Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2023-10-28
Künstler: Chan Sook Choi, Silvina Der Meguerditchian, Pınar Öğrenci, Selma Selman
Thema: Die Ausstellung versammelt vier Künstlerinnen, die – ausgehend von der eigenen Familiengeschichte – Nachwirkungen von generationalen Traumata von Flucht und Vertreibung untersuchen. In Video, Skulptur und Installation machen sie Erfahrungen marginalisierter Gemeinschaften sowie Formen von Überleben, Erinnerung bis hin zu Widerstand sichtbar.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2023-08-19
Künstler: Carlfriedrich Claus (realisiert von Vito Willems), Valie Export, Ioana Vreme Moser, Martin Riches, Jan-Peter E.R. Sonntag
Thema: [DE] Die Ausstellung präsentiert fünf ausgewählte Positionen der Klangkunst, die sich mit dem Phänomen Stimme auseinandersetzen: vom Ursprung der humanen Lauterzeugung über die Poesie der Phoneme jenseits der Sprache zu analog-maschineller Stimmenproduktion bis hin zu ihrem langsamen technischen Verstummen. [EN] The exhibition Stimme erleben (experiencing the voice) presents five selected positions of sound art that deal with the phenomenon of the voice: from the origin of human sound production, to the poetry of phonemes beyond language, to the production of the voice with analogue-machine-hybrids to its slow technical fading out.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2023-04-08
Künstler: Said Baalbaki
Thema: Die erste institutionelle Einzelausstellung des libanesisch-deutschen Künstlers Said Baalbaki zeigt einen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens seit seiner Übersiedlung nach Berlin-Moabit vor zwanzig Jahren. Baalbaki verbindet Malerei und Konzeptkunst, sein thematischer Schwerpunkt ist die Erkundung von Mechanismen der Wahrheitsfindung und der Geschichtskonstruktion. Mit dem Titel Gestern wie heute verweist er auf die Parallelität und Wiederholung von Ereignissen in individueller und gesellschaftlicher Geschichte. Baalbaki präsentiert Malerei, Skulptur und Rauminstallationen: Zu sehen sind in der Galerie Nord aus Bronze-Gürteln geformte arabische Wörter und monolithische Architekturfragmente verschiedener Kultstätten, gebaut aus Kohlebriketts. In den zwei Räumen Al Burak und Jussuf Abbo thematisiert er das Museum als Institution und dessen Macht in der Geschichtsvermittlung. Er dekonstruiert und konstruiert Geschichtsschreibung und Mythenbildung mittels echter und fingierter archäologischer Fundstücke, Objekte und Dokumente als ein Vexierspiel aus historischer Forschung und Fiktion. Mit Al Burak simuliert er einen Museumsraum über die Ausgrabungsstätte des sagenumwobenen Reittieres Mohammeds. Mit Jussuf Abbo rekonstruiert er die tragische Biografie des palästinensisch-jüdischen Bildhauers, der von 1911 bis 1935 in Berlin lebte. Baalbaki, der den libanesischen Bürgerkrieg miterlebte, reflektiert epochenübergreifend die Abhängigkeit des Individuums – des Künstlers – von gesellschaftspolitischen Ereignissen, wie sie seine eigene Biografie und auch die Jussuf Abbos aufweisen. Er ist ein Grenzgänger und Vermittler zwischen Berlin und Beirut und er kreiert ein vielschichtiges Gewebe aus historischer Recherche, transkultureller Poesie und künstlerischer Fiktion. _____________________ Kuratorin: Veronika Witte in Zusammenarbeit mit Christiane Bühling-Schultz und Karin Rase
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2022-12-03
Künstler: 1. Preis: Haneul Kim, Seoul (Kor): Stack and Stack (In Pandemic) 2. Preis: Domenico Fama, Detmold, und Laura Muschalla, Bünde (D): Vecchie Mura 3. Preis: Hester van Dijk, Reinder Bakker, Peter van Assche, Amsterdam (NL): Pretty Plastic Sonderpreis: barbara caveng, Alice Fassina, Céline Iffli-Naumann, Purvi Dhranghadaryia, Jan Markowsky, Lukas Treiber, Lotti Seebeck, Berlin (D): MHLD – Multifunctional Hybrid Laundro Drive außerdem mit Arbeiten von: Melissa Acker, Lobke Beckfeld/Johanna Hehemeyer-Cürten, Wout Camelbeke/Patrick Reuvis/Filip Claes/Ben Verbruggen, Andrea De la Peña Aguirre, Maiella Di Donato/Chiara Simpson/Jakob Kaufmann, Simon Gehring, Friedrich Gerlach/Felix Stockhausen, Jule Aischa Gocht/Lea Gocht, Lilli Gruber, Johanna Hehemeyer-Cürten/Charlett Wenig, Katja Hettler/Jula Tüllmann, Mark Howells, Anna Kamenjarin, Tiina Kirsi Kern, Hedda Sophie Korthals, Max Kosorić/Sanne Pawelzyk, Jaqueline Lobodda, Katherine Lopez, Steffen Mau, Jutta Meisen, Felix Mohr/Jazmin Charalambous, Anna Xenia Morell, Selma Neuhausen, Benedikt Peirotén, Lisa Marie Puschmann, Anne Richter, Karl Schinkel, Moritz Schulz, Lara Stöbe, Theresa Tropschuh, Tim van der Loo/Sandra Nieslen, Bernd Wacker/Wolfgang Coutandin, Martin Woltermann
Thema: Wie lässt sich die Zukunft durch Design nachhaltig verändern? Welche Visionen können Re- und Upcycling-Ideen eröffnen? Visionäre Entwürfe und Ideen zu Transformationsdesign, Materialforschung, Kreislaufwirtschaft und Social Design werden mit dem 10. RecyclingDesignpreis prämiert. Der internationale Preis wird vom Arbeitskreis Recycling e. V., Herford, in Kooperation mit dem Museum Marta Herford ausgelobt. Anschließend an die erfolgreiche Präsentation im Museum Marta Herford kommt die Ausstellung nun nach Berlin in die Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten und zeigt die vier prämierten Entwürfe sowie die 32 nominierten Projekte. Der 1. Preis wurde für die Transformation der medizinischen Maske von einem schwer wiederverwertbaren Abfallprodukt der Corona-Pandemie zu einer Sitzgelegenheit mit minimalistisch raffiniertem Design verliehen. Die Entwicklung eines neuen, vielseitig einsetzbaren Verbundwerkstoffs zur Oberflächengestaltung, Vecchie Mura genannt, aus aufbereitetem Bauschutt erhielt den 2. Preis. Schieferähnliche Schindeln aus Kunststoffmüll werden im drittprämierten Projekt zu einer eleganten Außenwandverkleidung und zeigen Aspekte ressourcenschonender Materialverwendung. Der erstmalig von FUTURZWEI.Stiftung Zukunftsfähigkeit, Berlin, gestiftete Sonderpreis würdigt das partizipative Kunstprojekt STREETWARE saved item. Weggeworfene Kleidung wird auf der Straße gesammelt, gewaschen und anschließend in neue Outfits umgestaltet – eine Auseinandersetzung mit Produktions- und Konsumweisen. Mit dem Preis werden nicht nur kreative Lösungsansätze für gesellschaftliche Problemstellungen anerkannt, sondern er spiegelt auch die Auseinandersetzung einer jungen Designer:innengeneration mit der Relevanz nachhaltiger Produktentwicklung wider.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2022-04-02
Künstler: Klara Hobza, Moritz Kreul, Sherry Wang
Thema: Mono no aware mit Arbeiten von Klara Hobza, Moritz Kreul und Sherry Wang Beginn der Ausstellung in den Panoramafenstern der Galerie Nord: Freitag, 4. März, 19 Uhr Ausstellung: 5. März - 2. April 2022, Di-Sa 12-19 Uhr Aufgrund der Erneuerung der Lichtanlage ist die Ausstellung nur von außen einsehbar. Der Titel der Ausstellung „Mono no aware“ (物の哀れ) stammt aus dem Japanischen und lässt sich nicht eindeutig in andere Sprachen übersetzen. Häufig wird der Ausdruck als das „Pathos der Dinge“ beschrieben, ein Bewusstsein über die Vergänglichkeit der Dinge, welches zu einer gesteigerten Wertschätzung des Momentes führt. Insbesondere wird er in Verbindung mit der Natur verwendet, welche durch ihren zyklischen wie ephemeren Charakter geprägt ist. Doch wo verlaufen die Grenzen zwischen Natur und Mensch, innen und außen, Bewahrung und Konsum sowie Schutz und Nutzen? Anlässlich des Umbaus der Beleuchtungsanlage in der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten in ein umweltschonendes Lichtsystem werden in den Fenstern der Galerie drei künstlerische Positionen präsentiert, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit sowie der Beziehung von Mensch und Natur auseinandersetzen. Durch ihre Interventionen verwandeln die Künstler:innen die vitrinenartige Fensterfront in Schaukästen, in denen sie unterschiedliche Ansätze im Umgang mit der Natur zeigen. In ihren Arbeiten verhandeln sie sowohl die Unbeständigkeit der Natur als auch verschiedene Formen von Erinnerung und Bewahrung – von der künstlerischen Feldforschung über die bildhauerische Transformation in sinnlichen, fragilen Gebilden bis hin zu einem theatral anmutenden Arrangement eines künstlichen Surrogats. Kuratiert von Lusin Reinsch und Ulrike Riebel Begleitende Veranstaltung: Fr 1. 4., 18 Uhr Finissage Performance mit Political Kitchen
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2022-02-26
Künstler: Klaus Auderer, Joseph Beuys, Kirstin Burckhardt, Lucia Dellefant, Kerstin Drechsel, Tom Früchtl, Nico Hauck, Barbara Hindahl, Thomas Hirschhorn, Monika Huber, Bruno Kuhlmann, Anton Petz, Sophia Pompéry, Daniel Richter, Timm Ulrichs, Wolf Vostell
Thema: Der Titel der vom Künstler Bruno Kuhlmann initiierten Ausstellung ist eine lakonische Aufforderung, die Umsetzung von Zielen und Aufgaben und die damit einhergehenden möglichen Niederlagen und Erfolge zu verschieben. Er verweist auf die Rolle des Gewinners und des Verlierers, des Superagenten, dem in jedem Film immer alles erfolgreich gelingt. Erfolg und Scheitern setzen Maßstäbe und Ziele voraus, an denen sich Fortschritt und Verbesserung messen lassen sollen. Das Künstlerprojekt geht der Frage nach, wie sich Scheitern in der künstlerischen Praxis und Form widerspiegelt. Es werden exemplarisch historische Positionen gezeigt, die bis heute einen kritischen Spot auf gesellschaftliche Ereignisse richten.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2021-01-16
Künstler: Burçak Bingöl, Gülsün Karamustafa, Evrim Kavcar, Ekin Su Koç, Azade Köker, Yasemin Özcan, Yıldız Tüzün
