Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-11-19
Künstler: Matts Leiderstam
Thema: In einer Gemäldegalerie kommt man selten auf die Idee, dass alles auch ganz anders hängen könnte. Das Museum und im weitesten Sinne die an der Konstruktion von Kunstgeschichte beteiligten Institutionen sehen diese Relativität kaum vor. Der Konsensus darüber, was Meisterschaft sei und warum, wird vornehmlich durch eine objektive Rhetorik hergestellt. Für die Bedeutung von Fehlern, Missverständnissen und individuellen Begehren ist in diesem Prozess keine Sichtbarkeit vorgesehen. Die Arbeit des schwedischen Künstlers Matts Leiderstam lebt davon, in dieser kanonischen Ordnung permanent produktive Verwirrung zu stiften. Seine Methoden sind dem Instrumentarium des Kunsthistorikers entliehen: Bilder neu hängen, Gemälde kopieren, die Provenienz eines Kunstwerks sichtbar machen, die Restaurationsgeschichte eines Bildes untersuchen oder Ausschnitte aus Bildern zu vergrößern und isoliert zu präsentieren machen einige seiner Ansätze aus. Gemäldegalerien, Kataloge und Bibliotheken liefern das Ausgangsmaterial seiner Arbeit, mit der er die Aufmerksamkeit der BetrachterInnen auf die verdrängten sexuellen, persönlichen und machpolitischen Subtexte von Kunstwerken lenkt.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-11-19
Künstler: Imre Nagy
Thema: Aus Materialien wie Holz, Papier, Klebeband oder Plexiglas und mittels subtiler Eingriffe und Kombinationen produziert der Künstler Skulpturen, die fragil und modellhaft wirken. Die Muster ihrer Konstruktion erinnern teilweise an die Durchlässigkeit und Offenheit früher modernistischer Raumexperimente. Die Wahl der ephemeren Baustoffe relativiert diesen Bezug aber wieder, in dem sie ihm eine spekulative und temporäre Haltung hinzufügt. Wenn man möchte, lässt sich aus diesen Arbeiten ein utopischer Unterton herauslesen. Man kann sie als Spuren der Auseinandersetzung mit einer nicht präzise bestimmbaren Vorstellungswelt sehen. Die teils geometrischen, teils asymmetrischen Abstraktionen der Modelle und ihre materiellen Bezüge scheinen die Koordinaten unterschiedlicher Ordnungssysteme zu verhandeln. Das tut sowohl die gescannte Darstellung der vier Außenansichten einer bei Reclam erschienenen Taschenbuchausgabe Wittgensteins wie auch die aus vertikalen Plexiglasstreifen zusammengesetzten Dreiecke, die auf einem gezeichneten Quadratmuster stehen und dieses in unzählige Facetten aufbrechen. Nagys Arbeiten stellen formale und inhaltliche Beziehungen zwischen räumlich-architektonischen und geistigen Praxisfeldern her. Die Qualität dieser Beziehungen liegt in ihrer Instabilität, die sich bewusst offen für permanente Veränderung und Befragung halten. Auf den zweiten Blick erkennbar setzen sich manche Arbeiten der Grazer Präsentation mit inhaltlichen oder formalen Aspekten des umgebenden Raums in eine Beziehung; sei dies ein bestimmter Katalog der im Studio aufgelegten Publikationen oder ein Teil der Möblierung des Ortes.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-08-13
Künstler: Benjamin Hirte, Lone Haugaard Madsen
