The Helsinki School Perspective Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie Persons Projects

Datum: 01.07.2023 - 09.09.2023

Künstler: Miklos Gaál, Ilkka Halso, Nanna Hänninen, Janne Lehtinen, Anni Leppälä, Niko Luoma, Mikko Sinervo, Ea Vasko

Veranstalter & Ort:
Galerie Persons Projects
10969 Berlin
Lindenstraße 34-35

Persons Projects lädt Sie herzlich zum Besuch der diesjährigen Sommerausstellung The Helsinki School Perspective ein, die sich über beide Galerieräume Lindenstr. 34 und 35 erstreckt und eine Auswahl von Künstler:innen präsentiert, die besonders in den Anfängen der Helsinki School eine zentrale Rolle spielten. Die Ausstellung ist dem historischen Aspekt gewidmet und zeigt, wie diese Künstler:innen den fotografischen Prozess als Stimme der Abstraktion und als Werkzeug zur Interpretation unserer emotionalen Landschaften nutzen. Die Plattform der Helsinki School wurde von Timothy Persons in den 1990er Jahren ins Leben gerufen. Inspiriert durch seine eigenen Erfahrungen mit dem Open Studio Concept, das während seines Studiums Mitte der 1970er Jahre in Südkalifornien populär war, entwickelte sie sich in Finnland zur größten und nachhaltigsten Bildungsplattform ihrer Art. Inzwischen besteht die Helsinki School aus sechs Generationen ausgewählter MA-Studierender der Universität für Kunst und Design in Helsinki. Ihr facettenreiches Kunstschaffen wurde in bislang 6 Katalogbänden und mehr als 180 Monographien veröffentlicht. Mit dieser Ausstellung soll nun eine neue Perspektive auf die konzeptionellen Wurzeln der Helsinki School eröffnet werden.

Der erste Teil der Ausstellung bring vier künstlerische Positionen zusammen, die den fotografischen Prozess auf unterschiedlichste Weise nutzen, um eigene Interpretationen von Zeit und Raum zu erfassen sowie für die Betrachtenden erfahrbar zu machen.
Für die Motive seiner Serie Adaptations schöpft Niko Luoma aus weiten Teilen der Kunstgeschichte. Die Auswahl an Werken, die der Künstler neuinterpretiert, reicht von Jacques-Louis David über Marcel Duchamp und Pablo Picasso bis hin zu Francis Bacon. Mit seiner einzigartigen fotografischen Praxis abstrahiert Luoma diese ikonischen Bilder, um etwas völlig Neues zu schaffen. Dabei geht es ihm nicht darum, das Original zu duplizieren, sondern es im Geiste seiner Entstehung zu interpretieren. Seine Bilder wachsen buchstäblich von innen nach außen, da er das finale Aussehen des endgültigen Bildes nicht vorhersagen kann, bevor es gedruckt ist. Das Hauptinteresse des Künstlers richtet sich allerdings nicht auf das künstlerische Endprodukt, sondern den Entstehungsprozess – allen voran die Rolle des Lichts und den Moment, wenn dieses den Film berührt. Die Belichtung wird zu seinem Tanz und enthüllt die Musik, von der er sich inspirieren lässt. Die Fotografien repräsentieren 20 Jahre von Luomas Experimenten mit dem Licht als eine stumme Stimme.

Reflections of the Ever-Changing (The Short History of Now) ist eine Serie Ea Vaskos von fotografierten Spiegelungen nächtlicher Stadtansichten, welche die Künstlerin als Symbole des stetigen Wandels im städtischen Raum interpretiert. Spiegelungen verfügen über die Fähigkeit, das sie umgebende Licht zu einem abstrahierten Bild auf einer Oberfläche zusammenzufassen. Vasko vergleicht diese Lichtreflexionen mit der Erfahrung von Zeit: Augenblicke sind frisch, abstrakt und noch abseits einer logischen Zeitlinie, die wir in unserem Kopf aufzubauen pflegen. Die Abstraktion und unvorhersehbare Qualität des Jetzt sind wie das Bild, das man in einer Reflexion sieht – es ist nicht vollständig erfasst, sondern nur eine erste Sichtung. Obwohl die Kamera Spiegelungen festgehalten kann, scheint sie für die sich ständig verändernde Welt zu langsam zu sein. So lässt sich auch in Vaskos Bildern erkennen, dass sich bereits während der Belichtungsphase neue Bewegungen abzeichnen.

Für Mikko Sinervo ist die Landschaft ein emotionaler Raum. In seinen Fotografien verwendet er Aufnahmen von verschiedenen Landschaften, die er miteinander kombiniert und zu einem einzigen Bild zusammensetzt. Sinervo kreiert damit ganze neue, nicht existente Zeit- und Raumebenen, ähnlich wie Sedimentschichten in einem See oder auf dem Meeresboden. Die Ergebnisse seiner manipulierten Fotografie-Collagen sind wunderschöne Abstrakten, in denen die Landschaft als solche erkennbar ist, aber nicht als ein bestimmter Ort identifiziert werden kann. Sinervo präsentiert seine Arbeiten manchmal in Diptychen oder Triptychen und schlägt den Betrachtenden damit vor, sie so zu lesen, als würde man durch eine Landschaft reisen.

Die Serie The New Landscapes von Nanna Hänninen folgt ihrem soziologischen Interesse am Individuum, das die Außenwelt wahrnimmt, versteht und sich in ihr verortet. Ihre Fotografien sind konzentrierte Erzählungen des Augenblicks, die in Form von Farbabstraktionen eine tiefere Bedeutung der umgebenden Realität verbergen. Die urbanen Landschaften in Hänninens Zeichnungen sind ihre eigenen Körperbewegungen, die auf dem Fotomaterial als rhythmische Lichtlinien festgehalten werden. Die Bildmotive lassen sich dadurch in eine abstrakte und eine realitätsbezogene Ebene unterteilen, wobei die menschliche Präsenz (Atmung, Herzschlag, Lachen, Sprechen und Gehen während der Belichtungszeit) zwar in einem fotografischen Medium aufgefangen wird, aber eher einem Gemälde ähnelt.