Thema: Shifting Patterns | Dönüşen Paternler Bildhauerinnen aus der Türkei in Deutschland *1932 – 1986 Burçak Bingöl, Gülsün Karamustafa, Evrim Kavcar, Ekin Su Koç, Azade Köker, Yasemin Özcan, Yıldız Tüzün Eröffnung: 30. Oktober 2020, ab 16 Uhr Ausstellung: 31. Oktober 2020 – 16. Januar 2021 Kuratiert von Ayse Güngör und Veronika Witte Die Ausstellung Shifting Patterns | Dönüşen Paternler stellt die Frage in den Raum, ob und in welcher Weise die Erfahrung von Aus- und Einwanderung die bildhauerischen Strategien von Künstlerinnen aus der Türkei im 20. und 21. Jahrhundert formal wie inhaltlich geprägt haben. Sie präsentiert Skulpturen, Objekte, Keramiken und Installationen als hermetische und offene bildhauerische Formen, in denen sich die wandelnde Biografie in die künstlerische Strategie und in die Materialien einschreibt. Das sich 2021 zum 60. Mal jährende Anwerbeankommen und die besondere deutsch-türkische Geschichte sind der Anlass, sich diesem spezifischen Aspekt der künstlerischen Produktion zu widmen, der bislang wenig beachtet wurde und stellvertretend für viele durch Migration erworbene Kompetenzen von Künstlerinnen stehen kann. Ortswechsel haben sowohl „Folgen für die Protagonisten, ihre Herkunfts- und Zielländer, [denn] Bewegung und Mobilität können Verlust und Gewinn bedeuten, Heimat(en), Sprachen, Geschichten verändern sich […]“ und man kann davon ausgehen, dass Migrationserfahrungen seit jeher Energien freisetzen und zu neuen Ideen führen, was sich auch in dem von Einwanderung geprägten Bezirk Moabit immer wieder aufs Neue zeigt, in dessen Zentrum die Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten ihre Ausstellungsräume hat. Wie beeinflusst aber der Wechsel der Geografie mit all ihren ortsspezifischen, sozialen und politischen Aspekten die Arbeitsweisen, die Themen und die Karrieren von Bildhauerinnen? Haben sich die unterschiedlichen kulturellen Codes, Geschichten und Materialien in den Werken vermischt? Wurde die Migration gar selbst zum Thema der Werke? Wie haben die Künstlerinnen über einen Zeitraum von 60 Jahren Stereotype und unterschiedlichste Zuschreibungen genutzt, unterwandert, dekonstruiert und transformiert? Gibt es Motive und Themen der Migration, sich abbildende Erinnerungskulturen und historische Referenzen, die sich aus einer nicht-deutschen oder, in diesem speziellen Fall, türkischen Herkunft erklären lassen könnten? Die sieben ausgewählten Bildhauerinnen wurden zwischen 1932 und 1986 geboren und teilen einige Aspekte in ihrer Biografie und ihrer Kunst: die Erfahrung des Ortswechsels, die Selbstermächtigung als Künstlerin und ihre internationale Ausstellungstätigkeit. Einige von ihnen sind in den 1960er-Jahren nach Deutschland immigriert, andere haben zeitweise hier gelebt und gearbeitet oder stehen als Wandernde in engem künstlerischen Kontakt mit Deutschland. Ihre Werke fokussieren sich auf die Verwendung klassischer Materialien wie Keramik, Papier und Textilien, die sie zum Teil um zeitbasierte und zeitgenössische Medien wie Video, Film, Performance oder partizipatorische Strategien erweitern. Das neu zu entdeckende ungegenständliche bildhauerische Werk der 1932 geborenen Bildhauerin Yıldız Tüzün bildet den chronologischen Ausgangspunkt dieser Ausstellung und überzeugt mit seiner sinnlichen und minimalistischen Strenge und Konsequenz. Die 1949 geborene Künstlerin Azade Köker gehört mit ihren großformatigen figürlichen Plastiken aus Ton und Papier neben Gülsün Karamustafa zu den erfolgreichen Ausnahmeerscheinungen und Pionierinnen einer Dekade, die sich auch aufgrund ihrer Bildung im feministischen Aufbruch der 1970er-Jahre als junge Künstlerinnen ihre Sichtbarkeit und Anerkennung erarbeitet und erkämpft haben. Sie haben gezeigt, dass Künstlerinnen trotz aller Vorurteile, Stereotypisierungen und Reduzierungen auf Geschlecht oder Ethnie an der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst erfolgreich gearbeitet haben und damit vielen heutigen jungen international agierenden Künstlerinnen wie den ebenfalls in der Ausstellung präsentierten Burçak Bingöl, Evrim Kavcar, Yasemin Özcan und Ekin Su Koç den Weg bereiteten. Shifting Patterns | Dönüşen Paternler bezeichnet mehr als nur eine Bewegung oder den Wandel von Mustern. Der Titel versinnbildlicht die Verschiebung, das Driften, die Umschichtung oder gar das Versetzen von Lebensmodellen und ästhetischen Handlungsmustern, die mit der geografischen Bewegung von Menschen eine hybride Vermischung eingehen und eine kulturelle Neuverortung initiieren. Veranstaltungen Fr 30.10.20 ab 16 Uhr Soft Opening 19 Uhr Begrüßung und Einführung mit Veronika Witte und Ayşe Güngör Geplante Performance von Mehtap Baydu Di 10.11.20, 19 Uhr Material, Memory, Migration Vortrag Burcu Doğramacı (Institut für Kunstgeschichte LMU München) Mi 18.11.20, 18 Uhr Künstlerinnengespräch und Katalogpräsentation Mi 09.12.20 und Mi 16.12.20, jeweils 19 Uhr Zeugnisse jenseits der Muster Filmabende kuratiert von bi’bak (Malve Lippmann und Can Sungu) Do 03.12.20, 19 Uhr Podiumsdiskussion Identity politics? - Effekte weiblicher Migration auf die künstlerische Biografie mit Barbara Bartsch, Lotte Laub, Puduhepa u.a. Fr. 15.01.21, 19 Uhr Finissage und Performance mit Black on Black (Ceren Oykut, Fezayafirar)
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2020-10-17
Künstler: Annika Hippler, Soo Youn Kim, Marion Orfila
Thema: Mit überwiegend zeitbasierten und ortsspezifischen Arbeiten konzentriert sich die Ausstellung „underneath“ auf prozessuale Übergange von Realräumen zu fiktionalen Erlebniswelten. Die Innenräume der Galerie sind in Dunkelheit gehüllt, die Öffnung zur Straße weggenommen. Das künstliche Licht sperrt das Natürliche aus, eine Neu-Orientierung im Raum ist unumgänglich. Diese spezifische räumliche Situation der Galerie Nord ist der Ausgangspunkt für eine Ausstellung, die sich mit Raum und Zeit auseinandersetzt. Mit Licht als ephemerem Material zeichnet Annika Hippler Linien als unendlichen Weg durch den Raum und definiert diesen damit neu. Sie experimentiert mit dem Zusammenspiel von mangelndem natürlichen Licht und künstlicher Intervention. Das Moment der Übersetzung spielt in den Zeichnungen und Klang-Arrangements von Soo Youn Kim eine zentrale Rolle. Sie überträgt die vier Zeitpunkte der Sonne und des Mondes in ein eigenes Notationssystem und interpretiert musikalisch die grafische Partitur. Marion Orfila schafft einen zusätzlichen Boden, der die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Raum beeinflusst, indem sie ihn teilweise unter der Oberfläche verschwinden lässt. Diese künstliche Membran aus hauchdünnem Beton teilt den Raum in zwei Ebenen – eine zu niedrig für eine Decke, die andere zu zerbrechlich, als dass wir darauf gehen könnten. Zu Beginn ist der Durchgang durch den Raum blockiert und erst nach und nach wird die Fläche für den Besucher aufgebrochen und es werden neue Wege geschaffen. Die ausgewählten zeitbasierten und ortsspezifischen Installationen spielen mit Helligkeit und Finsternis, Künstlichkeit und Realität, Sichtbarkeit und Versteck, Orientierungslosigkeit und physischer Neuverortung im Raum. The interior of the gallery is shrouded in darkness, the opening to the street has been removed. The artificial light blocks out the natural, a reorientation in the gallery space is inevitable. This specific spatial situation in Galerie Nord is the starting point for an exhibition exploring space and time. Using light as an ephemeral material, Annika Hippler draws lines as an infinite path through the gallery space, thus redefining it. She experiments with the interaction between natural light and artificial intervention. The moment of translation plays a key role in the drawings and sound arrangements of Soo Youn Kim. She transfers the four equinoxes and solstices into her own notation system, and musically interprets the graphic score. Marion Orfila creates an additional level, which influences the perception of one’s own body in space, by making it partially disappear beneath the levels surface. This artificial membrane of wafer-thin concrete divides the room into two levels – one too low to be a ceiling, the other too fragile for us to walk on. At the beginning the passage through the room is blocked – only gradually the surface is broken up for the visitor, and new paths are created. The selected time-based and site-specific installations play with light and darkness, artificiality and reality, visibility and hiding, disorientation and physical repositioning in the gallery space. Kuratorin: Ulrike Riebel Do 24.09., 18 Uhr Künstlerinnengespräch Do 1.10., 19 Uhr Être Vent Performance von Evgénija Wassilev und Peter Strickmann Do 8.10., 18 Uhr Kuratorenrundgang Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa und des Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2020-08-30
Künstler: Fadi Al-Hamwi, Jan Bejšovec, Rafał Dziemidok + Kacper Lipiński, Hannelore, Claudius Hausl, Catherine Lorent, Sharon Paz, Silke Schwarz, Mark Swysen, Chryssa Tsampazi, Raul Walch, Steffi Weismann + Çiğdem Üçüncü und Michael Wolke
Thema: bis hierher und nicht weiter . this far and no further mit Arbeiten von Fadi Al-Hamwi, Jan Bejšovec, Rafał Dziemidok + Kacper Lipiński, Hannelore, Claudius Hausl, Catherine Lorent, Sharon Paz, Silke Schwarz, Mark Swysen, Chryssa Tsampazi, Raul Walch, Steffi Weismann + Çiğdem Üçüncü und Michael Wolke Eröffnung: Freitag 17. Juli, 19 Uhr Ausstellung: 18. Juli - 30. August 2020, Di-Sa 12-19 Uhr Als Auftakt des Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20 lädt die Ausstellung bis hierher und nicht weiter . this far and no further zu einer kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und ökologischen Entwicklungen ein. Die Ausstellung zeigt Künstler_innen und Performer_innen, die sich in ihrer künstlerischen Praxis mit physischen und geopolitischen Grenzen, sozialen Phänomenen und Überschreitungen von ästhetischen Grenzziehungen auseinandersetzen. Der Covid-19-Lockdown und das dadurch erzwungene temporäre Heraustreten aus Konsum und Leistungszusammenhängen haben als extremer Verstärker für das Bewusstsein von Abhängigkeiten, kapitalistischen Produktionsketten und sozialer Ungerechtigkeit gewirkt. Mit welchen Strategien begegnen Künstler_innen individuellen und gesellschaftlichen Einschränkungen? Wie gehen sie mit Panikmache und Bagatellisierung, wie mit rassistischer und nationalistischer Ausgrenzung um, die nicht erst seit Corona und der daraus folgenden Stimmung „allgemeiner Verunsicherung“ Hochkonjunktur haben? Der Klang zerbrechenden Glases wird zum Soundtrack für Hanau. Ein im Raum verspannter Maschendrahtzaun präsentiert sich mit minimalistischer Eleganz. Absurd anmutende Inszenierungen von kultureller Assimilation begegnen textilen Bildcollagen mit provozierenden ikonografischen Bezügen zu jüngerer deutscher Geschichte. Barockes Ornament und die durchdringende physische Präsenz einer Heavy-Metal-Performance feiern Sinnlichkeit und Aufbegehren, und