
Das Auktionsjahr 2025 hat den internationalen Designmarkt endgültig in eine neue Liga katapultiert. Noch nie zuvor wurden für Möbel, Leuchten und dekorative Designobjekte derart hohe Summen bezahlt. Während die weltweiten Auktionsumsätze im ersten Halbjahr 2025 um 6,2 Prozent sanken – Nachkriegs- und Gegenwartskunst verzeichneten einen Rückgang von 19,3 Prozent auf 1,22 Milliarden US-Dollar, impressionistische und moderne Kunst einen Rückgang von 7,7 Prozent, während der Luxussektor sich kaum veränderte (minus 0,5 Prozent auf 805,9 Millionen US-Dollar) – erlebten Design, Kunstgewerbe und Möbel einen deutlichen Aufschwung. Spätestens mit dem Verkauf der legendären Hippopotame Bar von François-Xavier Lalanne vor wenigen Tagen wurde klar: Design ist längst nicht mehr nur Sammelgebiet, sondern eine eigenständige Hochpreiskategorie auf Augenhöhe mit moderner und zeitgenössischer Kunst.
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Mit einem Zuschlag von rund 31,4 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s New York setzte die Hippopotame Bar von François-Xavier Lalanne einen historischen Meilenstein. Der skulpturale Bar-Schrank aus der ikonischen Lalanne-Werkstatt gilt als teuerstes jemals versteigertes Designobjekt. Der Verkauf war nicht nur ein Rekord, sondern auch ein Symbol für die Verschmelzung von Kunst, Skulptur und Funktion – ein Trend, der den Markt 2025 dominierte.
Neben zeitgenössischen Sammlerstücken sorgten vor allem historisches Design für Aufmerksamkeit. Monumentale Tiffany-Glasfenster, darunter das Danner Memorial Window (ca. 12,4 Mio. USD) und das Goddard Memorial Window (ca. 4,3 Mio. USD), erzielten neue Rekorde. Sie unterstreichen das wachsende Interesse an handwerklich herausragenden, architekturgebundenen Designobjekten aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Ein weiteres Highlight war die Double Pedestal Lamp von Frank Lloyd Wright, die für rund 7,5 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Damit erzielte eine Leuchte erstmals Preise, die bislang nur für Spitzenwerke der Moderne üblich waren.
| # | Werktitel | Auktionspreise | Auktion |
|---|---|---|---|
| 1 | François-Xavier Lalanne | Hippopotame Bar, pièce unique | 31.400.000 Dollar |
| 2 | Crystal Fabergé | „Winter Egg“ | 30.200.000 Dollar |
| 3 | Agnes Northrop | Danner Memorial Window (Tiffany Studios) | 12.400.000 Dollar |
| 4 | Frank Lloyd Wright | Double Pedestal Lampe | 7.500.000 Dollar |
| 5 | Tiffany Studios | Goddard Memorial Window | 4.285.000 Dollar |
| 6 | Alberto Giacometti | Oiseaux Skulpturen | 2.954.000 Dollar |
| 7 | Claude Lalanne | Structure végétale aux papillons, souris et oiseaux | 1.865.000 Dollar |
| 8 | Claude Lalanne | L’Enlèvement d’Europe Tisch | 1.134.000 Dollar |
| 9 | Jean-Michel Frank | Aragon Low Table | 819.000 Dollar |
| 10 | Jean Royère | Éléphanteau Armchairs | 743.400 Dollar |
Auch abseits des Rekordobjekts blieb das Ehepaar Claude und François-Xavier Lalanne eine der treibenden Kräfte des Marktes. Skulpturale Tische, Leuchten und hybride Möbelwerke erzielten Preise zwischen einer und zwei Millionen US-Dollar. Besonders Claude Lalannes naturinspirierte Arbeiten bestätigten ihren Status als feste Größe in internationalen Design-Sammlungen.
Zur Verdeutlichung, zwischen 2019 und 2024 verkauften Sotheby's und Christie's über 700 Werke aus den Privatsammlungen von Les Lalanne und ihren Töchtern Dorothée und Marie in einer Reihe hochkarätiger Auktionen in Paris und New York und erzielten damit einen Gesamterlös von 330,2 Millionen Dollar.
Auffällig im Jahr 2025 war die zunehmende Auflösung klassischer Gattungsgrenzen. Ob Giacomettis Oiseaux-Skulpturen oder monumentale Glasfenster von Tiffany – gesammelt wird nicht mehr strikt nach „Möbel“ oder „Kunst“, sondern nach räumlicher Wirkung, Einzigartigkeit und Provenienz. Museen, Architekten und private Sammler konkurrieren zunehmend um dieselben Objekte.
