From the Rocket to the Moon Ausstellung Köln

Ausstellung Galerie PARROTTA CONTEMPORARY ART

Datum: 31.05.2019 - 27.07.2019

Künstler: Benjamin Badock, Anna und Bernhard Johannes Blume, Kilian Breier, Benjamin Bronni, Edmund Clark, Ann-Josephin Dietz, Markus Döhne, Judith Feger, Peter Granser, Robert Haiss, Christian Hellmich, Margret Hoppe, Kristiane Kegelmann, Matthias Köster, Kirsten Lampert, Mizi Lee, Macdonaldstrand, Yann Mingard, Pieter Laurens Mol, Lisa Mühleisen, Laura Müller-Said, Detlef Orlopp, Timm Rautert, Gabriel Rosell-Santillán, Tim Otto Roth, Bettina Scholz, Oliver Sieber, Katja Stuke, Georg Winter, Susanne M. Winterling, Simone Westerwinter, Hendrik De Wit, Marie Zbikowska

Veranstalter & Ort:
Galerie PARROTTA CONTEMPORARY ART
50674 Köln
Brüsseler Str. 21

Zum diesjährigen 50. Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung zeigt die Galerie Parrotta Contemporary Art in Köln und Bonn die Ausstellung „From the Rocket to the Moon“. Mit der Mission Apollo 11 gelang es den Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 den Mond zu betreten. Das weltbewegende Ereignis, dessen Live-Übertragung fast 500 bis 600 Millionen Menschen vor den heimischen Fernsehbildschirmen gebannt zusahen, fand Ausdruck in den inzwischen legendären Worten von Armstrong: „Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.” Auch markierte es die Kulmination des Wettrüstens der beiden Großmächte des Kalten Kriegs, das sich auf den All ausdehnte. Schon 1957 hatte die Sowjetunion den Satelliten Sputnik in die Erdumlaufbahn befördert und damit den „Wettlauf ins All“ ausgelöst. Als Folge des „Sputnikschocks“ gründeten die USA 1958 die NASA. Drei Jahre später, 1961, schickte die UdSSR den ersten Menschen, Juri Gagarin, in den Weltraum.

In den unter „From the Rocket to the Moon“ gezeigten Werken treten vielfältige Aspekte und Assoziationen zutage, die das Thema „Rakete“, „Mond“, und „Weltall“ spielerisch umkreisen und beleuchten. Dabei wird zwischen den Begriffen „Rakete“ und „Mond“ ein breites visuelles Spektrum eröffnet, welches das gesamte Universum – vom elementaren Teilchen bis hin zu den großräumigen Galaxien – erfasst. Einen konkreten physikalischen Bezug zum Weltall stellt die Blitz- und Klangskulptur „Cosmic Mirror“ (2008/2019) her, die Tim Otto Roth in Kollaboration mit dem KIT-Centrum Elementarteilchen- und Astroteilchenphysik (KCETA) realisierte. Ein bis zwei Mal pro Sekunde entladen sich grell die Energien der kosmischen Strahlung, die aus den Tiefen des Universums beständig auf unseren Planeten einwirken, und somit sicht- und hörbar werden.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte bestimmt die Auseinandersetzung mit der Umgebung Weltbilder und Erklärungsmodelle. Trotz technischem Fortschritt und der jüngsten Weltraumforschung bleibt die Erkundung unbekannter Welten und unendlicher Weiten des Universums ungebrochen faszinierend. In der Ausstellung werden Himmelskörper wie Planeten oder Sterne naturwissenschaftlich zitiert, aber auch in Bezug auf die menschliche Seele sinnbildhaft interpretiert. Insbesondere wird der Einfluss kosmischer Elemente auf das subjektive Empfinden reflektiert, deren zugeschriebene Effekte auf Persönlichkeit und Temperament, Wahrnehmung und Verhalten bisweilen ins Absurde gekehrt.