die Geschlossenheit einer Installation öffnet sich für den aktiven Gebrauch durch die Besucher_innen, die so einen sozialen und kommunikativen Raum eröffnen und miteinander teilen. Die künstlerischen Beiträge loten auf vielschichtige Weise Fragen zu Aus- und Abgrenzungen im physischen, sozialen und politischen Raum aus, um die Komplexität und Verzahnung gesellschaftspolitisch relevanter Prozesse mit all ihren Ambivalenzen offenzulegen und zu dekonstruieren. Bis hierher und nicht weiter . this far and no further versteht sich aber auch als Ermutigung, die unmittelbare physische Begegnung mit zeitgenössischer Kunst auch mit Covid-19 wieder zu ermöglichen und mit den aktuellen Einschränkungen und Distanzregeln kritisch zu spielen: Aktionen, Performances und zahlreiche Veranstaltungen in der Galerie und im öffentlichen Raum laden dazu ein, physische Präsenz und soziales Miteinander, die Partizipation und die Kommunikation als bewussten Vorgang der Reflektion, des Austausches und der Freude zu erleben und zu gestalten. As a prelude to the Moabit art festival Ortstermin 20, the exhibition bis hierher und nicht weiter . this far and no further calls for a critical engagement with developments in contemporary society, politics, culture, and ecology. The exhibition features work by artists and performers who explore physical and geopolitical borders, investigate the dynamics of social phenomena, and challenge aesthetic boundaries. Furthermore, the Covid-19 lockdown and temporary forced abandonment of usual models of consumption and productivity have amplified awareness of interdependencies, capitalist production chains, and social injustice. During this time of uncertainty, insurgency, and new alliances, the potential of creative unrest is more relevant than ever. How do artists encounter and engage with individual and societal restrictions? How do they respond to scaremongering and trivialisation, racist and nationalist exclusionary rhetoric, all of which were already on the rise before Corona and the resulting mood of “general uncertainty”? The sound of breaking glass becomes the soundtrack of Hanau, a wire fence extends across a room with minimalist elegance. Absurdist stagings of artistic assimilation meet textile collages with provocative iconographic references to recent German history. Baroque ornaments and the piercing presence of a heavy metal performance celebrate sensuality and insubordination, and a closed installation offers itself for active use by the visitors, allowing them to open and share a social and communicative space. The artistic contributions in the gallery and in the urban space explore boundaries in physical, social, and political settings, in order to reveal and deconstruct the complexity and interconnectedness of socio-politically relevant processes and their resulting ambivalences. The title bis hierher und nicht weiter . this far and no further is both an appeal to rethink, as well as a warning not to overstep certain lines that endanger societal peace, ecological balance, and peaceful, tolerant coexistence. Bis hierher und nicht weiter . this far and no further also sees itself as an encouragement to enable the direct physical encounter with art also with Covid-19 once again, and to play with the current restrictions and distancing rules in a critical way: performances and events in the gallery and in public spaces invite a physical presence and social togetherness, with participation and communication as deliberate prerequisites for reflection, exchange, and the joy of experiencing and creating. Kuratiert von / Curated by Ulrike Riebel, Karen Scheper und Veronika Witte Begleitende Veranstaltungen: Mi/Wed Jul 29, 17 h Ausstellungsrundgang und Künstler_innengespräch / Exhibition walk through and artist talk Sa/Sat Aug 15, 19 h Konzert von / Concert by Hannelore (Tom Früchtl und and Catherine Lorent) Fr/Fri Aug 21, 17 h Öffnung der Festivalzentrale des / Opening of the festival central of the Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20 Loop Table Performance von/by Raul Walch Di/Tue Aug 25, 19 h Wir sind so verschieden. Hat das eine Zukunft? Performance von/by Chryssa Tsampazi Mi/Wed Aug 26, 18 h Scherben Performance von/by Steffi Weismann und/and Çiğdem Üçüncü Mi/Wed Aug 26, 19 h Artists against racism Diskussionsabend mit / Discussion panel with Steffi Weismann, Apartment Project und weitere / and more Fr/Fri Aug 28, 18 h Offizielle Eröffnung des / Official opening of the Moabiter Kunstfestivals Ortstermin 20 – bis hierher und nicht weiter . this far and no further Im Hof des Berlin Kolleg hinter der / In the courtyard of the Berlin Kolleg behind the Galerie Nord Fr/Fri Aug 28 – Mi/Wed Sep 2, Ab der Dämmerung / from sundown In between Videoscreening in einem Fenster der / in a window of the Galerie Nord Sa–So/Sat–Sun Aug 29–30, 15 h Umherschweifen durch Raum und Klang Performative Stadtteilerkundung von und mit / Performative exploration of the city district by and with Claudius Hausl Treffpunkt für Teilnehmer_innen: vor der / Meeting point for participants: in front of the Arminiusmarkthalle So/Sun Aug 30, 17 h The Crossing I Performance von/by Rafał Dziemidok und/and Kacper Lipiński Gerickesteg (Fußgängerbrücke zwischen / foot bridge between Moabit und and S-Bahn Bellevue) So/Sun Aug 30, 19 h The Crossing II Performance von / by Rafał Dziemidok und/and Kacper Lipiński Vor der / In front of the Galerie Nord So/Sun Aug 30, 20 h itinerant interlude #2020 Performance von/by Axel Dörner (Trompete / trumpet), Liz Allbee (Trompete/trumpet) und/and Hilary Jeffery (Posaune/trombone, Trompete/trumpet, Tuba/tuba) Kuratiert von / curated by Laurie Schwartz Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie dem Bezirksamt Mitte von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte und der initiative neue musik berlin e.V. Bitte beachten Sie, dass aufgrund der aktuellen Situation der Zutritt zu den Räumen nur in kleineren Gruppen und mit Mund-Nasen-Schutz, entsprechend den Vorgaben des Senates, möglich sein wird. Die Eröffnung wird vor der Galerie stattfinden. Bitte beachten Sie auch die Hygienevorkehrungen auf unserer Webseite. Please note that due to the current situation, access to the rooms will only be possible in smaller groups and with face masks, in accordance with the requirements of the Senate. The opening will take place in front of the gallery. Please also note the hygiene precautions on our website.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2020-05-09
Künstler: Käthe Kruse
Thema: Doppelausstellung von Käthe Kruse Ich sehe Eröffnung: Freitag, 20. März 2020, 19 Uhr Begrüßung und Einführung: Veronika Witte, künstlerische Leiterin Dauer: 21. März bis 9. Mai 2020 Galerie Nord I Kunstverein Tiergarten 366 Tage Eröffnung: Freitag, 27. März 2020, 18 bis 21 Uhr Dauer: 28. März bis 23. Mai 2020 Zwinger Galerie In der Reihe Grenzgängerinnen präsentiert die Galerie Nord Künstlerinnen, die sich über Grenzen und Genres hinwegsetzen und diese erweitern. Die dritte Ausstellung in dieser Reihe ist Käthe Kruse gewidmet, einer herausragenden Künstlerin, die seit den 1980er Jahren, damals noch als Teil des legendären Westberliner Avantgarde-Trios Die Tödliche Doris, mit der Verschränkung von Musik, Texten, Performance, Video und Malerei neue Formate entwickelt hat, die sich nicht in herkömmliche Kategorien einordnen lassen. Auch heute verbindet Käthe Kruse als Solokünstlerin unterschiedlichste Medien konzeptionell zu einem eigenen künstlerischen Ansatz. In ihrem jüngsten Projekt untersucht sie mit den Mitteln der Malerei, Musik und Performance die Wechselwirkung von Sprache, Politik und medialer Berichterstattung. Für die beiden Werkkomplexe Ich sehe und 366 Tage sammelte Käthe Kruse über zwei Jahre täglich 25 Überschriften aus jeweils einer deutschsprachigen Tageszeitung wie zum Beispiel Taz, Tagesspiegel oder Süddeutsche Zeitung. Unterschiedslos bediente sie sich aus den Sparten Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Ökologie und Kultur. Bei der Auswahl der Headlines verließ sie sich ganz allein auf ihre künstlerische und politische Sensibilität. Kalendarisch abgespeichert, sammelte sie in dieser Zeitspanne ein Kontingent aus Sätzen und Substantiven – ein subjektives Archiv zur jüngsten Zeitgeschichte in knappster Form –, das keiner festen inhaltlichen Systematik zu folgen scheint, aber in der künstlerischen Transformation ein beunruhigendes gesellschaftliches Bild entwirft. Auf einzelne Din-A4-Fototafeln übertragen, ordnet Kruse die 366 Tage streng in kalendarischer Abfolge und präsentiert damit nicht nur einen chronologischen Speicher, sondern auch einen Bildkomplex, der in seiner minimalistischen Anordnung irritierende Zusammenhänge über die Bedeutungen von Sprache, Text und Bild aufzeigt. In einem zweiten Schritt isoliert die Künstlerin alle Substantive aus den Überschriften heraus, die sie Wort für Wort alphabetisch geordnet und in Druckschrift mit dünnem Pinsel auf Leinwände gemalt aneinanderreiht. Es entstehen 80 schwarz-weiße, enzyklopädisch anmutende Textbilder mit insgesamt 3927 Nomina: von Abstiegsangst bis Zuwanderungsrekord. Das Tableau mit dem Anfangsbuchstaben X enthält nur ein einziges Wort: Xenophobie – der Rest ist weißer Bildraum. In der Isolierung und in der monotonen, stakkatohaften, spröden Aneinanderreihung der Sätze und Nomina sowie in der reduzierten räumlichen Inszenierung enttarnt Kruse fast beiläufig die Gefahren der unreflektierten Nutzung von Sprache. Aber „Käthe Kruse grundiert die beiden Spracharbeiten weder mit moralischem Imperativ, noch mit Empörung; auch strahlen sie keinen Fatalismus, aber auch keinen Optimismus aus. Zunächst registriert das politische Künstlerinnen-Subjekt etwas: ‚Ich sehe.