
Gestern (9. Dezember 2025) wurde Nnena Kalu mit dem Turner Prize ausgezeichnet. Mit ihren expressiven Skulpturen und Zeichnungen – geformt aus gefundenen Materialien wie VHS-Bändern, Stoff, Seilen und Verpackungsband – errang die 59-jährige Glasgowerin als erste Künstlerin mit Lernbehinderung diesen britischen Kunstpreis.
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Kalu ist bekannt für ihre charakteristischen, „kokonartigen“ Skulpturen: Hängende, sphärische Formen, deren lebendige Farben und Texturen aus dem Zusammenspiel von Stoff, Tape und Recyclingmaterial entstehen. Neben diesen Installationen fertigt sie großformatige Zeichnungen, in denen sich wiederholende, wirbelnde Linien zu dichten, rhythmischen Oberflächen verflechten — Bewegungen, die sich im greifbaren Material der Skulpturen fortsetzen.
Die Jury des Turner Prize pries ihre Arbeiten als „bold and compelling“ und hob die Kombination aus skulpturaler Energie, farbiger Komposition und räumlicher Präsenz hervor.

Foto: 5. Drawing 12, 2021, Nnena Kalu. Installation view at Turner Prize 2025, Cartwright Hall Art Gallery. Courtesy of the artist, ActionSpace, London and Arcadia Missa, London. Photo © David Levene
Mit ihrer Auszeichnung durchbricht Kalu eine lange bestehende Schranke: Sie ist die erste Person mit Lernbehinderung, die den Turner Prize erhält. Für viele Fachleute markiert das einen Wendepunkt in der Bewertung und Anerkennung neurodiverser Kunstschaffender.
Das PreisKomitee betonte, dass ihre Wahl allein auf der ästhetischen Kraft und Originalität ihrer Kunst beruhte — die Tatsache, dass sie neurodivergent ist, wurde nicht als Zusatzgüte, sondern als integraler Teil ihrer künstlerischen Identität angesehen. Kalu arbeitet seit 1999 mit der Organisation ActionSpace zusammen, einer Einrichtung, die Künstler:innen mit Lernbehinderungen fördert. Dort fand sie den Raum und die Unterstützung, um ihre künstlerische Vision zu entfalten.
Der Turner Prize ist mit 25.000 Pfund (ca. 30.000 Euro) dotiert und nach dem englischen Maler J. M. William Turner (1775 bis 1851) benannt. Auch zwei deutsche Künstler:innen konnten schon den prestigeträchtigen Preis gewinnen. Im Jahr 2000 war dies der Fotograf Wolfgang Tillmans und im Jahr 2006 die abstrakte Malerin Tomma Abts.
Foto-oben: Turner Prize 2025. Photo (c) James Speakman:PA Media Assignments