Thema: Die Ausstellung zeigt neue Arbeiten der in Wien lebenden KünstlerInnen Benjamin Hirte (*1980) und Lone Haugaard Madsen (*1974). Mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen und Verfahren, aber auch mit einigen Gemeinsam-keiten – zum Beispiel im Einbezug von Gefundenem (irgendwie Herumstehenden) oder den Arbeitsspuren anderer – arbeiten der Künstler Benjamin Hirte und die Künstlerin Lone Haugaard Madsen mit und zu den Parametern Ort, Institution und Verfahren als Konstituenten ihrer eigenen Position als Kunstproduzierende. Für den Grazer Kunstverein entwerfen die ansonsten getrennt arbeitenden KünstlerInnen einen gemeinsamen Umgang mit der Ausstellungssituation.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-08-13
Künstler: Gorgona
Thema: Gorgona ist ein Künstlerbuch-Projekt, das von dem Zagreber Künstler Josip Vaništa (*1924) initiiert und zwischen 1961 und 1966 realisiert wurde (insgesamt erschienen 11 verschiedene Gorgona Ausgaben). Josip Vaništa verstand das Projekt als Teil seiner künstlerischen Praxis und wählte dafür die Bezeichnung „Anti-Magazin“. Alle Ausgaben sind in einem fast identischen, quadratischen Format (ca. 20 x 19 cm) erschienen, schmal – mit wenigen Seiten – und in einer pro Ausgabe nummerierten Auflage von 300.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-06-21
Künstler: Maruša Sagadin, Anna Witt
Thema: Maruša Sagadin und Anna Witt Die Ausstellung zeigt Arbeiten der in Wien lebenden Künstlerinnen Maruša Sagadin (*1978) und Anna Witt (*1981). Die Ökonomisierung der Lebenswelt bietet eine Auseinandersetzungsfläche, die immer wieder in Form verschiedener Motive in der Arbeit von Maruša Sagadin aufscheint. Dabei interessieren die Künstlerin sowohl größere Zusammenhänge, wie die fortschreitende Vermarktung des Stadtraums, als auch das konkrete persönliche Erleben der Einzelnen, zum Beispiel in Bezug auf Hierarchien am Arbeitsplatz. Ihre formal häufig durch Verfahren der Architektur inspirierten Installationen oder textbasierten Collagen fragen nach dem Wert des menschlichen Lebens im kapitalistischen Alltag. Durch das gleichzeitige Einbringen subkultureller Sprach- und Bildmittel verharren ihre Arbeiten nie nur auf der Ebene der Analyse, sondern deuten zugleich auch immer auf die Veränderbarkeit der Verhältnisse. Anna Witts Videos basieren auf Situationen, die sie in öffentlichen Räumen und mit bestimmten Gruppen herstellt. Durch Handlungsaufforderungen provoziert sie Kommunikation. Zum Beispiel lädt sie andere ein, mit ihr im Stil von Security-Firmen zu patrouillieren, oder sie diskutiert die politischen Forderungen der Bewohner einer Wohnsiedlung mit Passanten. In einer anderen Aktion bringt sie Soziologen dazu, ihre Thesen über Hip-Hop-Kultur in einem als Video inszeniertem Rap-Battle gegenüber richtigen Rappern vorzutragen. Durch unerwartete Konfrontation bringt sie Leute dazu, sich mit ihrem Umfeld, anderen Gruppen und mit ihren eigenen Einstellungen zu beschäftigen. Austausch, Reibung und Kommunikation sind Optionen, die Witt der gesellschaftlich produzierten Lethargie und Politik der Vereinzelung entgegen stellt.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-06-21
Künstler: Bernd Krauß
Thema: Seit 1999 produziert der Künstler Bernd Krauß (*1970) eine Zeitung, die pro Ausgabe nur aus einer jeweils mittig geknickten A4 Seite besteht. Die fast immer handgeschriebenen Kurzartikel mischen sich mit zeichnerischen Elementen und Ausschnitten aus diversen gefundenen Werbeangeboten, Magazinen, Zeitungen und anderen gedruckten Fundstücken. Meist sind die Inhalte von Krauß‘ Beiträgen Reaktionen auf eine alltägliche Bandbreite von möglichen Erlebnissen, Gelesenem, Begegnungen und Eindrücken. Das boulevardhafte