13.06.2025 - 02.08.2025
Andreas Silbermann - unterwegs
25.04.2025 - 07.06.2025
Farbe, Fläche, Form. Landschaften von Gerhard Taubert (1928-2012)
07.03.2025 - 19.04.2025
Göran Gnaudschun. Gegenwarten
11.01.2025 - 03.05.2025
HELMA. Traumwelten
10.01.2025 - 01.03.2025
Thomas Lange. Grüße aus Italien. Malerei und Zeichnung
Ort: Galerie Poll bis: 2025-01-04
Künstler: Martina Altschäfer
Thema: Ausstellung vom 1. November 2024 bis 4. Januar 2025 (Winterpause: 24.12.2024 bis 1.1.2025) In ihrer vierten Einzelausstellung von Martina Altschäfer stellt die Galerie Poll unter dem Titel „Über der Baumgrenze“ neue Zeichnungen der Künstlerin aus der faszinierenden Welt des Hochgebirges vor. Auf der Suche nach unberührter und unbezwungener Natur zieht es Martina Altschäfer immer wieder in die Berge. Dort, über der Baumgrenze, wo aufgrund niedriger Temperaturen nicht einmal mehr Büsche wachsen und es auch sonst kaum noch Vegetation gibt, in einer Welt von Schnee und Eis, entwickelt sie ihre Bildthemen. Sie erzählen davon, wie die Natur den Menschen bezwingt, aber auch vom Leben von Mensch und Tier in und mit der Natur. Auch Mythen und Brauchtümer spielen immer wieder eine Rolle. Grundlage der großformatigen Zeichnungen sind Fotografien, die aber vor allem als Gedächtnisstütze dienen und zur Erinnerung an Eindrücke und Stimmungen, die sich der Künstlerin während ihrer Streifzüge durchs Gebirge eingeprägt haben. Die mit Farbstiften und Pastellkreide komponierten farbintensiven Berglandschaften in gleißendem Sonnenlicht mit teils dramatischen Himmeln oszillieren zwischen Traum und Wirklichkeit. In ihrer Komplexität erschließen sich die aus Imagination und Realität gewonnenen Schnee-, Eis- und Gletscherlandschaften erst in eingehender Betrachtung. Auf der Zeichnung „Transhumanz“ weidet eine Schafherde auf einem Bergrücken, umgeben von hohen schneebedeckten Bergen. Die Szene mit den in Schwindel erregender Höhe grasenden Tieren wirkt surreal, tatsächlich aber ist diese jahrhundertealte Wanderweidewirtschaft im Gebirge noch heute üblich. Die Monumentalität des rund 4.000 Meter hohen Berges Eiger in den Berner Alpen, dessen Nordwand Bergsteiger aus aller Welt anzieht, beschwört Altschäfer in ihrer gleichnamigen Zeichnung durch einen winzig kleinen Menschen. Sie zeigt ihn vor Beginn des mühsamen Aufstiegs zum Berggipfel, versunken in die Betrachtung der sich in Serpentinen in die Höhe schlängelnden Wanderwege. Die unterschiedlichen Beschaffenheiten des Berggesteins sind virtuos und realitätsgetreu wiedergegeben. Ihre Landschaften konstruiert Martina Altschäfer bis ins kleinste Detail. Ausgehend von einem Gerüst aus Linien und Fluchtpunkten erarbeitet sich die Künstlerin über Monate Partie für Partie und Schicht um Schicht ihrer großformatigen Bildkompositionen. Nicht eine einzige Linie ist zufällig gesetzt. Parallel zu den großen Zeichnungen auf Papier entstehen kleine Pastelle und Gouachen auf schwarzem Karton, in denen sich die Künstlerin malerisch mit Passagen ihrer großen Komposition intensiv auseinandersetzt. Hier tritt die zeichnerische Linie durch das Verwischen und Verreiben der Farben mehr und mehr zugunsten einer malerischen Tiefe zurück und zieht den Betrachter magisch ins Bildmotiv hinein. Der mit der Künstlerin befreundete Schriftsteller Christoph Peters hat in seinem Katalogtext auf den Punkt gebracht, was Martina Altschäfer in ihrem künstlerischen Schaffen immer wieder antreibt: „Sobald wir uns ins Gebirge aufmachen“, schreibt er, „werden wir zu Wanderern, zu Suchenden, zu Fragenden, Tastenden. Jeder Schritt gerät zum Schritt ins Unbekannte, schwankt zwischen Mut und Furcht, und spätestens, wenn wir den Weg verloren haben, während die Sonne hinter dem hohen Horizont versinkt, werden wieder die Stimmen der Geister in Gräsern, Zweigen, Felsspalten zu hören sein. Wir werden lauschen und zittern, lauschen und schweigen, schweigen und atmen, bis eine Antwort durch uns hindurch fährt, unhörbar leise oder als Schrei.“ Martina Altschäfer, geboren 1960 in Rüsselsheim, hat Bildende Kunst und Germanistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz sowie Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. 1991 schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin von Prof. Konrad Klapheck ab. Von 1990 bis 1997 unterrichtete sie Zeichnung und Malerei an der Johannes-Gutenberg-Universität und an der Fachhochschule Wiesbaden. Martina Altschäfer hat zahlreiche Stipendien erhalten und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Arbeiten der Künstlerin befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter die Sammlung der Deutschen Bank, des Kunstmuseums Albstadt, des Gutenberg Museums Mainz und des Landesmuseums Mainz. Sie arbeitet und lebt in Rüsselsheim, wo sie in den letzten Jahren auch Kurzgeschichten und einen Roman im Mirabilis Verlag veröffentlicht hat. Im Mittelrhein Museum Koblenz sind noch bis zum 9. März 2025 mehrere Zeichnungen der Künstlerin in der Ausstellung „Traumlandschaft – Alptraum Landschaft“ zu sehen.
Ort: Galerie Poll bis: 2024-10-26
Künstler: Peter Benkert
Thema: © Peter Benkert, Weiße Zone, 2001 Für seine Ausstellung „Konstruktive Eskapaden“ in der Galerie Poll hat der Maler Peter Benkert neun großformatige Acrylmalereien aus verschiedenen Jahrzehnten ausgewählt, stellvertretend für einzelne Werkphasen. Die früheste Arbeit stammt aus dem Jahr 1983, die jüngste ist 2023 entstanden. Charakteristisch für alle Kompositionen ist ein strenger Aufbau und das klar strukturierte Ordnungsgefüge. Stark farbige eckige und runde geometrische Körper in Gestalt von Brettern, Gittern oder Sonden unterschiedlicher Größe scheinen sich schwerelos auf der Leinwand zu bewegen, nach einem eigenen Gesetzen verpflichteten Plan. Die in Komplementärfarben gemalten geradlinigen scharfkantigen Formen lassen an Blicke ins Universum denken und stoßen futuristische Fantasien an. Im November 1969 zeigte die Galerie Poll erstmals eine Ausstellung des damals 26-jährigen Peter Benkert. Ausgestellt waren mit Autolack bemalte Novopan-Bretter, vom Künstler „Luschen“ betitelt. Auf der art Karlsruhe im Februar 2024 präsentierte die Galerie im Rahmen des Förderprogramms re:discover einen viel beachteten Querschnitt aus dem Werk des heute 81-jährigen Malers. Die nun gezeigte Einzelausstellung gibt einen tieferen Einblick in das Werk des Künstlers, der seinen künstlerischen Weg als Entwicklung „vom Luschendandy zum Hard-Edge-Virtuosen“ beschreibt. Mit seiner illusionistischen geometrischen Hard-Edge-Malerei möchte Peter Benkert neben einer attraktiven Ästhetik auch eine unterschwellige Bedrohung und Gefährdung erfahrbar machen. Peter Benkert, geboren 1942 in Berlin und 1969 Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Prof. Fred Thieler, wurde 1967 Mitglied der heute legendären Künstlerselbsthilfegalerie Großgörschen 35 (1964-1968). Sein Werk wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter Minimalism Germany 1960s in der Daimler Art Collection im Haus Huth Berlin im Jahr 2010. Neben seiner künstlerischen Arbeit war Peter Benkert mehr als 25 Jahre im Archiv der Plansammlung des Architekturmuseums der TU Berlin und fünf Jahre als Kunstpädagoge tätig. Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, u. a. in der Mercedes-Benz Art Collection, Stuttgart. Peter Benkert lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellung vom 6. September bis 26. Oktober 2024 Eröffnung am 5. September 2024, 18-21 Uhr
Ort: Galerie Poll bis: 2024-07-27
Künstler: Sabina Grzimek, Peter Herrmann, Ralf Kerbach, Heidrun Rueda, Hans Scheib
Thema: Ausstellung vom 14. Juni bis 27. Juli 2024 Eröffnung: 13. Juni 2024, 18-21 Uhr Diesen Sommer verwandelt sich die Galerie Poll in eine „Menagerie“: Heimische und exotische Tiere treten auf, gemalt, geformt oder aquarelliert von Sabina Grzimek, Peter Herrmann, Ralf Kerbach, Heidrun Rueda und Hans Scheib. Eine der ältesten Tierenzyklopädien stammt von Aristoteles: Sein Text „Historia animalium“ klassifiziert im Jahr 335 v. Chr. Tiere nach ihrem Aussehen, ihren Verhaltensweisen und ihrem Lebensraum. Die realistische Darstellung einzelner Tiere mit ihrer Anatomie und individuellen Bewegungen wurde in der Renaissance zum Ideal erhoben. Albrecht Dürer war einer der ersten Künstler, der die Darstellung von Tieren über Skizzen hinaus für bildwürdig hielt. Das Werk der in „Menagerie“ präsentierten Künstlerinnen und Künstler ist von Tierdarstellungen geprägt. Ihre teils für die Ausstellung entstandenen Ölgemälde, Skulpturen und Papierarbeiten treten in einen Dialog miteinander – und lassen im vergleichenden Blick die „animalische“, wilde oder auch gezähmte Seite ihrer jeweiligen Weltsicht zutage treten. Sabina Grzimek findet ihre Themen im persönlichen Umfeld und Erleben. „Che“, ihr Hund, ist immer wieder Modell für ihre Plastiken. In zugleich ausdrucksstarker wie sensibler Formensprache gelingt es der Künstlerin, über äußerliche Details zum Wesen der von ihr gestalteten Tiere vorzudringen, etwa mit der Bronze einer trächtigen Eselin oder einer Kuh, die sich mit prallem Euter abwendet. Heidrun Rueda malt ihre naturalistischen Motive teils nach Fotovorlagen, teils nach eigener Beobachtung in freier Wildbahn. