"You must have wanted the world to know" Ausstellung Stuttgart

Ausstellung Galerie Galerie Thomas Fuchs

Datum: 26.06.2015 - 01.08.2015

Künstler: Bertram Hasenauer

Veranstalter & Ort:
Galerie Galerie Thomas Fuchs
70178 Stuttgart
Reinsburgstraße 68A

Mit ihren Darstellungen von Menschen, Landschaften und Vegetation treten die Gemälde des 1970 in Saalfelden, AT geborenen Künstlers Bertram Hasenauer dem Betrachter zwar durchweg figurativ entgegen; der Künstler selbst sieht sein Werk allerdings mehr unter abstrakten Aspekten. Dem seit 1998 in Berlin lebenden und arbeitenden Künstler, der in Wien, Berlin und London studierte, geht es nicht darum, etwas Bestimmtes realitätsgetreu abzubilden; vielmehr möchte er seine Gemälde auch als Projektionsfläche für den Betrachter öffnen.

Für seine Figurenbilder/‚Portraits’ dienen Hasenauer als Ausgangsmaterial Bilder aus den zeitgenössischen Medien, fotografische Vorlagen. Aus diesen vorgefundenen Bildern destilliert er, in Umarbeitungen zu Skizzen für die späteren Gemälde, die Essenz des Gesehenen heraus. Es ist also nicht das Abbild einer gewissen Person, was der Betrachter später vorfindet, vielmehr entsteht ein fiktives Wesen. Seine Portraits sind eher als Erinnerungsbilder – nicht zwangsläufig an etwas Gesehenes, sondern teilweise auch an etwas Imaginiertes – zu sehen. In traditioneller Manier treten die Protagonisten dem Betrachter dabei als Halbfiguren, Bruststücke oder Büsten, meist im Dreiviertelprofil oder als Rückenansicht, entgegen. Indem er die Bildausschnitte in den neuesten Arbeiten häufig so wählt, dass die Gesichter von den Bildrändern beschnitten werden und so teilweise ganze Kopfhälften außerhalb des Bildes liegen, entfernt sich der Österreicher allerdings noch weiter von den Eigentümlichkeiten der Gattung des Portraits. Es sind Annährungen an ein Antlitz, das losgelöst scheint von jeglichen raum-zeitlichen Bedingungen. Die Protagonisten der Gemälde Hasenauers scheinen in den angedeuteten, undefinierbaren Räumen zu schweben; dabei changieren sie neben den Zeiten auch zwischen den Geschlechtern. Es scheint etwas Zeitloses von diesen androgynen Figuren auszugehen, die aber dennoch unverkennbar aus der heutigen Zeit stammen. Es ist dieser Schwebezustand, der den Künstler interessiert: Jenseits eines definierbaren Ortes, jenseits der Geschlechter, alterslos und nicht eindeutig ethnisch zuordbar. Auch die Blicke der Protagonisten spiegeln diesen ambivalenten Charakter im Werk des Künstlers wider. Sie scheinen ebenfalls zu changieren – zwischen dem Blick nach Innen und dem Blick auf den Betrachter, zwischen Interesse und Distanziertheit. Egal, ob die Figuren den Betrachter ansehen oder ob sie ihren Kopf wegdrehen, ihm den Rücken zuwenden, die Augen geschlossen haben oder das Gesicht von einer Kapuze verdeckt wird: immer kommen bei der Rezeption des Bildes die Wahrnehmung und die Imagination des Betrachters zusammen und die abgebildeten Figuren werden zur Projektionsfläche. Dass es Hasenauer bei seinen Arbeiten auch um eine abstrakt-ästhetische Wirkung geht, zeigt sich im Kontrast zwischen dem porenreinen Inkarnat der Gesichter, die fast wie mit dem Weichzeichner aufgenommen wirken und den intensiv leuchtenden monochromen Farbflächen der Kleidung. Leuchtendes Gelb, kräftiges Rot und strahlendes Blau verführen den Betrachter auf einer sinnlich – abstrakten Ebene ins Bild, wo dieser erst im zweiten Schritt das ‚Portrait’ entdeckt.

Dieser Übergang ins Abstrakte ist bei den Landschafts- und Vegetationsbildern Hasenauers noch fließender und auch der ambivalente Charakter ist hier zu finden. Seine Landschaften sind, genau wie die ‚Portraits’, ohne jede geografische Verortung. Sie begegnen dem Betrachter mysteriös und laden ein, sich in ihnen zu verlieren. Die verschiedenen Gewächse und ihre Äste scheinen sich zu einer undurchdringlichen Erscheinung zu verdichten oder Äste lösen sich in einem wie in Detailansicht gezoomten Ausschnitt ins Abstrakte und besitzen sowohl einen vegetativen sowie einen körperlichen, an Venen erinnernden Charakter. Häufig kommt bei Gemälden dieser Art Blattaluminium zum Einsatz; der Künstler trägt dabei eine hauchdünne Aluminiumfolie auf zuvor in der Form des gewünschten Motives aufgebrachten Klebstoff auf. Anschließend wird die gesamte Bildfläche dann schichtenweise mit schwarzer Acrylfarbe übermalt, wobei die Farbpartikel auf den Stellen mit der Aluminiumfolie verschieden haften bleiben und das Licht später unterschiedlich gebrochen wird. Diese Schichten und der Kontrast zwischen den Tiefen des Schwarz der Acrylfarbe und dem flächigen Glänzen der Aluminiumfolie verleihen den Bildern dabei etwas Mysteriöses und eine faszinierende Dreidimensionalität. Mit der Ambivalenz und Nicht-Eindeutigkeit seiner Gemälde öffnet Bertram Hasenauer dem Betrachter sein eigenes Imaginationspotenzial.

Die Arbeiten des Österreichers sind bereits in einer Vielzahl von Sammlungen großer Museen zu finden; unter anderem in der Berlinischen Galerie, dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien. 2010 widmete ihm das Museum der Moderne Salzburg zudem eine große Einzelausstellung. Nur ein Jahr später wurde Hasenauer mit dem Großen Kunstpreis des Landes Salzburg ausgezeichnet.

(Text: Tobias Bednarz, Foto: Gerhard Kassner)
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