Ausstellung Galerie Galerie Thomas Fuchs
Das bedeutendste Charakteristikum der Malerei des in Bologna lebenden und arbeitenden Künstlers Rudy Cremonini ist wohl seine prägnante Pinselführung. Cremoninis Malweise lässt dem zähen Fluss der Farbe seinen Raum. Mit wirbelnden aber immer hoch konzentrierten Pinselstrichen aus dicker und cremiger Farbe modelliert er seine Motive und kreiert so Bildwelten, die sich gleichermaßen zwischen Figuration und Abstraktion bewegen. Der Farbauftrag des 1981 in Bologna geborenen Künstlers bleibt für den Betrachter als Teil des Bildgefüges sichtbar. Mit Farbe und Pinselführung verleiht Cremonini der Oberfläche seiner Bilder Struktur und löst seine Motive in dieser förmlich auf.
Aus teils pastosen Tiefen erheben sich schemenhafte Darstellungen, die Freiraum lassen für Assoziationen und Interpretationen des Betrachters. Durchaus sind in der Malerei des jungen Italieners eine Vielzahl von Metaphern zu entdecken. Besonders interessiert Cremonini die Ambivalenz, die mit Vergnügen einhergeht. In seiner Malerei thematisiert er den Konflikt zwischen Vergnügen und dessen Bedingungen: Leistung, aber auch Gewalt und andere Übergriffe. Häufig ist Vergnügen nicht umsonst; wenn nicht man selbst, dann muss meist jemand anderes dafür bezahlen oder leiden. „twinks for money“ ist der Titel einer Serie von männlichen Portraits. Hier verrät der Titel bereits die Bedingung für das Vergnügen. Ob das Vergnügen dann beidseitig empfunden wird, ist fraglich. So zeigen die Portraits Personen mit unterschiedlichsten Gefühlen, immer scheinen die Figuren aber hin- und hergerissen zu sein zwischen ihren unterdrückten Wünschen, ihrem Verlangen und ihrem Pflichtgefühl. Doch nicht nur in seinen Portraits macht Cremonini diesen Konflikt zum Thema. Auch seine Stillleben, Landschaften und Zooansichten spiegeln diese Ambivalenz wieder. Offensichtlich präsentiert sich diese aber nie; immer behalten Cremoninis Bilder etwas von ihrem geheimnisvollen Charakter und locken mit ihrem dynamischen Pinselduktus über die dunklen und cremigen Farbspuren in die Tiefen ihrer mysteriösen Welten.
Rudy Cremonini wird bereits international von Kritikern und dem Publikum für seine faszinierende und eigenständige Malweise sowie die poetische Intensität, die in seinen Bildern steckt, geschätzt. Seine Gemälde waren schon in zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in New York, Berlin und Mailand zu sehen. 2012 war Cremonini in New York in der Gruppenausstellung „The Dorian Project“ zusammen mit Künstlern wie Marlene Dumas und Elizabeth Peyton vertreten.
(Text: Tobias Bednarz)
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