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl kleinformatiger Ölbilder mit Eulen. Zur Familie dieser Vögel gehören rund 200 Arten. Rueda konzentriert sich auf Tiere ihrer unmittelbaren Umgebung, Käuzchen, Schleiereule und Uhu. Mit „Salute Vittore Carpaccio!“ (2003) zitiert Peter Herrmann ein Gemälde des venezianischen Renaissancemalers. Vor blauem Hintergrund sitzt eine Frau, gebeugt über einem Schoßhündchen. Der kleine Vierbeiner steht auf beiden Hinterpfoten und schaut empor zur Herrin, die seine Vorderpfoten liebkost. Neben ihr steht eine große Vase mit einem Strauß Callas, davor eine kleine struppige Katze. Wie für ihn charakteristisch hat Herrmann die tradierte Szenerie in verblüffend einfachen Formen festgehalten und einen komischen Moment eingebaut, der auf der kunsthistorischen Vorlage fehlt. Auch das Genre des naturgetreuen Tierbildes bedenkt der Maler mit einer ironischen Volte: Seine an sich doch furchteinflößende Raubkatze räkelt sich auf dem Rücken unter dem Titel „Wenn Leoparden träumen“. Einen anderen Zugang wählt Ralf Kerbach mit den Ölgemälden „Weißes Pferd“, „Pferdegruppe“ und „Ziegen“. Entstanden nach Studien in der Natur, bleibt der Pinselstrich skizzenhaft, der Farbauftrag durchscheinend. Kerbachs „Mondnacht“ von 2023 ist dagegen „aus dem Kopf“ gemalt. Mit pastos deckenden Farben, in typisierter Darstellung treffen eine weiße Katze und ein schwarzer Hund aufeinander. Die Tiere streiten um einen Ara, an dem sie raffgierig ihre Zähne wetzen. Derweil steht am klaren Himmel der Mond und leuchtet still auf einen kahlen Baum und einige Häuser. Mit Hans Scheibs Skulpturen ziehen auch einige exotische Tiere in Polls Menagerie ein: Der Bildhauer hat eine zu einem hohen Turm sich ringelnde Schlange (2005) aus Holz geschlagen und arttypisch mit roter und grüner Farbe bemalt sowie aus Holz ein Äffchen mit extrem langem Schwanz geschaffen, das seine Zähne drohend fletscht. Scheib gelingt es in seinen ausdrucksstarken Holzplastiken mit deutlichen Bezügen zur Tradition des Expressionismus einen eigenen Stil zu entwickeln.
Ort: Galerie Poll bis: 2024-06-08
Künstler: Volker Stelzmann
Thema: „Dickicht“ nennt Volker Stelzmann seine zwölfte Einzelausstellung in der Galerie Poll. Sie vertritt den Maler seit über dreißig Jahren. Stelzmanns Werk zeichnet sich durch große Kontinuität aus. Im Lauf der Jahre hat er mit seiner Formensprache einen eigenen Bilderkosmos geschaffen. Für seine Figurengruppen erfindet er immer wieder neue raffinierte Konstellationen und Kompositionen. Gliedmaßen wirbeln durcheinander, Menschen stehen dicht gedrängt neben- oder hintereinander, ohne miteinander in Beziehung zu treten. Sie tragen modische Kleidung wie Hoodies oder neonfarbene Laufschuhe mit dicken Profilsohlen, auffällige Frisuren oder Kopfbedeckungen. Die Gesichter, mit weit aufgerissenen Augen, sind ausdrucksstark und wirken zugleich wie zu Masken erstarrt. „Stelzmann beobachtet die Zeitgenossen auf der Straße genauso intensiv wie die geliebten Renaissancemaler und Manieristen, deren Werke er auf seinen zahlreichen Italienreisen noch im entlegensten Dorf aufgespürt hat. So ist die Geschichte für ihn nichts Fernes, sondern etwas Allgegenwärtiges. Und umgekehrt werden die modernen Menschen, die er zeigt, zum Teil einer epochenübergreifenden Studie der Humanität. Aber auch einer überzeitlichen Reflexion darüber, was die Malerei im Wechselspiel von Tradition und Innovation ausrichten kann.“ (Sebastian Preuss, 2020) Ironisch kommentiert Stelzmann die täglichen Nachrichten mit Bildern wie „Die Schildkröte“, betitelt nach einer Marschformation römischer Legionäre, oder „Barriere“. Die Menschen verschwinden beinahe vollständig hinter Transparenten mit Schlagworten wie LGBTQ, DIVERS, KLIMAFASCH oder WEISSE MÄNNER, die man für sich vervollständigen kann. Zwei „Messermänner“ bedrohen auf dem gleichnamigen Gemälde einen Menschen, während andere hilflos zuschauen oder die Flucht ergreifen. Jedem Bild Stelzmanns liegt eine genaue Beobachtung seiner Umwelt zugrunde, ohne dass er dabei beabsichtigt, mit seinen Bildern zu belehren. Der Künstler malt sich immer wieder selbst als Beobachter („Selbstbildnis mit graugrüner Kappe“) oder mischt sich neben seiner Frau Henriette unter die Menschengruppe („Köpfefries I“). Auch Stilleben gehören zu Stelzmanns wiederkehrenden Bildthemen. Ein Arrangement von „Meerschnecken und Muscheln“ auf einem Pappkarton ist in präziser feiner Öllasurmalerei wiedergegeben, ebenso wie ein „Blauer Kürbis“ und eine Sellerieknolle vor braunem Hintergrund. Volker Stelzmann, geboren 1940 in Dresden, 1948 Übersiedlung nach Leipzig, studierte von 1963 bis 1968 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo er von 1975 bis 1986 lehrte, seit 1982 als Professor. 1986 nutzte Volker Stelzmann eine große Ausstellung seiner Arbeiten in der Staatlichen Kunsthalle in West-Berlin, um die DDR zu verlassen. Nach einer Gastprofessur an der Städelschule Frankfurt am Main 1987/1988 berief ihn die West-Berliner Hochschule der Künste (HdK, heute: UdK) 1988. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006. 1988 zeigte die Galerie Poll ihre erste Einzelausstellung von Volker Stelzmann. Werke des Künstlers befinden sich in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen. Volker Stelzmann lebt und arbeitet in Berlin.
Ort: Galerie Poll bis: 2024-04-20
Künstler: Peer Boehm
Thema: „Kopfkino“ ist der programmatische Titel der zweiten Einzelausstellung des Kölner Künstlers Peer Boehm mit neuen Malereien und Kugelschreiberzeichnungen in der Galerie Poll. Unser Gedächtnis speichert gleichermaßen Erlebnisse der Kindheit, Reiseerfahrungen oder politische Ereignisse als ungeordnete, oft schemenhafte Eindrücke. Dieses kollektive, individuell ganz unterschiedlich verankerte Bilderreservoir ruft der Künstler in seinen Leinwand- und Papierarbeiten auf. Es geht ihm dabei nicht um die eine „richtige“ Sichtweise, denn es gibt viele mögliche Bilder, die im Kopf des Betrachters entstehen können, je nach Alter und Erfahrungshorizont. Auch im Austausch über diese individuellen Eindrücke liegt der Reiz von Boehms Arbeiten. „Kopfkino“ verweist auf das Erinnern als zentrales Thema von Peer Boehms künstlerischem Schaffen, aber auch auf eine Reihe von Kugelschreiberzeichnungen, die er für die Ausstellung auf Briefpapier des k.o. club festhielt, einem 1969 in Hannover gegründeten Verein für Avantgarde-Filme. Peer Boehm hat zehn Motive gefunden, die im inhaltlichen Zusammenhang zu diesem Bildträger seiner Zeichnungen stehen. Mit Bildtiteln wie „Endlich Fenster zur Straße“, „Es ist dann doch noch gut ausgegangen“ oder „Heute Umbau“ führt der Künstler den Betrachter in eine cineastische Assoziationswelt. Boehm findet seine Motive in Fotoalben auf dem Flohmarkt, in Magazinen oder dem Internet. Personen und Orte abstrahiert er durch digitale Bearbeitung und reduziert das Motiv auf Hell-Dunkel-Kontraste bis an den Rand der Unkenntlichkeit, bis er es schließlich auf die Leinwand oder auf das Papier überträgt und dann weiter künstlerisch bearbeitet. Boehms Bildsprache beruht auf dem Prinzip der Aussparung, helle und dunkle Flächen werden nebeneinandergestellt. Dadurch wirken seine Bilder und Zeichnungen wie eine schemenhafte Erinnerung. Ereignisse der Zeitgeschichte werden ebenso zum Bildinhalt wie banale Alltagssituationen oder traditionelles Brauchtum, so „Berlin 1989“ von 2024 mit auf der Mauer tanzenden Menschen, „Fänger sein“ von 2021 oder „Die Maikönigin“ von 2023. Peer Boehm hat eine Lasurtechnik entwickelt, in der er seine Motive mit Aquarell, Acryl und Tusche auf die Leinwand überträgt. Manchmal setzt er Kaffee oder Rost als Malmittel ein, die bräunliche Färbung lässt sein Motiv wie eine verblichene Fotografie erscheinen. Durch Überlagerung verschiedener Lasuren entsteht eine halbtransparente Tiefe. Meist dominiert auf den Bildern ein Farbton, häufig Blau oder Braun. Es gibt auch Arbeiten, auf denen Boehm zwei Motive wie bei einer fotografischen Mehrfachbelichtung ineinander blendet, zum Beispiel das großformatige Gemälde „Antibes“ von 2023. Der blaue Hintergrund zeigt die in die Küstenfelsen eingelassene Terrasse des exklusiven Hotels Eden Roc. Darüber hat Boehm mit roter Farbe einen gestreiften Sonnenschirm gelegt. Entstanden ist ein Bild, das die Erinnerung an einen warmen, flirrenden Sommertag in Frankreich aufruft. Um seine Kugelschreiberzeichnungen zu fixieren, hat Peer Boehm ebenfalls eine spezielle Technik entwickelt. Wenn eine Zeichnung fertig ist, nimmt er ein Bügeleisen zur Hand. Mit der über die Jahre gesammelten Erfahrung gelingt es ihm dabei, in einer Art gesteuertem Zufall in den Zeichnungen Partien zu erzeugen, die wie aquarelliert wirken und ihnen zusätzliche Tiefe geben. Peer Boehm, 1968 geboren in Köln, studierte von 1990 bis 1994 Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an der Universität zu Köln. 2021 wurde er mit dem Kunstpreis Wesseling ausgezeichnet, der 2023 mit einer Ausstellung im gleichnamigen Kunstverein verbunden war. In Berlin waren seine Arbeiten 2022 im Willy-Brandt-Haus ausgestellt. Noch bis 21. April 2024 ist eine Werkübersicht des Künstlers mit Arbeiten aus 17 Jahren im Museum Modern Art Hünfeld zu sehen. Seine Werke befinden sich in deutschen und internationalen Privatsammlungen. Peer Boehm lebt und arbeitet in Köln.