Solche anfälligen Gemütszustände und Sensibilitäten erforscht Pieter Laurens Mol. Selbstironisch über die künstlerische Disposition sinnierend, die bisweilen pathologische Züge annimmt, erkennt er die Auswirkungen des Saturn – in der Renaissance als Stern der Melancholie bekannt – auf das sensible, zu Schwermut neigende Gemüt. Die klare Grenze zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn verschiebt sich bei Anna und Bernhard Johannes Blume. Das Chaos dringt in „Küchenkoller“ (1986) in die geordnete, kleinbürgerliche Lebenswelt ein. Kartoffeln werden von unbestimmbaren – übersinnlichen? – Kräften durcheinandergewirbelt oder schweben im schwerelosen Zustand außerhalb der Reichweite der erstaunten Hausfrau. Auch Bei Robert Haiss lösen sich die Dinge aus ihren alltäglichen Bezügen und erscheinen in einem ungewohnten Licht. Ein Paar dunkler Filzpantoffeln, das beiläufig auf einem fahlen hellgrauen, an die Mondoberfläche gemahnenden Grund platziert ist, daneben das angeschnittene Halbrund eines nicht näher definierbaren Objekts... Sofa? Sonde? Satellit? („im Schatten“, 2019) Durch die Verschiebung des Blicks entstehen neue Realitätsebenen. Die fantasievoll verkleideten Protagonisten von Oliver Sieber scheinen aus Parallelwelten hervorzutreten. Sie verkörpern Charaktere aus der Fantasy-Welt des Manga Comics „Sailor Moon“, in der weibliche Kriegerinnen das Sonnensystem vor bösen Mächten verteidigen. Die Identifikation mit diesen fiktiven, mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Figuren entstammt der japanischen Fanpraxis des Cosplays.

In ihrer schicksalhaften Deutung galten astronomische Objekte schon immer als Manifestationen des existenziellen Wunschs nach Bestimmung des Ursprungs und der Sehnsucht nach Einbettung in einen übergeordneten metaphysischen Sinnzusammenhang. Das Ei erlangt in seiner mythischen und symbolischen Bedeutung als Urform des Lebens und Fruchtbarkeitssymbol bei Mizi Lee einen zentralen Stellenwert („Das Loch“, 2018). Als Hohlkörper wird es zur Camera Obscura, fotografische Aufnahmen bilden sich auf den Innenwänden der Schale ab. Zugleich erinnert die Kavität an die Unermesslichkeit des sich ausdehnenden Universums oder aber die unentrinnbare Sogwirkung des Schwarzen Lochs. Die philosophisch-religiöse Auffassung der Welt als geordnetes und harmonisches Ganzes, das sich im analogen Verhältnis zwischen Mikro- und Makrokosmos spiegelt, ist z. Bsp. im Werk von Laura Müller-Said („Mikrokosmos I“, 2018) vertreten.

Auf den historischen Moment der Mondlandung selbst bezieht sich Timm Rautert mit seiner Arbeit „Lift Off“ (1969). Rautert hält darin das mediale Ereignis vor dem heimischen Fernseher fest und reflektiert damit das elektronische Bild mit dem fotografischen Bild, während Pieter Laurens Mol das charakteristische Lächeln von Juri Gagarin an einem den Fahnenmast hoch über Burg Lede in Bonn wehen lässt. Auf dem Gelände bildet Hendrik de Wit die staubige Mondoberfläche mitsamt dem ersten Fußabdruck plastisch nach, deren Abbild sich jedoch erst auf den zweiten Blick offenbart („Grundriss,“ 2000).

Gegenstand der Fotografien von Margret Hoppe und den Tafelbildern von Markus Döhne ist die Rakete als Vehikel der Raumfahrt. In ihrer spielzeugartigen Anmutung unterlaufen Hoppes bunte, „selbstgebastelte“ Varianten die Komplexität des technischen Wunderwerks humorvoll. Auch die Zusammensetzung modularer Elemente in Benjamin Badocks „Plattenbau“ (2008) erinnert an einen Raketenkorpus, während die Projektile von Peter Granser ("Was einem Heimat war“, 2011) offensichtlich eine andere Art von Rakete darstellen. Indirekt weist Ann-Josephin Dietz durch die Veränderung natürlicher Lichtverhältnisse auf den Wechsel zwischen Tag und Nacht („Zutaten für einen Apfelkuchen“, 2017) und bildet damit im Prozess fortschreitender Zeit die Bewegung der Erde um ihre eigene Achse ab.

Nicht nur ferne Himmelskörper werden hier ins Visier genommen, sondern auch wird ein anderer Blick auf unseren Heimatplaneten gerichtet. Bei Yann Mingard tritt ein Gesteinsbrocken wie ein Fremdkörper auf („Rock, Tsaidam Desert, China“, 2004), während die Beschaffenheit der von Detlef Orlopp fotografierten landschaftlichen Oberflächenstrukturen auf vermeintlich unbekanntes Terrain verweist. Die Materialität von zerklüftetem Gestein einerseits und bewegter, metallisch funkelnder Wasseroberfläche andererseits scheint hier in der Wahrnehmung aufgehoben und wirkt gleichsam überirdisch fremd.
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