Ort: Museion für moderne und zeitgenössische Kunst bis: 2012-04-07
Künstler: Tom Burr, Elmgreen & Dragset, Urs Fischer, Delia Gonzalez & Gavin Russom, Rachel Harrison, Tatiana Trouvé, David Lamelas, Bojan Sarcevic, Franz Erhard Walther et al.
Thema:
Ort: Museion für moderne und zeitgenössische Kunst bis: 2012-08-26
Künstler: Pawel Althamer
Thema: Pawel Althamer (1967, Warschau, PL) ist in den Genres Skulptur, Fotografie, Zeichnung und Performance zu Hause und einer der anerkanntesten polnischen Künstler der jüngeren Generation. Häufig entstehen seine Ausstellungsprojekte in Zusammenarbeit mit Menschen, die keinen Bezug zur zeitgenössischen Kunst haben, wie etwa Obdachlose oder die Bewohner von Stadtrandbezirken in Warschau. Die Ausstellung im Museion zeigt ein neues Skulpturenprojekt von Pawel Althamer. In diesem Rahmen ist eine Zusammenarbeit mit der Fondazione Galleria Civica in Trient geplant. Foto: : Installation Liza, 2011 and Julia, 2011. Courtesy neugerriemschneider Berlin / Foksal Gallery Foundation, Warsaw. Photo: Mathias Schormann
Ort: Museion für moderne und zeitgenössische Kunst bis: 2012-05-13
Künstler: Claire Fontaine
Thema: Das Künstlerkollektiv Claire Fontaine wurde 2004 in Paris gegründet. Der Name bezieht sich auf einen bekannten französischen Hersteller von Schulheften und Schreibpapier. Claire Fontaine bezeichnet sich selbst als „Ready-Made-Künstlerin“, die mit existierenden Formen und Materialien arbeitet. Mit Videoclips, Installationen, Skulpturen und Texten analysiert sie die Krise der Individualität in der Gegenwartskunst und denunziert dabei die Passivität der Politik. Im Museion zeigt Claire Fontaine ältere und neue Arbeiten, die sich mit Wirtschaftsstrukturen als einem geschlossenem und irrationalem System befassen, das den Status Quo mit allen Mitteln und zu jedem Preis gegen Veränderungen verteidigt. Claire Fontaine hinterfragt damit auch unsere Position als Kunst-Konsumenten in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft und denkt in dieser Ausstellung sowohl über alternative Wertsysteme als auch über Widersprüche nach, die mit dem heute gültigen Konzept von „Eigentum“ verknüpft sind. Foto: Production still, Situations, 2011. Courtesy the artist. Photo : Connor John Sullivan
Ort: Museion für moderne und zeitgenössische Kunst bis: 2012-09-16
Künstler: Vito Acconci, Mario Airò, Allora & Calzadilla, Gerard Byrne, Tacita Dean, Elmgreen & Dragset, Michael Fliri, Peter Friedl, Francesco Jodice, Korpys/Löffler, Krüger & Pardeller, Deimantas Narkevičius, Walid Raad / The Atlas Group, Simon Starling, Jana Sterbak
Thema: Zeitgeschichte, Literatur, Science Fiction, Politik, dazu Gegenwart – im Zerrspiegel betrachtet: Das sind Themen der Ausstellung Die Sammlung in Aktion. Mediale Werke von Vito Acconci bis Simon Starling, die am 25. November im Rahmen der Langen Nacht der Bozner Museen im Museion für moderne und zeitgenössische Kunst eröffnet wird. Der thematischen Vielfalt entspricht die Vielzahl der eingesetzten Medien: Video- und Filmprojektionen, Licht- und Soundinstallationen, performativ bespielte oder sich bewegende Objekte. Mit anderen Worten: Arbeiten, die – einmal aus den Museumsdepots in die Ausstellungsräume gebracht und dort „installiert“ – sich selbst und das Publikum „aktivieren“. Zu sehen sind Werke aus der Sammlung des Museion, darunter zahlreiche Arbeiten, die hier zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Die Ausstellung beginnt mit der Videoinstallation From Here to There (2003) von Jana Sterbak – Filmsequenzen aus Montreal und Venedig, die