Ort: Galerie Poll bis: 2024-03-02
Künstler: Bettina von Arnim
Thema: Ausstellung vom 19. Januar bis 2. März 2024 Eröffnung am 18. Januar 2024, 18-21 Uhr Die Ausstellung „Landschaften und Labyrinthe“ versammelt Ölbilder, Radierungen und einen Spiegelkasten von Bettina von Arnim. Die erste deutsche Einzelausstellung der Künstlerin fand 1970 in der Galerie Poll statt. Den Cyborgs, um 1970 entstandene Porträts androider Maschinenwesen, galt jüngst die Aufmerksamkeit der Kunstwelt. Die Ausstellung richtet den Blick nun auf die seit Mitte der 1970er Jahre entstandenen Landschaften und Labyrinthe, mit denen die Künstlerin schon früh auf die zunehmende Zerstörung von Natur und Umwelt aufmerksam gemacht hat. Ihre Bilder einer technisierten, bürokratischen, schablonisierten, denaturierten, homogenisierten Umwelt hält sie den naiv Fortschrittsgläubigen warnend entgegen, als Menetekel einer Vorherrschaft der manipulativen Intelligenz. (Werner Rhode, 1973) Durch die aus der Vogelperspektive gezeigten Landschaften verlaufen wie mit dem Lineal gezogene Mauern und rechtwinklig verschachtelte Gänge. Einige Landschaften sind menschenleer, in anderen bewegen sich winzige Menschen und Tiere durch labyrinthische Gänge. Die geometrischen Formen verbinden sich zu Netzwerken und später zu perspektivisch angeordneten Buchstabenreihen, zu Stadtlandschaften, die sich aus Schrift und Spiegelschrift zusammensetzen. Beim Blick in den Spiegelkasten vervielfachen sich die stereotypen Landschaften bis ins Unendliche. „Wir erblicken die Utopie einer als Zeichensystem erstarrten Welt“, stellt Rüdiger Safranski 1985 im Katalog zu Arnims Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein fest. Bettina von Arnim versteht es, ihre Botschaft in minutiös gemalten und ästhetisch perfekten Bildern einzuschreiben. Ihre Radiertechnik hat sie derart verfeinert und ausgearbeitet, dass beim Druck mehrerer Platten in verschiedenen Farben übereinander faszinierende Spiegelungen entstehen. Seit der Ausstellung „German Pop“ in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt am Main erfuhren die Arbeiten von Bettina von Arnim eine neue Aufmerksamkeit und waren Teil zahlreicher Gruppenausstellungen in Kunstvereinen und Museen, u. a. „ÜberLeben. Fragen an die Zukunft“ im Haus am Lützowplatz, Berlin (2022-2023), „Les Portes du Possible“ im Centre Pompidou-Metz (2022), „Scratching the Surface“ im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin (2021), „Der montierte Mensch“ im Museum Folkwang Essen (2019) und „Real Pop 1960-1985. Malerei und Grafik zwischen Agit Pop und Kapitalistischem Realismus“ im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, Frankfurt an der Oder (2018). Derzeit sind die Arbeiten „Optiman“ (1969) und „Riß“ (1981) in der Ausstellung „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945-2000“ in der Neuen Nationalgalerie zu sehen (bis 28. September 2025). Bettina von Arnim, geboren 1940 in Zernikow (Mark Brandenburg) und Nachfahrin der gleichnamigen Dichterin der Romantik, verbrachte von 1957 bis 1958 mit einem Stipendium des American Field Service ein Schuljahr in Cambridge/Massachusetts (USA). Von 1960 bis 1965 studierte sie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Fritz Kuhr. Ein Stipendium des Maison de France führte sie während dieser Zeit von 1962 bis 1963 nach Paris, wo sie in der Werkstatt des Grafikers Johnny Friedlaender verschiedene Radiertechniken wie die Aquatinta erlernte. Bettina von Arnim gehörte zusammen mit Arwed D. Gorella, Maina-Miriam Munsky, Wolfgang Petrick, Peter Sorge, Joachim Schmettau u. a. zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Aspekt (1972-1977). Seit 1975 lebt und arbeitet sie in Südwest-Frankreich. Werke der Künstlerin befinden sich in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen, u. a. der Berlinischen Galerie, der Deutschen Bank, der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, dem Städel Museum Frankfurt am Main und dem Kunstmuseum Bonn.
Ort: Galerie Poll bis: 2024-01-06
Künstler: Danja Akulin
Thema: Ausstellung vom 3. November 2023 bis 6. Januar 2024 Eröffnung am 2. November 2023, 18-21 Uhr
Ort: Galerie Poll bis: 2023-10-28
Künstler: Eric Keller
Thema: Eric Kellers Gemälde ziehen magisch an, obwohl – oder weil – ihre Motive eher unspektakulär sind. Aus beiläufigen Blicken auf Uferwege, Sport- und Parkplätze, Bahnübergänge, Schuppen oder Industriegebäude und Interieurs aufgegebener DDR-Kulturhäuser komponiert der Künstler einen ganz eigenen Bildkosmos. Bei diesem konzentrierten Spiel mit der Erinnerung bleiben Landschaften und Architekturen meist menschenleer. Tauchen doch einmal ein oder zwei junge Menschen darin auf, sind sie in sich gekehrt und scheinen auf etwas zu warten. Mit „Ginstergrund“ zeigt die Galerie Poll ihre vierte Einzelausstellung des in Dresden und Berlin lebenden Malers. Der Titel bezeichnet keine konkrete Landschaft, sondern geht zurück auf Straßennamen, die sich aus alter Zeit am Stadtrand erhalten haben. Ein verblasstes Relikt, ähnlich der auf einer Bühne zurückgelassenen Stellwand im gleichnamigen Bild oder dem verblichenen Wandgemälde in „Kulturhaus 7“. Die Bildmotive setzen sich aus großangelegten Farbflächen zusammen, Ton in Ton aufgebaut aus dünnen Öllasurschichten in mannigfachen Grau-, Blau-, Violett- oder Ockertönen. Durch Übermalungen, aber auch mit dem Wiederabtragen von Farbe durchläuft jedes Werk viele Zustände, bis es für den Maler als abgeschlossen gilt. Durch die leichte Unschärfe, die er über seine Motive legt, entstehen stimmungsvolle Erinnerungsräume. Was immer Eric Keller malt, hat er irgendwann einmal vor Augen gehabt – und in seinem Unterbewusstsein abgespeichert. Mit der Arbeit am Bild kehrt er in seiner Fantasie an die einst gesehenen Schauplätze zurück, ruft flüchtig erlebte Situationen auf. Wo genau sie verortet sind, bleibt sein Geheimnis. Selbst geografische Angaben im Bildtitel wie z. B. „Straße bei Gorbitz“ führen nur ins Ungewisse. „Aber genau in dieser merkwürdigen Stimmung, die sich nicht leicht in Worte fassen lässt, in dieser Aura irgendwo zwischen Banalität des Alltags und irrealer Magie liegt der große Reiz von Eric Kellers Gemälden. Viele von ihnen wirken wie eingefrorene Stills aus einem melancholischen Roadmovie“, charakterisiert der Kunsthistoriker und Kunstkritiker Sebastian Preuss diese Arbeiten. Eric Keller, 1985 geboren in Grimma, 2006 bis 2008 Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Prof. Rolf-Gunter Dienst, 2008 bis 2014 Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK Dresden) bei Prof. Elke Hopfe und Prof. Ralf Kerbach, 2016 bis 2018 Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB Leipzig) bei Prof. Annette Schröter. Eric Keller lebt und arbei-tet in Dresden und Berlin. Seine Werke befinden sich in zahlreichen privaten und mehreren institutionellen Sammlungen, darunter die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Städtische Galerie Dresden und die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.