‘“ (aus Hanne Loreck: Ein Alphabet gegen das Ende der Zukunft, Käthe Kruses Werkzyklus Ich sehe, DISTANZ, 2020) Die beiden miteinander verschränkten Werkgruppen verteilen sich über zwei Ausstellungsorte in Berlin, das macht dieses Projekt zu einem besonderen Ereignis. Unter dem Titel Ich sehe präsentiert Kruse in der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten die 80 Tableaus in einer Installation zu einem Fries, der sich durch sämtliche Räume zieht. In der Zwinger Galerie wird das Archiv der gesammelten Überschriften unter dem Titel 366 Tage aufgeschlagen. Ihrem interdisziplinären Ansatz entsprechend, werden beiden Ausstellungen durch eine Reihe von performativen Veranstaltungen ergänzt. Gemeinsam mit Myriam El Haik am Piano und Edda Kruse Rosset am Schlagzeug vertonte Kruse die 80 Worttableaus zu einem Sprechkonzert, das in beiden Galerien zur Aufführung kommen wird. Darüber hinaus wird Käthe Kruse eine mehrtägige Leseperformance in der Galerie Nord durchführen. Ein wichtiger Teil des Projekts besteht in einer Publikation, die begleitend zu den Ausstellungen bei DISTANZ erscheinen wird. Die Edition besteht aus einer Doppel-LP, aufgenommen im Studio 65 bei Alexander Hacke, 80 Bildtafeln, einer Zeitung mit sämtlichen Überschriften sowie einem Begleitheft mit Installationsansichten der Ausstellungen. Die nummerierte und signierte Vorzugsausgabe enthält ein Tuch aus Modal, mit allen 3927 Wörtern bedruckt. Die Präsentation der Publikation mit Verleger Matthias Kliefoth (DISTANZ) wird begleitet von einem Künstlerinnengespräch zwischen Prof. Dr. Hanne Loreck (Hochschule für Bildende Kunst Hamburg) und Käthe Kruse. Galerie Nord I Kunstverein Tiergarten, Turmstraße 75, 10551 Berlin www.kunstverein-tiergarten.de, info@kunstverein-tiergarten.de, Telefon: 030/901833454 Ausstellung: Ich sehe Eröffnung: Freitag, 20. März 2020, 19 Uhr Begrüßung und Einführung: Veronika Witte (Kuratorin und künstlerische Leiterin) Dauer: 21. März bis 9. Mai 2020 Begleitprogramm Galerie Nord: Donnerstag, 2. April 2020, 19 Uhr Konzert Käthe Kruse, Stimme / Myriam El Haik, Piano / Edda Kruse Rosset, Schlagzeug Dienstag, 28. April 2020, 19 Uhr Künstlerinnengespräch und Katalogpräsentation mit Prof. Dr. Hanne Loreck und Matthias Kliefoth, DISTANZ Verlag Dienstag, 5. Mai bis Samstag, 9. Mai 2020 (außer Freitag), täglich 15–18 Uhr 366 Tage Performance von Käthe Kruse Zwinger Galerie, Mansteinstraße 5, 10783 Berlin www. zwinger-galerie.de, office@zwinger-galerie.de, Telefon: 030/28598907 Ausstellung: 366 Tage Eröffnung: Freitag, 27. März 2020, 18 bis 21 Uhr Dauer: 28. März bis 23. Mai 2020 Begleitprogramm Zwinger Galerie: Freitag, 15. Mai 2020, 19 Uhr Konzert Käthe Kruse, Stimme / Myriam El Haik, Piano / Edda Kruse Rosset, Schlagzeug Förderer und Partner: Ich sehe in der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten: Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa In Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte Die Publikation „Käthe Kruse: Ich sehe“ entsteht mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2020-03-07
Künstler: Jaakov Blumas, Pedro Boese, Katrin Bremermann, Martim Brion, Ilona Kálnoky, Michaela Zimmer
Thema: Die Ausstellung „incremental abstractions“ präsentiert zeitgenössische ungegenständliche Sicht- und Arbeitsweisen in Bildhauerei, Malerei, Grafik und Fotografie. Anhand von sechs exemplarischen Positionen aus Berlin und Hamburg werden Möglichkeiten künstlerischer Verortung im Spannungsfeld der ungegenständlichen Kunst aufgezeigt. Reflektiert wird dabei die Entwicklung ihrer Bildsprache durch die Weiterführung, Ergänzung und Verknüpfung bestimmter Traditionslinien, ihr Umgang mit dem Primat des Materials, ihr Fokus auf Farbe und Form, die Ab- und Anwesenheit der Geste und die Lesbarkeit des Prozesses, sowie Fragen nach Reduktion, Wiederholung und Serialität. Katrin Bremermanns fein austarierte farbige Bildkörper auf ungrundierten „shaped canvases“, also Leinwänden, die die klassisch rechteckige Form aufheben, reflektieren Fragen des Bildraums und des Bildes im Raum. Sie hinterfragen subtil die Verhältnisse zwischen Figur und Grund und erzeugen dabei eine überraschende Bildräumlichkeit. Martim Brions Skulpturen aus industriell lackierten geometrischen Formen und seine digital modellierten Fotografien der Oberflächen von Alltagsgegenständen erkunden anhand von spezifischen optischen, stofflichen und medialen Qualitäten Synergieeffekte zwischen Skulptur und Fotografie. Durch beiläufig anmutende Handlungen und Handgriffe formt Ilona Kálnoky alltägliche und industrielle Werkstoffe zu Skulpturen. Die bildhauerischen Strategien der Stauchung, Kompression und Dehnung, die Prozesse der Veredelung, Zersetzung und des Verfalls sowie der menschliche Körper spielen bei der abgründig humorvollen Formbildung eine zentrale Rolle. Michaela Zimmer verknüpft in ihren aus farbigen Kunststofffolien, Verpackungs- und Klebebändern sowie Leinwand geschichteten, großformatigen Arbeiten intuitive Gesten, physische Aktionen mit der visuellen Sprache der Abstraktion und der Wirkungskraft des Materials. In den quadratisch modularen Bildgefügen von Pedro Boese stehen die Relation von Farben, die Eigenschaft der monochromen Fläche in Bezug auf Licht, die Durchlässigkeit und die Opazität des Farbauftrages im Mittelpunkt. Reduziert auf elementare Formen, variiert er die räumlichen Erscheinungen und Wirkungen von Linie, Form und Farbe. Jaakov Blumas’ Arbeiten bestechen durch polychromatische Lineaturen, die die Wahrnehmung der von ihnen umrissenen geometrischen Formen optisch in Bewegung versetzen. Angesiedelt zwischen Bildhauerei und Malerei sind ihre Konstellationen im Raum variabel, wodurch der/die Rezipient*in virtuell als Mitgestalter*innen thematisiert werden. Die facettenreiche Ausstellung gibt einen Überblick über aktuelle Positionen ungegenständlicher Kunst, ohne bilanzieren zu wollen. Sie schließt sich jedoch an jene Konzepte zeitgenössischer Kunstproduktion an, die Farbe, Material und Geste als Gegenstand thematisieren. Begleitende Veranstaltungen: Fr 24.1., 19 Uhr Eröffnung Begrüßung: Veronika Witte Einführung: Dr. Jens-Ole Rey Mi 12.2., 19 Uhr Künstler*innengespräch mit Dr. Jens-Ole Rey Mi 26.2., 19 Uhr Lesung von Peter Neumann aus seinem Buch Jena 1800 und anderen Texten Do 5.3., 19 Uhr Moving Abstractions Filmabend, kuratiert von Klaus W. Eisenlohr / Directors Lounge Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2020-01-11
Künstler: Magali Desbazeille, Hannes Kater und Karen Scheper
Thema: Text Bild Exzess mit Arbeiten von Magali Desbazeille, Hannes Kater und Karen Scheper Eröffnung: Freitag 15. November, 19 Uhr Begrüßung: Marie Graftieaux, Leiterin des Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland Einführung: Veronika Witte, Künstlerische Leiterin Performance: itinerant interlude #271 mit Sirje Viise, Stimme 16. November 2019 - 11. Januar 2020 Di-Sa 12-19 Uhr Zwei zeichnerische Rauminstallationen und eine datenbasierte interaktive Installation reflektieren in Text Bild Exzess die vielschichtigen Verhältnisse zwischen Sprache, Schrift, Text und anderen zeichenhaften Codes in einer Gesellschaft, die schriftliche Texte zusehends durch Bilder ersetzt. Sie untersuchen und dekonstruieren die spezifischen Verbindungen, die Texte und Zeichen je nach Einsatzgebiet eingehen und miteinander unterhalten. Beispielhaft zeigen diese drei künstlerischen Positionen, wie die Arbeit mit Bild und Text wiederum neue Verhältnisse von Zeichen- und Bedeutungszusammenhängen herzustellen vermag, ohne dabei Grenzen zwischen Text, Sprache und Schrift oder ihren verschiedenen Ausprägungen definieren zu wollen. Karen Scheper entwickelt ihre aus Zeichnungen, Schriftelementen und durch zeichnerische Aneignung verfremdeten Literaturadaptionen bestehenden Assemblagen in einem ebenso konzeptionellen wie sensuellen Arbeitsprozess. Sie untersucht den Werkstoff „Text“ im Hinblick auf Prozessualität und vereinnahmt im Verlauf dieses Verfahrens dafür handschriftlich Passagen oder komplette Kapitel aus Büchern, die in ausgiebigen Über- und Verzeichnungen einer radikalen Umdeutung und Intertextualisierung unterzogen werden. www.karenscheper.de In Magali Desbazeilles künstlerischer Arbeit treffen Dokumentation, Fiktion und Performance auf neue Technologien und verspielt anmutende Displays. In ihren interaktiven Multimedia-Installationen verbergen sich Archive von verwertbaren digitalen Informationen und Codes. Die Künstlerin analysiert den Einfluss von digitalen Technologien auf Sprache und untersucht dafür, wie und wonach Menschen auf welchen Wegen im Netz recherchieren, welche Begriffe sie dafür verwenden und was die neuen Technologien für die Sprache bedeuten. www.desbazeille.fr Der konzeptionelle Zeichner Hannes Kater setzt seine ideographischen Zeichen für die Erweiterung der Möglichkeiten von Zeichnung auf dem Papier und im Raum ein. Diese von ihm „Darsteller“ genannten Zeichen transportieren eine Vielzahl decodierbarer Informationen und eröffnen operative Möglichkeiten für die Entdeckung von bis dahin nicht gesehenen Sinnzusammenhängen. Katers semantischen Modellen nicht unähnliche Versuchsanordnungen von Zeichnungen und Objekten fragen nach der Verbindung von Zeichnen und Denken, mithin kognitiven Prozessen der „Datenverarbeitung“. www.hanneskater.com Aus dem Abstraktionsraum von Zeichen- und Buchstabenfolgen heraus entwickeln die Künstler_innen in der Galerie Nord begehbare Installationen mit exzessiven Verflechtungen von Bild und Text. In der räumlichen Verschachtelung vielfältiger Informationsebenen wird so „Lesbarkeit“ jenseits von Linearität rekonfiguriert. Begleitende Veranstaltungen: Do 21.11., 19 Uhr Text Zeichen Bild – Historical Voyager Filmabend, kuratiert von Michael Freerix Di 3.12., 19 Uhr Künstler_innengespräch mit Jan Philipp Frühsorge Do 12.12., 19 Uhr Wort Zeichen Welten Lesung von Meike Rötzer, Verlag Matthes & Seitz Berlin Fr 10.1., 19 Uhr Finissage mit der Performance „pas du tout satisfait, plutôt …“ von Magali Desbazeille außerdem: dienstags und freitags, 14–18 Uhr Labor Hannes Kater die Installation wird vor Ort weiterentwickelt. Mi 11.12., 10–12 Uhr Fr 13.12., 15–17 Uhr Workshops für Kinder und Jugendliche mit Karen Scheper Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa, der Hypo-Kulturstiftung, des Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland (www.facebook.com/bureaudesartsplastiques) und des französischen Kulturministeriums. Das Projekt itinerant interludes wird unterstützt von inm - initiative neue musik Berlin e.V. und kuratiert von Laurie Schwartz.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-09-29
Künstler: Alle Teilnehmer_innen stehen im Programm, welches als Druckausgabe in der Galerie Nord zu den Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag 12 bis 19 Uhr zu erhalten ist.