mit einer an einem Hund montierten Miniatur-Videokamera aufgenommen und drahtlos an ein Bildspeichergerät übertragen wurden. Das Tier läuft durch die Gassen Venedigs und durch eine kanadische Stadtlandschaft. Das Ergebnis ist ein Blick auf die Welt aus 35 Zentimetern Höhe, der hier automatisch zur Perspektive des „aktivierten“ Zuschauers wird. Die „aktive“ Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen ist ein Leitmotiv der Ausstellung – von Gerard Byrnes Aufarbeitung von Science-Fiction-Visionen aus den sechziger Jahren (1984 and Beyond, 2005–2007) bis zu der von Simon Starling komponierten Verbindung von Kunst und Wissenschaft in Particle Projection (Loop) (2007). Es gibt daher unterschiedliche Vorgehensweisen, wenn es darum geht, sich dieser „aktivierten“ Kunst „aktiv“ zu nähern. Der Künstler gibt hier nicht mehr den Standpunkt vor – der „aktive“ Betrachter ist zwar „frei“, steht aber, auf sich allein gestellt, auf schwankendem Boden. Seine Weltsicht bleibt, anders als in der „klassischen“ Zentralperspektive, individuell und fragmentiert. Mit seiner raumfüllenden Skulptur Sediments Sentiments (Figures of Speech, 2007) analysiert das Künstlerduo Allora & Calzadilla das Verhältnis zwischen Krieg und Klang, oder die Verwendung von Musik und Text in bewaffneten Konflikten. In einem sperrigen Gipsobjekt, das an ein Kriegsrelikt erinnert, interpretieren Opernsänger Fragmente politischer Reden – im Museion ist die „aktivierte“ Performance am 25. November um 20.30 und 22.30 Uhr zu hören. Der von US-Truppen im Zweiten Weltkrieg nach Italien importierte Swing steht im Mittelpunkt der ironischen Installation Another Candy Bar From G.I. Joe (1977/2008) von Vito Acconci. Der Künstler hat einen Raum in den Farben der US-Flagge eingerichtet, in dem eine Schaukel hängt und ein Sprecher einen „kleinen Neapolitaner“ auffordert, nach der Musik des „amerikanischen Soldaten“ zu tanzen. Die Installation Figures of Speech or The Dream Machine von Krüger & Pardeller transformiert das Buch Die Kultur des neuen Kapitalismus von Richard Sennett in eine technisch aufwändige Choreographie für 60 Aluminiumplatten. Parallel dazu spielt der Jazz-Pianist Nikolaj Hess eine sechzehnminütige Komposition, zu der ihn die Lektüre von Sennetts Studie über den new capitalism inspiriert hat. Krüger & Pardeller und Nikolaj Hess stellen ihre Performance am 25. November um 21.30 Uhr in Bozen live vor. In seiner Installation Out of the Shadows (2004–2006) befasst sich der Österreicher Peter Friedl mit der komplexen Geschichte Zyperns. Der Künstler greift dabei auf Texte, Puppen, Fotografien und Filmmaterial zurück. “Io posso trovare fantasie dove non c’è nessuno”, 2011 ist der Titel eines weiteren ausgestellten Werks von Friedl – eine große weiße Neonschrift, die einen Satz aus den Gefängnisheften (Quaderni dal Carcere, 1928-1937) von Antonio Gramsci wiedergibt. Das Museion zeigt die Installation Automation is dead des jungen britischen Künstlers Haroon Mirza, der im Rahmen 54. Biennale von Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde, und das Auftragswerk A Change of Mind von Elmgreen & Dragset – eine ironische Betrachtung der wechselhaften Entscheidungsfindung in kommunalen Verwaltungen. Dazu kommen filmische Werke wie Dubai Citytellers, 2010, von Francesco Jodice, Once in the XX century, 2004, und Revisiting Solaris, 2007, von Deimantas Narkevičius sowie Hostage. The Bachar Tapes, 2001, und I Only Wish That I Could Weep, 2001, von Walid Raad/The Atlas Group, die im Projektionsraum gezeigt werden. Eine Arbeit – die 2005 für