Ort: Galerie Poll bis: 2023-07-29
Künstler: Matthias Beckmann
Thema: Mit „Bangalore Street Life“ zeigt die Galerie Poll in ihrer ersten Einzelausstellung von Matthias Beckmann Aquarelle, die im Herbst 2022 in der nach Mumbai und Delhi drittgrößten Stadt Indiens entstanden sind. Eingeladen im Rahmen der bangaloREsidency des Goethe-Instituts sah sich der Künstler für zwei Monate mit dem Alltag einer Elf-Millionen-Metropole konfrontiert: „Mein erstes Aquarell in Bangalore entstand auf einem Friedhof unweit des Botanischen Gartens Lalbagh. Dorthin flüchtete ich vor dem chaotischen Straßenverkehr, vor Autorikschas, Motorrollern und Gehupe. Überall in der Stadt findet man sehr lethargische Hunde. Einer davon lag auf der Friedhofsmauer“, beschreibt Matthias Beckmann seine ersten Eindrücke. Bekannt geworden ist der Künstler mit linearen Bleistiftzeichnungen, wie sie regelmäßig auch in Gruppenausstellungen der Galerie zu sehen waren. Diesmal hatte Beckmann allerdings einen kleinen Reiseaquarellkasten im Gepäck, dazu einen Pinsel mit eingebautem Wassertank, einen Malhocker und Aquarellblöcke. Das erwies sich als ideale Ausrüstung für die Entdeckungsreise in eine für ihn fremde und farbflirrende Welt. Der Künstler als auf-merksamer Beobachter konnte sich unbeschwert auf den Rhythmus des Metropolenlebens einlassen. Für seine Erkundungen ist Beckmann vor allem durch den Stadtteil Shanthinagar gewandert, in dem Arme, Mittelschicht und Reiche, Einheimische und Migranten Seite an Seite leben. Am Ende der zweimonatigen Reise waren es insgesamt 117 Aquarellzeichnungen im Format 30 x 24 cm, einige mit dem Bleistift gezeichnet und dann mit Aquarellfarbe koloriert, einige direkt mit dem Pinsel getuscht und einige in Sepiafarben laviert. Beckmann hat auf Friedhöfen und im Botanischen Garten gezeichnet, das bunte Treiben auf dem Fleisch- und Blumenmarkt festgehalten und das Leben auf der Straße mit Motorrollern, Hühnern, Ziegen und auch Kühen beobachtet. Prunkvolle Grabmäler, Tempel und eine Moschee gehören ebenso zu den Motiven wie Totenplakate, ein am Straßenrand abgestellter Holzkarren oder die „Rangoli“ genannten Muster, die Frauen am frühen Morgen mit weißem Pulver vor den Hauseingängen streuen. Mit seinem unaufgeregten Blick für das Detail bringt Matthias Beckmann mehr als nur einen Hauch der lebendigen Atmosphäre von Bangalore nach Berlin. "In diesem Prozess des dokumentarischen Zeichnens von Gegenständen, Straßenleben und Architektur, das so alt wie neu ist, hat er sich entschieden, über den kolonialen Blick hinaus zu gehen, der Postkartenansichten produziert und auf das Offensichtliche ausgerichtet ist. Seine grafische Fähigkeit zielt nicht auf einen Hyperrealismus wie bei der fotografischen Dokumentation, sondern auf die sorgfältige Erfassung von Details, um die Essenz und die Aura eines Ortes einzufangen, und sein neugieriger Blick weicht dem zufälligen Ausschnitt des Lebens nicht aus, der an uns vorüberzieht, ehe wir ihn bemerkt haben." (Suresh Jayaram, Leiter des Künstlerhauses 1 Shanthiroad in Bangalore) Matthias Beckmann, 1965 geboren in Arnsberg, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Franz Eggenschwiler und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Rudolf Schoofs. Seit 1995 ist er Mitglied der Künstlergruppe „Die Weissenhofer“. Die Zeichnung bildet den Schwerpunkt der Arbeit des in Berlin lebenden Künstlers. Dabei ist die einzelne Zeichnung zumeist Teil einer umfangreichen Serie, die sich mit einem Ort oder Themenkomplex beschäftigt. Mehrfach hat Matthias Beckmann Bücher illustriert. Er arbeitet auch an Animationsfilmen. Der Künstler erhielt zahlreiche Stipendien und Preise. Seine Arbeiten befinden sich in vielen öffentlichen Sammlungen, u. a. in der Berlinischen Galerie, der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages und der Hamburger Kunsthalle. Matthias Beckmann hat an verschiedenen Hochschulen unterrichtet. Im Sommersemester 2023 hat er einen Lehrauftrag an der Weißensee Kunsthochschule Berlin.
Ort: Galerie Poll bis: 2023-06-10
Künstler: Markus Draper
Thema: In seiner zweiten Einzelausstellung „WOW!“ in der Galerie Poll stellt Markus Draper erstmals in Deutschland seine Arbeiten zu den Ticker Tape-Paraden vor. Im Konfettiregen für die Heimkehrer des Golfkrieges zeigt das Aufmacherfoto der Daily News vom 11. Juni 1991 General Schwarzkopf, über ihm prangt der Titel der Ausstellung als Schlagzeile. Bei der „Desert Storm Parade“ reißt der Oberkommandierende im Freudentaumel seinen linken Arm in die Höhe, Klopapierrollen und Papierfetzen fliegen durch die Luft. Die Parade, mit der die USA ihren Sieg im ersten Golfkrieg feierten, steht in einer Tradition, die bis ins Jahr 1886 zurückreicht. Als die Freiheitsstatue am 28. Oktober 1886 eingeweiht wurde, führte der Festumzug an der New Yorker Börse in der Wallstreet entlang. Die Börsenhändler warfen bündelweise Papierstreifen der kurz zuvor erfundenen Nachrichtenticker aus dem Fenster, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Seit der globalen Finanzkrise infolge der Pleite der Lehman Brothers 2008 gelten die aus Bürotürmen hinabgeworfenen Papiere aber auch als Indiz bedrohlicher Instabilität. Dieser Spannungsbogen von ekstatischer Freude bis zu abruptem Zusammenbruch ist für Markus Draper Beweggrund, sich mit der oszillierenden Symbolik der Ticker Tape-Paraden zu beschäftigen. Erstmals wählte er 2012 in seinem Gemälde „Milliarden“ aus dem Fenster geworfene Papierstreifen als Bildmotiv. Für das Video „Seconds of Fame“ drehte Draper 2014 Youtube-Ausschnitte von Ticker Tape-Paraden in einem von ihm gebauten Modell nach. Im Unterschied zu den Vorlagen sind die Häuser und Straßen in seinem Film menschenleer. Charakteristisch ist die starke Vergrößerung, ein „blow up“ bis an den Rand der Abstraktion und das Zerlegen der massenmedialen „Bildvorlagen“ in mehrere Farbschichten. In präziser Malerei mit dem Pinsel überträgt der Künstler die verschiedenen Schichten auf die Leinwand oder lässt die durch die Luft wirbelnden Papierschnipsel – in verschiedenen Farben als Siebdruck über die Fotografien gelegt – zu einem bedrohlichen Sturm anschwellen („The Storm“, 2019). Die 2022 entstandenen Fotoarbeiten „Heroes“ spiegeln mit ihrem extremen Hochformat die Straßenschluchten zwischen New Yorks Wolkenkratzern und beziehen sich im Titel auf den Canyon of Heroes. So heißt die durch den Financial District in Lower Manhattan führende Route der Siegesparaden, an deren Rand mehr als 200 in den Gehsteig eingelassene Granitstreifen an die Namen der geehrten Personen der vergangenen Ticker Tape-Paraden erinnern. Bedeutende Ereignisse der jüngeren Geschichte aus bislang vernachlässigten Blickwinkeln zu betrachten, neu zu fokussieren und dadurch Ambivalenzen herauszuarbeiten, kennzeichnet die Arbeit von Markus Draper. Wie Gewissheiten zusammenstürzen, wie diese Verunsicherung durch Bilder in den Medien ausgelöst wird, interessiert ihn dabei ebenso wie die Frage, ob Wahrheit nicht immer ein Konstrukt von Geschichte(n) bleibt. Markus Draper, geboren 1969 und aufgewachsen in Görlitz, studierte 1991 bis 2000 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, am Central Saint Martins College, London und an der Columbia University, New York. 2000 schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Professor Ralf Kerbach ab. Draper erhielt den Marion-Ermer-Preis (2001) und den Vattenfall Kunstpreis Energie (2006) sowie zahlreiche Stipendien. Seine Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (2007), der Berlinischen Galerie (2014) und im Kulturhistorischen Museum Görlitz (2015), im Künstlerhaus Bethanien Berlin (2023) sowie in institutionellen Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Werke des Künstlers befinden sich u. a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, im Museum Folkwang in Essen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und in der Berlinischen Galerie. Markus Draper lebt und arbeitet in Berlin.
