Bilanz Berlin Art Week - 120.000 Besucher und nun?
Die 8. Ausgabe der Berlin Art Week besuchten rund 120.000 Kunstinteressierte. Aber nicht alle Beteiligten waren zufrieden.

Ist der Berliner Kunsthype vorbei?

Berlin feierte sich in Sachen Kunst mal wieder selbst. Die Hauptstadt ist eine Künstlerstadt, aber wie lange noch? Kunstmessen, Institutionen, Galerien, Privatsammlungen und Projekträume konnten volle Häuser vermelden. Aber am Rande floppen dann doch wieder die alt bekannten Fragen & Probleme auf. Berlin ist keine Sammlerstadt, die Hauptstadt tut zu wenig für seine Galerien, zu wenige internationale Schwergewichte wie Galerien und Sammler kommen zu den Kunstmessen. Das Gallery Weekend Berlin mache da einiges besser, so die Statements zur Berlin Art Week.

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Zur 3. art berlin, dem quasi Ableger der Art Cologne, kamen rund 35.000 an vier Tagen. Von den 110 Galerien reisten 20 aus Köln oder Düsseldorf an und 46 aus Berlin. Doch wenn wichtige Berliner Galerien wie Blain/Southern, Buchmann, CFA, Haas, Hetzler, Neugerriemschneider und Aurel Scheibler fehlen, muss man schon mal nach dem "Warum" fragen. Lesen Sie dazu: "Berliner Kunstszene verheddert sich".

art berlin fair
Foto: Installation view Gallery XC.HuA with Tomas Vu, Rikrit Tiravanija on art berlin fair, Artinfo24

Hörte man sich bei den Galerien zum Thema Verkäufe um, hieß es zumeist "gut" oder "Achtungserfolg". Vielleicht am treffendsten formulierte es Klaus Gerrit Friese von der Galerie Friese: "Wer Berlin was bringt, kriegt viel von Berlin zurück. Wir haben national und international viel, gut und angemessen teuer verkauft: Das mag ich sehr. Ich fände es schön, wenn mehr ebensolche Galerien dazu kämen, von nationaler und internationaler Bedeutung."

Johann König, einer der erfolgreichsten deutschen nationalen und internationalen Galeristen, wurde da schon klarer in seiner Kritik. Im Monopol-Magazin sagte er "Der Kunsthandel profitiert überhaupt nicht von der Art Week". Gemeint ist die mangelnde Unterstützung durch die Politik.

POSITIONS Berlin freut sich über 22.000 Besucher

Zur POSITIONS Berlin Art Fair kamen über 22.000 Besucher. So richtig, hat man das Gefühl, können beide Messen immer noch nicht miteinander. Erklärtes Ziel war es u.a. "das Vertrauen in den Kunstmarkt Berlin zu stärken". Die POSITIONS ist immer noch eine Entdeckermesse, eigentlich ideal für Einsteiger. Und wenn man den Messeauftritt auf die speziellen Berliner Verhältnisse abstimmt, klappt es auch mit den Verkäufen. So verkaufte die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs alle sieben ausgestellten Werke des südkoreanischen Künstlers Kim Yongchul bereits am Eröffnungsabend.

Positions Berlin Art Fair
Foto: POSITIONS Berlin Art Fair 2019 © Clara Wenzel-Theiler

Berliner Kunstszene verheddert sich

Den Hype auf den Berliner Kunststandort wollen schon lange nicht mehr alle mitfeiern. Galerien und Museumsdirektoren verlassen die Stadt und wenn man dem Essay von Gesine Borcherdt im aktuellen BLAU Magazin glaubt, ist die Party sowieso bald vorbei.

Dreißig Jahre nach dem Mauerfall windet sich Berlin in einem Provenzialismus, der die Welt den Kopf schütteln lässt. Wenn das so weitergeht, werden sich kein Kurator, kein Sammler und keine Galerie von globalen Format mehr hierher verirren. Und dann? Dann gehen auch die Künstler.
Gesine Borcherdt, BLAU Magazin Nr.37

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