Thema: Mehr als 250 Künstler_innen beteiligen sich diesmal an über 80 Orten in Moabit und im Hansaviertel: Sie öffnen ihre Ateliers, organisieren gemeinsame Ausstellungen und laden zu zahlreichen Veranstaltungen wie Workshops, Lesungen, Konzerten oder Performances ein. Unser Thema „Fata Morgana – Täuschung oder Vision?“ ist auf sehr große Resonanz gestoßen. So wird uns dieses Thema in unterschiedlichsten Fokussierungen und künstlerischen Formulierungen in Ateliers, auf Bühnen, als irrlichternde Skulptur im Stadtraum oder als Sound von Kirchtürmen herab begegnen. Dächer, Zäune, Spätis und sogar ein Waschsalon werden bespielt. Die Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten hat eigens für den diesjährigen Ortstermin die Ausstellung „back there“ entwickelt, die das Sichtbare als ästhetisches, wirtschaftliches und politisches Wertesystem reflektiert. In den Fenstern der Galerie Nord findet das im vergangenen Jahr erfolgreich eingeführte Videoscreening „In between“ eine Fortsetzung: Von hier strahlen ab Anbruch der Dämmerung ausgewählte Filme von Berliner Künstler_innen in das nächtliche Moabit. Hinweisen möchten wir Sie auf die insgesamt 10 moderierten Rundgänge und Führungen. Zwei von ihnen sind für Rollifahrer_innen geeignet, ein Rundgang wird simultan in die deutsche Gebärdensprache übersetzt und zwei Rundgänge finden in englischer Sprache statt. Das vielversprechende und umfangreiche Programm von Ortstermin 19 steht hier für Sie zum Download bereit. Als Druckausgabe erhalten Sie das Programm in der Galerie Nord zu den Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag, 12 bis 19 Uhr. Die wichtigen Informationen in Kürze: Freitag, 27. September, 18 Uhr Eröffnung Ortstermin 19 Eröffnung der Ausstellung „back there“ Eröffnung Videosreening "In between" ab 21 uhr Galerie Nord, Turmstraße 75 anschließend ab 19.30 Uhr Mehr als 40 Eröffnungen und Veranstaltungen überall im Stadtteil Samstag und Sonntag, 28. und 29. September, 15 bis 20 Uhr Offene Ateliers, Ausstellungen und Veranstaltungen an über 80 Orten 10 Rundgänge durch den Stadtteil und zu Kunstorten in Moabit und im Hansaviertel Samstag bis Montag 28. bis 30. September, 19 bis 1 Uhr Videoscreening „In between“ in den Fenstern der Galerie Nord
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-10-26
Künstler: Stefan Cantante, Birke Gorm, Rike Horb, YL Hsueh, Timo Kahlen, Nick Koppenhagen, Jeewi Lee, Jonas von Lenthe, Marina Naprushkina, Neue Nachbarschaft // Moabit, Stefan Riebel, Marion Ritzmann, Emmilou Rößling, Agnes Scherer + Paul DD Smith, Anna Schimkat, Gaby Taplick, Sung Tieu
Thema: m Rahmen des Ortstermin 2019 widmet sich die Ausstellung "back there" dem Offensichtlichen und dem weniger Offensichtlichem. Ist etwas offensichtlich, ist es genau so und nicht anders – offensichtlich, weil tatsächlich offen und einsichtig. So wirken die Räume der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten ebenfalls auf den ersten Blick überaus offen und einsichtig. Die physische Barriere zwischen Kunst- und Stadtraum besteht hier lediglich aus einer transparenten Glasscheibe, die sozialräumliche Distanz dagegen ist vielschichtiger. Die Ausstellung "back there" nimmt dieses Paradox zum Anlass, die ansonsten unmerklichen räumlichen und gesellschaftlichen Bedingungen der Galerie Nord in den Vordergrund zu rücken. Verstärkt wird diese Auseinandersetzung durch eine speziell für die Ausstellung installierte Holzwand, die sich quer durch die Galerieräume zieht und als doppelte Rückseite die Grenze zwischen Vorder- und Hintergrund zusehends verwischt. Die versammelten Positionen bleiben auf der Oberfläche, beleuchten Hintergründe, machen sie unsichtbar und lassen Blicke ins Leere laufen. Draußen, entlang der Turmstraße, setzt sich diese Arbeitsweise fort. Bewusst beiläufig, fast funktional präsentiert sich hier Kunst, dabei bewegt sie sich konsequent im Hintergrund. Sie versperrt sich gegenüber dem Buhlen um Aufmerksamkeit und nutzt schon vorhandene Medien und Strukturen, LED-Anzeigen in den Ladenfronten, Werbeaufsteller, Zäune oder Fahnenmasten. Sie konstituiert sich erst auf den zweiten oder dritten Blick und fordert so die Betrachter*innen auf innezuhalten, näherzutreten und sich der eigenen Perspektive und Position bewusst zu werden. Es gibt neben den individuellen auch historische und gesellschaftliche Gründe, warum genau das und nicht etwas anderes in diesem Augenblick ins Blickfeld rückt, offensichtlich ist, demnach vermeintlich wirklich und wichtig. Das scheinbar zufällige Treiben im städtischen Raum lässt sich anhand unterschiedlicher Kriterien analysieren. Eins davon ist Sichtbarkeit und als solche alles andere als neutral, sie ist umkämpft, ungleich verteilt und stets politisch. Ist der hier gewollt verunsicherte Blick nicht immer auch ein ästhetischer? Die Ausstellung „back there“ schafft Unschärfen und lädt dazu ein, an dem, was offensichtlich ist, absichtlich vorbeizuschauen, sich bewusst zu werden, wie der eigene Blick konstituiert, was sichtbar und bedeutsam ist, und somit vielleicht Verantwortung zu übernehmen, für das, was offensichtlich übersehen wird.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-09-18
Künstler: Nadja Schöllhammer
Thema: Im Rahmen der laufenden Ausstellung "Wandler – Expandierende Raumzeichnungen" in der Galerie Nord wird es kommenden Mittwoch einen Ausstellungsrundgang mit Künstlerin Nadja Schöllhammer und Kuratorin Veronika Witte geben. Foto: Eric Tschernow
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-09-20
Künstler: Nadja Schöllhammer
Thema: Nadja Schöllhammer WANDLER Expandierende Raumzeichnungen Eröffnung: Freitag 9. August, 19 Uhr Einführung: Veronika Witte Ausstellung: 10. August - 20. September 2019, Di-Sa 12-19 Uhr Mit dieser umfassenden Einzelausstellung bietet die Galerie Nord der Künstlerin Nadja Schöllhammer einen dreigliedrigen Transformationsraum, in dem sie die Elemente, Module und Werkgruppen ihres faszinierenden, überbordenden Œuvres neu verschalten wird. Mittels ihrer selbst entwickelten Methoden des erweiterten Zeichnens entgrenzt sie das Verhältnis zwischen Zeichnung, Malerei, Raum und Narration. Dabei spielt sie mit Akkumulation, Überlagerung, Unüberschaubarkeit und der transformatorischen Kraft der Wucherung und der Entäußerung. Mit einer eigens für den zentralen Raum der Galerie entwickelten In-situ-Installation aus Plakatfragmenten, Collagen, Cut-outs, Aquarellen und skulpturalen Elementen präsentiert Schöllhammer eine umfassende Visualisierung komplexer Prozesse des Kommunizierens zwischen dem Sagbaren und dem Unsagbaren. Darüber hinaus zeigt sie eine Auswahl zweidimensionaler Arbeiten, deren Dickicht an Farben, Formen und Linien sich einer schnellen Dechiffrierung entziehen. Ein Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist ihr Interesse an unterschiedlichen kulturellen Riten, Sagen, Mythen, an traumartigen Zuständen sowie an vorsprachlichen Prozessen, die sie auf inhaltlicher und materieller Ebene erforscht. Sie geht an die Grenzen der von ihr bevorzugten fragilen und formbaren Materialien wie Papier und Silikon und bearbeitet die Fragmente ihrer Collagen und Zeichnungen mit Skalpell, Gasbrenner und Klebepistole, akkumuliert und überzieht sie mit einem Gespinst aus Linien, Netzen und Strukturen. Wahn, Verwandlung, Schleier, Maskerade, Schein und Komödie – die Fratzen der Protagonistinnen zeugen von lustvollen und dramatischen Prozessen der künstlerischen Bearbeitung, die zwischen filigranem, präzisem Vorgehen und offenem Spiel changieren. Die so entstehenden Module, Elemente und papiernen Protagonisten verwebt sie zu einem rhizomatischen System, welches selbst zum Akteur wird und in dem sich das Wissen des physischen Außenraumes und des mentalen Innenraumes durchdringt. Wir stehen und blicken in ein Dickicht aus Linien und fragilen Inseln, auf denen sich unter einem Schleier aus Farbe, Linien, Tusche und Silikon Gestalten tummeln. Mit weit aufgerissenen Mündern – leise wispernd oder mit schrillem Gesang – spazieren sie in unsere Unterwelten hinein, verweilen dort und wandeln gemeinsam mit den drei Söhnen des Schlafgottes Somnus ihre Gestalt. In ihrem facettenreichen Werk führt uns Schöllhammer gekonnt über den Grat der Bewusstseinsveränderungen, deren Verlauf oft pathologisiert und als wahnhaft bezeichnet wird, aber deren in sich kohärente Gedankengebäude und Welterfindungen ebenso „wahr“ und „real“ sein könnten wie allgemein anerkannte Deutungssysteme von Wirklichkeit. Kuratiert von Veronika Witte Begleitende Veranstaltungen: Di 3.9., 19 Uhr Künstlerinnengespräch mit Barbara Heinrich und Nadja Schöllhammer Mi 18.9., 18 Uhr Ausstellungsrundgang mit Nadja Schöllhammer und Veronika Witte Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa und der Karin Abt-Straubinger Stiftung. © Nadja Schöllhammer, 2019, Foto: Eric Tschernnow
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-07-20
Künstler: Claudius Hausl, Magdalena Mitterhofer, Sandra Vater