Der Markt für große italienische Designnamen wie Carlo Scarpa oder Ettore Sottsass ist weiterhin stark, auch international. Der jüngste Rekord des italienischen Architekten wurde erst im März dieses Jahres für einen speziell angefertigten Vitrinenschrank aufgestellt, der bei Piasa 489.868 US-Dollar einbrachte.
Während internationale Auktionshäuser mit Rekordpreisen für Designobjekte weltweit Schlagzeilen machen, zeigt sich der deutsche Auktionsmarkt 2025 in einer eher bodenständigen, vielgestaltigen Form – geprägt von Designklassikern, regionaler Bedeutung und breiten Sammlerinteressen.
Quittenbaum Kunstauktionen in München zählt zu den wichtigsten Adressen für Designverkäufe im deutschsprachigen Raum. In mehreren Auktionen 2025 wurden dort bedeutende Stücke aus verschiedenen Dekaden und Stilrichtungen angeboten:
Bei der Design-Auktion im Juli 2025 standen Objekte des 20. und 21. Jahrhunderts im Katalog, darunter ein seltener Lattenstuhl 'ti 1a', 1922-24 von Marcel Breuer für 28.000 EUR. Preise für Highlights lagen im fünfstelligen Bereich (z. B. ca. €16.500 für einen Pierre Jeanneret-Tisch) und kleinere Designklassiker erzielten vierstellige Summen.
Eine weitere Auktion im März 2025 zeigte einen starken Fokus auf deutsche Designgeschichte, inklusive Objekte von Bauhaus-Gestaltern wie Marianne Brandt und frühen Versionen des Breuer-Stuhls. Der Bauhaus Aschenbecher 'MT 35' von 1924 erzielte 16.000 EUR, der Armlehnstuhl 'B 11' (1927), 11.000 EUR.
Besonders gefragt waren wieder einmal Objekte vom Jugendstil Künstler Henry van de Velde. Ein 145-teiliges Besteck 'Modell III' von 1910/1911 wurde für 20.000 EUR versteigert. Drei Saucenlöffel 'Modell I' von 1903 für 22.000 EUR. Eine Vitrine aus dem Speisezimmer von Else von Guaita-Lampe, von van de Velde entworfen, erzielte 16.000. Während Sechs Stühle, ebenfalls aus dem genannten Zimmer, für 18.000 EUR versteigert wurden. Und nicht zu vergessen eine Brosche von 1898/99, die für 20.000 EUR eine/n neue Besitzer:in fand.
Die Dezemberauktion “Schools of Design” vereinte internationale und regionale Designikonen: Ein seltener Rietveld-Hochstuhl 'Hoge Stoel' erzielte ca. 65.000 EUR , und auch Stücke von Sottsass oder Garouste & Bonnetti fanden begeisterte Käufer zu teilweise stark über Schätzung liegenden Zuschlagswerten. Eine vierteilige Einrichtung aus dem Empfangszimmer auf der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung, entworfen von Peter Behres, fand für 35.000 EUR einen Käufer. Ein Stuhl und Tisch 'Spaziale' von Alessandro Mendini, wurde in den letzten Tagen für je 30.000 EUR versteigert.
Diese Auktionen zeigen, dass klassische Designobjekte in Deutschland starken Sammlerinteresse haben – aber die erzielten Preise bleiben meist deutlich unter den globalen Rekordverkäufen, wie sie bei internationalen Spezial-Sales zustande kommen.
Der Designmarkt hat sich 2025 endgültig als stabile und prestigeträchtige Anlageklasse etabliert. Limitierte Einzelstücke, historische Unikate und signifikante Werke bekannter Designer erzielten konstant hohe Zuschläge, oft weit über den Schätzungen. Experten sehen darin eine Reaktion auf die Volatilität anderer Märkte – Design bietet Materialität, Geschichte und ästhetische Dauerhaftigkeit.
Das Auktionsjahr 2025 war kein Ausnahmejahr, sondern ein Signaljahr. Design ist endgültig im Olymp der Hochpreisauktionen angekommen. Wer heute sammelt, sammelt nicht nur Möbel oder Lampen – sondern kulturelle Zeitzeugen, die Räume prägen und Geschichte schreiben.
Foto: François-Xavier Lalanne, Hippopotame Bar , 1976, Foto: Sotheby's 2025