Ort: Galerie Poll bis: 2023-04-15
Künstler: Frank Schinski
Thema: Frank Schinski reflektiert in seinen Fotoarbeiten Themen, die in der aktuellen Berichterstattung kaum Beachtung finden, keine eingängige „Botschaft“ haben und nicht für Schlagzeilen taugen. Für die Porträtierten dagegen haben die alltäglichen Situationen im Berufsleben ihre eigene Bedeutung, ebenso wie der Auftritt bei „gesellschaftlichen“ Ereignissen wie Jubilarfeiern oder der Verabschiedung am letzten Arbeitstag. Schon lange beschäftigt den Fotografen die Frage, was Arbeit für den Menschen bedeutet. Den Mechanismen und Wechselwirkungen zwischen Arbeitswelt und Individuum kommt Schinski mit der Kamera auf die Spur. Seine Herangehensweise gleicht der eines Soziologen, der sich über die schlichte Beobachtung hinaus selbst in eine Situation hineinbegibt und sie dadurch tiefer zu durchdringen versteht. Der Wissenschaftler präsentiert seine Ergebnisse mit Tabellen und Texten. Der Fotokünstler fasst sie in Bildern – die dem Betrachter eigene Einblicke und Assoziationen gewähren. Für seine Serie „Aiming High“ fotografierte Frank Schinski seit 2017 Menschen auf Jobmessen, bei Bewerbungsgesprä-chen, Castings oder in Assessment-Centern. Die Ausstellung in der Galerie Poll gibt einen Eindruck der Serie, die in ihrem vollen Umfang als Buch erscheinen wird. Charakteristisch für Schinskis Fotografien ist technische Perfektion und vor allem eine raffinierte Farb- und Lichtsetzung, mit der die Menschen wie auf einer Bühne zu Hauptdarstellern ihrer selbst werden. Nichts ist gestellt, nichts inszeniert. Der Fotograf beobachtet und wartet ebenso geduldig wie gespannt auf den „perfekten“ Moment. „Wenn ich durch den Sucher der Kamera schaue, dann bin ich so fokussiert wie selten in meinem Leben“, hat Schinski in einem Gespräch verraten. Für „Aiming High“ hat er Menschengruppen in Schlangen am Fahrstuhl oder für das Casting zurechtgemachte „Konkurrentinnen“ im Wartebereich beobachtet. Die für Assessment-Center und Job-Messen aufgebauten Kabinen und Stellwände werden ebenso zum Teil der Bildkomposition wie die gediegene Architektur eines traditionellen Unternehmens mit respekteinflößenden großen Tischen und holzgetäfelten Wänden. Viele derart sprechende Details gibt es bei genaue-rem Hinsehen zu entdecken. Einige Motive variiert der Fotograf in Sequenzen, die Veränderungen von Körperhaltung, Gestik und Mimik bis in kleinste Nuancen abbilden und Rückschlüsse auf Gefühle und Verhalten der beobachteten Personen zulassen. Frank Schinski hat für seine Serie verschiedene Formate gewählt, die er spielerisch und spannungsreich kombiniert, um ausgewählte Motive untereinander in Beziehung zu setzen. Die C-Prints sind im Diasec-Verfahren hinter Acrylglas montiert und gerahmt. Nach seiner Einzelausstellung „Ist doch so“ in der Kunststiftung Poll im Jahr 2016 hat Frank Schinski sich zunehmend der kulturellen Wahrnehmung von Fotografie gewidmet. Darüber hat er sich mehr und mehr von einem reinen Dokumentar-fotografen und Fotojournalisten zum künstlerisch arbeitenden Fotografen hin entwickelt. Mit seinen Bildern will er den Blick auf eine Realität lenken, die es immer wieder neu zu entdecken und zu verstehen gilt. Ihm selbst „erklärt sich die Welt“ beim Fotografieren. Frank Schinski, 1975 in Prenzlau geboren und in einem kleinen Dorf nahe der polnischen Grenze aufgewachsen, arbeitete nach einer Maurerlehre mehrere Jahre auf dem Bau, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachholte. Von 1999 bis 2006 studierte er Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der FH Hannover. Seither fotografiert er für internationale Magazine und Wirtschaftsunternehmen. Seit 2009 ist er Mitglied des Fotografen-Kollektivs OSTKREUZ – Agentur der Fotografen und an Gemeinschaftsausstellungen des Kollektivs beteiligt, zuletzt 2020/21 an der Ausstellung „KONTINENT – auf der Suche nach Europa“ in der Akademie der Künste in Berlin. Frank Schinski lebt und arbeitet in Hannover.
Ort: Galerie Poll bis: 2023-02-25
Künstler: Jan Schüler
Thema: Unter dem Titel „Deutsche Landschaft“ zeigen die Berliner Galerie Poll und der Kunstverein Langenfeld Arbeiten des Malers Jan Schüler aus den Jahren 2016 bis 2022. Aus Anlass seines 60. Geburtstages ist eine umfangreiche Publikation mit Beiträgen von Marita Keilson-Lauritz, Magdalena Kröner, Nana Poll, Jan Schüler und Gideon Schüler in Vorbereitung. Sie wird während der Ausstellung im Gespräch des Journalisten Jochen L. Stöckmann mit dem Künstler vorgestellt. Während Schüler früher vor allem Personen aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis, der Familie sowie Pop-Idole porträtiert hat, malt er seit einigen Jahren Motive aus Städten und Landschaften, die mit der deutschen Geschichte assoziiert werden, aber auch mit persönlichen Erinnerungen und seiner Biografie verknüpft sind. Dazu gehören die Landschaften seiner Heimat Hessen und des Rheinlands, Städte wie Dresden und Frankfurt am Main als Zentren der deutschen Romantik, Weimar als Gründungsort der ersten deutschen Republik und Wohnsitz Goethes und Schillers und Düsseldorf mit seiner bekannten Akademie, an der Schüler Kunst studierte. Mit „Berlin“ entsteht seit 2017 eine Reihe, in der historische Ereignisse wie der Zusammenbruch des Dritten Reiches, die Teilung der ehemaligen Hauptstadt durch den Bau der Mauer und Szenen der Wiedervereinigung in ihrer Bildwirkung auf das kollektive Gedächtnis dargestellt werden. Als subjektive Einflüsse kommen für den Künstler persönliche Begegnungen hinzu sowie biografische Bezugspunkte durch seinen Großvater und seine Mutter, die in Berlin Kunst studierten. Seit seinem ersten Besuch 1981 ist Berlin für ihn ein Sehnsuchtsort geblieben. Von den in der Ausstellung gezeigten Arbeiten haben „Blick von der Hohen Leuchte vom Frauenberg (Vater)“ von 2019 und „Vater (Blick vom Schiffenberg)“ von 2017 autobiografische Bezüge. Jan Schüler holte seinen Vater in den Jahren vor seinem Tod regelmäßig zu Tagesausflügen nach Marburg ab, wo er aufgewachsen war. Am Fuße des Gießener Schiffenbergs ist Gideon Schüler in einem Bestattungswald begraben. „Dresden: Die Elbe bei Schloss Pillnitz“ von 2022 oder „Weimar: Blick aus Goethes Wohnhaus in den Garten“ von 2022 werden in der Ausstellung Bildmotiven gegenübergestellt wie „Herbstabend in Birkenau“ von 2017, „Deutsches Stillleben“ von 2016 und „Edek (Treblinka)“ von 2019, die nach Schülers Besuchen von KZ-Gedenkstätten entstanden. Aus der Berlin-Reihe sind „Berlin: Abend am Olympiastadion“ von 2019 und „Berlin: Abend an der Mauer“ von 2021 zu sehen. Charakteristisch für Schülers Bilder ist seine präzise Malerei, die sich durch glatte Oberflächen und hart voneinander abgegrenzte Formen und Farbflächen auszeichnet. In seinen Menschendarstellungen sowie in seinen Stadtansichten und Landschaften verzichtet er auf Details. Weder Personen, noch Häuser, Laternenmasten, Zäune, Bäume und Wolken werden naturalistisch dargestellt, sondern sind durchweg stark stilisiert. Architekturen und Landschaften bleiben menschenleer, kein Vogel fliegt am Himmel und auf den Flüssen verkehrt kein Schiff. Lediglich Plakatanschläge mit Großaufnahmen menschlicher Gesichter – mal lächelnd, mal mit einer Träne im Auge – deuten darauf hin, dass bei aller technischen Perfektion Gefühle und Erinnerungen des Malers mit im Spiel waren. Es bleibt also dem Betrachter überlassen, ob er sich auf Abgründe und Untiefen hinter der perfekten Oberfläche einlässt oder Jan Schülers Malerei in ihrer Schönheit auf sich wirken lässt. In dieser Doppelgesichtigkeit, in der zart angedeuteten Fragilität ihrer scheinbar bruchlosen Ästhetik liegt der Reiz der Bilder. Jan Schüler, geboren 1963 in Gießen, studierte von 1985 bis 1993 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rissa und war Meisterschüler bei Fritz Schwegler. 1996 erhielt er den Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Düsseldorf, wo er bis heute lebt und arbeitet. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland und Österreich. Jan Schüler hat gemeinsam mit der Kunststiftung Poll, in deren Beirat er seit 2013 Mitglied ist, das erste Bestandsverzeichnis der Gemälde und Zeichnungen von Maina-Miriam Munsky (1943-1999) herausgegeben. Im Wintersemester 2022/2023 hat er eine Vertretungs-profes¬sur an der Kunstakademie Münster inne (Klasse Cornelius Völker).
