Ausstellung Galerie Luisa Catucci Gallery
„De Rerum Naturae“ von Lidó Rico ist eine tiefgehende Erforschung der inhärenten Beziehung zwischen Mensch und Natur, inspiriert durch das antike philosophische Werk von Lucretius, das für das Verständnis des Universums durch seine Physikalität plädiert. Ricos Arbeit hinterfragt unsere kollektive Wahrnehmung der Natur und stellt die anthropozentrische Weltsicht in Frage, die die menschliche Existenz seit langem als getrennt von oder überlegen gegenüber der natürlichen Ordnung definiert.
In dieser Ausstellung überschreitet Rico die Materialität seiner gewählten Techniken – flüssige Harze, die in Silikonformen gegossen werden, einige gegossen aus seinem eigenen Körper, andere aus Gehirnen, die von der Universität Murcia gespendet wurden – und unternimmt eine kritische Revision des westlichen Humanismus aus einer posthumanistischen Perspektive. Sein Werk bewohnt einen interstitiellen Raum, in dem die Grenzen zwischen dem Humanen und dem Nicht-Humanen, dem Natürlichen und dem Künstlichen verschwimmen. Diese Arbeiten provozieren eine Destabilisierung von Dualismen und decken die Gewalt auf, die in einer Gesellschaft verankert ist, die von unermüdlicher Produktivität, technologischer Abhängigkeit und tiefer Erschöpfung getrieben wird – ein Spiegelbild der zeitgenössischen Entfremdung.
Im Kern fordert *„De Rerum Naturae“* eine kritische Reflexion über den modernen Menschen – ein Wesen, das aus natürlichen Prozessen geboren wurde, aber zunehmend von seinen biologischen Wurzeln entfremdet ist. Ricos Werke setzen sich mit den ökologischen und existenziellen Konsequenzen dieser Entfremdung auseinander. Seine Figuren – fragile Köpfe, Gehirne mit technologischen Implantaten und verzerrte Gesichter – verkörpern eine Menschheit, die zwischen ihren natürlichen Ursprüngen und den künstlichen Systemen der Kontrolle, Produktivität und technologischen Abhängigkeit gefangen ist, die drohen, sie von ihrer wesentlichen biologischen Natur zu trennen.
Ricos Skulpturen fungieren als visceral-metaphorische Darstellungen der systemischen Gewalt, die von einer Gesellschaft der ständigen Leistung ausgeht. Seine Arbeiten konfrontieren den Betrachter mit dem kollektiven Trauma einer Epoche, in der psychische Erkrankungen – wie ADHS, Burnout und neurodegenerative Krankheiten – als Symptome einer erschöpften Seele manifest werden, die vom Gewicht einer hyper-effizienten Gesellschaft erdrückt wird.
Diese Gesellschaft, die nicht mehr durch die disziplinarischen Räume von Foucaults Überwachung (Krankenhäuser, Gefängnisse, Fabriken) organisiert ist, hat sich in eine „Leistungsgesellschaft“ verwandelt, in der das Individuum sowohl das Mandat als auch die Selbst-Ausbeutung internalisiert – und den Subjekt zum eigenen Unterdrücker macht. Ricos Werke fassen diese Internalisierung zusammen und zeigen, wie die moderne Psyche in einem Zyklus von Selbstdruck gefangen ist, was sich in Symptomen von Depression, Erschöpfung und existenziellen Krisen manifestiert.
Der Einfluss von Lucretius erinnert uns daran, dass das Universum ein unendlicher Prozess der Transformation ist – eine laufende Alchemie –, bei der Materie und Geist sich ständig auflösen und neu formen. Ricos Skulpturen verkörpern diese Dynamik und wirken als *memento mori* für eine Spezies, die in ihrer Hybris ihre materiellen Wurzeln vergessen hat.
Durch die Betrachtung des körperlichen und psychologischen Traumas, das in seinen Skulpturen verkörpert ist, offenbart Lidó Rico die Gewalt des unaufhörlichen Strebens nach Produktivität und Effizienz. Seine Körper sind keine bloßen Repräsentationen, sondern Orte des inneren Konflikts, die eine kollektive Erschöpfung und eine Bruchstelle in der menschlichen Existenz widerspiegeln, verschlungen mit den ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit. Seine Werke – mit ihrer rohen Materialität und konfrontativen Präsenz – zwingen uns, unsere eigene Verletzlichkeit zu erkennen und die Grenzen neu zu denken, die uns von der Nicht-Mensch-Natur und Technologie trennen.
„De Rerum Naturae“ lädt uns ein, unser Verständnis von ökologischer und ontologischer Verbundenheit neu zu reflektieren und fordert einen Schritt jenseits der Illusionen von Meisterschaft und Kontrolle. Es unterstreicht die dringende Notwendigkeit, eine neue Erzählung zu entwickeln — eine, die unsere Ko-Evolution mit der natürlichen Welt anerkennt, Transformation als grundlegende Bedingung des Daseins begreift und die Ideologien dekonstruieren, die dem modernen Humanismus zugrunde liegen. Nur durch dieses Umdenken können wir eine nachhaltige Beziehung zur Umwelt und eine bewusstere Haltung gegenüber unserem Platz im natürlichen Kreislauf finden, um so den Herausforderungen unserer Zeit sinnvoll zu begegnen.
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