Thema: Der Preis wird jährlich an jeweils drei herausragende Studierende der Bildenden Kunst verliehen. Die Preisträger*innen präsentieren ihre Arbeiten in einer Ausstellung, die dieses Jahr in der Galerie Nord stattfindet. Ziel ist es, eine Brücke zwischen der Ausbildungsinstitution und dem Kunstbetrieb zu schlagen. Die Jury bestand in diesem Jahr aus Prof. Martin Rennert, Präsident der UdK Berlin; Prof. Thilo Heinzmann, Professor für Malerei an der UdK Berlin; Dr. Joanna Kiliszek, Kunsthistorikerin; Dr. Julia Wallner, Direktorin des Georg Kolbe Museums; Dr. Marc Wellmann, Künstlerischer Leiter im Haus am Lützowplatz und Veronika Witte, Künstlerische Leiterin der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten. Claudius Hausl Anhand einfacher Modelle exploriert Claudius Hausl Mechanismen, die Aktionsräume im Sinne eines Spiels eröffnen und die Möglichkeit bieten, eine große Anzahl von Menschen interaktiv und thematisch zu verbinden. Ihm ist daran gelegen, das lineare Narrativ und das passive Konsumieren von Kunst durch eine aktive spielerische Erfahrung zu ersetzen. Die Game Over Society ist der Versuch, ein analoges Netzwerk zu stricken. Bist du Teil eines Spiels? Dann trage deine Kette, sie funktioniert als Kommunikationsplattform, Dating-App, Zufallsgenerator, Horoskop und so weiter, du entwirfst die Möglichkeiten. ANALOG ohne DATEN, ohne AKKU, ohne WEB, nur mit Dir und Uns. Magdalena Mitterhofer In ihrer genreübergreifenden, kollaborati¬ven und oft ortsspezifischen Praxis untersucht Magdalena Mitterhofer Konditionen künstlerischer Kollaboration, Probleme der Übersetzung sowie spezifische Nutzung von Sprache im geschäftlichen und privaten Kontext. Dabei wendet sie spielerisch Strategien verbaler sowie nonverbaler Kommunikation an und hinterfragt damit die Bedeutung von Gesten sowie deren gesellschaftlichen Wertzuschreibungen. Ihre Arbeiten und kritischen Denkprozesse manifestieren sich überwiegend in der Form von Performance, Videoinstallation und Zeichnung. Sandra Vater In ihren Kunstwerken strebt Sandra Vater die Entschleunigung des Blickes auf die Kunst der Gegenwart an. Anstelle einer Entmystifizierung der Kunst wird dem Werk das Geheimnis zurückgegeben. Die Verbindung von Konzeptkunst mit klassischer Bildhauerei spielt in ihren Arbeiten eine zentrale Rolle. Konzeptionelles Denken wird mit traditionellen Arbeitsmethoden wie z. B. skulpturalen, plastischen sowie abformenden Verfahren verknüpft. Beispielsweise konzentriert sich die Serie Organic Pattern auf die Thematik von Schichtung und Wachstum. Durch eine experimentelle Abformungstechnik werden einzelne voneinander unabhängige Schichten hergestellt. Dabei bewegt sich die Künstlerin entlang der Möglichkeiten des Materials Gips. Die Formensprache ihrer Werke zeigt sich in der Wechselwirkung von figürlichen und abstrakten Gebilden. Harte Materialien treffen auf zarte Strukturen. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch raumgreifendes Volumen mit ausgearbeiteten Details aus. Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin statt. Begleitende Veranstaltungen: Eröffnung: Freitag 14. Juni, 19 Uhr Begrüßung: Prof. Martin Rennert, Präsident der UdK Berlin; Dr. Ralf F. Hartmann, Vorsitzender des Kunstvereins Tiergarten Einführung: Veronika Witte, künstlerische Leitung der Galerie Nord Do 20.6., 19 Uhr Künstler*innengespräch mit Veronika Witte Do 27.6., 19 Uhr Performance von Magdalena Mitterhofer 12.-14. Juli Rundgang – Tage der offenen Tür in der UdK Berlin Mit freundlicher Unter¬stützung der bezirklichen Förderfonds der Senats¬verwaltung Kultur und Europa und des Bezirkskulturfonds.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-06-01
Künstler: Elisa Duca, Robin Detje
Thema: PROCESSING:MOABIT Eine performative Installation von Elisa Duca und Robin Detje Die Arbeit, mit der das Künstlerpaar Elisa Duca und Robin Detje in die Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten eingeladen wurde, beginnt am 3. Mai mit einer Eröffnungsperformance. Die Künstler besetzen den teils noch leeren Galerieraum vor den Augen der Besucher*innen mit Objekten und entwickeln die Installation als lebendigen Organismus über die gesamte Ausstellungsdauer ständig weiter. Immer wieder werden in der Galerie Nord performative Interventionen zu sehen sein. Es gibt keinen finalen Zustand der Installation, sondern nur das Ende des Ausstellungszeitraums. Eröffnung: 3. Mai 2019, 19 Uhr 4. Mai - 1. Juni 2019 Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten Turmstraße 75, 10551 Berlin Öffnungszeiten: Di-Sa 13-19 Uhr Weitere Termine: Di. 07. 05., 15 Uhr - Performative Intervention 1 Sa. 11.05, 13 Uhr - Performative Intervention 2 Sa. 18.5., 16 Uhr - Künstlergespräch mit Isabelle Meiffert Mi. 22.05., 18 Uhr - Performative Intervention 3 Sa. 25.05., 16 Uhr - Mädchenchor „Levetzowgirls“: Ein Chor geflüchteter Mädchen als Afghanistan, Syrien und dem Irak übernimmt die Installation So. 26.05., ganztägig - Demokratie-Performance: Die Installation wird zum Wahllokal für die Europawahl Finissage: 31. Mai 2019, 19 Uhr Kuratorische Begleitung: Veronika Witte, Isabelle Meiffert Mitarbeit: Chris Möller; Koordination: Ulrike Riebel Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa, des Bezirkskulturfonds Mitte und des Aktionsfonds des Quartiersmanagements Moabit West. ___________________________________________________________ Elisa Duca und Robin Detje über PROCESSING:MOABIT Nichts bleibt, wie es ist. Kein Ding bleibt an seinem Ort. Kein Mensch bleibt an seinem Ort. Es gibt keinen Stillstand, es gibt keine Reinheit. Und es gibt keine Grenzen. Wenn ich meine Hand auf die Tischplatte lege, gehen ein paar Atome meiner Haut in die Tischplatte über und ein paar Atome der Tischplatte in meine Haut. Dass ich nicht zu Holz werde und die Tischplatte nicht zum Menschen, ist vielleicht eher Zufall. Unsere performative Installation hebelt diese Normalität aus. In Moabit gesammelte Dinge, unterfüttert von in Moabit gehörten Geschichten, werden neu gemischt. Nach neuen Regeln, die sich täglich ändern können. Eine Welt des Wahns, vielleicht. Entgrenzung, Regellosigkeit, Unsinn. Sinnentleerung, Sinnumschichtung. Produktion von neuem Sinn durch Unsinn. Eine Gegenwelt entsteht, immer noch Spiegel des Moabiter Alltags, aber unbewohnbar. Es sei denn, man findet andere Kriterien, andere Methoden, sich dort einzuleben und diese Welt zu nutzen. Die Objekte, aus denen unsere Installation besteht, kommen aus vielen verschiedenen Welten, die alle nebeneinander existieren. Die Menschen, die sie benutzen, sprechen verschiedene Sprachen. Wir mischen ihre Dinge. Wichtig ist für uns dabei der Begriff der „Kreolisierung“. Er bezeichnet eine „fröhliche Praktik der Verpflanzung“, die Widersprüche und Gegensätze positiv besetzt. Wir arbeiten an einer Ästhetik des Nebeneinanders, an Demokratisierung in einem Parlament der Dinge und der Lebewesen. Es gibt kein Anthropozän. Es gibt eine Gemeinschaft aus Mineralien, Gasen, Bakterien, Pilzen und Viren, aus Putzeimern, Mandarinen, Strumpfhosen, Abwaschschwämmen, Abschleppseilen, Blumenkohl, die uns Menschen aufnimmt, unabhängig von unserer kulturellen Herkunft und ohne uns zu bewerten. Foto © Maja Wirkus
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-04-20
Künstler: Jörg Brinkmann, Ursula Damm, Adelheid Mers, Rachel Smith und Moritz Wehrmann
Thema: Membrane mit Arbeiten von Jörg Brinkmann, Ursula Damm, Adelheid Mers, Rachel Smith und Moritz Wehrmann Eröffnung: Donnerstag 7. März, 19 Uhr Begrüßung: Veronika Witte Einführung: Sophia Gräfe (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) Ausstellung: 9. März - 20. April 2019, Di-Sa 13-19 Uhr Das von Ursula Damm initiierte Ausstellungsprojekt „Membrane“ präsentiert fünf Multimediakünstler*innen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Wahrnehmung, Lernen und Interaktion, sowie mit Methoden und Technologien künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzwerken auseinandersetzen. In allen Positionen spielen die Prozesse der Filterung, der gegenseitigen Öffnung und Verschließung, der Durchdringung von Körper, Wahrnehmung und Maschine eine wichtige Rolle. Basierend auf eigens für die Ausstellung entwickelten Computerprogrammen interagieren die künstlerischen Arbeiten mit dem sozialen Umfeld und den Besucher*innen, mal über virtuelle Realität, künstliche Intelligenz oder aber mittels analoger Bewegung und Sprache, und konfrontieren sie mit maschinell erzeugtem Lernen, Wahrnehmungsfiltern sowie mit analogen Bewegungsanalysen. Diese Membrane können dabei einmal selektive Barriere oder Grenze sein, dann wieder sind sie ein Text, ein System von Regeln, ein Spiel, ein Material oder sogar eine Maschine. In einer interaktiven Installation von Ursula Damm analysiert eine in Zusammenarbeit mit Peter Serocka (Programmierung) und Teresa Carasco (Sonifikation) entwickelte Software das Geschehen auf der Straße vor der Galerie auf bestimmte Bildmerkmale. Das Lesen vom Bewegungsspuren wird dabei als eine Summe von parametrisierten Bildartefakten interpretiert. Bei diesen Interpretationen animiert der Algorithmus die gefundenen, grafischen Bildmerkmale zu neuen Bildern, die interaktiv gesteuert, verändert und manipuliert werden können. Rachel Smith geht eine kollaborative Beziehung mit einem neuronalen Netzwerk ein und kommuniziert mit dessen Blackbox. Dabei entschlüsselt sie dessen versteckten Verhaltensmuster und Prozesse und macht diese analog rezipierbar. Die Arbeit von Adelheid Mers ist zum Teil Gesprächs- und Bewegungslabor, zum Teil zeichnerische und digitale Auswertung und Verdichtung des Prozesses während der gesamten Ausstellungsdauer. Ihre Praxis der ‚Performativen Diagrammatik‘, die von den Besucher*innen auch in begleitenden Workshops näher kennengelernt werden kann, entwickelte Mers aus Algorithmen (Robert Woodley, Programmierung) und dem Interesse an der gegenseitigen Durchdringung von Körperwissen und Sprache. In Jörg Brinkmanns Installation hingegen wird dem Betrachter eine virtuelle Realität geboten, die weit über den klassischen Prozess der Simulation hinausgeht. Er befragt die Verfasstheit der Selbstwahrnehmung sowie die Machtposition derer, die simulierte Welten kreieren und in der wir uns als Betrachter zu bewegen haben. Moritz Wehrmann erweitert in seiner poetischen Installation mittels einfacher optischer Instrumente die Wahrnehmung des Betrachters – eine Membran zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Er lenkt den Blick in die vermeintliche Ferne, lenkt ihn um und wirft ihn auf irritierende Weise auf die Netzhaut des Betrachters zurück, der in einem ‚closed circuit‘ am Ende sich selbst erkennt. In einer Zeit von selbstlernenden Algorithmen künstlicher Intelligenzen, die u. a. den Datenstrom der von uns täglich hochgeladenen Informationen analysieren, Profile erstellen, den passenden Partner suchen, Prognosen anbieten oder Bilder, Musik und Texte erschaffen, hinterfragen und emanzipieren die Künstler*innen die Rolle des Betrachters und Nutzers und laden zu einer kulturellen Technologiedebatte ein. Begleitende Veranstaltungen: Mi 20.3., 19 Uhr Ausstellungsrundgang mit Sophia Gräfe und den Künstler*innen Sa 9. 