das Museion entstandene Lichtinstallation M’illumino d’immenso von Mario Airò nach dem Gedicht von Giuseppe Ungaretti – wird auf die Fassade des Atelierhauses projiziert und steht dabei für mehrere Sammlungsschwerpunkte des Hauses. So kennzeichnen Lichtelemente und das Verhältnis von Bild und Text zahlreiche Arbeiten aus den Depots, die – als „aktivierte“ Kunst für „aktive“ Betrachter – die Ausstellung Die Sammlung in Aktion prägen. Schließlich umfasst die Ausstellung auch die Medienfassade des Museion, für die Michael Fliri das Video the unseen looks like something you have never seen, 2011 konzipiert hat. „Das Unsichtbare sieht aus wie etwas, das du nie zuvor gesehen hast“: Der Titel des vom Künstler für das Museion konzipierten Werks erscheint wie ein tautologisches Spiel im Kontext des Sichtbaren und Unsichtbaren und spielt damit auch auf die Vorstellungskraft des Betrachters an, die in der Kunst immer mit „aktiviert“ wird. Foto: Francesco Jodice: Dubai_Citytellers, 2010; Sammlung Museion, Bozen; Courtesy Studio Francesco Jodice
Ort: Museion für moderne und zeitgenössische Kunst bis: 2012-01-08
Künstler: Carl Andre
Thema: „Meine Arbeiten erklären die Welt nicht, sie verändern sie” Carl Andre Als Begründer der Minimal Art und als lebende Legende hat der US-amerikanische Künstler Carl Andre mit seinem ebenso radikalen wie konsequenten Werk den Begriff der Skulptur revolutioniert und damit einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunst im 20. Jahrhundert ausgeübt. Wenige Monate nach der Verleihung des renommierten Kunstpreises der Roswitha Haftmann Stiftung zeigt das Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen die erste diesem bedeutenden Künstler gewidmete Einzelausstellung in einem italienischen Museum. Im Erdgeschoss und im vierten Stock werden mehr als 20 Werke gezeigt – großformatige Installationen sowie kleine und mittelgroße Arbeiten, die von den späten fünfziger Jahren bis heute entstanden sind und aus privaten und öffentlichen Sammlungen stammen. Teil der Ausstellung ist auch die berühmte und selten gezeigte Installation „Wirbelsäule”, die 1984 in Basel entstanden war und in Bozen im öffentlichen Raum vor dem Museion zu sehen sein wird. Die Bozner Ausstellung stellt darüber hinaus Carl Andres „Poems” vor, wenig bekannte Textarbeiten, die für das Denken dieses Künstlers aber von großer Bedeutung sind. Gezeigt wird auch eine Auswahl der von Carl Andre gestalteten Künstlerbücher, darunter auch Quincy Book, das Andre 1973 seiner Geburtsstadt gewidmet hatte. Die Erkenntnis „dass es meine Berufung ist, die Materialien als Schnitte in den Raum hinein zu setzen und nicht, in den Raum meiner Materialien hinein zu schneiden” steht 1959 am Anfang von Carl Andres kompromissloser Wendung zum Grundsätzlichen, die das Konzept von Skulptur völlig neu definiert und dessen Lebenswerk so einzigartig macht. Carl Andre entscheidet sich dann auch gegen die Vorstellung, einen Werkstoff – wie in der konventionellen Bildhauerkunst – zu behauen oder zu formen oder die einzelnen Bestandteile einer Skulptur fest miteinander zu verbinden, etwa durch Kleben oder Schweißen. Er akzeptiert die Werkstoffe wie er sie vorfindet, mit jenen Maßen und Eigenschaften, die von Handwerk oder Industrie vorgegeben sind – Stahl, Kupfer, Aluminium, Kalksandstein, Gasbeton, Holzbalken oder Graphit, Materialien, die dann unverändert eingesetzt werden. „Ich möchte Holz als Holz, Stahl als Stahl, Aluminium als Aluminium, einen Heuballen als Heuballen”, sagt Carl Andre, dessen Arbeiten eigenständig und immer „elementar” sind – einfache Objekte mit vorgegebenen physikalischen Eigenschaften, die keinen Inhalt transportieren wollen. Nur wenn jene Elemente, aus denen sich eine Arbeit zusammensetzt, als unantastbar begriffen werden, können sich – und das wird zu Carl Andres fester Überzeugung – die ihnen innewohnenden bildhauerischen Fähigkeiten voll entfalten. Von der Skulptur als Form zur Skulptur als Struktur, um schließlich bei der Skulptur als Ort zu landen: Diese Beschreibung, die der Künstler selbst über die Entwicklung seiner Arbeit abgegeben hat, ist bereits in die Handbücher der Kunstgeschichte eingegangen. „Ich habe immer einen Ort im Sinn, nicht so sehr einen spezifischen, aber die Proportionen eines Ortes”, sagt Carl Andre. Dieser Künstler schafft „Orte” und ordnet sie so an, dass Ausstellungsbesucher oft gezwungen sind, darüber oder um sie herum zu gehen. „Ich hasse Information. Ich will Erfahrung” – dieser von Carl Andre formulierte Satz gilt auch für seine Skulpturen und Installationen – physisch erfahrbare „Kunst”-Orte, die auf eine äußerst diskrete Weise die Wahrnehmung von Leerräumen verändern. Auch in Bozen: So werden die Besucher im Erdgeschoss des Museion über die 225 Stahlplatten der Arbeit 15x15 Napoli Square (2010) gehen und sich zwischen den drei Holzpyramiden Glärnisch, Urn und Star (2001) bewegen. Wie über ein 23 Meter langes stählernes Laufband schreitet man im vierten Stock über die 46 Elemente von Roaring Forties (Madrid, 1988) oder steht vor den sich windenden Stahlbändern von 7-Part-Sort (London, 1972) – die physische Erfahrung ist hier der Ausgangspunkt aller Erkenntnis. Eine 2011 stattfindende Carl-Andre-Ausstellung will vor allem ein Versuch sein, mit seinem Werk auf seine eigene Frage, was mit dem Kunstobjekt geschehen sei, zu antworten, aber auch ein Vorschlag, seinen künstlerischen Werdegang als möglichen und bedeutenden Weg in einer Epoche virtueller und globaler Kommunikation darzustellen, als eine Kunst also, die die Welt verändern will, indem sie für eine reale Beziehung zu ihr plädiert, erklärt die Direktorin des Museion, Letizia Ragaglia. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Museion in mehreren Ausstellungen intensiv mit der Kunstform Skulptur und deren Positionierung in der zeitgenössischen Kunst befasst – unter anderem mit Arbeiten von Monica Bonvicini, Gabriel Kuri, VALIE EXPORT oder Isa Genzken. Mit der Retrospektive von Carl Andre erhält dieses Ausstellungsprogramm im Herbst 2011 auch eine historische Dimension. Carl Andre (Quincy, Massachusetts, 1935) lebt und arbeitet in New York. Von 1951 bis 1953 studiert er an der Phillips Academy in Andover (Massachusetts) und teilt sich seine Werkstatt mit Frank Stella, der sein Werk ebenso beeinflusst wie etwa Constantin Brâncuşi. 1965 stellt er seine Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „Shape and Structure” n der Galerie Tibor de Nagy in New York zum ersten Mal öffentlich aus. 1969 nimmt er an der legendären von Harald Szeemann in der Kunsthalle Bern kuratierten Gruppenausstellung „Live in your head: when attitude becomes form” teil, 1970 folgt dann die Einzelausstellung „Primary Structures” im Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Seitdem hat Carl Andre seine Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenarbeiten in den wichtigsten Museen und Galerien in Europa und den USA gezeigt. Im Mai 2011 wurde er in Zürich für seine „innovative künstlerische Leistung“ mit dem Preis der Roswitha Haftmann Stiftung – dem höchstdotierten europäischen Kunstpreis – ausgezeichnet. Foto: Seehauser