Ausstellung Galerie nachtspeicher23 e.V.
Marc Soisson konzentriert sich in seiner alchemistischen Praxis auf das köcheln von Materialien in der Tradition der minimalistischen Reduktion. Eine Kunst der Transformation als Schnittstelle im aktiven Prozess der Lebenskette. Basierend auf der Praxis des Zeichnens, der Holzkohle, aber auch anderer Materialien wie Mineralien, organischer Materie oder gefundener Elemente, erweitert er die Abstraktion auf die Konkretisierung eines Prozesses, der die Zyklen des Daseins abdeckt.
Im kollektiven Unterbewusstsein wird das Thema der Marine mit dem Gefühl der Romantik in Verbindung gebracht ... Bereits im Vokabular des Künstlers präsent, kehren die Imperien der Meere und der Kampf gegen die Elemente für diese Ausstellung als zeitloses Leitmotiv zurück.
Die Rückkehr der Seeungeheuer (Leviathan) oder das Motiv des Malstrom (Moskenstraumen), Naturphänomene als zeitgenössische Metaphern, in denen wir die Position der Schiffe, die den Elementen ausgeliefert sind, einnehmen, in einer Welt die letztendlich doch nicht so einfach beherrschbar ist.
Motive wie die Windrose, der Sturmvogel (der fliegende Holländer), die Seekarten oder der Wald aus Masten unterstützen dieses Gefühl als Omen. Durch die Leichtigkeit der Ausführung verstärkt oszillieren sie zwischen Realität und Fiktion. Ein Leitmotiv, das mit dem lexikalischen Feld der Materialien, dem Schwarz der Kohle, der Weltuntergangsmaschine doomsday machine, das Thema in eine zeitgenössischen Romantik der 4. Generation auf dem Pulverfass einbettet.
„no need to worry“* Kein Grund zur Sorge, enthält eine Reihe von Kontrasten und Paradoxen, die, wie bei William Blake, von Unschuld im Gegensatz zu „the evil and corruption“, dem Bösen und der Korruption, sprechen.
To see a world in a grain of sand, eine Welt in einem Sandkorn zu sehen, entlehnt einem Gedicht von Blake * für einen der Titel in der Ausstellung, oder UNIVERSAL (ironisch nach den gleichnamigen Produktionsstudios benannt), eine Arbeit, die das Paradoxon zwischen persönlichem Gefühl im Angesicht des Globalen und des Politischen aufgreift, so als fügten sich die individuellen Stimmen zu einer Kollektiven, Universellen.
Der Betrachter findet seinen Platz in diesem Raum, der zwischen Globalisierung und Nostalgie einer Traumwelt schwebt ... Status-Quo zwischen einer endlichen, globalisierten Welt und dem unendlichen Makrokosmos der Sensibilität; dass wir in einer zeit großer Unruhe leben verschiebt unsere Fragen in einen vorübergehenden Kreislauf.
Virginie Mossé, Berlin, Oktober 2019.
*der Titel der Ausstellung „No need to worry“, ist dem zentralen Triptychon entnommen und zitiert aus J.K.Rowling „no need to worry, what´s comin´will come and we will meet it when it does“...
*Fragment aus „Augures of innocence“ from a notebook „the pickting manuscript“ 1803.
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