14.12.2024 - 29.03.2025
After Nightfall. Fotografien von Paul Treacy, Irland/London
02.09.2024 - 12.12.2024
All Natural. Fotografien von Margeaux Walter, Brooklyn
21.05.2024 - 31.08.2024
The Poetry of the Ordinary. Fotografien von StreetMax21, London
29.01.2024 - 11.05.2024
Abandon. Fotografien von Cha Gonzalez, Paris/Beirut
Ort: Gastfeld Gallery bis: 2024-01-27
Künstler: Markus Weaver
Thema: Markus Weaver ist in der Nähe von Minneapolis aufgewachsen, lebte dort an verschiedenen Orten, dann 20 Jahre in NYC und seit einigen Jahren ist er in Portland, Oregon, beheimatet. Angezogen von der Art von Licht und Dramatik, die es nur in der Nacht gibt, ist sein Genre die Nachtfotografie. Als er ein Kind war, ließ seine Mutter ihn ab und zu ihre Kodak Instamatic benutzen. Er liebte den gesamten Prozeß, er sagt, es sei die erste erinnerliche kreative Sache gewesen, die ihm etwas bedeutete. Die erste eigene Kamera war eine 35-mm-Exakta, die sein Großvater, der Arzt war, von einem Patienten geschenkt bekommen hatte. Sein Großvater hatte die Kamera an ihn weitergegeben und er fotografierte damit »so ziemlich alles«. Ende Januar 2019 erschien im amerikanischen Classics Magazine ein Interview mit Markus, das wir hier auszugsweise wiedergeben. Erzähle uns von deiner Reise zur Fotografie. Es war eine sehr langsame Entwicklung. Ich dachte, ich wollte Schriftsteller werden und ging auf eine Schule für Drehbuchschreiben und dann für Poesie, aber nichts von beidem blieb hängen. Ich habe versucht, Videos und Filme zu machen, und jahrelang als Motion Graphics Artist gearbeitet, aber nichts davon war meine Leidenschaft. Ich habe es auch mit Schauspiel und Gitarre versucht – nein! Die Fotografie war immer im Hintergrund, wie der beste Freund, von dem ich nicht erkannte, dass er meine wahre Liebe war, bis es fast zu spät war. Wir sind jetzt glücklich verheiratet. Wie würdest du deinen Stil und deine Ästhetik beschreiben? Instinktiv filmisch vielleicht. Es gibt eine Menge Details. Und seien wir ehrlich, es ist dunkel. Ist es stimmungsvoll? Ich denke schon. Manche Leute finden das Werk gruselig, aber die müssen Angst vor der Dunkelheit haben – für mich ist die Dunkelheit der Ort, an dem all die Schönheit lebt. Warum fotografierst du so gerne bei Nacht? Wegen der Dramatik – das Licht, die Farben, die gesteigerte Intensität von allem. Es langweilt mich, bei Tageslicht zu fotografieren, was merkwürdig klingt, aber es gibt kein Geheimnis, wenn alles sichtbar ist. Welches ist deine Lieblingskamera? Meine alte Leica M6 – wahrscheinlich, weil ich sie nicht mehr habe und ich sie romantisieren kann. Die Erfahrung, mit ihr zu fotografieren, war auf so vielen Ebenen erstaunlich, angefangen damit, wie sie sich in meinen Händen anfühlte und dem sanften Geräusch des Verschlusses. Was inspiriert und beeinflusst dich heute? Ich bin sehr inspiriert von der Fantasie von Kindern – ihre Herzen und Gedanken sind das Schönste, was es auf der Welt gibt. Wenn du jemals kreativ nicht weiterkommst, solltest du eine Weile mit einem Haufen Fünfjähriger rumhängen. Ich werde auch von Künstlern jeglicher Kunstform inspiriert, die ihre eigene einzigartige Sorte von Raketentreibstoff verbrennen. Wo auf der Welt wäre dein Traumort zum Fotografieren? Das mag lahm klingen, aber wo auch immer ich gerade fotografiere, ist mein Traumort. Es wird sich ebenfalls lahm anhören, aber überall, wo ich noch nicht gewesen bin, ist mein Traumort, weil es etwas Fantastisches ist, zum ersten Mal irgendwo zu sein und es mit völlig neuen Augen zu sehen. Allerdings hätte ich nichts dagegen, noch einmal für ein Wochenende nach Rom fahren. Verwendest du Referenzen für deine Ideen? Was ist dein kreativer Prozess? Ich nicht, und mein kreativer Prozess ist eine Art intuitives ›free for all‹. Darüber hinaus ist es wirklich nur ein Prozess des Tuns und Tuns und Tuns, daher weiß ich, was in jeder Situation möglich ist, und fühle mich offen für alles. Was ich zu wollen glaube, ist nie das, was ich wirklich will. Die Ausstellung im Gastfeld ist die erste des Künstlers in Deutschland.