Spektrum dieser Fragmente kann von Restaurant- und Wandertipps bis hin zu privaten Abrechnungen mit Bekannten reichen. Allgemeine Preisentwicklungen, gesundheitliche Fragen sowie öffentliche Diskussionen und Stimmungen werden aufgenommen und stark verkürzt, häufig bewusst polemisch wiedergegeben. Im Wesen der Zeitschrift geht es aber nicht um das Privatuniversum einer Person als vielmehr um das haltlose Manövrieren eines Subjekts in den Widersprüchlichkeiten und Brüchen seiner dynamischen Umwelt. Die jeweils entstandenen Blätter (Druckvorlagen) werden einfach mit der Kopiermaschine vervielfältigt und verteilt. Zuletzt hat Krauß auch gescannte Seiten über die Pinnwände verschiedener Facebook-Benutzer verteilt. Es gibt mittlerweile mehrere hunderte Ausgaben des Riechers. Die Präsentation im Kunstverein wird erstmals den Großteil dieser Blätter zusammenhängend vorstellen.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-05-01
Künstler: Johanna Billing, Sara Deraedt
Thema: +Eröffnung: Montag, 15. März 2010 um 19 Uhr/Führung mit Kurator Søren Grammel am Freitag, 16. April 2010, 15-16 Uhr*#Weitere Infos finden Sie auf unserer Website unter www.grazerkunstverein.org
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-04-10
Künstler: Henning Bohl, Sabine Reitmaier
Thema: +Einweihung des neuen Ausstellungsraums im Palais Trauttmansdorff*/Eröffnung am Dienstag, den 23. Februar um 18 Uhr/Begrüßung durch Stadtrat Dr. Riedler, Obmann Georg Mayer-Heinisch und künstlerischen Leiter Sören Grammel#+Installation von Henning Bohl und Sabine Reitmaier/Windowdressing: Buswraps*#Weitere Infos auf unserer Website: www.grazerkunstverein.org
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2010-02-20
Künstler: Amy Croft, Demoraum Akademie der bildenden Künste Wien
Thema:
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2009-12-19
Künstler: Henning Bohl, fabrics interseason, Michaela Meise, Jesper Nordahl, Sofie Thorsen, studio ene ammer
Thema: +PROVISORISCHES YOGA*#Kuratiert von Mari Laanemets & Søren Grammel#Koproduktion steirischer herbst 09#+Eröffnung am Samstag, den 26. September um 13 Uhr*#Jedes Produkt formaler Gestaltung verkörpert die Utopie eines Raums, in dem es idealer Weise erscheinen kann. Dieser abstrakt entworfene Raum ist zugleich immer ein politischer Raum, der bestimmte Ordnungen, Werte und Beziehungen zwischen Menschen impliziert. Das Interesse der Ausstellung Provisorisches Yoga gilt diesen Räumen. Sie fragt nach der Verbindung von gebauter Umgebung zu den durch sie formulierten Ideen und Programmen. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Wohnraum und Gesellschaft? Welche Art von Verhältnis kreieren die Gestaltenden zwischen ihren Produkten und dem Leben der Benutzer? In Auseinandersetzung mit dieser Frage werden verschiedene Konzepte von Umgebung, Oberfläche und Ausstattung durch die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung entfaltet.