GALLERY bis: 2012-01-27
Künstler: Georg Eger, Seontae Hwang, Miye Lee, Catarina Lira Pereira, Katy Stone
Thema: YOUNG DYNAMIC CONTEMPORARY WHITE CUBE Georg Eger Seontae Hwang Miye Lee Catarina Lira Pereira Katy Stone opening 6 Dec 2011 6-8 pm duration 27 Jan 2012 White8 zeigt fünf Positionen junger Kunst aus vier verschiedenen Kulturkreisen, die aktuelle und zugleich zeitlose Themen behandeln: das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Mensch und Natur, zwischen Erinnerung und Gegenwärtigkeit. Die fünf präsentierten KünstlerInnen haben jeweils eigenständige Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt, um ihre Intentionen bildnerisch zu formulieren – und bedienen sich dabei alle künstlerischer Medien, welche die Grenzen zwischen Malerei, Fotografie, Plastik und Zeichnung überschreiten.(...) Lucas Gehrmann
Ort: white8 GALLERY bis: 2011-11-30
Künstler: Kristinn Mar Palmason Baldur J. Baldursson Sjon
Thema: POSTMODERN SYMBOLISM IN ICELAND collaborative installation Kristin Mar Palmason - painting Baldur J. Baldursson - composing (electronic) Sjon (poetry) special program - premiere PILLOWTALK AT MIDNIGHT extra live performance vocal music and reading 18 Nov 2011 19:30
Ort: white8 GALLERY bis: 2011-11-20
Künstler: Georg Eger
Thema:
Ort: white8 GALLERY bis: 2011-09-03
Künstler: Miye Lee
Thema: Miye Lee The Rainbow and the Tides Farbintensive kreis- bzw. kugelförmige Gebilde tummeln sich neben- und manchmal auch übereinander auf meist quadratischen, stets jeweils monochromen Flächen – offen im Strich der Pinselführung, bisweilen durch „tachistische“ Farbspritzer belebt. Miye Lee fügt ihre neuesten Acrylbilder zudem gerne zu Diptychen zusammen oder hängt mehrere dieser Bilder eng nebeneinander, sodass sich eine Art „Storyboard“ ergibt – ein Storyboard freilich ohne vordergründige Erzählung. Diese scheint primär von der Bewegung abstrakter Form- und Farbelemente zu handeln, wobei Bewegung sowohl innerhalb der jeweiligen Binnenformen als auch (potenziell) über diese hinausgehend stattfindet. So mag sich auch der poetische Übertitel dieser per se ungegenständlichen Kompositionen deuten lassen: als die Farben des Regenbogens, die im Auf und Ab der Gezeiten unterschiedliche Konstellationen eingehen. Allerdings arbeitet die aus Südkorea stammende Malerin Miye Lee, die in ihrem 21. Lebensjahr zuerst nach München und dann nach Wien kam, wo sie an der Akademie (bei C. L. Attersee) studiert hat, nicht seit jeher abstrakt. Ihre „andere Seite“ ist die der Malerin von Portraits bzw. Köpfen, welche sie nicht nur in geradezu fotorealistischer Präzision, sondern mit zugleich stark zeichnerischem Duktus ausführt. Auch hier arbeitet die Künstlerin in Serien, und auch hier sind die Hintergründe ihrer Motive monochrom-neutral gehalten. Zu ihrer im Jahr 2008 entstandenen Portrait-Serie schrieb Sigrun A. E. Bohle, dass die Künstlerin hiermit „ihre besondere Beziehung zum menschlichen Antlitz belebt“ habe. Und: „Damit spannt sie einen stilistisch weiten Bogen zu ihrem bisherigen Werk und variiert ihr Grundthema vom Einzelwesen in der Masse und ihre prägnanten Kopf-Kreisvariationen auf frappierende Weise.“ Diese hinwiederum nicht rein „figurativ“ gestalteten Kopf-Kreis-Variationen waren der hier genannten Portraitserie also vorangegangen, womit zunächst ersichtlich wird, dass die Malerin weniger den sonst in der Malerei oft üblichen Weg von einer der Wirklichkeit näheren zu einer zur Abstraktion hinführenden „Entwicklung“ geht, sondern dass sie beide Kunstsprachen als gleichwertig erachtet. Von größerer Bedeutung als die „stilistische“ Sprache scheint ihr vor allem das von Bohle genannte „Grundthema“ zu sein, also der Mensch zwischen seiner Position als Individuum und als Teil des gesellschaftlichen Kollektivs. So lautete auch chon der Titel ihres 1999 erschienenen ersten Katalogs: „Das anonyme Gesicht der Masse“. Dazu schrieb Franz Filacher im selben Jahr: „… in diesem Sinne verarbeitet sie auf verschiedenen assoziativen Ebenen ihre Vision der friedlichen Koexistenz von Kulturen und Konfessionen in Form pastoser, schematisierter Arbeiten, fokussiert auf das scheinbar eindimensionale Motiv des Kopfes. Das menschliche Mit- und Nebeneinander äußert sich in Bewegung, Impuls und einem freien Spiel zwischen gesellschaftlicher Dynamik und Indolenz …“ Übertragen auf ihre gegenwärtige Arbeit hat sich das Motiv des Kopfes wohl reduziert auf die hier eingangs genannten rundlichen Farb-Gebilde und -Flecken, die „Dynamik“ in der Korrespondenz dieser Elemente ist aber nach wie vor vorhanden, wenn nicht sogar verstärkt spürbar. Miye Lee selbst spricht von einem „spannungsvollen aber doch harmonischen Gleichgewicht“, in das sie ihre (jetzt „abstrakten“) Farbkompositionen zu bringen trachtet. Noch immer dürfte dabei Gültigkeit haben, was Brigitte Herberstein vor nunmehr zwölf Jahren geschrieben hatte: „Der Bilderzyklus reflektiert philosophische Gedankengänge Miye Lees über die Position des individuellen Einzelmenschen innerhalb der anonymen Masse der Gesellschaft. Die Künstlerin begreift es als Schicksal des menschlichen Individuums, dass dieses als Bestandteil einer Masse selbst nur mehr anonym in Erscheinung tritt.“ Lucas Gehrmann, 2011 opening: 5 May, 6-9pm exhibition: 6 May - 2 July 2011 prolonged until 3 September 2011
Ort: white8 GALLERY bis: 2011-01-10
Künstler: Maximilian Haidacher
Thema: Maximilian Haidacher Vallées du Soleil - Cervino photography Epson Photo Award 2009 ::: Maximilian Haidacher, Vallées du Soleil III, 2008 opening: 15 April 6pm exhibition: 16 April - 10 June 2011