Ort: Galerie Poll bis: 2023-01-07
Künstler: Heike Negenborn
Thema: Unter dem Titel „Inszenierung und Wirklichkeit“ zeigt die Galerie Poll erstmals in Berlin in einer Einzelausstellung Arbeiten der zeitgenössischen Landschaftsmalerin Heike Negenborn. Neben Gemälden und Graphiken aus den Werkreihen „Rheinhessisches Tafel- und Hügelland“ und „Netscapes – Landschaft im Wandel“ sind neue Landschaften aus Frankreich und Bolivien zu sehen. Heike Negenborn hat sich ihren künstlerischen Zugang im Spannungsfeld zwischen Natur und Kulturlandschaft erarbeitet und dadurch einen besonderen Blick für die Veränderungen in Gelände, Bewuchs und Himmelsraum entwickelt. Für ihre Gemälde und Graphiken entwirft sie weite, vom Menschen geprägte Panoramen mit meist tiefliegenden Horizonten und aufsehenerregenden Wolkenformationen. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich dem Betrachter, dass es sich bei diesen präzisen, realistisch gemalten Landschaftsbildern nicht um Abbilder, sondern um Konstruktionen von Wirklichkeit handelt. Anders als in den Vorjahren, in denen die Künstlerin in mehrmonatigen Projekten Regionen in Frankreich, Italien oder Spanien als Ausgangspunkt ihrer Landschaftskonstruktionen wählte, ist die Reihe „Rheinhessisches Tafel- und Hügelland“ 2021 und 2022 in Deutschland entstanden. Auch an ihrem Wohnort in Rheinland-Pfalz hat Heike Negenborn ungewöhnliche Perspektiven auf die Täler und Hügel der Weinbergkulturen recherchiert und sie in Skizzen und Kameraaufnahmen festgehalten. Dieses „Naturarchiv“ überarbeitet die Künstlerin anschließend analog und digital und konstruiert nach ästhetischen Gesichtspunkten Gemälde und Graphiken. Ihre mehrfach ausgezeichnete Serie „Netscapes – Landschaft im Wandel“ hat Heike Negenborn 2022 mit einem Stipendium von NEUSTART KULTUR und der Stiftung Kunstfonds fortsetzen können. Mit mehreren Beispielen zeigt die Ausstellung, wie die Künstlerin Wolken- und Erdfragmente mit perspektivisch aufgefächerten Gitternetzen kombiniert, die sich in digitale Pixel auflösen und zu Netzlandschaften, „Netscapes“ mutieren. Die Überformung der Kulturlandschaft wird untermauert durch die Reduktion der sonst stark farbigen Palette auf Schwarzweiß- und Grautöne. Mit ihren Arbeiten lenkt Heike Negenborn den Blick auf die zunehmende Vereinnahmung der analogen Wirklichkeit durch das digitale Bild und den daraus resultierenden Wandel der Landschaft. Die dabei deutlich sichtbare Konstruktion, eine Kombination aus den in der Renaissance erfundenen Methoden der Zentralperspektive und klassischen Vermessungs-techniken, unterstützt nicht nur die Tiefenwirkung im Bild, sondern macht gleichzeitig die Arbeitsweise transparent. Heike Negenborn, geboren 1964 in Bad Neuenahr-Ahrweiler, studierte Malerei am Washington College, Chestertown, Maryland, USA, am Austin College, Sherman, Texas, USA und Malerei und Druckgraphik bei Prof. Peter Lörincz an der Akademie für Bildende Künste Mainz. 2021 erhielt sie ein Jahresarbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. 2018 wurde sie mit dem renommierten Pfalzpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet und 2016 mit dem Wilhelm-Morgner-Preis der Stadt Soest. Sie lebt und arbeitet in Windesheim. Werke der Künstlerin befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Japan, Kanada und den USA.
Ort: Galerie Poll bis: 2022-07-30
Künstler: Martina Altschäfer, Matthias Beckmann, Peer Boehm, ORLANDO
Thema: Eröffnung am 16. Juni 2022 18-21 Uhr Bild: Matthias Beckmann, Passagen-Werk, 2019/20, Bleistift auf Papier, 29,7 x 21 cm
Ort: Galerie Poll bis: 2022-06-11
Künstler: Daniel Poller
Thema: Beinahe fünfzig Jahre lang starteten und landeten auf dem 1974 eingeweihten Airport Otto Lilienthal in Berlin-Tegel Propeller- und Düsenmaschinen. Als im November 2020 in TXL das letzte Passagierflugzeug landete und der Flughafen für den Luftverkehr geschlossen wurde, konnte Daniel Poller dort einige Tage zuvor bereits Krähen, Tauben, Stare und Kraniche fotografieren, die wenig später Start- und Landebahnen endgültig übernehmen sollten. Entstanden ist die Serie „Birds of Tegel“ (2022), die die Galerie Poll jetzt in ihrer zweiten Einzelausstellung des Künstlers vorstellt. Zugleich erscheint eine Publikation mit einem Text des Kunsthistorikers und Kurators Andreas Prinzing bei Edizione Multicolore, die Vorzugsausgabe enthält einen nummerierten Abzug. Die Vögel umkreisen den Tower, ruhen sich auf den Tragflächen aus oder überqueren in Schwärmen das Rollfeld. Sie besetzen das Gebäude und die dazugehörige Infrastruktur, zeigen ihre Flugkünste und treten als neue Hausherren in Erscheinung, während der vom Menschen organisierte Flugbetrieb abgewickelt wird. Eine spielerische Hängung in der Galerie kombiniert die verschiedenen Formate der Serie, die sich so während der Ausstellung in einen Flug- und Landeplatz verwandelt. Den unterschiedlichen Motiven ist eines gemeinsam: Die Vögel aus Daniel Pollers Bildfolge „Birds of Tegel“ rufen stets die Anfänge der Fliegerei in Erinnerung – ihre gefiederten Flügel dienten Otto Lilienthal, Pionier der Luftfahrt und Namensgeber des Flughafens, als Vorbild. In seiner voran gegangenen vielteiligen Arbeit „Endgültige Fassung der Beschlussvorlage“ (2020) beobachtete Poller einen durch die Ruine des Instituts für Lehrerbildung in Potsdam flatternden Hausrotschwanz, der durch die Abrissarbeiten obdachlos geworden war. Die Vögel in „Birds of Tegel“ dagegen übernehmen das Flughafen-Gelände. Sie nisten sich ein, nachdem die Architektur durch die Einstellung des Flugverkehrs ihre ursprüngliche Funktion verloren hat. Umdeutung von Architektur im Stadtraum und eine darin erkennbare Über- und Fortschreibung von Geschichte ist ein zentrales Thema in Daniel Pollers Arbeit. Ebenso interessiert ihn das Zusammenleben von Menschen und Tieren in der Großstadt. Diesem Thema der „Cohabitation“ widmet sich auch die Zeitschrift ARCH+ in ihrer April-Ausgabe und veröffentlicht darin eine Bildstrecke von Poller. Daniel Poller, geboren 1984 in Rodewisch, schloss sein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig 2017 als Meisterschüler von Prof. Peggy Buth und Prof. Joachim Brohm ab. Der Künstler erhielt zahlreiche Stipendien, u. a. 2018 und 2020 das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. 2015 wurde er mit dem Aenne-Biermann-Preis für deutsche Gegenwartsfotografie Gera und 2017 mit dem Europäischen Architekturfotografie-Preis Frankfurt am Main ausgezeichnet. Seine Werke befinden sich in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main und im n.b.k. Videoforum. Gerade ist bei Spector Books Leipzig Pollers Publikation „Frankfurter Kopien“ über die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt erschienen, seine Ausstellung „Viertel nach vor“ im Kunstverein Junge Kunst Wolfsburg (noch bis 3. Juni 2022) setzt sich in einer Videoarbeit, Fotografien und einem Objekt mit dem Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche und der damit verbundenen Transformation der Gesellschaft auseinander. Daniel Poller lebt und arbeitet in Berlin. Bild: Daniel Poller, Birds of Tegel, 2022, Archival Pigment Print
Ort: Galerie Poll bis: 2022-04-16
Künstler: Andreas Silbermann
Thema: Bild: Andreas SIlbermann, Halle 4, 2022, Öl auf Leinwand, 55 x 80 cm Mit „Tour imaginaire“ stellt die Galerie Poll erstmals Arbeiten von Andreas Silbermann in einer Einzelausstellung vor. Motive der zwischen 2020 und 2022 entstandenen Ölbilder und Bleistiftzeichnungen sind die Stationen einer Fahrt von Norddeutschland nach Süditalien. Das Ungewöhnliche an dieser Reise: Der Künstler musste seinen Heimatort nicht verlassen. Silbermanns Fortbewegung war einzig und allein angetrieben durch seine Einbildungskraft, die Imagination. Ausgangspunkt der „Tour imaginaire“ war ein Wunsch nach Ortsveränderung während des Lockdowns. Deshalb entstanden die insgesamt 56 kleinformatigen Zeichnungen nicht im Atelier, sondern auf Silbermanns vor Wilhelmshaven ankernden, mit den Wellen sanft schaukelnden Segelboot. Später im Atelier dienten die nur 14,8 x 21 cm großen Zeichnungen teils wieder als Vorlage für Ölgemälde. Die von Andreas Silbermann ins Bild gesetzten Stationen seiner fiktionalen Reise sind unspektakulär, „sehenswürdig“ werden sie allein durch seine Art der Darstellung. Die Motive beruhen größtenteils auf eigenen Fotos, hinzu kommen im Internet recherchierte Abbildungen: „Kiosk in Bremerhaven“, „Eisenbahnbrücke“, „Kleiner Wohnwagen“ oder „Kleines Haus mit Katzenklappe“. Die von ihm gezeichneten oder gemalten Tankstellen („Kleine weiße Tankstelle“), Lagerhallen („Halle 4“), Schuppen („Roter Schuppen“) oder Container („EVERGREEN“) liegen am Wegesrand, ihre genauen Standorte bleiben unerfindlich. Seine genaue Reiseroute gibt der Künstler nicht preis. Deutlich wird aber, dass er sich bei der Ermittlung der exakten „virtuellen“ Strecke im Internet zu Umwegen hat verführen lassen. An „Food’n Stop“ und „24 Hr Service“ führt der Weg von Wilhelmshaven nach Sizilien kaum vorbei, diese Stationen befinden sich offensichtlich in Amerika. Silbermann liebt den heimlichen Perspektivwechsel, seine Kunst des Umwegs macht es möglich: auch „Helgoland“ und „Wangerooge“ liegen, anders als das Val di Chiana oder Apulien, nicht auf der Strecke. Ebenso wenig wie Kohleabbaugebiete in der Lausitz. Silbermann erfindet in seinen von starken Hell-Dunkel-Kontrasten geprägten Zeichnungen und den aus einem reizvollen Spiel mit Farben heraus komponierten Ölgemälden eigenartige Stimmungen und wechselndes Licht. Seine „Ortsveränderung“ verwandelt noch so banale Motive in Schauplätze der Imagination. Andreas Silbermann, geboren 1964 in Wilhelmshaven, Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Braunschweig bei Prof. Hermann Albert, lebt und arbeitet in Berlin.