# Der Titel der Ausstellung Provisorisches Yoga ist Resultat des Versuchs, zwei widersprüchliche moderne Denkfiguren miteinander zu kombinieren, wie sie in der Ornamentdebatte zu Anfang des 20 Jahrhunderts sichtbar wurden. Während Adolf Loos schrieb, dass die Evolution der Kultur „gleichbedeutend mit dem Entfernen des Ornaments aus dem Gebrauchsgegenstande“ sei, hat Sigfried Kracauer wiederum das Potenzial des Ornaments für den individuellen Spielraum und die Improvisation betont; entgegen totalitärer Logik moderner Architektur und ihren ökonomischen Einschreibungen. Anhand ihrer öffnet sich ein Feld, das letztlich der Frage nach dem Ort und der Funktion von Kunst in der Gesellschaft gewidmet ist: wie sieht das ideale Verhältnis von Gestaltung und Gesellschaft, von Form und Lebensform aus? Diese Perspektive lenkt den Blick auch auf den Aspekt der Autorität von Gestaltung, der im 20. Jahrhundert als Ambivalenz der Moderne zwischen Emanzipation und Kontrolle sichtbar geworden ist.# Die Ausstellung fragt nach den Spielräumen innerhalb eines definierten Sets von Bewegungen, Formen und ihren Versprechen. Im Mittelpunkt dieser Thematik steht auch der Körper und seine Bewegung in den gebauten Umgebungen und ihren Programmen. Es geht um die Möglichkeit der Gestaltung des sozialen Raums, des gesellschaftlichen Lebens und dessen Erneuerung als einer Choreografie, die sowohl auf Momenten der Festschreibung als auch der Auflösung basiert. Die Ambivalenz des Titels verstehen wir wie die Möglichkeit einer unvorhergesehenen Bewegung innerhalb einer Turnübung, oder auch als eine spielerische Ergänzung des gegebenen Planungsstandes einer Architektur, kurz: als die Möglichkeit situativen Handelns und von Veränderung innerhalb definierter Kontexte.
Ort: Grazer Kunstverein bis: 2009-09-05
Künstler: Nora Schultz, Pernille Kapper Williams
Thema: Die Ausstellung zeigt neue Arbeiten der Künstlerinnen Nora Schultz (*1975, lebt derzeit in Berlin) und Pernille Kapper Williams (*1973, lebt derzeit in Brüssel). Die Arbeiten von Nora Schultz entstehen im Umgang mit gesammelten Materialien, gefundenen Gegenständen, Texten oder Zeichen. Es sind Auseinandersetzungen mit der Visualität dieser Dinge und den damit verknüpften räumlich-sozialen Zusammenhängen. Formale Eigenschaften, Gewicht, Funktionen oder Bedeutungen werden im ästhetischen Spiel der Bearbeitung, Umgestaltung, Verschiebung, des Nachbaus oder der Umnutzung als Träger und Repräsentanten von kultureller Realität verformt und umcodiert. Bildhauerische Ansätze vermischt Nora Schultz mit den Möglichkeiten der Performance, der Druckgrafik, der Textproduktion und der Fotografie. Ihre mit Blick auf ein bestimmtes visuelles Resultat häufig offen angelegten Produkte sind wie Experimente aufgebaut, die den Aspekt der Produktion betonen und nicht selten wie Abschnitte eines fortlaufenden Arbeitsprozesses erscheinen. Poesie ist bei Kapper Williams ein Spiel mit der Rhetorik von Publikation und Vermittlung. Durch ihre Arbeit stellt sich die Frage, wie die Bedeutung von Dingen mit deren jeweiligen Gestaltungs- und Präsentationsformaten verknüpft ist. Die Träger, Sockel und Rahmungen, mittels denen Ideen, Inhalte, Kunstobjekte aber auch Konsumprodukte kommuniziert und verteilt werden, sind das Ausgangsmaterial ihrer Objekte und Bilder. Die Konfrontation damit, wie gestaltete Oberflächen, die unseren Alltag ausstatten, konstruiert sind und was sie dabei über sich und über uns vermitteln, stellt die Künstlerin durch ästhetische Eingriffe, hintergründige Reduktionen oder ungewöhnliche Kontextualisierungen her. Sprache erscheint bei Kapper Williams meist als Textmarke oder als durch Rahmung neu editierter Text, als Design für ein fiktives Buch oder auch einfach als Stapel unbedrucktes Papier. Weitere Informationen unter: http://www.grazerkunstverein.org/01-programm/152-2606-05092009-pernille-kapper-williams-nora-schultz.html