Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2011-02-20
Künstler: Teresa Margolles
Thema: Mit reduzierten, aber stets drastischen Mitteln lässt Teresa Margolles (geboren in Culiacán, Mexiko, 1963) Werke von höchster Eindringlichkeit entstehen. Ihre Arbeiten erscheinen oft auf den ersten Blick formal minimalistisch und eröffnen dem Publikum ihre tiefe Emotionalität und Dramatik, wenn es ihrem rigorosen Realismus in der Materialwahl auf die Spur kommt. Margolles verwendet Substanzen wie Blut, Körperfett oder auch Leichenwaschwasser nicht nur symbolisch, sondern plastisch und attackiert damit auf subtile Weise menschliche Berührungsängste. Die zentrale Frage, um die sich ihre Kunst dreht, ist dabei die nach dem Tod und dem, was der Tod hinterlässt. Der tote Körper in seiner sozialen Dimension, physische Überreste von Operationen und Autopsien und deren Tabuisierung beschäftigen die Künstlerin ebenso wie die persönlichen Rituale der Trauer und gesellschaftliche Strategien der Verdrängung. Margolles arbeitet in enger Verbindung zur Alltagsrealität ihrer mexikanischen Heimat, die seit Jahren vom Drogenkrieg verfeindeter Syndikate dominiert wird und jährlich mehrere tausend Opfer von Gewaltverbrechen zu verzeichnen hat. Als solidarisches Engagement für eben diese Toten ist ihre Kunst zu begreifen, als vehementer Kampf gegen das Vergessen. In der Kunsthalle Fridericianum präsentiert Margolles unter dem Ausstellungstitel FRONTERA neue und bestehende Werke von großer Materialvielfalt, die die beängstigenden Ausmaße des Drogenkriegs auf die mexikanische Gesellschaft reflektieren, sich aber auch mit einer allgemeinen Tabuisierung von Tod und Gewalt auseinandersetzen. In unmittelbaren Kontakt mit den Toten versetzt sie die Besucher, indem sie Leichenwaschwasser aus einem mexikanischen Obduktionssaal im Ausstellungsraum auf eine heiße Stahlplatte tropfen lässt und den Tod damit olfaktorisch und atmosphärisch wahrnehmbar macht. Darüber hinaus errichtet sie in der Kasseler Ausstellung zwei Mauern, die sie aus mexikanischen Städten hat abtragen lassen. Die mannshohen Betonsteinwände entpuppen sich als Zeugen der alltäglichen Gewalt, sind doch die Einschusslöcher sichtbar, die von Straßenkämpfen stammen und das Stadtbild etwa von Ciudad Juárez, wo der Drogenkrieg besonders heftig tobt, nachhaltig prägen. Mit dem Ausstellungstitel FRONTERA (Grenze) spielt Teresa Margolles auf die Grenze dessen an, was eine Stadt ertragen kann. Sie zeigt Orte ohne Zukunft, in denen schon Jugendliche die Ausweglosigkeit ihrer Situation begreifen, wie eine ihrer filmischen Arbeiten in bedrückender Weise dokumentiert. Als Relikte von Opfern krimineller Gewalt zeigt Margolles zudem Vitrinen, in denen Schmuck von erschossenen Polizisten, Staatsbeamten, aber auch von Passanten und Touristen präsentiert ist. Während die goldenen Uhren, Ohrringe, Ketten und Armreife wie für die Auslage im Juweliergeschäft drapiert sind, verweisen diese Wertsachen als Vanitassymbole unmittelbar auf den plötzlichen, unverhofften Tod, der diesen Menschen widerfuhr. Weitere Arbeiten, die zum Teil vor Ort entstehen, ergänzen FRONTERA zu einer Synthese aus Werken, die sich teils eher dokumentarisch, teils sehr emotional der brisanten Realität in Mexiko widmen.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2011-02-20
Künstler: Matt Stokes