Ort: Galerie Poll bis: 2022-02-26
Künstler: Joachim Schmettau
Thema:
Ort: Galerie Poll bis: 2022-01-08
Künstler: Peter Herrmann, Ralf Kerbach, Heidrun Rueda, Volker Stelzmann
Thema: Bild: Volker Stelzmann, Aloe, Schwamm und molto bianco, 2021, Mischtechnik auf MDF, 50cm x 70cm
Ort: Galerie Poll bis: 2021-10-23
Künstler: Markus Draper
Thema: More than a story Markus Draper. Malerei am Donnerstag, den 2. September 2021, 18-21Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein. Gegen 19Uhr findet im Hof ein Künstlergespräch mit Jochen L. Stöckmann statt. Es erscheint ein Katalog. Im Rahmen der Berlin Art Week ist die Galerie Poll am Freitag, den 17. September 2021, von 12Uhr - 21Uhr geöffnet. Abb.: Markus Draper, "Last Shot", 2020, Öl auf Leinwand, 165 x 215 cm. Foto: Hans-Georg Gaul, Berlin
Ort: Galerie Poll bis: 2021-10-22
Künstler: Göran Gnaudschun
Thema: Abbildung: Göran Gnaudschun, Junge Frau mit Unendlichkeitskette, 2015, Pigmentdruck auf Barytpapier
Ort: Galerie Poll bis: 2021-09-25
Künstler: Eric Keller
Thema: Im Schaulager der Galerie Poll ist im Juli/ August aus Anlass des Erscheinens des ersten Kataloges von Eric Keller ein „Sommerspecial“ mit einer Auswahl seiner Malerei aus den Jahren 2020 und 2021 zu sehen. Es sind eher unspektakuläre Bildthemen, denen das malerische Interesse von Eric Keller gilt. „Schönbach“ (2021) lässt ein hell erleuchtetes Gebäude an einer Schnellstraße erkennen, leicht verwischt, wie im Vorbeifahren wahrgenommen. „Kulturhaus 5“ (2021) zeigt eine leere Bühne mit einem Stuhl und bunten Kulissenelementen, „Bühne nachts“ (2021) ein Bühnenornament in Nahaufnahme. Entstanden sind alle Bilder mit den für den Künstler charakteristischen gedeckten Grau-, Blau-, Violett- und Ockertönen in Öllasurmalerei auf Holz. Ein Parkplatz, ein Bahnübergang und Gebäude am Straßenrand: Momente und Stimmungen, Erlebtes und Erinnertes beim Wahrnehmen solcher Motive ruft Keller mit seinen Bildern auf. Durch Übermalungen, aber auch das wiederholte Abtragen von Farbe durchläuft ein Werk viele Zustände, bis es abgeschlossen ist. Eric Keller, geboren 1985 in Grimma, hat 2018 sein Meisterschüler-Studium bei Prof. Annette Schröter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig abgeschlossen. Zuvor studierte er Bildende Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Rolf-Gunter Dienst und von 2008 bis 2014 Malerei bei Elke Hopfe und Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Arbeiten von Eric Keller befinden sich u.a. in der Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und in der Sammlung der Ostsächsischen Sparkasse. Eric Keller lebt und arbeitet in Dresden. Es erscheint ein Katalog. Anlässlich der Präsentation ist ein Künstlergespräch mit Jochen L. Stöckmann geplant. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.
Ort: Galerie Poll bis: 2021-07-31
Künstler: Maina-Miriam Munsky
Thema: 50 Jahre nach der ersten Einzelausstellung von Maina-Miriam Munsky im Jahr 1971 zeigt die Galerie Poll mit Gravidität erstmals das in den 1960er Jahren entstandene Frühwerk der Künstlerin. Ihre damals noch surreal anmutenden Bilder und Zeichnungen des weiblichen Körpers kreisen bereits um Sujets wie Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Geburt. Erst in den 1970er Jahren findet Munsky zu ihrem an der Neuen Sachlichkeit geschulten, hyperrealistischen Stil, mit dem die seither von der Galerie vertretene Künstlerin bekannt wurde. Charakteristisch für die frühen Bilder ist die Zusammenfügung des Motivs aus zwei Leinwänden, die durch horizontale oder vertikale, weiße oder schwarze Holzleisten in Rahmenstärke voneinander getrennt werden. Die meist mit rosafarbenem Kunstharz gemalten Föten wirken wie Ornamente (Tube, Zwei Kästen, Fertilität IV, Gravidität, Embryos, Geburt II + IV, alle 1967). Auch die frühen Bleistift-Zeichnungen (ohne Titel, alle 1968) zeigen Studien von Föten im Mutterleib und sind wie die Gemälde aus mehreren Bildfenstern aufgebaut. „Die Grenzbalken dienten der Abschirmung vor allzu großer Direktheit, die Leiber, teigig fließend und ohne feste Konturen, erinnerten an Pflanzenhaftes, an präexistenzielle Zustände. Es war dies, auf die Gesamtentwicklung Munskys betrachtet, selbst eine keimhafte Phase ihrer Arbeit“, schreibt Lucie Schauer 1976 im Katalog zur Ausstellung der Künstlerin im Märkischen Museum der Stadt Witten. Die Faszination für Embryonen in Spiritusbehältern, denen Munsky 1967 bei einem Besuch der naturwissenschaftlichen Abteilung des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt begegnet war, gab den Anstoß zur künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema der Schwangerschaft: Die mit perspektivischen Linien dargestellten Glasgefäße gliedern die Bilder in nahezu konstruktivistischer Manier, während die Föten in eher fließenden, weichen Formen umgesetzt wurden und so einen motivischen Kontrast zu den Behältern bilden. Ab 1968/69 wendet sich die Künstlerin dem Vorgang der Geburt direkt zu. Der Augenblick der Entbindung wird realistisch, aber noch in einem weich und diffus fließenden, malerischen Duktus der Pinselführung geschildert (Kind, Zangen I + II, alle 1968). Ab 1970 entstehen die ersten Bilder der Künstlerin, für die eigenhändig aufgenommene Fotografien aus einem Berliner Krankenhaus als Vorlage dienten. „Maina-Miriam Munsky ging mit weißem Kittel und Kamera in den Kreißsaal, unbeobachtet, doch selbst haarscharf beobachtend. Die Fotos sind der realistische Rohstoff für Ölbilder und Radierungen. Die bildnerische Realisation jedoch überschreitet die Fotos bei weitem. Das liegt nicht allein an der Übersteigerung der Farben, sondern auch am Bildausschnitt, am Blickwinkel“, konstatiert Lucie Schauer 1971 in ihrer Ausstellungsbesprechung in der Welt. Schwangerschaft, Geburt und klinische Eingriffe in den menschlichen Körper bleiben bis zu ihrem Tod zentrale Bildthemen der Künstlerin. Maina-Miriam Munsky, 1943 in Wolfenbüttel geboren und 1999 in Berlin gestorben, studierte an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, an der Accademia di belle Arti in Florenz und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo sie ihr Studium 1970 als Meisterschülerin bei den Professoren Alexander Camaro und Hermann Bachmann abschloss. 1968 fand ihre erste Einzelausstellung in der Künstlergalerie Großgörschen 35 in Berlin statt. Munsky zählt zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Aspekt (1972-1978). Von 1982 bis 1984 hatte die Malerin eine Gastprofessur an der HBK Braunschweig inne. 1984 erhielt sie den Kunstpreis des Landes Niedersachsen. Ihre Arbeiten befinden sich in wichtigen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, New York; die Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin; das Museum Kunstpalast, Düsseldorf; das Städel Museum, Frankfurt am Main sowie die Kunstsammlung der Bundesrepublik Deutschland. Munsky war mit dem Zeichner und Grafiker Peter Sorge (1937-2000) verheiratet. 1972 wurde der Sohn Daniel Ben geboren. Anlässlich der Ausstellung führt Jochen L. Stöckmann ein Gespräch mit Daniel Ben Sorge und Lothar C. Poll, nachzuhören auf der Website der Galerie. Beachten Sie bitte die aktuell geltenden Corona-Schutzvorschriften.
