Ort: Städtische Galerie Wolfsburg bis: 2021-04-25
Künstler: Birgit Brenner
Thema: Kunstpreis der Stadt Wolfsburg "Junge Stadt sieht Junge Kunst" Birgit Brenner (*1964 in Ulm) ist die diesjährige Preisträgerin des Wolfsburger Kunstpreises "Junge Stadt sieht Junge Kunst". Die in Berlin und Stuttgart lebende Künstlerin beschäftigt sich in ihren Installationen, Videos und Zeichnungen mit gesellschaftlichen und privaten Zuständen und der Eintönigkeit des Alltags. Ihre gesellschaftskritischen Arbeiten kreisen um die Themen Ungerechtigkeit, Zwang, Scheitern, Glücksversprechen, Überwachung, Gewalt und Angst. Diese Universalthemen verdichtet sie in einfachen Bildern, um eine große Welt zu fassen zu bekommen. In der Begründung der Jury heißt es: „Birgit Brenner hat eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die sich nicht auf ein Medium beschränkt. In der Gegenüberstellung von analogen und digitalen Sehmustern, von Perfektion und Do-it-yourself, von realem Leben und künstlicher Konstruktion formuliert die Künstlerin Kommentare und Fragen zu aktuell virulenten Themen.“ In der Ausstellung im Schloss Wolfsburg zeigt Birgit Brenner drei neue Arbeiten, die während ihres Stipendienaufenthaltes in der Villa Massimo in Rom (September 2019 – Juni 2020) entstanden sind. Die in Italien konzipierten Arbeiten erhalten vor dem Hintergrund der CoVid -19 – Pandemie eine besondere Relevanz. Auch wenn die Themen nicht als direkte Reaktion darauf entwickelt wurden, sondern schon vorher gedanklich virulent waren. Im ersten Raum präsentiert sie zwei neue Kurzfilme. Bei ihren Recherchen ist sie darauf gestoßen, dass die sogenannte Weltuntergangsuhr dieses Jahr erstmals historisch von fünf Minuten vor zwölf auf hundert Sekunden vor zwölf umgestellt wurde: „Damit eröffnete sich mir eine Möglichkeit, Umweltbedrohung oder Atomkriegsgefahr so umsetzen, dass es nicht plakativ wirkt. Die Uhr wird zur Metapher, in der sich der ganze Themenkomplex verdichtet, sie ist ein starkes Bild dafür, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, wenn wir das Ruder noch rumreißen wollen. Daraus habe ich die Idee zu dem Kurzfilm Hundred Seconds to Midnight entwickelt, mit all diesen Figuren, die allein und selbstvergessen wie in Trance vor sich hin tanzen.“ Die Illusion von Bewegung wird durch das Aneinanderreihen von gezeichneten Bildern erzeugt. Die Arbeiten von Birgit Brenner sind voller Spannung, so dass sie uns unmittelbar und intensiv erreichen. Dem fügt sie noch Textcollagen hinzu, die von uns selbst, aus unserem Alltag stammen könnten. Es geht ja auch um uns. Birgit Brenner führt uns die immer stärker ins Bewusstsein kommende Gefahr für die Menschen und die Umwelt vor Augen. „Wir machen einfach immer weiter und tun so, als würde um uns herum nichts passieren.“ Mit dieser Ausstellung erzeugt Birgit Brenner einen maximalen Zustand der Unruhe. Dabei stellt sie weder Fragen noch beantwortet sie welche. „Ich werfe lediglich Bilder in die Welt und sage, so könnte man die Dinge sehen.“
Ort: Städtische Galerie Wolfsburg bis: 2021-01-03
Künstler: Müller, Michael
Thema: Michael Müller „DEINE KUNST“ Der in Berlin lebende Künstler Michael Müller wurde eingeladen, eine experimentelle Neupräsentation der Sammlung zu kuratieren. Der Künstler zeigt einen Ausstellungszyklus, der sich über den Zeitraum von zwei Jahren erstreckt und die Sammlung in mehreren aufeinanderfolgenden Fassungen vorstellt. In seinem Wolfsburg Projekt „DEINE KUNST“ beschäftigt sich Michael Müller intensiv mit der Sammlung und der Ausstellungssituation der Städtischen Galerie Wolfsburg und rückt in diesem Zusammenhang Original und Kopie in den Fokus: das Mit-, Neben- und Gegeneinander von Individuellem und Übernommenem, Originalität und Traditionsbezug, Stil und Zitat, Hommage und Plagiat. Er ordnet, sortiert und stellt ganz neue überraschende Bezüge her. Auch Leerstellen und Krisensituationen spielen dabei eine Rolle und laden zur Diskussion ein. Vierte Fassung: „Informel, das / Stil, der - Das Schweigen der Bilder als stupide Zumutung oder Die Sprachlosigkeit“ vom 26. Mai bis 29. November 2020 Die vierte Fassung der Ausstellungsreihe „DEINE KUNST“ trägt den Titel „Informel, das / Stil, der - Das Schweigen der Bilder als stupide Zumutung oder Die Sprachlosigkeit“. Der erste Teil des Titels „Informel, das / Stil, der“ verweist auf eine formale Referenz: Die kunsthistorische Einordung