3., Do 14. 3., Fr 15. 3., Do 21. 3., Fr 22. 3., Fr 5. 4., Di 16. 4. jeweils 17–19 Uhr Performative Diagrammatik Workshops mit Adelheid Mers und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar und der School of the Art Institute Chicago Um Anmeldung wird gebeten (unter info@kunstverein-tiergarten.de). Weitere Termine zwischen dem 12. und 23. März nach Vereinbarung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-02-23
Künstler: Margret Eicher, Adi Hoesle, Isabel Kerkermeier, Stefan Römer, Heidi Sill, Susanne Wehr, Toni Wirthmüller
Thema: Das Ausstellungsprojekt Pirating Presence stellt sieben künstlerische Positionen zu komplexen Fragen der Bildaneignung und -transformation vor. Die Präsentation ist Teil einer Ausstellungsreihe, die von Margret Eicher, Adi Hoesle, Isabel Kerkermeier, Stefan Römer, Heidi Sill, Susanne Wehr und Toni Wirthmüller entwickelt und aus variierenden Perspektiven in sechs verschiedenen Kunstvereinen und Museen 2018 und 2019 realisiert wird. Im Kontext dieser Reihe rückt die Ausstellung in der Galerie Nord das Wecken von Begierden, das Verlangen nach Bildern und die ihnen nicht selten inhärenten Strategien der Täuschung in den Fokus. So schichtet Isabel Kerkermeier gebrauchte Werbeplanen und nutzt die Materialisierung des digitalen Bildes durch Ablösen und Zerfasern nahezu bildhauerisch, um Bereiche von Transparenz und Verschleierung zu generieren. Toni Wirthmüller löst getragene Kleidungsstücke aus ihrem ursprünglichen Kontext und vollzieht mit farbiger Fassung, Fragmentierung und Montage fotografischer Zitate eine Aneignung durch Sampling. Susanne Wehr hingegen legt in ihren fotografischen Arbeiten die unüberschaubaren Archive des Internets zugrunde, fragt nach den Möglichkeiten von Einordnung und Bewertung und lotet das Feld von Bildbegehren und Täuschung aus. Für Margret Eicher sind kunsthistorische Vorlagen das Ausgangsmaterial. Sie verbindet Jacquard-Tapisserien und Motive aus Hochglanzmagazinen als digitale Collagen. Hier trifft Glamour auf Melancholie und Isolation auf Begehren. Heidi Sill setzt sich in ihren Arbeiten mit Projektionsflächen des Körpers, mit Schönheitsidealen und Vanitas auseinander. Ihre textile Installation schafft eine Bühne, die ebenso in Szene setzt wie verschleiert und so mit dem Verlangen spielt. Mit Adi Hoesle ist ein Künstler vertreten, der an den Schnittstellen von Kunst, Technik und Humanwissenschaften arbeitet. Seine digitale Transformation eines Bildes von Gerhard Richter oszilliert zwischen Appropriation und Täuschung. Auch bei den Arbeiten von Stefan Römer sind Fragen nach Aneignung zentral, hier allerdings auf theoretischer Ebene. Mit seinem Gemälde »The Fake Rag« listet er lakonisch internationale Begriffe auf, die Begehren und Täuschung thematisieren. Alle in der Ausstellung vertretenen Künstler*innen samplen, dekonstruieren oder redefinieren Vorgefundenes; sie rezipieren und produzieren zugleich, indem sie das Ausgangsmaterial analysieren und transformieren. So werfen die Arbeiten der Ausstellung auf irritierende Weise Fragen nach der Bedeutung von Bildern auf. Begleitende Veranstaltungen: Di 12.2.2019, 19 Uhr: Präzise Lügen – Begehren als Wahrheitsfunktion Performativer Vortrag von Dr. Marcus Steinweg Do 21.2.2019, 19 Uhr: Rundgang Die Künstler*innen im Gespräch mit Claudia Beelitz Mit freundlicher Unterstützung des bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa.
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2019-01-12
Künstler: Constanze Fischbeck, Discoteca Flaming Star, Abraham Oghobase
Thema: Die Künstler*innen des deutsch-nigerianischen Projektes hinterfragen wechselseitige Strategien kollektiver Erinnerungsprozesse in zwei sehr unterschiedlichen Regionen und Kontinenten. Ihr künstlerisches Interesse gilt den Zusammenhängen zwischen devastierten Landschaften, dem Aufstellen von Denkmälern („usable past“) und Formen des kollektiven Gedächtnisses in zwei Bergbauregionen. In der Lausitz wurde der schrittweise Ausstieg aus der Braunkohleförderung 2017 beschlossen und begonnen. Enugu im Südosten Nigerias verliert seit 15 Jahren immer mehr an energiepolitischer und industrieller Bedeutung. Ihres wirtschaftlichen Nutzens und ihrer Funktion enthoben, bleiben die ehemaligen Bergbauregionen als „Landschaften“ zurück und verändern sich – hier wie dort. Die möglichen Transformationen beider Orte – hin zu einer gestalteten Kulturlandschaft oder einer Wiederaneignung durch eine wild wuchernde Natur - stehen zur Disposition. Zwischen Landschaft und Wandel besteht ein untrennbarer Zusammenhang. Die Ausstellung zeigt die individuellen Zugänge und verschiedenen Strategien von drei Künstlerpositionen aus Lagos und Berlin und deren Beziehung zum Wandel der Landschaft, den Konstruktionen von Utopien, Erinnerungen und Fiktionen aus Musik und Bild. Abraham Oghobase aus Lagos stellt beide Gebiete bildlich gegenüber und befragt die Zukunft der sich transformierenden Bergbaufolgelandschaften der Lausitz, die den verlassenen gegenwärtigen Stätten des heutigen Enugu zukünftig gleichen könnten. Seine gewagt romantischen Kombinationen aus großformatigen Fotografien und Holzkohlezeichnungen deuten die Möglichkeit einer Landschaft an, die als frei von Ausbeutung, kultureller Zerstörung oder Verwertung vorstellbar ist. Constanze Fischbeck versteht den derzeitigen Zustand der beiden Bergbauregionen als „Landschaften auf Zeit“. Diese symbolisieren eine Gegenwart, in der sich Landschaften und Orte schneller verändern, als das menschliche Gedächtnis dies verarbeiten kann. Musik hingegen speichert Erinnerungen und evoziert Emotionen über verlorengegangene Orte und Menschen. In ihrer Videoinstallation befindet sich der Betrachter zwischen den Landschaften der Lausitz und Enugu, die von einem gemeinsamen Soundtrack geeint werden. Discoteca Flaming Star (Christina Gómez Barrio und Wolfgang Mayer) haben eigens für die Ausstellung ein weiteres Kapitel ihres seit 2003 entstehenden Filmzyklus „Ingrid“ entwickelt, in dem sie ihre Protagonistin durch die ehemalige Minenlandschaft der Lausitz schicken, welche sich im Blick des Betrachters in eine heroische nordamerikanische Landschaft verwandeln könnte. Das Fragment mit dem Titel „Landscape Leeway“ ist Teil einer Horrorkomödie, die in der Lausitz beginnt und über versunkene Dorfruinen möglicherweise in Enugu enden wird.... Wie verändern also Ortstransformationen unsere visuellen und oralen Narrationen – zwischen Dokumentation und Fiktion –, die den Raum eines Ortes konstituieren? Im räumlichen Dispositiv der drei künstlerischen Ansätze wird die Galerie Nord zum Austragungsort über das komplexe Verhältnis von Natur, Landschaft und Wandel, Übermittlung von kulturellem Erbe und Geschichte und geopolitischen Utopien. Eröffnung Freitag 7.12. 19 Uhr Künstlergespräch Mittwoch 12.12. 17 Uhr mit den Künstler*innen und dem Filmemacher Didi Cheeka aus Lagos/Nigeria Special: Performance Freitag 14.12. 19 Uhr mit DFS + Donna Ogunnaike, Constanze Fischbeck und Didi Cheeka Ort: Savvy Contemporary, Plantagenstraße 31, 13347 Berlin Vortrag und Gespräch Donnerstag 10.1. 19 Uhr mit dem Kulturwissenschaftler Dr. Kenneth Anders und den Künstler*innen
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2018-11-24
Künstler: Penelope Wehrli
