Gurlitt Kunstschatz - 590 Werke werden bei Lost Art veröffentlicht
Die Taskforce unter Leitung von Ingeborg Berggreen-Merkel, kündigte an, dass man 590 Werke aus der Sammlung Gurlitt kommende Woche im Internet veröffentlichen werde.

Nazi-Schatz soll im Internet veröffentlicht werden

Anfang dieser Woche hatte man eine Liste mit 25 Kunstwerken auf lostart.de veröffentlicht. Der nationale und internationale Druck wurde zu groß. Man musste jetzt endlich handeln. Doch auch die Veröffentlichung der Liste von Arbeiten der Künstler Otto Dix, Max Liebermann, Marc Chagall oder Henri Matisse, stieß auf Kritik. Man warf den Verantwortlichen eine "Salamitaktik" vor. Eilig wurde nun eine Taskforce einberufen, bestehend aus sechs Expertinnen und Experten für Provenienzrecherche, um Licht ins Dunkel der umstrittenen Kunstsammlung des Cornelius Gurlitt zu bringen.

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590 Kunstwerke sollen in der Lost Art Datenbank im Internet veröffentlicht werden

Bei den 590 Kunstwerken die kommende Woche nun im Internet veröffentlicht werden sollen, liegt der Verdacht nahe das es sich um Nazi-Raubkunst (NS-Raubkunst) handelt. Durch die Veröffentlichung rechnet man mit mehr Erkenntnissen und wohl auch Anfragen. Zu hoffen ist nur, dass man in Magdeburg, wo das Lost Art Datenbank Archiv seinen Sitz hat, auch die Serverkapazitäten entsprechend aufgerüstet sind. Denn als die Liste der 25 ersten Kunstwerke in dieser Woche veröffentlicht wurde, brach die Webseite von lostart.de mehrmals zusammen und war nicht erreichbar. Zu groß war das weltweite Interesse an den Bildern. Zusätzlicher Druck kam in dieser Woche auch von verschiedenen Anwälten, Nachkommen und anderen Anspruchsteller, die Zugang zu den sichergestellten Kunstwerken forderten. Darunter auch die Erben des Künstlers Max Ernst, vertreten durch den Kölner Anwalt Jürgen Wilhelm.

370 Werke der "Entarteten Kunst" zugeordnet

Inzwischen konnte die Kunsthistorikerin Meike Hoffmann rund 370 Werke identifizieren, die aus der Beschlagnahmungsaktion "Entartete Kunst" der Nazis stammen. Diese Werke sind quasi hoch "toxisch". Rund 300 weitere Bildern, Drucken und Zeichnungen konnten allerdings auch der Kunstsammlung Gurlitt zugeordnet werden. Bedeutet, für diese gibt es keinen NS-Raubkunst Verdacht. Diese Werke müssten dann allerdings auch so schnell wie möglich Herrn Cornelius Gurlitt zurückgegeben werden.

Erste Provenienzen geklärt

Einige der Provenienzen von Bildern klärten sich relativ schnell. Warum sich die Staatsanwaltschaft allerdings diesbezüglich so "dilettantisch" verhielt, ist kaum zu fassen. Schon nach der ersten Pressekonferenz, als erste Namen und Bilder genannt und gezeigt wurden und diese man als Sensationen bzw. Neuentdeckungen "verkaufte", war klar das in Augsburg einiges schief lief. So etwa beim Matisse Gemälde "Sitzende Frau", das einst dem Galeristen Paul Rosenberg gehörte. Auch eine Dix-Arbeit, welche als Sensation gefeiert wurde, war längst bekannt. Das Max Liebermann Gemälde „Reiter am Strand“ war sogar in der Lost Art Datenbank verzeichnet. Man hätte also schon wesentlich früher Kontakt zu den rechtmäßigen Erben aufnehmen können. Bis zur Enteignung durch die Nazis gehörte das Liebermann-Bild dem Breslauer Sammler David Friedmann.

Erben und Nachkommen fordern Zugang zu den Gurlitt Werken

Die Augsburger Behörden bekommen täglich neue Anfragen von potenziellen Erben und Nachkommen. Darunter befinden sich neben den schon Genannten auch Nachfahren des Kunsthändlers Alfred Flechtheim und Dresdner Sammlers Curt Glaser. Doch was passiert eigentlich, wenn einige der 590 Kunstwerke die in der kommenden Woche ins Internet gestellt werden, tatsächlich von den Erben und Nachkommen identifiziert und beansprucht werden?
Unterdessen reiben sich Anwälte, Auktionshäuser und Kunsthändler wohl schon die Hände, wenn Teile vom "Kunstschatz von München" neu verteilt werden.

Link zum Thema:
- zur Lost Art Datenbank

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