Das Geschäft mit den wiederentdeckten Caravaggio Zeichnungen
Die Meldung vom Fund angeblicher Caravaggio-Zeichnungen ging Anfang Juni weltweit durch die Medien. Doch nun scheint es so, als stünden dahinter einfach nur "clevere" Geschäftemacher.

Echte Caravaggio-Zeichnungen oder nicht?

Die angeblich 100 Caravaggio zugeschriebenen Zeichnungen wurden von zwei selbst ernannten italienischen "Kunstexperten" in einem Mailänder Museum entdeckt und zwei Jahre lang untersucht. Anfang Juni 2012 veröffentlichten dann die beiden Kunsthistoriker Maurizio Bernardelli Curuz und Adriana Conconi Fedrigolli den größten "Kunst-Coup" der letzten Jahre medienwirksam. Auch Artinfo 24 berichtete über den Fund und auch über erste Zweifel, die z.B. von Claudio Strinati (Experte für die Kunst des 16. Jahrhunderts) kamen.

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Die Maschinerie war jetzt voll im Gange und über eine extra eingerichtete "geheimnisvolle + reißerische" Website, ein eigens gedrehtes Video wurde das eigentliche Geschäft mit den wiederentdeckten Caravaggio-Zeichnungen der beiden "Experten" erst so richtig angeheizt. Denn auf der Website werden auch zwei E-Books für je 13,82 Euro pro Stück zum Kauf angeboten.
Und durch die weltweite Aufmerksamkeit dürfte der Umsatz mit den E-Books ein einträgliches Geschäft gewesen sein, welches sicherlich immer noch anhält.

Immer mehr Zweifel an der Echtheit der Caravaggio-Zeichnungen

Die Echtheit der Werke wurde von nationalen und internationalen Experten nie angezweifelt. Nur das es sich um Werke von Caravaggio handele bezweifelte man stark. Sybille Ebert-Schifferer, Caravaggio-Expertin und Verfasserin einer Biografie über den Künstler, nannte die ganze Geschichte gegenüber dem österreichischen "der Standard" einfach nur einen "Riesenhumbug", zumal bis heute nur sehr wenige Zeichnungen des italienischen Künstlers bekannt sind, die ihm auch zweifelsfrei zugeschrieben werden.

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Wie kamen die "Experten" an die Zeichnungen?

Die beiden Kunsthistoriker Maurizio Bernardelli Curuz und Adriana Conconi Fedrigolli hatten sich die Zeichnungen zu Forschungszwecken von der Stadt Mailand ausgeliehen, die auch die rechtmäßigen Besitzer sind. Jetzt ist ein Rechtsstreit zwischen beiden Parteien darüber entstanden, ob das Thema auch hätte publiziert werden dürfen. Angeblich wurden auch Autorenrechte in der Höhe von 7000 Euro an die Stadt Mailand bezahlt. Diese verklagt nun die beiden findigen Geschäftemacher.

Wem werden die wiederentdeckten Caravaggio-Zeichnungen nun wirklich zugeschrieben?
Die Zeichnungen stammen aus dem Nachlass des Mailänder Malers und Meisters Simone Peterzano, dessen Schüler Caravaggio in der Zeit zwischen 1584 bis 1588 war. Insgesamt umfasst die Mailänder Sammlung dieser 1378 Blätter.
Welchen Ausgang die Geschichte nimmt, ist ungewiss, genau so ob unter den 100 Bildern nicht vielleicht doch die eine oder andere Zeichnung Caravaggio zugeordnet werden kann. Die Mailänder Stadtverwaltung hat indes eine PDF-Datei der fragwürdigen 100 Werke auf ihrer Website veröffentlicht.

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