Thema: Der britische Künstler Matt Stokes (geboren in Penzance, England, 1973) setzt sich in seinen oft filmischen und eventbasierten Werken mit Subkulturen auseinander. In akribischer Recherche geht er den Ursprüngen bestimmter Szenen und Musikgruppen nach und untersucht die lokal spezifische Entwicklung wie beispielsweise die der Folk-Bewegung in Camden und Newcastle, des Northern Soul in Dundee oder des Punk Rock in Austin, Texas. Stokes interessiert sich für die Art und Weise, wie Musik ein Gefühl von Kollektivität erzeugt, als Katalysator für bestimmte Gruppen fungiert und das Leben und die Identität des Menschen formt und beeinflusst. Er vertieft sich in ein bestimmtes Umfeld, lässt sich auf die Gemeinschaft einer Subkultur ein und es gelingt ihm auf diesem Wege die Charakteristika bestimmter Szenen auf eine künstlerische Weise zu vermitteln, die nicht nur dokumentarisch, sondern auch persönlich und expressiv ist. Aus der langfristigen Recherche, dem Sammeln von Eindrücken, Geschichten und Materialien resultieren Arbeiten, die in Form von Filmen, Ausstellungsprojekten, aber auch musikalischen Werken und Events ein konzeptuelles und ästhetisches Eigenleben entfalten. Mit seiner Kasseler Ausstellung widmet sich Matt Stokes dem Phänomen der nachhaltigen Wirkung von Musik des Underground als Gegenbewegung zum Mainstream sowie ihrer Fähigkeit zur Kollektivbildung in Subkulturen und deren Einflussnahme auf die Meinungsbildung und den Lifestyle; Fragestellungen, die Stokes’ gesamtes Oeuvre durchziehen. Vor diesem Hintergrund wird die filmische Arbeit The Gainsborough Packet mit skulpturalen und Objekt-Arbeiten, die aus dem Zusammenhang der Ravekultur entstammen, sowie mit einer großen Filminstallation, die speziell für seine Kasseler Präsentation produziert wird, kombiniert. Installiert in einem Halbrund, das den Hauptflügel des Fridericianums bestimmen wird und an die Architektur antiker Amphitheater erinnert, wird diese neue Filmarbeit einen eindringlichen Blick auf die Musikkulturen des Hard- und Grindcore und des Death Metal richten, die besonders in den 1980er und 1990er Jahren im musikalischen Underground der Stadt Kassel eine große Rolle spielten. Für dieses Projekt hat Stokes sechs Hardcore-Sänger ausgewählt, von denen einer aus Kassel stammt und weitere fünf internationaler Herkunft sind. Matt Stokes wird ihren typischen Gesang, der zumeist ohne Worte auskommt, mithilfe einer musikalischen Komposition miteinander in Verbindung stellen. Das Auditive, ihre Bewegungen und die Körperhaltungen der Sänger, aber auch die Aufnahmeorte, die die filmische Kulisse darstellen werden, tragen zur besonderen Atmosphäre dieser Arbeit bei.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2010-11-14
Künstler: Monica Bonvicini
Thema: Das Werk der gebürtigen Italienerin kreist um Themen, die mit gender- und machtspezifischen Fragen zu tun haben. Menschliches Verhalten, Sexualität, Berufswelt und Architektur werden aus einer weiblichen Perspektive heraus kritisch untersucht. Für die Kunsthalle Fridericianum plant Monica Bonvicini eine Übersicht ihres künstlerischen Schaffens.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2010-11-14
Künstler: Matias Faldbakken
Thema: Künstlerische Produktion als Negation - der norwegische Autor und Künstler Matias Faldbakken scheut sich nicht, seine Kunst aus dem Negativen heraus zu definieren und zu praktizieren. „Konzeptueller Nihilismus“ ist eine Bezeichnung für seine künstlerische Praxis der Radikalität. Faldbakkens Haltung ist unangepasst und direkt; die Werke sind wirklichkeitsnah, oft roher Natur und spiegeln ein Lebensgefühl wider, das durchaus auch als Zeitkritik verstanden werden kann.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2010-05-30
Künstler: Thomas Zipp
Thema: Thomas Zipp (geboren in Heppenheim, 1966) wird in der Kunsthalle Fridericianum seine bisher größte Einzelausstellung präsentieren und mit (WHITE REFORMATION CO-OP) MENS SANA IN CORPORE SANO die 2.000 Quadratmeter der Kunsthalle Fridericianum mit satirischer Übertreibung in eine psychatrische Anstalt von düsterer Ästhetik verwandeln.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2010-02-14