Ort: Gastfeld Gallery bis: 2023-10-14
Künstler: Lois Bielefeld
Thema: Lois Bielefeld, geboren 1978, ist eine queere, serienbasierte Künstlerin, die in den Bereichen Fotografie, Audio, Video und Installation arbeitet. Ihre Arbeit stellt immer wieder die Frage, was Routine und Ritual mit Identitätsbildung und Personlichkeit verbindet. Ihre Fotoserien untersuchen das Verbindende in Beziehungen, die Menschen in unseren privaten und öffentlichen Räumen mit Essen, Wahrnehmungen von Zuhause und Gemeinschaft teilen. In ihren Serien wie »The Bedroom«, »Weeknight Dinners«, »New Domesticity«, »Celebration« oder »Neighborhood« bedient sich Lois Bielefeld eines hohen Maßes an Neugier, um die größtmögliche Bandbreite menschlicher Ausdrucksformen und Praktiken zu erforschen. Immer wieder entwaffnet Bielefeld Annahmen über »Normen« und optiert für die robuste Vielfalt menschlichen Lebens. Ihre Arbeit beginnt mit dem Akt des Schauens und basiert konsequent auf dem sich entwickelnden Austausch und der Verwundbarkeit zwischen Künstler und Subjekt. In dieser Zeit der Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft fordert ihre Arbeit auf, Unterschiede nicht abzutun, sondern empathisch zu betrachten, wie sich unterschiedliche Werte unerwartet überschneiden können. Sie nutzt den Rahmen eines fotografischen Projekts, um einen gemeinsamen Raum zu schaffen, in dem die Inszenierungsmechanismen der Kunst zu aktiven Werkzeugen des Mitgefühls werden. Fasziniert von Menschen und der Art und Weise, wie ihre persönlichen Räume Aspekte ihrer selbst offenbaren, fängt Lois Bielefeld universelle menschliche Qualitäten ein und zeigt gleichzeitig ein Spektrum individueller Details. Ihre fesselnden Fotografien sind wunderschön komponiert und wirken wie komplexe Gemälde, in denen jedes Objekt eine Geschichte zu erzählen hat. Die Einstellungen werden zu Teilen eines größeren Puzzles, das Hinweise auf die Persönlichkeit jedes Einzelnen gibt. Aber der Fokus bleibt immer auf den Gesichtern der Hauptfigur(en); das macht die Bilder letztlich so stark. Es sind Studien über die menschliche Individualität. Die Bilder zeigen alles von persönlichen Verbindungen, faszinierender Familiendynamik, Offenheit und Freude bis hin zu Verletzlichkeit, Müdigkeit und Einsamkeit. Eltern und Kinder. Liebhaber. Geschwister. Singles. Alle so unterschiedlich und doch alle so heftig menschlich und gleich. Die Laufbahn von Lois Bielefeld begann in Milwaukee, Wisconsin. Sie erwarb ihren BFA (Bachelor of Fine Arts) in Werbefotografie am Rochester Institute of Technology und später ihren MFA (Master of Fine Arts) am California Institute