von Stilen und Kunstrichtungen mittels Definitionen im Lexikon. Die informelle Kunst stellt eine wichtige Richtung in der bildenden Kunst nach 1945 dar und bildet einen Schwerpunkt im Sammlungsbestand der Städtischen Galerie Wolfsburg. Der Faschismus hatte progressive künstlerische Tendenzen in Europa zum Stillstand gebracht. Verfolgung, Verfemung, Vertreibung oder gar Ermordung von Künstler_innen erforderte eine radikale Neuorientierung. In der Abwendung von Form, Darstellung und Theorie standen nun Material, Zeichen und Geste im Mittelpunkt. Das gestische Malen und Zeichnen als Akt des Aufbruchs sowie der individuellen und künstlerischen Befreiung entwickelte sich zeitgleich in Europa und Amerika. Und so gibt es viele Überschneidungen innerhalb der Bewegung mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten für diese Stilrichtung, die ständig erweitert wurde: „Tachismus“, „Abstrakter Expressionismus“, „Action Painting“, „Informel“ oder einfach nur „Un art autre“. Bedeutende Vertreter und Wegbereiter dieser Kunstrichtung sind Künstler wie Peter Brüning, Karl Fred Dahmen, Karl Otto Götz, Fred Thieler, Hann Trier, Emil Schumacher und Bernard Schultze, die mit Grafiken und Gemälden in der Sammlung der Städtischen Galerie Wolfsburg vertreten sind. In diesem Kontext hat Michael Müller mit einzelnen Vertretern des Informel Künstlerräume geschaffen. Doch auch dieses Mal ist die Präsentation nicht störungsfrei. Darauf weist der zweite Teil des Titels hin. Nachdem in der dritten Fassung „DEINE KUNST“ die Themen Signatur, Original und Zitat im Mittelpunkt standen, fehlen nun in der daran anschließenden Fassung jegliche Hinweise und Verweise auf die Künstler: „Das Schweigen der Bilder als stupide Zumutung oder Die Sprachlosigkeit“. Der Künstlerkurator Michael Müller lässt die Kunstwerke für sich sprechen und entzieht sie der didaktischen Beschreibung sowie der kunsthistorischen Zuordnung, eine stupide Zumutung! In der Ausstellung sind Werke zu sehen von: Peter Brüning, Carl Buchheister, Emil Cimiotti, Karl Fred Dahmen, Jean Dubuffet, Karl Otto Goetz, Hans Hartung, Gerhard Hoehme, Henri Michaux, Emil Schumacher, K.R.H. Sonderborg, Pierre Soulage, Fred Thieler, Mark Tobey, Hann Trier, Fritz Winter, Wols aber auch von Mi-chael Müller und Gerhard Richter, Michael Müller hat die Werke der Sammlung noch durch Leihgaben Wolfsburg aus der Sammlung Bergmeier sowie der Galerie Nothelfer Berlin ergänzt.
Ort: Städtische Galerie Wolfsburg bis: 2020-09-13
Künstler: Ati Maier
Thema: In der Einzelausstellung präsentiert die Künstlerin erstmals eine Vier-Kanal-Videoinstallation mit dem von ihr geschaffenen Space Rider, der seit 2003 immer wieder in ihren Werken auftaucht. Der Zyklus bezieht die besonderen räumlichen Gegebenheiten im Schloss Wolfsburg ein. „Ich liebe Science Fiction. Ich will Astronautin auf einem Raumpferd sein. Ich lese viele Sci-Fi-Bücher. In der Literatur ist Science Fiction anerkannt, aber in der bildenden Kunst gibt es Science Fiction noch nicht, außer in Comics. Ich versuche, sie durch meine Kunst als Gattung zu etablieren.“ So beschreibt die deutsch-amerikanische Künstlerin Ati Maier einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit. Die komplexe Videoinstallation „SpaceRider Cycle“ ist ein raumgreifendes Gesamtkunstwerk, das die Betrachtenden in eine fantastische Welt entführt. Der Protagonist, die Figur des Space Rider - eine humanoide Erscheinung, deren Kopf unter einem großen runden Helm steckt - ist das Alter Ego der Künstlerin. Der Space Rider reitet auf einem Pferd mit ähnlicher Kopfbedeckung. Ati Maier ist eine exzellente Reiterin, und seit ihrer Jugend arbeitet sie mit Pferden. Mit der Figur des Space Riders verbindet sie auf verblüffende Weise die verschiedensten Aspekte ihres Lebens und ihrer künstlerischen Strategie. Ati Maiers Filme eröffnen neue Möglichkeitshorizonte. Es geht dabei nicht um Science Fiction oder ein persönliches Narrativ, sondern vielmehr um den allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs und eine Anregung zur Selbstreflexion. Ati Maiers Arbeitsansatz ist von einer mutigen Interdisziplinarität geprägt. Ihr Werk erstreckt sich nicht nur über die Medien Zeichnung, Malerei, Fotografie und Animation, sondern umfasst ebenso Video und Film. Die 1962 in München geborene Künstlerin studierte in New York und Wien, sie lebt und arbeitet heute in New York und Santa Fé.