Künstler: Carlos Amorales
Thema: Der mexikanische Künstler Carlos Amorales (geboren in Mexico City, 1970) wird das gesamte Obergeschoss der Kunsthalle Fridericianum mit seinem Projekt Nuevos Ricos bespielen. Nuevos Ricos ist sowohl ein Kunstprojekt als auch ein Plattenlabel, das der Künstler gemeinsam mit dem Komponisten Julian Lede 2003 ins Leben rief. Die Geschichte von Nuevos Ricos wird in Form von großen Rauminstallationen, Wandeinbauten, die an Buchseiten erinnern, Bildern und Texten erzählt. CD-Cover, die ganze Wandflächen bedecken und Videos, die die Geschichte von Nuevos Ricos dokumentieren sowie Video Clips der von Nuevos Ricos vertretenen Bands werden die Räume mit künstlerisch musikalischem Leben füllen. Das Konzept der Ausstellung bezieht die sozialen Dimensionen mit ein, indem es Kombinationen wie Original und Kopie oder Ursache und Wirkung zur Diskussion stellt. Die Ausstellung Nuevos Ricos wird von Bandauftritten und Lesungen begleitet.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2010-02-14
Künstler: Navid Nuur
Thema: Der niederländische Künstler Navid Nuur (geboren in Teheran, 1976) präsentiert in der Kunsthalle Fridericianum seine erste größere Ausstellung außerhalb der Niederlande. Bei der Kunst von Nuur steht der prozesshafte Charakter oft im Vordergrund. Seine Installationen, Zeichnungen und Objekte fungieren als 'Denkmodelle'. Nuur interessiert sich jeweils für das so genannte 'Dazwischen', dort wo ein Konzept anfängt Form zu werden. Navid Nuur arbeitet häufig mit Objekten und Materialien aus dem Alltag, so dass bei THE VALUE OF VOID Softdrinkflaschen, Müllcontainer, Steckmaterialien für Blumen oder Eiscreme in die Installationen einbezogen werden oder gänzlich neue Funktionen erhalten.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2009-11-15
Künstler: Meschac Gaba
Thema: Sieben Jahre nach seiner Teilnahme an der documenta 11 eröffnet die Kunsthalle Fridericianum Meschac Gabas bisher größte Ausstellung in Deutschland: Museum of Contemporary African Art & More. Dabei werden alle seit 1997 konzipierten Räume des ‚African Museums’ zu einer großen Einheit zusammengeführt und gemeinsam mit neuen Arbeiten präsentiert. Gabas Installationen greifen Momente afrikanischer (Lebens-) Kultur auf und verweisen durch die museale Präsentation gleichzeitig auf eine westlich geprägte Kunstwelt, in der auch der Kunstmarkt eine bestimmende Rolle spielt. Diesen Aspekt thematisiert Gaba, indem er Geld innerhalb seiner künstlerischen Arbeit symbolhaft benutzt und den Zusammenhang von kultureller Wertschätzung und reinem Geldwert aufzeigt. Zusätzlich zu den 12 Räumen des Museum of Contemporary African Art zeigt die Kunsthalle Fridericianum Sweetness (2006), sowie die neue Arbeit Lac de Sagesse.
Ort: Kunsthalle Fridericianum bis: 2009-11-15
Künstler: Latifa Echakhch
Thema: Die Kunsthalle Fridericianum zeigt erstmalig in Deutschland eine Einzelausstellung der französisch-marokkanischen Künstlerin Latifa Echakhch.die Künstlerin konzipiert mit Les sanglots longs eine raumübergreifende Installation, die - obwohl streng konzeptuell entworfen - ästhetisch auf visuelle und akustische Erfahrbarkeit setzt. Den thematischen Schwerpunkt stellt das Phänomen Zeit und dessen inhärente Dauer dar. Eine große Wandarbeit aus mehreren hundert Ziffern, die auf die Auseinandersetzungen im israelisch-arabischen Konflikt referieren, ist zudem die Grundlage für eine Klavierpartitur, die Echakhch speziell für diese Ausstellung komponieren ließ. Im ersten Raum bilden große, zu mehreren Insellandschaften gruppierte Keile aus Dämmstoff und Beton einen Gegenpart zu dem Auditiven; sie scheinen den Ton aufzusaugen und auf Endlosigkeit zu verweisen - ein weiterer Aspekt des Phänomens Zeit und der Installation Les sanglots longs.