of Arts. Sie arbeitete als Modefotografin in New York City und wandte sich durch die inspirierende Begegnung mit der niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra der Fotografie als Kunstform zu. So begann sie 2008 mit ihrer ersten Fotoserie »The Bedroom«, die bis 2012 103 Porträts umfasste. Im Laufe der Zeit lebte sie in Rochester, Brooklyn, Alameda, Oakland, Los Angeles und Chicago, kehrte aber mehrmals für längere Aufenthalte nach Milwaukee zurück. Lois Bielefelds Arbeiten befinden sich in den ständigen Sammlungen des Leslie-Lohman Museum of Gay and Lesbian Art in New York City, des Museum of Wisconsin Art, des The Warehouse Art Museum und des The Racine Art Museum in Wisconsin. Sie hat ausgestellt in The International Center of Photography in New York City, in der National Portrait Gallery in Washington, D.C., im de Young Museum in San Francisco, im Museum of Contemporary Photography in Chicago, im Madison Museum of Contemporary Art und vielen weiteren Museen und Galerien. 2015 hatte sie eine zehnwöchige Künstlerresidenz in Luxemburg. Lois Bielefeld war schon immer fasziniert von den Gewohnheiten und persönlichen Räumen der Menschen und was diese offenbaren. Sie interessiert sich für die Ausgestaltung des Zuhauses, wie Menschen über Heim und ihre Rolle darin nachdenken und die Schnittmenge zwischen übergreifenden kulturellen Vorstellungen und persönlichen Manifestationen von Heimat. Über die fortlaufende Serie »New Domesticity« schreibt sie auf ihrer Website: »Ich habe darüber nachgedacht, wie Häuslichkeit heute aussieht, lange nachdem der Feminismus auf die amerikanische idealisierte hyper-rollengesteuerte Gesellschaft der 50er und 60er Jahre reagiert hatte. Anfang 2018 habe ich Porträts aller Künstler gemacht (und mit wem sie ihr Zuhause geteilt haben) und Audio-Interviews mit ihnen darüber geführt, wie Zuhause und das Schaffen von Zuhause heute aussehen. Seitdem bin ich von Milwaukee in die San Francisco Bay Area und nach Los Angeles gezogen und bin derzeit persönlich auf dem Weg dorthin, wo Heimat existiert. Ich bin neugierig auf den performativen Charakter dieser Porträts, darauf, wie wir derzeit Rollen in der Häuslichkeit verkörpern, und auf die kulturelle Landschaft des Zuhauses.« In einem Interview äußerte Lois Bielefeld: »I’m super nosy about people’s habits. I’ve always craved going into people’s homes – it’s inspiring, curious. It gives so many sometimes subtle and sometimes blatant insights about someone, and I just love to reveal that in my photography art.« Die Ausstellung in der Gastfeld Gallery ist die erste der Künstlerin in Deutschland.
