Ort: Römer und Bajuwaren Museum bis: 2013-03-31
Künstler: Konrad Hentschel, Porzellan-Manufaktur Meissen
Thema: Das Römer und Bajuwaren Museum auf Burg Kipfenberg präsentiert vom 1. April 2012 bis 31. März 2013 »Hentschels zauberhafte Kinderwelten. Kinderfiguren aus drei Jahrhunderten Porzellangeschichte« – eine Ausstellung mit den Kinderfiguren des Konrad Hentschel (1872–1907) und anderer Künstler aus europäischen Porzellanmanufakturen von 1750 bis 2000. Alle Exponate stammen aus der Stuttgarter Privatsammlung Renate und Peter Schuck, die damit der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Kernstück des insgesamt 185 Objekte umfassenden Bestands sind zwölf einzelne Figuren sowie je eine Zweier- und eine Vierergruppe mit einfühlsamen Porträts spielender Kinder, die Konrad Hentschel von 1904 bis 1907 für die Porzellanmanufaktur Meissen geschaffen hat. Die Sammlung Peter und Renate Schuck verfügt über den kompletten Satz dieser sog. Hentschelkinder in ihrer Erstausformung – und das ist weltweit wohl einzigartig! Als eine geschlossene und damit besonders wertvolle Gruppe an Kinderplastiken des Jugendstils markieren sie in Ausdruck, Stil und inhaltlicher Ausprägung einen Wendepunkt in der künstlerischen Kleinplastik zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Neben den Hentschelkindern werden 171 kleine Kinderfiguren präsentiert, die ebenfalls größtenteils in Meissen und in anderen europäischen Manufakturen entstanden sind. Die wie aus dem Leben gegriffenen Darstellungen der Figuren zeigen Genreszenen, Stimmungsbilder und Alltagssituationen oder allegorische Themen, die vor allem in den zahlreichen Amoretten ausgeprägt sind. Dabei sind die Grenzen fließend: So sind die Kinder zum einen beim Spielen und Musizieren dargestellt oder sie bewegen sich immaginär in der freien Natur. Die dabei verwendeten Attribute wie Spielzeug oder Dinge der Natur werden jedoch dann zum Vorwand oder zum einfachen Beiwerk, wenn die Mädchen und Jungen sich in amourösen Begegnungen wiederfinden. Weiter werden die Kinder gleichsam zu Erwachsenen, wenn sie als Arbeitende dargestellt sind; und Waisen- und Gassenkinder zeugen von persönlichem Schicksal.
Die ältesten und jüngsten Stücke der Sammlung stammen aus Meissen: Der »Fischerjunge mit seinem Fang« von 1750 markiert den Anfang des Zeitbogens, der mit den vier spielenden Jugendlichen von 1997/98 schließt. Alle Exponate bieten eine faszinierende Fülle verschiedener Aspekte: einerseits einen Blick auf die künstlerische Entwicklung des Porzellans vom Barock über den Jugendstil bis in unsere Zeit, zum anderen einen chronologischen Abriß zur Kultur- und Sozialgeschichte, insbesondere zum Thema »Kinder im Wandel der Zeiten«.
Neben dem einmaligen Blick auf die komplette Gruppe der Hentschelkinder und die anderen Figuren wartet die Ausstellung mit interessanten Informationen zum Thema Porzellan auf: Vitrinen, Tafeln und ein Film erläutern die Herstellung des sog. Weißen Goldes, und die Präsentation eines Formenarchivs veranschaulicht, wie aufwändig die handwerkliche Fertigung ist. In einem eigenen Raum wird das Meissener Atelier des Konrad Hentschel, das einer Kinderstube geglichen haben soll, mit Spielutensilien aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende nachgestellt. Nicht zuletzt können die (kleinen) Besucher an einem Brennofen erste Erfahrungen mit dem Brennen von Porzellan sammeln und aus erster Hand von Porzellanmalern erfahren, wie schwierig es ist, diesen wertvollen Werkstoff gekonnt mit Farbe zu versehen.
Alles in allem bietet die Ausstellung »Hentschels zauberhafte Kinderwelten« ein spannendes Erlebnis, das in dem zu dieser Ausstellung erscheinenden umfangreichen Katalogbuch nachzulesen ist.
www.hentschels-kinderwelten.de