Ausstellung Kunstverein Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Rune Mields (*1935, Münster) übersetzt ordnende Strukturen und Schemata in Kunst, wobei sich Logik und Ratio mit Poesie und Magie verbinden. Die Einbindung von Symbolen unterschiedlicher Ordnungssysteme, auf denen unsere Gesellschaft basiert, wie Zahlen, Worte, Noten, aber auch abstrakte Zeichen und Ornamente, kennzeichnen ihre meist in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen und bei aller Konzeptualität sehr stark visuell geprägten Gemälde und Zeichnungen. Der Erforschung und Visualisierung von Zahlensystemen stellt sie die in vielen Kulturen existierende magische oder rituelle Bedeutung der Zahlen zur Seite, wissenschaftliche Konzepte und Fragestellungen werden von mythischen oder metaphysischen Ideen überlagert. So stellen sich als zugrundeliegende Elemente ihrer Arbeiten die Visualisierbarkeit der Unendlichkeit und die Limitierung unseres Denk- und Vorstellungsvermögens heraus.
Der Fokus der für ZEITEN UND ZEICHEN ausgewählten Arbeiten liegt einerseits auf der Darstellbarkeit von Zeit in Form von Zahlen, andererseits auf der Darstellung von Zahlen und anderen Zeichen in unterschiedlichen Zeiten und Systemen.
Am Ende des Rundgangs begegnet uns die Künstlerin in einem Selbstportrait mit Telefon (2015), das ein Selbstbildnis Maria Lassnigs zitiert. Sie tritt hinter diesem Attribut in den Hintergrund, verdeutlicht aber den subjektiven, künstlichen Eingriff, der hinter jeder Darstellung von Abstraktem steht. Rune Mields macht Unsichtbares sichtbar, das wiederum von den Betrachter*innen als verschlüsselt wahrgenommen wird und entschlüsselt werden muss. Beides geschieht mittelbar und innerhalb der Grenzen, die uns Denkvermögen und Verfügbarkeit von Zeichen setzen. Während die Werke die Betrachter*innen also dazu zwingen, genau hinzusehen und zu versuchen, die Überschneidungen verschiedener inhaltlicher sowie bildlicher Ebenen zu enträtseln, gilt für Mields Arbeiten doch immer die im gleichnamigen Gemälde (2014) zitierte Aussage des Physikers und Aphoristikers Georg Friedrich Lichtenberg: „Die Hauptsache ist immer unsichtbar“.
Bild: Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
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