Ort: Gastfeld Gallery bis: 2023-06-24
Künstler: Paul Kessel, New York
Thema: Erst im Alter von 70 Jahren begann er mit dem Fotografieren und ist heute, 15 Jahre später, einer der weltweit bekanntesten Künstler der Street Photography, überhäuft mit Preisen und Auszeichnungen. Sein vielfach preisgekröntes Foto »Q Train« aus der jetzt bei uns gezeigten Serie »Subway« ist wohl so oft wie kein anderes dieses Genres publiziert worden. Die Rede ist von Paul Kessel, der die meiste Zeit seines Lebens in New York gelebt hat und eine Karriere als Hochschullehrer für Klinische Psychologie und Psychoanalyse hatte. Nachdem er im Ruhestand war, seine Tochter eine eigene Wohnung hatte und nicht mehr bei ihm lebte, meldete er sich einen Monat vor seinem siebzigsten Geburtstag aus Langeweile beim International Center of Photography in New York City für den grundlegensten Kurs für Anfänger an, studierte dann neun Jahre an dem Institut und nahm an einer Rekordzahl von Kursen – mehr als 50 – teil. Ursprünglich interessierte Paul sich für Porträtfotografie, entdeckte aber die Straßenfotografie und tauchte darin ein: »Mein Hauptinteresse ist Straßenfotografie. Ich war die meiste Zeit meines Lebens ein ambitionierter Amateurgolfer und behandle Straßenfotografie als Sport. Normalerweise ist eine Aufwärmphase erforderlich und sobald sich eine gewisse Dynamik entwickelt hat, gibt es gelegentlich eine sehr gute Aufnahme unter vielen, die man vergessen kann. An seltenen Tagen verfalle ich vielleicht in diesen schwer fassbaren Zustand des ›being in the zone‹.« »A photograph does not succeed by content alone«, sagte Paul dem Blog The Phoblographer. »Photography is about vision, persistence, perception, memory, lots of practice, patience, and so many other elements beyond technique.« Am Anfang seiner Karriere als Fotograf bat Paul die Menschen um Erlaubnis, sie zu fotografieren, ging dann aber über zu ungestellten Portraits und schließlich zu ungestellten Straßenszenen. Bis zur Pandemie war die U-Bahn für Paul eine reiche Materialquelle. Die Bilder der Serie »Subway« sind im Zug selbst, auf dem Bahnsteig sowie beim Betreten und Verlassen der U-Bahnstation entstanden. Unsere Ausstellung zeigt von der langen Wand oben links bis zur Wand zwischen den Fenstern unter rechts die Abfolge einer New Yorker U-Bahnfahrt. Das Foto »Q Train« aus dieser Serie, welches an Renaissancemalerei erinnern mag, hat weltweit zahlreiche Preise und eine geradezu unglaubliche Menge an Aufmerksamkeit und Lob gewonnen. Neben vielen anderen Auszeichnungen gewann es beim Miami Street Photography Festival den Preis als bestes Einzelfoto. Paul nennt es eine »Kombination aus Können und Glück – hauptsächlich Glück – wie bei jeder Straßenfotografie-Situation«. Über die Entstehung des Fotos sagt Paul: »Ich war den ganzen Tag auf Coney Island, dem Mekka der Straßenfotografen, und war frustriert, als ich in die U-Bahn stieg, um nach Hause zu fahren, weil mir klar wurde, dass ich keine Fotos hatte, die es wert waren, aufbewahrt zu werden. Ich betrachtete meine Mißerfolge auf der Rückseite der Kamera, als ich aufblickte und mir gegenüber diese Mutter und ihre zwei kleinen Töchter sah, gekleidet in passende Outfits und vollständig farblich aufeinander abgestimmt, einschließlich Haar und Haut. Sie schienen skandinavisch zu sein und hoben sich in der U-Bahn drastisch von anderen ab.« »Ich fotografierte sie etwa 45 Minuten lang, alle Fotos sind ungestellt. Die Kamera war auf meinem Schoß und sie haben mich nie bemerkt. Es gibt insgesamt etwa 20 Fotos und ich habe eines davon ausgewählt.« Die Dokumentarfotografin Phyllis B. Dooney schreibt über Paul Kessel: »Paul hat einen Großteil seines Berufslebens als Psychologe und Psychoanalytiker verbracht. Wenn man sich seine Straßenbilder anschaut, kann man denselben Impuls bei der Arbeit sehen – der Rahmen fängt Menschen ein, die sich durch ihre Kleidung, Gesten und Gesichtsausdrücke entblößen. Darüber hinaus offenbaren Pauls Bilder den Kameramann ebenso wie ihre Motive, jemanden, der unersättlich neugierig ist auf öffentliche Personen und auf das, was sie sowohl einzeln als auch kollektiv preisgeben.« Die Ausstellung im Gastfeld ist die erste des Künstlers in Deutschland.