Thema: Penelope Wehrli arbeitet an den Schnittstellen von Raum, Performance, Theater, Film und Medienkunst. Für ihre erste Einzelausstellung in Berlin erschafft die Szenographin und Medienkünstlerin über alle Räume und Fensterfronten der Galerie Nord einen Bogen raumbildnerischer Arbeiten, die poetische Forschung mit sprachlichen, visuellen, physischen und klanglichen Bewegungen zusammenbringen. Theater- und Tanzfreunden ist Penelope Wehrli durch ihre spektakulären Bühnenräume bekannt. Seit Jahrzehnten experimentiert sie zudem in ihren „Raumpartituren“ mit vielfältigen performativen Modulen, den jeweiligen Realräumen, sowie der Anwesenheit der Besucher/-innen. Präzise und sensibel tariert Wehrli dabei immer wieder räumliche Wahrnehmung als ästhetische Erfahrung aus und entwirft mittels Überlagerungen der verschiedenen Ebenen kunstformenübergreifende Vorstellungsräume, die irritierend die eigenen Wahrnehmungsmuster befragen und damit zu einer Erforschung des Lesens, Sehens und Hörens werden – die Grundlage von Kommunikation, Verständigung und Imagination. „I see myself standing at the deck of a ship …“, die titelgebende zentrale Arbeit dieser Kompilation, entwickelte Wehrli exklusiv für die Galerie und deren urbane Position als eine auto-choreografische Komposition aus maschinell in Bewegung gesetztem Bild, Spiegelungen, Reflexionen und urbanem Klang und choreografiert sie zu einer Raumpartitur, in der sich der Besucher/-innen bewegt wie in einer Zeitskulptur. Ihre Installationen und Inszenierungen entstehen zumeist in enger Kooperation mit anderen Künstler/-innen, den Komponist/-innen Hannes Strobl/Sam Auinger, Michael Vorfeld und katrinem, der Performerin Rickie Edens, sowie dem Musiker und Informatiker Joa Glasstetter. Flankiert wird die neue Installation von früheren Arbeiten, die Wehrli für die Galerie Nord weiterentwickelt und räumlich adaptiert hat. Buckminster Fullers „Synergetics“ und die stabilen Ungleichgewichte in komplexen Systemen sind Ausgangsinteresse für das computergesteuerte Video „House of Snow“, in dem die Bewegungen von Bienen auf einer Wabe als Impulsgeber für ein sich kontinuierlich neu generierendes polyphones Klang- und Gedankengebäude dienen. Im semi-fiktiven Videoportrait „of departure“ über die irisch-australische Anthropologin Daisy Bates (1860-1951) führt uns Wehrli über den feinen Faden der Sprache in die Projektion des Aufbruchs und fragt: Wieviel Fiktion steckt in jedem Aufbruch, um eine Andere, oder Weitere zu werden? Wieviel imaginierte, geträumte Wirklichkeit braucht es, um gesellschaftliche Widerstände und persönliche Abgründe zu überspringen? kuratiert von Veronika Witte Begleitende Veranstaltungen: Do 8.11., 19 Uhr Die Ausdehnung der Seele Gespräch zwischen Penelope Wehrli und Johannes Odenthal über Körper, Bewegung und Raum Do 15.11., 19 Uhr Der Raum als Mitspieler Gespräch zwischen Penelope Wehrli und Christina Landbrecht
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2018-10-06
Künstler: Mary Bauermeister, Thomas Billhardt, KP Brehmer, Đinh Q. Lê, Harun Farocki, Robert Filliou, Sarah Haffner, John Heartfield, Jürgen Holtfreter, Wolf Kahlen, Lê Brothers, Matthias Leupold, Bjørn Melhus, Arwed Messmer, Siegfried Neuenhausen, Nguyễn Hoàng Giang, Nguyễn Mạnh Hùng, Nguyễn Phương Linh, Nguyễn Trinh Thi, Oanh Phi Phi, Veronika Radulovic, Martha Rosler, Klaus Staeck, Sung Tiêu, Trương Tân, Trương Thiện, Günther Uecker, Ernst Volland, Wolf Vostell, Berthold Hörbelt & Wolfgang Winter, Jan Zabeil, Günter Zint
Thema: Eröffnung: Freitag 24. August, 19 Uhr Begrüßung: Veronika Witte Einführung: Veronika Radulovic, Do Tuong Linh Laufzeit: 25.8. - 6.10.2018 Ausgehend von der Bedeutung des „Vietnam-Krieges“ für die 68er Bewegung stellt dieses Ausstellungsprojekt erstmalig künstlerische Antikriegspositionen der 60er-Jahre in Form von Photomontagen, Videos, Malerei, Fotografien und Originaldokumenten aktueller Kunst aus Vietnam gegenüber. Mit den Mitteln der Performance, dem Videospiel oder dem Reenactment persiflieren die vietnamesischen Künstler*innen lakonisch den Krieg, das Militär und die eigene Biografie. Mit scharfer Ironie kommentieren sie den Kriegstourismus nach My Lai, entlarven die Gesänge im Propagandafilm durch das Mittel der Montage oder hinterfragen in kühl kalkulierter Ästhetik mediale Berichterstattung, Zensur und ihren Migrationsstatus als Kind eines Vertragsarbeiters oder sogenannter Boots¬flüchtlinge. All diese vietnamesischen Geschichten von Kriegstraumata, Migration und dem Streben nach künstlerischer Freiheit provozieren die Frage, wie stark bis heute unsere Vorstellung von und Erwartungshaltung gegenüber vietnamesischen Künstler*innen von den Bildern dieses Krieges geprägt ist? Oder: Hätten wir 1968 Vietnam wahrgenommen ohne den dort stattfindenden Krieg? Was macht den US-amerikanischen Krieg in Vietnam bis heute zu etwas Außergewöhnlichem? Liegt es daran, dass die Spätfolgen der Napalm-Verseuchung genetische Schäden verursachen, deren Ende nicht absehbar ist? Oder bot dieser Krieg der 68er Generation die Möglichkeit, den eigenen Krieg zu verarbeiten – oder lautet die erschreckend einfache Antwort: Weil es der erste über das private TV-Gerät konsumierbare Krieg war? Bilder gingen um die Welt. Da war das Foto mit dem vor einem Napalmangriff fliehenden Mädchen oder die Erschießung eines Vietcongs in Saigon. Es waren Bilder, die schockierten, nachdenklich und wütend machten und die zu neuen politischen Auseinandersetzungen führten. Student*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen gingen auf die Straße. Auch die Kunst begann, sich einzumischen, und reagierte auf die medialen Bilder von Krieg und Gewalt. Während die protestierenden Student*innen alte Denkmodelle verwarfen, schickten einige junge Künstler*innen die malerische Tradition zum Teufel und drückten ihren Protest gegen den Krieg in neuen Kunstformen aus. Provokante Happenings und Aktionen prägten fortan ein ganzes Jahrzehnt und damals entstandene Slogans wie „Make love not war“ von John Lennon und Yoko Ono sind heute so populär wie damals. Die Ausstellung „No War No Vietnam“ zeigt aktuelle, selbstbewusste vietnamesische Kunst und historische Positionen der 68er Generation, die kaum etwas von ihrer Aktualität eingebüßt haben; wie z.B. John Heartfields Mahnung von 1967: „Heute noch seht ihr im Film den Krieg im fernen Vietnam. Doch wisset: wenn ihr nicht einig euch wehrt, mordet er morgen auch euch.“ kuratiert von Veronika Radulovic, Đỗ Tường Linh und Veronika Witte Veranstaltungsprogramm Di 28.8., 19 Uhr History? Who cares? – Vietnamesische Kunst von 1925 bis heute ... ein Überblick Vortrag von Veronika Radulovic und Đỗ Tường Linh Di 4.9., 18 Uhr Führung durch die Ausstellung mit den Kuratorinnen Di 11.9., 19 Uhr Der Protest und die Kunst Ein Abend mit Gretchen Dutschke und Klaus Staeck Do 13.9., 19 Uhr Krieg – Vietnam – Krieg – Fried Performance-Abend mit Käthe Kruse, Lina Streckwall und Klara Kruse-Rosset Do 20.9., 19 Uhr Forgetting War Ein Filmabend mit dem Berlin Asian Film Network (Bafnet) und den Lê Brothers Do 27.9., 19 Uhr Lighter than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam Filmabend und Gespräch mit Matthias Leupold Fr 5.10., 19 Uhr Finissage Abbildung: (c) Le Brothers
Ort: Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord bis: 2018-08-11
Künstler: Juliane Duda, Tatjana Fell, Jörn Gerstenberg, Fernando Niño-Sánchez, Mariel Poppe, Inken Reinert, Birgit Schlieps, Sencer Vardarman, Gabriele Worgitzki
Thema: Eröffnung: Mittwoch, 4. Juli 2018 Einführung: Veronika Witte itinerant interlude #15311: Abu Hajar-Mazzaj, syrischer Rap Laufzeit: 5. Juli - 11. August 2018 Öffnungszeiten: Dienstag - Samstag, 13-19 Uhr Die Ausstellung „Stadt als Ornament“ versammelt neun Positionen zeitgenössischer Kunst mit breitem medialem Spektrum, die die Stadt als Phänomen sozialer Interaktion erkunden. Das Künstlerinnenprojekt verhandelt die spezifischen Muster und Verflechtungen historischer, kultureller, politischer und sozialer Ereignisse und Diskurse im urbanen Raum. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Möglichkeiten individueller und gemeinschaftlicher Teilhabe sowie auf den Effekten des urbanen Lebens auf seine Akteur*innen. Bezugnehmend auf die aktuelle Berliner Geschichte, auf Überlagerungen verschiedener Lebensstile und auf sprachliche und kulturelle Diversität abstrahieren die Installationen und Objekte von Fernando Niño-Sánchez urbanes Leben zu komplexen Symbolen. Mit den Geschwindigkeiten von Städten befassen sich die Video-Installationen und Fotografien von Gabriele Worgitzki, in denen die Zeit der Protagonist*innen und ihrer Orte asynchron verläuft: Ein sich rasend verändernder Stadtraum beherbergt Personen, die aus der Zeit gefallen scheinen und doch von ihr geprägt wurden. Die fotografischen Arbeiten von Juliane Duda nehmen Spuren der Veränderung an umfunktionierten Gebäuden in den Blick; Gebäuden, die auf seltsame Weise deplatziert wirken. Mariel Poppe wiederum kommentiert städtebauliche Dynamiken anhand von Modellbausteinen, die zu modularen Architekturen gefügt räumliche Ornamente bilden. Zeichnungen, Fotografien und Objekte werden zum bildhauerischen Material für eine Installation, mit der Birgit Schlieps zunehmend verloren gehende innerstädtische Brachflächen und deren räumliche Potentiale thematisiert. Die Drucke von Jörn Gerstenberg zeugen von einer Faszination des Künstlers für urbane Auflösungserscheinungen. Zwischen Wachstumsphantasien und Bildern des Niedergangs scheinen sowohl Probleme als auch Möglichkeiten des Zusammenlebens in der Stadt auf. Inken Reinert verlagert die Frage nach vergangenen Visionen in eher im Verborgenen bleibende Innenräume und fragt mit feiner Ironie nach möglichen Neu-Konstellationen der DDR-Wohnkultur. An den Grenzen von Sichtbarkeit bewegen sich auch die Ordnungs- und Verweisstrukturen, die Tatjana Fell hinterfragt. Vermittels Resonanzen, Spiegelungen und Transparenzen erkunden ihre fotografischen Arbeiten die Transformationen individueller und gesellschaftlicher Einflussnahme auf die Stadt. Die künstlerische Langzeitstudie von Sencer Vardarman befasst sich schließlich mit politischer, religiöser und geopolitischer Einflussnahme: In seiner Heimatstadt Istanbul lassen sich diesbezügliche Machtspiele anhand eines zunehmenden Verlusts von Gebäuden sowie am veränderten Verlauf der Küstenlinien ablesen. Rahmenprogramm - Do 12.7.18, 19 Uhr: Vortrag zur Stadt als Ornament von Orhan Esen - Sa, 21.7.18, 15 Uhr: „Durchlaufen“ - Stadt-Choreographie-Parcours von Sonja Augart - Fr, 3.8.18, 19 Uhr: „Filmische Architekturen“ – Filmabend von Michael Freerix - Fr, 10.8.18, 19 Uhr: „Lauter Lärm - Klänge und Rhythmen der Großstadt“ – Soundcollage von Dirk Winkler