Ort: Galerie Poll bis: 2021-05-29
Künstler: Martina Altschäfer
Thema: Ausstellungsdauer: 19. März – 24. April 2021 verlängert bis 29. Mai 2021 Während des Lockdowns ist ein Besuch nur online oder nach vorheriger Terminvereinbarung mit tagesaktuell negativem Testergebnis und FFP2-Maske möglich. Jochen L. Stöckmann hat anlässlich der Ausstellung ein Gespräch mit der Künstlerin geführt, das auf unserer Homepage nachgehört werden kann (Dauer: 56 Min). Zudem ist ein Katalog mit einem Text von Christoph Peters sowie zahlreichen farbigen Abbildungen erschienen. Mit true places II setzt die Galerie Poll die Ausstellungen mit Zeichnungen von Martina Altschäfer aus dem Hochgebirge fort. Waren die 2016 gezeigten Gebirgslandschaften meist menschenleer, stellt die Künstlerin nun Figuren aus der Welt der Mythen und Sagen in ihre aus der Realität und der Imagination gewonnenen true places. In seinem Katalogtext beschreibt Christoph Peters jene Stimmung, die Martina Altschäfer in den Bann zieht und die sie mit Farbstift, Pastellkreide und Gouache auf Papier zeichnerisch virtuos einfängt: „Seit Menschengedenken sind die Gipfel der Berge Sehnsuchtsorte und verbotene Zonen, Übergangsräume zwischen Himmel und Erde, (…). Sie gelten als Sitz der Götter oder dämonischer Mächte, die für ein freundliches Schicksal, die Abwendung von Zorn oder Strafe mit Opfern, Prozessionen, Gebeten gnädig gestimmt werden müssen. Dort, in der Höhe, ragt der irdische Raum am tiefsten in die Unendlichkeit des Kosmos. Fast scheint es, als folge die schwere Masse träger Materie, indem sie sich zu Gebirgen auftürmt, einer ihr eigenen Transzendenz, wachse über sich selbst hinaus, um sich der Sonne zu nähern – dem Ursprung von Licht und Wärme, ohne die kein Leben möglich wäre. Nirgends auf der Erde strahlt dieses Licht intensiver als auf den schneebedeckten Bergen.“ Martina Altschäfers Zeichnungen entwickeln sich Schicht um Schicht langsam über Monate hinweg. Grundlage sind Fotografien, aber vor allem Eindrücke und Stimmungen, die sich während der Streifzüge durch das Gotthard-Massiv ins Gedächtnis der Künstlerin eingeschrieben haben. Alle Zeichnungen verbindet Schönheit und Harmonie, die Altschäfer durch Lichtsetzung und Farbigkeit erreicht. Sie lässt die gewaltigen Berglandschaften durch ihre Lichtdramaturgie mal rätselhaft surreal, mal bedrohlich erscheinen. Die Bäuerin mit ihrem Schlitten auf Milch I (2017) scheint ebenso aus einer anderen Welt zu stammen, wie die beiden Wanderer mit bombastischem Blumenschmuck auf Frühling (2020). Altschäfer übersteigert in dieser Zeichnung Figuren alemannischen Brauchtums, mit denen der Winter verabschiedet und der Frühling begrüßt wird. Auf Rauhnacht (2020) ist eine Prozession von sechs Wanderern durch die Berge kurz vor Einbruch der Dunkelheit dargestellt. Auch sie tragen auf dem Weg durch eine einsame, menschenleere Schneelandschaft einen aufwendigen Kopfschmuck. Der Titel Rauhnacht verweist auf die unheiligen Nächte der Zeit um den Jahreswechsel, in denen das Tor zur „Anderswelt“ geöffnet ist und böse Geister durch Rituale oder magische Handlungen gebannt werden sollen. In der Wiedergabe des Himmels mit seinen Wolkenformationen und durch die Beleuchtung der dargestellten Szenen lässt die Künstlerin verborgene Naturkräfte in ihren Zeichnungen aufscheinen. Hierbei beherrscht Martina Altschäfer das große Format (bis zu 130 x 160 cm) ebenso wie die Miniatur. Die Linie tritt in ihren Zeichnungen durch das Verwischen und Verreiben der Farben mehr und mehr zugunsten einer malerischen Tiefe zurück. Martina Altschäfer, geboren 1960 in Rüsselsheim, hat Bildende Kunst und Germanistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. 1991 schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin von Prof. Konrad Klapheck ab. Von 1990 bis 1997 unterrichtete sie Zeichnung und Malerei an der Johannes-Gutenberg-Universität und an der Fachhochschule Wiesbaden. Martina Altschäfer hat zahlreiche Stipendien erhalten und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Arbeiten der Künstlerin befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter die Sammlung der Deutschen Bank, des Kunstmuseums Albstadt, des Gutenberg Museums Mainz und des Landesmuseums Mainz. Martina Altschäfer hat in den vergangenen Jahren mit Brandmeldungen (2018) und Andrin (2020) Kurzgeschichten und einen Roman im Mirabilis Verlag veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Rüsselsheim. Katalog zur Ausstellung True Places. Martina Altschäfer Zeichnungen 2014-2021 mit einem Text von Christoph Peters und zahlreichen farbigen Abbildungen Format 29 x 23 cm, 48 Seiten, Cover franz. Broschur POLLeditionen, ISBN 978-3-9822971-3-2 Preis: 20 Euro Vorzugsausgabe mit dem Holzschnitt Wintersperre, 2021, Auflage 30 Preis: 200 Euro, während der Ausstellung: 180 Euro Der Katalog wir gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Stadt Rüsselsheim am Main, die Ausstellung durch Neustart Kultur und Stiftung Kunstfonds.
Ort: Galerie Poll bis: 2021-03-13
Künstler: Peer Boehm
Thema: Ausstellungsdauer: 19. Januar bis 27. Februar 2021 verlängert bis 13. März 2021! Unter dem Titel Grenzerfahrung stellt die Galerie Poll den Maler und Zeichner Peer Boehm erstmals in einer Einzelausstellung vor. Mit Zeichnungen war der Kölner Künstler bereits im Sommer 2019 an der Themenausstellung erinnern – träumen – zeichnen der Galerie beteiligt. Peer Boehm verknüpft in Leinwandarbeiten, Aquarellen und Zeichnungen mit Kugelschreiber Erinnerungen mit Bildern von Reisen und urbanen Räumen. Grundlage für seine Motive sind Fotos, die er in Fotoalben vom Flohmarkt oder im Internet findet. Für die Ausstellung suchte Peer Boehm gezielt nach Fotovorlagen mit Bezug zur einstigen Mauerstadt Berlin. Das titelgebende Bild der Ausstellung ist komponiert aus zwei überlagerten Szenen. Die eine, dunkelblaue Schicht zeigt schemenhaft Autos, die an einem Kontrollpunkt warten, es ist der Checkpoint Charlie. Die andere, rote Bildebene mit menschlichen Silhouetten lässt einen Pulk von Journalisten erkennen, die ihre Kameras auf zwei Männer richten, die sich feierlich begrüßen. Links steht Leonid Breschnew, ihm gegenüber Walter Ulbricht – oder ist es Erich Honecker? Das zu klären, ist der Betrachter gefordert. Auch die Mauer lässt sich nur bei genauem Hinsehen verorten: eine rote Linie verläuft schräg vom linken zum rechten Bildrand, darüber gleitet ein Fluggerät mit Propeller. Das ebenfalls auf die Farben Blau und Rot konzentrierte Querformat Tauziehen grundiert in Blau der Pariser Platz mit dem angedeuteten Brandenburger Tor, in Rot darüber gelegt sind die Umrisse spielender Kinder, die beim Tauziehen gegeneinander antreten. Der Titel kann auch auf das jahrzehntelange Kräftemessen zwischen dem Ostblock und dem Westen bezogen werden. Boehm folgt bei der Auswahl der Fotovorlagen seiner Intuition. Aber es gibt wiederkehrende Motive: Die Darstellung von Ereignissen, die im kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft gespeichert sind, interessiert ihn ebenso wie persönliche Erinnerungen an Herkunft, Kindheit und Familie. Manchmal benennt Boehm die dargestellten Orte, etwa in Berlin-Müllerstraße. Auf dem schmalen Hochformat mit transparent aufgetragener Tusche und Aquarellfarbe spiegeln sich Passanten in den Pfützen des regennassen Trottoirs. Auf Daheim ist am schönsten ist der Berliner Tauentzien mit einem alten Doppeldeckerbus erkennbar und der mittlerweile abge-rissenen Fußgängerbrücke, die viele Jahre über diese verkehrsreiche Straße führte. Charakteristisch für Boehms Bildsprache ist das Prinzip der Aussparung, das die Motive aus Hell-Dunkel-Kontrasten hervortreten lässt. Hierfür reduziert der Künstler seine Bildvorlagen am Computer auf die in seinen Augen wesentlichen Formen. Die Leerstellen eröffnen Felder für individuelle Assoziationen. Für seine Zeichnungen, die er gerne auf Holz aufgezogen präsentiert, nutzt Peer Boehm auch Fundstücke wie Seekarten oder einzelne Seiten aus Konto-Büchern als Bildträger. Herkunft und Heimat, Reisen und Ferne sind Themen, die sich durch sein Werk ziehen. Dies wird deutlich durch die immer wiederkehrenden Titel Daheim ist am schönsten und Woanders ist auch schön. Peer Boehm, 1968 geboren in Köln, studierte von 1990 bis 1994 Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an der Universität zu Köln. Im Jahr 1997 war er Mitbegründer der Produzentengalerie „Kunstgewinn“ und 1999 der Künstlergruppe „itinerarti” in Köln. 2006 rief er die Künstlergruppe „Die Kunstkreditkarte – Was Schönes für unterwegs“ ins Leben und ist seit 2011 Mitglied des Kunstvereins „68elf e.V.“. Peer Boehm lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Köln. Während des Lockdowns kann die Ausstellung nur auf unserer Website besucht werden. Das Büro der Galerie ist besetzt. Sie erreichen uns telefonisch und per Email. Ein Katalog ist in Vorbereitung. Anlässlich des Erscheinens ist ein Künstlergespräch mit Jochen L. Stöckmann geplant. Der Termin wird noch bekanntgegeben.