Im zweiten Teil der Ausstellung werden vier weitere Ansätze von Künstler:innen vorgestellt, die den Betrachtenden nicht nur einen nordischen Zugang zur Landschaft geben, sondern ein einzigartiges Bild schaffen, das über die Art und Weise hinausgeht, wie wir unsere persönliche, soziale und ökologische Landschaft sehen.
Die Fotografien von Anni Leppälä stellen den Versuch dar, vergangene Momente des Lebens zu fixieren. In ihren verwunschenen Szenerien verbergen sich zahlreiche Zeitebenen, die unter anderem darauf abzielen, das Ephemere zu bewahren. Kleine Details – wie lose Knöpfe in einer Schublade oder ein Fleck auf einem Hemd – sind als Symbole der Abwesenheit oder als vage Anhaltspunkte für das Auslöschen von Erinnerungen zu verstehen. In ihren sensiblen Kompositionen schafft sie Hinweise auf Erinnerungen, in denen die Momente der eigenen Vergangenheit wahrnehmbar werden: „Mein Interesse an der Fotografie ist eng mit der Zeit in der Vergangenheitsform verbunden, mit der Möglichkeit, einen Moment unbeweglich zu machen, etwas zum Stillstand zu bringen.“

Janne Lehtinen hat einen sehr persönlichen Ansatz gewählt, um über sein Leben nachzudenken und darüber, wie er sich zu dem Menschen entwickelt hat, der er heute ist. Der Künstler nutzt das Leben als grundlegendes Kontextmaterial für seine Selbstreflexionen und Fotografie als Mittel zur Projektion seiner Lebensauffassung. Er verschmilzt eine Fluxus-Mentalität mit dem nordischen Sinn für Stoizismus. Vor allem aber ist Lehtinen ein Geschichtenerzähler: In seiner Serie Where the Earth Ends wählte Lehtinen Orte aus, die ihm am besten als Bühne für seine Performances geeignet erschienen. Im Spiel mit den Elementen Wind, Licht und Wasser, der Vielfalt der Landschaften und dem Beiwerk des täglichen Lebens hat er eine ebenso poetische wie absurde Art des Erzählens geschaffen. In seinen Fotografien zeichnet er die so erlebte Erfahrung nach und lässt uns an seiner Vision der durchquerten Landschaften teilhaben.

Die fotografischen Landschaften oder vielmehr Stadtansichten von Miklos Gaál sind in der Regel von einem entfernten und erhöhten Standpunkt aus aufgenommen. Sie zeichnen sich durch eine unlogische Verteilung von unscharfen und scharfen Bereichen im Bild aus, die den Fotografien eine unwirkliche Qualität verleiht, welche an Spielzeugwelten oder Miniaturparks erinnern. Um diesen Effekt zu erzielen, manipuliert Gaál die Filmplatte in der Kamera. Seine Methode ist teilweise zufällig – er weiß nie genau, wie die Bilder am Ende aussehen werden. Gaál wendet diese Art der Bildmanipulation seit fast 20 Jahren an und verwandelt das Reale in etwas Unbekanntes und Fremdes, etwas, das die Betrachter:innen nicht nur anschauen, sondern auch untersuchen und hinterfragen. So kommentiert der Künstler selbst: „Die fotografische Unschärfe weckt mein Interesse, weil sie die Realität auf eine neue Weise zeigt. Die Unschärfe verhindert, dass die Betrachtenden das ganze Bild auf einmal sehen. Ich bin daran interessiert, etwas Vertrautes auf eine neue, ungewohnte, sogar unheimliche Weise zu zeigen.“

Im Laufe seiner Karriere hat Ilkka Halso seine Fotografie auf den Schutz, die Wiederherstellung und das Verständnis der Anatomie der Natur ausgerichtet. Seit dem Jahr 2000 erforscht er in seinen Fotografien visuell, wie wir als Kultur neue Ansätze zur Wahrnehmung und Neubewertung der natürlichen Ressourcen entwickeln müssen, die wir zu oft als selbstverständlich ansehen. Halso baut selbst Strukturen, entweder physisch oder digital in seinem Atelier, um die Seen, Flüsse und Wälder nicht nur vor der vom Menschen verursachten Verschmutzung, sondern auch vor unserem direkten Missbrauch der wertvollen Ressourcen zu schützen. Der Künstler erklärt: „Wenn man die Natur in ein Museum bringt, muss man den Aspekt des Publikums/der Konsument:innen berücksichtigen. Die Natur wird zu einer Vergnügungsfahrt für Tourist:innen oder eine schöne Landschaft zu einer meditativen Theateraufführung.“
Ads
Step Aside

25.04.2024 - 15.06.2024
Step Aside

Reflecting Spatiality Ausstellung Berlin

16.03.2024 - 20.04.2024
Reflecting Spatiality

Vanishing Views

03.01.2024 - 09.03.2024
Vanishing Views

Portraiture as Social Commentary

18.11.2023 - 27.01.2024
Portraiture as Social Commentary

The Helsinki School Perspective

01.07.2023 - 09.09.2023
The Helsinki School Perspective

Refractive Landscapes Ausstellung Berlin

29.04.2023 - 01.07.2023
Refractive Landscapes

Movement

29.04.2023 - 01.07.2023
Movement

In the Sky Unlike a Bird

14.09.2022 - 12.11.2022
In the Sky Unlike a Bird