WHENTHEPASTWASPRESENTSOWILLBENOW Ausstellung Berlin

Ausstellung Galerie taubert contemporary

Datum: 01.05.2015 - 01.08.2015

Künstler: Markus Linnenbrink

Veranstalter & Ort:
Galerie taubert contemporary
10969 Berlin
Lindenstraße 34


Die Farben kommen aus der Tiefe des Bildes

Eine der großen Geschichten der modernen Malerei erzählt von der Befreiung der Farbe, Ihrer Loslösung vom dargestellten Gegenstand und der Entfaltung ihrer eigenen Materialität. Einen Höhepunkt erlebte diese Geschichte Mitte des 20. Jahrhunderts. Damals mischten in Europa Jean Dubuffet, Jean Fautrier oder Emil Schumacher die Farbe mit Sand, Gips und anderen kompakten Stoffen; in den USA ließen Jackson Pollock oder Morris Louis die Farbe auf die Leinwand tropfen oder an ihr herablaufen.
Markus Linnenbrink gewinnt der Farbe als Material auch im heutigen digitalen Zeitalter noch ganz neue Facetten ab. Mit der bunten Leuchtkraft seiner Bilder steht der gebürtige Dortmunder, der seit Jahren in New York lebt, der amerikanischen Tradition näher. Sein Vorgehen jedoch folgt eher den Materialexperimenten der Europäer. Was der Künstler auf verschiedene Bildträger, vornehmlich Holz, aufträgt, ist nämlich keine Öl- oder Acrylfarbe. Es handelt sich um spezielle Pigmente, die er in Epoxidharz oder Wachs einrührt und damit eine mehr oder weniger flüssige Substanz erzeugt, die sich geraden Bahnen oder amorphen Feldern über die Bildfläche verteilt. Dabei entlockt Linnenbrink der Farbe als Materie und Material eine schillernde Vielfalt einzelner Farben, die er durch verschiedene Anmischungen erzielen kann.
Doch damit nicht genug. Die zu einer festen, mehrere Zentimeter dicken Substanz erhärtete Farbmaterie wird in geradezu bildhauerischer Manier weiter bearbeitet. Mit einer von ihm selbst geführten oder digital gesteuerten Fräse bohrt der Künstler vertikal oder diagonal geführte parallele gerade Furchen in die schon vorhandenen Farbschichten hinein, so dass weitere überraschende Farb- und Formkonstellationen hervortreten.
So wird das traditionelle Tafelbild bei Linnenbrink zum Relief, wenn nicht gar zur raumgreifenden Skulptur. Hingegen tritt seine Malerei ganz auf in die Fläche zurück, wenn er direkt im Raum beziehungsweise auf der Wand arbeitet. Der Eingangsbereich der Galerie wird von einem schwarzweißen, mehr oder weniger transparent aufgetragenen Bild eingenommen, von dem der Künstler selbst sagt, es wirke wie eine Schwarzweißfotografie seiner Malerei. Die fotografische Abbildung eines Gemäldes ließ ja zunächst immer die Farbe aus. Doch auch ein Farbfoto bringt das Oberflächenprofil eines Gemäldes gleichsam zum Verschwinden, kann es höchstens durch geschickte Beleuchtung erahnen lassen.
Mittlerweile gibt es computergesteuerte Reproduktionen, bei denen auch die Feinstrukturen der Farbmaterie abgetastet und als Profil wiedergegeben werden können. Markus Linnenbrink weiß um solche heutigen Möglichkeiten der Bildreproduktion. Seine auch technisch innovative Erneuerung der Malerei reagiert bewusst auf die Herausforderungen des fortgeschrittenen digitalen Zeitalters und schlägt sie gleichsam noch einmal mit analogen Mitteln. Linnenbrinks Bilder liefern uns optische und physische Sensationen, die auch die beste digitale Abbildung nur erahnen lässt. Am Ende zählt das Erlebnis vor Ort und damit die so oft fälschlicherweise totgesagte Aura des Originals.

Ludwig Seyfarth, April 2015.


Markus Linnenbrink, geboren 1961 in Dortmund, Deutschland.
Er lebt und arbeitet in Brooklyn, New York, USA.
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